lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Die Aktualität des Geistes  Klassische Positionen nach Kant und ihre Relevanz in der Moderne Jörg Noller  Thomas Zwenger (Hrsg.)
Die Aktualität des Geistes
Klassische Positionen nach Kant und ihre Relevanz in der Moderne


Jörg Noller Thomas Zwenger (Hrsg.)
Verlag Karl Alber
EAN: 9783495489925 (ISBN: 3-495-48992-4)
224 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, September, 2018

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Ich weiß nicht, ob es Geister gebe, ja was noch mehr ist, ich weiß nicht einmal, was das Wort Geist bedeute. Da ich es indessen oft selbst gebraucht oder andere habe brauchen hören, so muß doch etwas darunter verstanden werden, es mag nun Etwas ein Hirngespinst oder was Wirkliches sein. Um diese versteckte Bedeutung auszuwickeln, so halte ich meinen schlecht verstandenen Begriff an allerlei Fälle der Anwendung, und dadurch, daß ich bemerke, auf welchen er trifft und welchem er zuwider ist, verhoffe ich dessen verborgenen Sinn zu entfalten.“

Immanuel Kant



„[S]er Geist [verträgt] keine wißenschaftliche Behandlung […], weil er nicht Buchstabe werden kann. Er, der Geist, muß also draußen bleiben vor den Thoren seiner Wißenschaft; wo sie ist, darf Er Selbst nicht seyn. Darum buchstabiret, wer den Geist buchstabiren wähnt, zuverläßig immer etwas anderes, wißentlich oder unwißentlich.“

Friedrich Heinrich Jacobi



„Der Begriff ‚Geist‘ ist korrekt; aber wir dürfen ihn nicht als Name einer Substanz gebrauchen – für ein Ding ‚quod in se est in se conciptur‘. Wir sollten ihn in einem funktionellen Sinne gebrauchen als einen umfassenden Namen für alle jene Funktionen, die die Welt der menschlichen Kultur konstituieren und aufbauen“.

Ernst Cassirer
Rezension
Was versteht man in der Philosophie unter „Geist“? Kann Geist der Inbegriff von Philosophie sein? Ist der Geist etwa die Bedingung der Möglichkeit von Sinn und Bedeutung? Worin objektiviert bzw. verkörpert sich der Geist? Wie kann das Verhältnis von Geist und Freiheit bestimmt werden? Ist der Geist eine Funktion des Lebens oder das bildende Prinzip? Ist es sinnvoll in der aktuellen Philosophie den Begriff „Geist“ durch den des „Bewusstseins“ zu ersetzen? Besitzt die Philosophie des Geistes des Deutschen Idealismus gegenwärtig noch Aktualität?
Antworten auf diese philosophischen Fragen findet man in dem Sammelband „Die Aktualität des Geistes. Klassische Positionen nach Kant und ihre Relevanz in der Moderne“. Er eröffnet die neue - im Verlag Karl Alber publizierte - Reihe „Geist und Geisteswissenschaft“, die darauf abzielt, einen philosophischen Beitrag zur „Selbstbestimmung und Selbstbesinnung der Geisteswissenschaften“ zu leisten. Diesem Anspruch wird der erste Band, herausgegeben von Jörg Noller (*1984) und Thomas Zwenger (*1950) vollauf gerecht.
In den einzelnen Aufsätzen, die überwiegend von ausgewiesenen Philosophieprofessorinnen und -professoren stammen, wird der polysemantische Begriff „Geist“ bzw. seine systematische Stellung in einzelnen Philosophien primär des Deutschen Idealismus und der nachidealistischen Kulturphilosophie differenziert beleuchtet. In den Fokus der philosophischen Analyse werden die Geist-Konzeptionen genommen von: Kant, Jacobi, Fichte, Hölderlin, Schelling, Wilhelm von Humboldt, Hegel, Nietzsche, Simmel, Cassirer und Adorno. Die Auswahl der Philosophen überzeugt aufgrund ihrer historisch-systematischen Relevanz. Zusätzlich hätte man sich Beiträge zu den posthegelianischen Theorien des Geistes von Moritz Lazarus und Wilhelm Dilthey gewünscht, da diese ebenso für die Begründung der Kulturphilosophie und die Grundlegung der Geisteswissenschaften bedeutsam sind. Gegenüber einer in der analytischen Philosophie verbreiteten Reduktion des Begriffs „Geist“ auf den des „Bewusstseins“ unterstreichen die vorliegenden Aufsätze die Aktualität des Geistbegriffs des Deutschen Idealismus, der als Intelligibilität gedeutet werden kann, als Bedingung der Möglichkeit einer produktiven Relationierung von Individualität und Allgemeinheit. Philosophielehrkräfte erhalten durch das vorliegende Buch hervorragendes Fachwissen, um sich zusammen mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht mit der Philosophie des Geistes des Deutschen Idealismus und der Kulturphilosophie der Moderne kritisch-reflexiv auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Sammelband „Die Aktualität des Geistes“, herausgegeben von Jörg Noller und Thomas Zwenger, liefert einen wichtigen Beitrag zur Reaktualisierung eines umfassenden, philosophisch reflektierten Geistbegriffs – gerade im Hegel-Jahr.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Aktualität des Geistes (Gebundene Ausgabe)
Klassische Positionen nach Kant und ihre Relevanz in der Moderne
von Jörg Noller (Herausgeber/in), Thomas Zwenger (Herausgeber/in)
Geist und Geisteswissenschaft
Band 1
Gebundene Ausgabe
29,00 €
eBook (PDF)
29,00 €
Verlag Karl Alber
1. Auflage 2018
Gebunden
224 Seiten
ISBN: 978-3-495-48992-5
Bestellnummer: P489922
Die Beiträge des Sammelbandes beleuchten die begriffliche Komplexität der Geist-Konzeptionen in klassischen Bereichen idealistischen und nachidealistischen Philosophierens von Kant bis Adorno. Dabei wird auf die Dimensionen von Theorie und Praxis, Subjektivität und Intersubjektivität, Epistemologie, Ästhetik, Metaphysik und Theologie näher eingegangen. Auch wird dabei untersucht, welche systematische Relevanz diesen Konzeptionen angesichts der Moderne noch innewohnt.
Mit Beiträgen von Thomas Buchheim, Christoph Demmerling, Volker Gerhardt, Anton Friedrich Koch, Jörg Noller, Birgit Recki, Melanie Riedel, Birgit Sandkaulen, Violetta L. Waibel, Thomas Wyrwich, Thomas Zwenger
Herausgeber/in
Jörg Noller studierte an den Universitäten Tübingen und München. Er promovierte über das Autonomieproblem im Ausgang von Kant. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Chicago, Pittsburgh und Notre Dame (USA). Zurzeit arbeitet er an seiner Habilitation zum Thema »personale Lebensformen«. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Herausgeber/in
Thomas Zwenger studierte in Gießen, Frankfurt/M., München und Oxford und promovierte 1989 mit einer Studie zum Thema »Handlung als konstitutives Moment von Geschichten«. Er habilitierte sich 2008 mit einer Arbeit zur Grundlegung der Geschichtsphilosophie.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Einführung 9
Jörg Noller / Thomas Zwenger
Der »Geist« als Grundbegriff einer kritischen Philosophie? Überlegungen zu Kants Vernunftverständnis 12
Thomas Zwenger
Wie »geistreich« darf Geist sein?
Zu den Figuren von Geist und Seele im Denken Jacobis 34
Birgit Sandkaulen
›Das Universum ist vor meinem Blicke vergeistiget‹.
Fichtes werkübergreifende Ausdifferenzierung des Geistbegriffs 55
Thomas Wyrwich
»Wenn der Dichter einmal des Geistes mächtig …«
»Leben. Geist. Bewegung. Thätigkeit«
Anmerkungen zum Geistbegriff der Dichterphilosophen
Hölderlin und Hardenberg 77
Violetta L. Waibel
»Der Geist ist eine ewige Insel«. Annäherungsversuche an einen schillernden Begriff der
Schelling’schen Philosophie 112
Thomas Buchheim
Die Form des Geistes.
Humboldts transzendentale Bedeutungstheorie 126
Jörg Noller
Hegels Begriff des Geistes 139
Anton Friedrich Koch
Nietzsches Begriff des Geistes 150
Volker Gerhardt
Geist als Funktion des Lebens.
Kritische Überlegungen zu Simmels metaphysischer und kulturtheoretischer Deutung von Geist 163
Melanie Riedel
Geistige Energie, Verkörperung, Kultur. Der Begriff des Geistes in Ernst Cassirers
Philosophie der symbolischen Formen 185
Birgit Recki
Erfahrung und Mimesis. Adornos Begriff des Geistes 201
Christoph Demmerling
Die Autorinnen und Autoren 220
Weitere Titel aus der Reihe Geist und Geisteswissenschaft