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Deutsche Fleischarbeit Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute
Deutsche Fleischarbeit
Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute




Veronika Settele

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406790928 (ISBN: 3-406-79092-5)
240 Seiten, paperback, 12 x 20cm, September, 2022

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
STALL UND GESELLSCHAFT - EINE GESCHICHTE DER MASSENTIERHALTUNG

Diese Geschichte der Massentierhaltung erzählt, wie aus allgegenwärtigen Tieren und mangelndem Fleisch unsichtbare Tiere und üppige Fleischportionen wurden: deutsche Fleischarbeit. Kompetent und mit erzählerischem Schwung führt uns die Historikerin Veronika Settele durch Deutschlands Ställe seit dem 19. Jahrhundert und zeigt, wie sich unser Umgang mit Tier und Fleisch nicht erst seit gestern verändert hat.

Veronika Setteles Geschichte der Massentierhaltung tritt einen Schritt hinter die aktuellen Debatten zurück. Sie zeigt die Stationen auf einem langen Weg, der von der Mitte des 19. Jahrhunderts, als noch Schweine die Straßen Berlins, Londons und Manhattans bevölkerten, bis in unsere Gegenwart führt, in der ein exorbitanter Fleischkonsum und «intensive» Tierhaltung ebenso existieren wie die immer lauter werdende Kritik daran. Ihr vorzüglich recherchiertes Buch macht unmissverständlich deutlich: Was immer auch im Stall geschieht, ist eine Reaktion auf das, was die Gesellschaft, was wir alle von der Landwirtschaft erwarten.

Wie Deutschland zur Fleischnation wurde

Auf welcher Grundlage entstand die moderne Massentierhaltung in Deutschland?

Tierhaltung als Agrarfrage der Gegenwart

Veronika Settele ist Historikerin an der Universität Bremen. Ihr Buch "Revolution im Stall" wurde mit dem Förderpreis Opus Primum der Volkswagen-Stiftung für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation 2020 ausgezeichnet.
Rezension
Dieses Buch mit dem wortspielerischen Titel, basierend u.a. auf einer entsprechend fleiß-arbeitigen eigenen Dissertation, beschreibt die Geschichte der Massentierhaltung. Was genau Massentierhaltung sein soll, ist schwer zu definieren und zwar, seit es das Wort gibt. Ab wie vielen Tieren spricht man überhaupt von Massenhaltung? Die "Massentierhaltungsverordnung" aus dem Jahr 1975 regelte, dass Schweinehalterinnen und -halter mit mehr als 1250 Tieren besondere Hygienevorkehrungen zur Seuchenprävention zu treffen hatten. Massentierhaltung meinte die ganzjährige Konzentration ungewöhnlich großer Herden in Ställen auf Basis zugekauften Futters und die mit dieser neuen Tierhaltung einhergehenden Herausforderungen. Kein anderes Wort bringt so griffig auf den Punkt, worin die Radikalität des Wandels bestand, der sich quantitativ und qualitativ von der Entwicklung der vorangegangenen Jahrhunderte unterschied. Die Autorin schildert, wie Massentierhaltung und enorme Steigerungsraten bei der Milchproduktion überhaupt möglich wurden, wie Tiere zu Industrieprodukten wurden, und die seit den frühen 1990er Jahren anschwellende Kritik daran. Im ersten Teil des Buches schildert die Autorin das wachsende Verlangen nach Fleisch in der Zeit zwischen 1860 und 1945. Die "Revolution im Stall" zwischen 1945 und 1990 referiert die Autorin im zweiten Teil des Buches: Nach dem Krieg sorgte der Wandel in der Landwirtschaft für die Zucht von "normierten Leistungsmaschinen". Teil drei beschäftigt sich mit diesem gesellschaftlichen Unmut über die Massentierhaltung als "Entgleisung der Moderne", mit den Rückzugsgefechten in der Landwirtschaft und der Suche nach Fleischersatz.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

Der Reiz an Setteles historischer Aufarbeitung ‚deutscher Fleischarbeit‘ ist der Vergleich simultaner Entwicklung im geteilten Nachkriegsdeutschland. Die Gegenüberstellung von markt- und planwirtschaftlicher Herangehensweise verblüfft.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ulla Fölsing

„Die wahre Bewährungsprobe für technische Neuerungen ist nicht der Flug in den Weltraum, sondern der Einsatz auf dem Bauernhof.“
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Das Problem mit der Massentierhaltung 7

Einleitung
Tierhaltung als Agrarfrage der Gegenwart 11

I. Sehnsucht nach Fleisch, 1860–1945 19

1. Sichtbare Tiere, rares Fleisch 19

Tiere in der Stadt 21 · Fleisch auf dem Teller – oder auch nicht 27

2. Die Inkubationszeit der Massentierhaltung 42

Unzufriedene Agrarexperten und neue Forschungsinstitute 42 · Schweinemord und Erzeugungsschlacht 48

II. Revolution im Stall, 1945–1990 57

1. Rinder / Körper
Neue Tiere für die Konsumgesellschaft 58

Kuhlose Wirtschaften und Rinder per Dampfschiff 58 · Es braucht Rinder, «auf denen die dicken Steaks wachsen» 64 · Tiefgefrorenes Sperma und Populationsgenetik in neuen Dimensionen 69 · Kampf dem Luxuskonsum! 84

2. Hühner / Wirtschaft
Economies of Scale und Kritik of Scale 93

Hühnerwirtschaft in Frauenhand und internationale Inspiration 95 · Ein transatlantischer Hahnenkampf: Der Chicken War, 1961 –1963 101 · Die BWLisierung von Raum, Arbeit und Tier: Keine Frage des Kapitalismus 107 · Die Gesellschaft schlägt zurück 123

3. Schweine / Technik
Neue Ställe mit neuen Problemen 133

Vorindustrieller Schweineauslauf, fehlende Arbeitskräfte und tote Ferkel 135 · Technikdeterminismus als Selffulfilling Prophecy 140 · Nichts tragen, was fließen kann! 146 · Nebenwirkungen im Stall: Kannibalismus, Hygiene und Stress 155 · Stall im Raum: Mehr Schweine, als Luft und Boden vertrugen 164

III. Unmut in der Gesellschaft und Stagnation im Stall, 1990 bis heute 179

1. Tierhaltung im Kreuzfeuer der Gesellschaft 179

2. Realität im Stall: It’s the economy, stupid! 195

Dank 210 · Anmerkungen 212 · Bildnachweis 239