Manchmal beginnt der Tag ohne Aussicht auf etwas Schönes
und es wird nur noch schlimmer
Dunkelheit senkt sich herab
keiner versteht dich
die Welt ist eine taube Maschine
ohne Sinn und Verstand
manchmal wartest du und wartest und wartest und wartest und wartest und wartest und wartest aber nichts geschieht
dann kommen alle Probleme auf einmal
schöne Dinge gehen an dir vorbei
schreckliche Schicksale sind unausweichlich
manchmal weißt du gar nicht, was du tun sollst
oder wer du denn nun sein sollst
oder wo du bist
und der Tag scheint genauso zu enden, wie er begonnen hat
aber dann ist er plötzlich da direkt vor dir hell und leuchtend ruhig wartet er
genauso, wie du es dir vorgestellt hast

Ein knapper Text, der eine schwierige Lebenssituation beschreibt: Alles ist dunkel, kein anderer Mensch, der in Beziehung tritt, kein Sinn zu entdecken, endloses Warten, kein Ende in Sicht. Doch damit endet das Buch nicht. Am Schluss gibt es etwas Schönes zu entdecken, das leuchtet und das Dunkel erhellt: Hoffnung strahlt auf.

Der poetische Text wird von Shaun Tan in ausdrucksstarke Bilder umgesetzt. So sieht man auf dem ersten Bild ein kleines Mädchen im Bett; das Zimmer ist kahl, die Farben kühl. Einzelne schwarze Blätter liegen auf dem Bett, dem Boden, flattern durch die Luft. Auf dem zweiten Bild ist das Zimmer voll damit; das Bett ist schon nicht mehr zu erkennen, und das Mädchen watet bis an den Bauch durch das dunkle Blättermeer und erreicht nur mit Mühe die Tür. Doch die Welt draußen ist nicht besser: Der Kopf eines riesigen Ungeheuers schwebt über der Straße und verdunkelt sie, während die Passanten mit gesenktem Kopf beziehungslos aneinander vorbei gehen. Isolation, Verwirrung, Bedrängnis, Hoffnungslosigkeit: Schwere Zeiten können so belasten, dass eine Depression entsteht.

Auch Kinder kennen schwere Zeiten, bei sich selbst wie bei anderen. Mit diesem Bilderbuch können sie ohne viele Worte die beklemmende Atmosphäre empfinden - aber sie auch wieder überwinden. Das Buch eignet sich aber auch für Jugendliche und Erwachsene, die in den facettenreichen Bildern vieles entdecken und deuten können. Und wer ganz genau hinschaut, wird auf jeder Doppelseite ein kleines rotes Blatt finden: Ein Vorbote auf Hoffnung und Trost.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de