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Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung
Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung




Angelika Baumann

Athena Verlag
EAN: 9783898963657 (ISBN: 3-89896-365-9)
592 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2009

EUR 34,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit Beginn der 1990er Jahre versuchen Eltern in Deutschland, ihren Kindern in Privatinitiativen Maßnahmen der Konduktiven Förderung zuteil werden zu lassen. Mit dem Schulversuch zur Konduktiven Förderung (1995–1999) gelang es, diesen ungarischen Förderansatz in Bayern institutionell zu verankern. Seither lassen sich wechselseitige Annäherungen zwischen der Konduktiven Förderung und der Körperbehindertenpädagogik erkennen, die sich als Lehrplanverweis im Lehrplan der Grund- und Hauptschule (Adaptionen 2001 und 2006), als additives oder integratives Zusatzangebot an mehreren bayerischen Förderzentren, als Unterrichts- und Schulkonzept und als Integrationsmodell einer konduktiven Außenklasse realisieren.

Das vorliegende Werk macht es sich zur Aufgabe, die zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung bestehenden theoretischen und praxisbezogenen Querverbindungen anhand von Literaturrecherche und Beobachtungen im vorschulischen und schulischen Feld herauszukristallisieren und kritisch zu beleuchten. Zentrales Anliegen ist nicht die Darstellung oder Prüfung der Wirksamkeit konduktiv-therapeutischer Maßnahmen bei Erwerb oder Anwendung motorischer Handlungen, sondern die Fokussierung des anthropologisch-ethischen und psychologisch-pädagogischen Fundaments, das jeglicher Interaktion mit Kindern zugrunde liegt. In den Vordergrund der Betrachtungen rücken vergleichend konzeptbildende Parameter und konzeptuelle Grundlagen, gesellschafts-historische Entwicklungen und strukturelle Gegebenheiten bei der Umsetzung des konduktiven Förderansatzes im Kontext der Körperbehindertenpädagogik.

Im Annäherungsprozess zwischen Conductive Education ungarischer Prägung und der Körperbehindertenpädagogik ergeben sich wechselseitige positive Impulse. Es entwickelt sich für Bildung und Erziehung ein tragfähiges Modell der Konduktiven Förderung mit erziehungswissenschaftlicher Fundierung, das zur Realisierung eines therapieimmanenten Unterrichts, zur Profilschärfung des Förderzentrums körperliche und motorische Entwicklung und zur Inklusion beitragen kann.
Rezension
Im Annäherungsprozess zwischen Conductive Education ungarischer Prägung und der Körperbehindertenpädagogik ergeben sich wechselseitige positive Impulse, - das weist diese Studie nach. Zentrales Anliegen ist nicht die Darstellung oder Prüfung der Wirksamkeit konduktiv-therapeutischer Maßnahmen bei Erwerb oder Anwendung motorischer Handlungen, sondern die Fokussierung des anthropologisch-ethischen und psychologisch-pädagogischen Fundaments, das jeglicher Interaktion mit Kindern zugrunde liegt. Der konduktive Förderansatz bekommt in Deutschland die Gelegenheit, sich durch Anbindung an die Körperbehindertenpädagogik zu einem gewandelten, theoretisch abgesicherten Gesamtkonzept Konduktiver Förderung im Bildungswesen zu entwickeln.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Schriften zur Körperbehindertenpädagogik, herausgegeben von Volker Daut und Reinhard Lelgemann
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

Einleitung 13

1 Zu Ursache, Erscheinungsform und Auswirkung der Infantilen Zerebralparese 27

1.1 Medizinisch-neurologische Aspekte: Sensomotorische Entwicklungsstörung 27
1.2 Aktuelle Befunde zur Plastizität des zentralen Nervensystems 37
1.3 Modelle der Klassifizierung bei IZP 39
1.4 ICF: Veränderungen des Behinderungsbegriffs der WHO 41
1.5 Somatogene Ebene: Auswirkungen auf Motorik, Kognition und Lernverhalten 44
1.6 Psyehogene Ebene: Identitätsgenese und Selbstkonzept 48
1.7 Soziogene Ebene: Verarbeitungsprozesse von Eltern 52
1.8 Veränderung der Population an Förderzentren FkmE 58
1.9 Zusammenfassung mit Blick auf den konduktiven Ansatz 60

2 Aspekte von Bildung, Erziehung und Förderung im Kontext der Körperbehindertenpädagogik 65

2.1 Grundlagen von Bildung, Erziehung und Förderung in der Postmoderne 65
2.2 Existenzielle und essentielle Grundfragen zu Autonomie, Behinderung und Bewegung 73
Lebensgestaltung im Spannungsfeld von Freiheit und Abhängigkeit — >Behinderung< zwischen Ontologisierung und Dekategorisierung — Anthropologisch-phänomenologische Überlegungen zu Körper und Bewegung
2.3 Teleologische Einbettung des Bildungs-, Erziehungs- und Fördergeschehens 85
Fremd- und Selbststeuerung: Didaktische Antipoden — Sonderpädagogische Förderung: Prämissen und Intentionen — Integration und Inklusion: Realisierung des Eingliederungsrechts
2.4 Richtlinien für sonderpädagogisches Förderhandeln im Bildungs- und Erziehungsprozess 110
Interdisziplinarität: Bildung, Erziehung und Therapie als Einheit — Kompetenzorientierung: Sicht auf Handlungsalternativen — Entwicklungsförderliches dialogisches Beziehungsverhalten — Förderung von Basiskompetenzen in der Elementarerziehung — Motorische Förderung im Unterricht — Verbesserung der Unterrichtsqualität
2.5 Zusammenfassung 159
Regeln der Konzeptbildung — Unbrauchbarkeit des Ganzbeitsbegriffs — Begriffliche Messlattefür Bildung, Erziehung und Förderung

3 Einflüsse unterschiedlicher Paradigmata auf therapeutische Interventionsmethoden 167

3.1 Kuratives und systemisches Paradigma 167
3.2 Therapeutische Maßnahmen nach dem systemisch-ökologischen Paradigma 170
3.3 Das gewandelte BoBATH-Konzept 173
3.4 Pädagogisierung der Therapie: Situative Körpertherapie in der Schule 175
3.5 Zusammenfassung in Bezug auf Conductive Education 179

4 Das ungarische Theoriemodell der konduktiven Erziehung auf dem Prüfstand 183
4.1 Kategoriale Matrix zur Systematisierung konzeptueller Eckpunkte 183
4.2 Zum historischen Verlauf der Gründungsidee von ANDRÁS PETÖ 188
4.3 Überlegungen zu Grundgedanken der Conductive Education 198
Der Handlungsbegriff zwischen Operation und Tätigkeit — Zielbereich Selbstständigkeit — Abgrenzungen des Erziehungsbegriffs
4.4 Anmerkungen zur Konduktorenausbildung 209
Struktur, Organisation und Inhalte des Diplom-Studiengangs- Zur Reflexion von Bildungsintentionen - Kooperation, Interdisziplinärst und Interaktion
4.5 Konzeptkonstituierung (Matrix K) 223
Theoriebildung: Logik und Konsistenz (K1) — Methodologie (K2) — Explikation: Begriffspräzisierung (K3) — Designativer Modus: Handlungsableitung (K4) — Examination: Intersubjektive Prüfung (K5) — Resümee
4.6 Anthropologisch-ethische und psychologische Grundlegung
(Matrix A) 267 Menschenbild (A1) - Behinderung (A2) —Autonomie vs. Abhängigkeit (A3) - Anerkennungsethik (A4) - Körper und Bewegung (A5) — Resümee
4.7 Bildung und Erziehung (Matrix BE) 282
Bildungs-, Erziehungs- und Lernbegriff (BE1) - Bildungsanspruch ... für alle? (BE2) — Zielsetzungen (BE3) — Lernen (BE4a) - Interaktion und Kommunikation (BE4b) - Praxis 1: Beziehungsgestaltung im Kindergarten (BE5b) — Praxis 2: Unterrichtsgestaltung (BE5a) - Resümee
4.8 Therapeutische Elemente im Erziehungskontext:
Förderung (Matrix E) 317
Förderbegriff (F1) — Diagnostik (F2) - Förderziele (F3) - Förderpraxis (F4) — Formen der Kooperation der Erziehungsverantwortlichen (F5)
4.9 Zusammenfassende Analyse der CE mit Blick auf das Forschungsvorhaben 345
Konzeptkonstituierung — Theoretischer Wesensgehalt - Konduktives Handeln

5 Entwicklungsprozesse der Konduktiven Förderung in Deutschland - eine kommentierende Zusammenschau 357

5.1 Überblick über den Forschungs- und Diskussionsstand zur KF in Deutschland 357
5.2 Forschungserkenntnisse zur Wirksamkeit der Konduktiven Förderung 363
Kölner Projekt 1997-1999' — Zeitvergleichsstudie in München 1996-2001 — Langzeit- und Folgeversuch in der STIFTUNG PFENNIGPARADE 1996-1999— Untersuchungen in Hamburg 1997—2000 — Diskussion der deutschen Forschungsergebnisse
5.3 Feststellungen im bayerischen Schulversuch des ISB 1995-1999 380
Zielsetzung, Durchführung und Ergebnisse des Schulversuchs — Rezeption des Schulversuchs durch beteiligte Schulleitungen — Resümee: Veränderungsprozess durch Annäherung und Abgrenzung
5.4 Initiativen von Eltern 408
Zusammenschlüsse von Elterngruppen — Konduktive Förderung in Schulen außerhalb Bayerns — Beweggründe für die Errichtung von privaten Kindertagesstätten — Elternsicht: Wesen und Faszinosum der Konduktiven Förderung — Therapiefokussierung in konduktiven Kindertagesstätten
5.5 Konduktorinnen in Deutschland 424
Berufliche Anerkennung in Deutschland — Zusammenschluss zu Interessenverbänden
5.6 Weiterbildungslehrgang zur Pädagogisch-therapeutischen Konduktorin 432
Lehrgangskonzept — Ziele und Inhalte des Lehrgangs — Zusammenfassende Merkmale der Weiterbildung
5.7 Wandel durch Annäherung im Bildungswesen Bayerns 444
Überblick über gegenwärtige Schulprojekte mit KF in Bayern — Konduktives Förderzentrum: PHOENK— Integration: Außenklasse Rohrdorf
5.8 Fazit: Wechselseitige konzeptuelle und strukturelle Veränderungen 474
Konzeptuell-strukturelle Veränderung der CE durch KB - Strukturell-konzeptuelle Veränderung der KB durch CE- Veränderung der Teamarbeit — Veränderung der Organisationsstrukturen
5.9 Zusammenfassung 497

6 Würdigung der Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung aus gesellschafts-historischer Sicht 501

6.1 Konzeptuelle und strukturelle Kohärenzen im Spiegel
historisch gewachsener gesellschaftlicher Rahmenbedingungen 501
Konzeptuell differente Ausgangslage: Divergenz vs. Konduktion — Ausweitung in gegenläufiger Richtung — Theoretische Fundierung contra Pragmatismus — Spalten- und Spartenbildung contra Politisierung des Erziehungsbegriffs - Grundrecht auf Bildung und Erziehung — Menschenbild und Bildungsziele - Therapieimmanenz und disziplin-übersreifende Qualifizierung — Explikation grundlegender Begriffe - Zusammenführung der Disziplinen im Unterricht — Bildungspolitischer und gesellschaftlicher Einfluss — Zusammenfassung
6.2 Anregungen für die Körperbehindertenpädagogik 522
6.3 Offene Fragen und Forschungsperspektiven 533

7 Gesamtzusammenfassung 535

Literaturverzeichnis 539
Online-Verzeichnis 575
Abkürzungsverzeichnis 583
Verzeichnis der Beispiele, Definitionen, Tabellen und Exkurse 587