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Der Gekommene als Wiederkommender Die Logienquelle als erzählte Geschichte Zugl.: Habil., Uni Halle-Wittenberg SS 2009
Der Gekommene als Wiederkommender
Die Logienquelle als erzählte Geschichte


Zugl.: Habil., Uni Halle-Wittenberg SS 2009

Michael Labahn

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374027576 (ISBN: 3-374-02757-1)
640 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2010

EUR 78,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Quelle Q erweist sich als eine als kohärent zu bewertende Sinnbildungsleistung und eigenständige frühchristliche Präsentation Jesu. Das Werk entstand auf dem Hintergrund einer Krise, ausgelöst durch die Ablehnung der christlichen Botschaft und damit einhergehender sozialer Isolierung. Es entwickelt Orientierung für seine Adressaten durch die Verortung der narrativen Repräsentanten in der Textwelt zwischen dem Gekommenen und dem Wiederkommenden. Q ist ein Text voller Signale, die zur Sinnstiftung und daraus folgend zur Identitätsbildung einladen, indem sich die Leser und Leserinnen im Vollzug der Lektüre neu verstehen als Nachfolgende Jesu in steter und intensiv gelebter Erwartung des wiederkommenden Menschensohnes.
Rezension
Die "Logienquelle" Q, also die Schrift, die uns faktisch nicht vorliegt, sondern die hypothetisch durch die sog. Zwei-Quellen-Theorie aus den synoptischen Evangelien erschlossen wird, besteht aus dem Material der synoptischen Evangelien, das Matthäus und Lukas gemeinsam haben über Markus hinaus, also die zweite Quelle neben Markus, die die spätere Evangelistengeneration Matthäus und Lukas als schriftliche Vorlage neben Markus gehabt haben. Inhaltlich finden sich hier vor allem "Logien", also Worte und Sprüche Jesu. Der Autor dieser Hallenser Habilitation sieht aber in Q mehr als nur eine Spruchsammlung, sondern eine erzählte Geschichte (Untertitel) vom Gekommenen als Wiederkommender (Titel). Das Dokument Q erzählt vom Auftreten der Gründungsfigur und ihrem Verkündigungshandeln (Jesus). Als plot der Q-Erzählung wird die Erwartung festgestellt, dass der gekommene als Wiederkommender die Q-Missionare und ihre Gemeinden ins Recht setzt und damit aus dem Sinnlosen (Tod Jesu) Sinn wird (Wiederkunft bzw. Auferstehung Jesu).

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Logienquelle Q ist eine der grundlegenden Quellen der Evangelien. Die vorliegende Studie analysiert das frühchristliche Dokument unter Verwendung geschichts- und erzähltheoretischer Methoden.

zum Autor
Michael Labahn, Dr. theol., Jahrgang 1964, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zudem ist er Mitarbeiter im DFG-Projekt »Einflüsse der Septuaginta in der Apokalypse des Johannes« an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.

Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte
Herausgegeben von Rüdiger Lux, Christof Landmesser und Udo Schnelle
Die „Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte“ [ABG] stellen sich zur Aufgabe, die Exegese alt- und neutestamentlicher Schriften mit der Auslegungsgeschichte der biblischen Bücher zu verbinden. Die Reihe umfasst deshalb nicht nur Studien zum Alten und Neuen Testament, sondern schließt Arbeiten aus dem Bereich des antiken Judentums sowie rezeptions- und wissenschaftsgeschichtliche Studien ein.
Neben Promotionen, Habilitationen und anderen einschlägigen Forschungsarbeiten sollen thematisch ausgerichtete Aufsatz- und Tagungsbände bzw. Festschriften zum Druck kommen.
Um Engführungen zu vermeiden, finden nicht nur deutschsprachige, sondern auch englischsprachige Titel Aufnahme.

Die Reihe [ABG] kann zur Fortsetzung bestellt werden. Der Fortsetzungsbezug ist jederzeit kündbar. Info und Bestellmöglichkeit unter Tel. 0341 7114116.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

0. Thema und Aufgabe der Studie 13

l. Problemgeschichtliche und auslegungsgeschichtliche Hinführung 27
l.1 Das Dokument Q im forschungsgeschichtlichen Diskurs 27
1.2 Die literarische Form von Q 40
l.2.1 Das Dokument Q zwischen Oralität und Schriftlichkeit 40
1.2.2 Die Gattungsfrage 49
1.2.2.1 Die Bedeutung der Fragestellung49
l.2.2.2 Die Einordnung von Q in die frühchristliche Literatur: Q als »Halb-Evangelium« / »Proto-Gospel« 50
l.2.2.3 Die Einordnung der Gattung von Q in die antike Literatur: Q als Spruch- oder Redesammlung 54
1.2.2.4 Gattungsanalyse im Horizont kompositionsgeschichtlicher und argumentationskritischer Einsichten 59
l.2.2.5 Narrative Gattungsmodelle 63
l.2.3 Überlegungen zu Tradenten, Verfassern und Adressaten des Dokuments Q im Lichte des Konfliktes mit ihrer Mitwelt 73
1.2.3.1 Tradenten74
1.2.3.2 Überlegungen zu den Schreibern von Q 83
1.2.3.3 Adressaten 88
1.3 Zum Abfassungsort 94
1.4 Entstehungszeit 99
l.5 Zwischen Diachronie und Synchronie — Zur Methodik dieser Arbeit 104
1.5.1 Überlieferungsgeschichtliche Modelle 104
1.5.2 Literarkritische Modelle 106
1.5.3 Das stratigraphische Paradigma111
1.5.4 Der synchrone Gegenentwurf 116

2. Das Dokument Q als Erzählung zur Sinnbildung historischer Ereignisse 120

3. Q als >Erzählung< im Dienste historischer Sinnbildung 134

3.1 Einleitung 134
3.2 Probleme einer narrativen Analyse von Q 137
3.2.1 Probleme der Rekonstruktion des Inhalts und ihre Folgerung für die Arbeit 137

Exkurs: Erörterung wesentlicher einfach überlieferter Texte, die in Q gestanden haben können 140
1. Die Taufe Jesu (Q 3,21 f.) als Bestandtteil von Q140
2. Antrittspredigt Jesu (Lk 4,16-30) - ein zweifelhafter Bestandtteil von Q 145
3. Für und wider Johannes (Mt 21,32 und Lk 7,29 f.)147
4. Die Nachfolge (Q 9,61-62)148
5. Analyse des Kairos (Lk 12,54-56 par. Mt 16,2 f.) 150
6. Die Ersten und die Letzten in Q (Q 13,30)? 150
7. Die verlorene Drachme (Q 15,8-10) 151
8. Die Präsenz des Gottesreiches oder ein narrativer Kometeneinschlag in Q 12,2-22,30 (Lk 17,20 f. par Mt 24,23)? 152
9. Lot und Sodom (Q 17,28 f.) — eine mögliche Personalie von Q und eine Markierung im Sinnatlas 153

3.2.2 Probleme der sprachlichen Rekonstruktion und ihre Folgerungen für die narrative Analyse 154
3.2.3 Q — ein nur begrenzt rekonstruierbarer oder ein programmatisch offener Text und das Problem der Q-Rezensionen 156
3.3 Merkmale einer Erzählung 160
3.4 Erzähltext 169
3.4.1 Aufbau des Erzähltextes 169
3.4.2 Die story181
3.4.3 Der plot183
3.4.4 Einleitung186
3.4.4.1 Incipit (Q 3(0) 187
3.4.4.2 Die Einleitung zu Q als Teil des narrativen Diskurses 188
3.5 Chronologische Bausteine und Strukturen 191
3.5.1 Zeiten 192
3.5.2 Ordnung 200
3.5.2.1 Analepsen und Prolepsen 200
3.5.2.1.1 Analepsen 201
3.5.2.1.2 Prolepsen 211
3.5.2.2 Zusammenfassung 217
3.5.3 Dauer 217
3.5.3.1 Szenische Darstellung 218
3.5.3.2 Zusammenfassungen 220
3.5.3.3 Ellipsen 228
3.5.4 Frequenz 229
3.5.5 Der Tag des Menschensohns 233
Exkurs: Zum Zeitverständnis von Q 237
3.5.6 Ergebnisse 242
3.6 Charaktere 243
3.6.1 Einführende Bemerkungen 243
3.6.2 Die positiven Figuren im Dokument Q 249
3.6.2.1 Jesus als Zentralfigur 249
3.6.2.1.1 Taufe und Versuchungsgeschichte als Schlüssel zum Verständnis der Jesus-»Figur« 251
3.6.2.1.2 Wie die Geschichte weitergeht Jesus als Lehrer und seine Lehre, als Heils- und Unheilsbote 267
3.6.2.2 Der Menschensohn — das alter ego Jesu und ein narratives Bindeglied in Q 271
Exkurs: Der Sohn, der Menschensohn und die Söhne / Kinder 272
3.6.2.2.1 Die Seligpreisung der um des Menschensohnes willen Verfolgten (Q 6,22) 274
3.6.2.2.2 Urteil über das Auftreten des Menschensohns (Q 7,34) 278
3.6.2.2.3 Der heimatlose Menschensohn (Q 9,58) 280
3.6.2.2.4 Der Menschensohn als Jona-Zeichen (Q 11,30) 282
3.6.2.2.5 Das Bekennen des Menschensohns im kommenden Gericht (Q 12,8 f.) 287
3.6.2.2.6 Das Reden gegen den Menschensohn und gegen den Heiligen Geist (Q 12,10) 289
3.6.2.2.7 Das Wiederkommen des Menschensohns (Q 12,40; 17,24.26.30) 290
3.6.2.3 Der Kommende 292
3.6.2.4 Der Herr 295
3.6.2.5 Gott / Gott als Vater 296
3.6.2.6 Ein Hausherr 300
3.6.2.7 Der (heilige) Geist 302
3.6.2.8 Die Weisheit 305
3.6.2.9 Johannes, der Täufer 307
3.6.2.10 Die Propheten 315
3.6.2.11 Der Mensch 317
3.6.2.12 Die Jünger 324
3.6.2.12.1 Die Seligpreisungen: Grundlegung einer bedrohten Heilsgemeinde 326
3.6.2.12.2 Ethische Grundlegung 330
3.6.2.12.3 Die Jünger — Repräsentanten Jesu (Erntearbeiter des Reiches)339
3.6.2.12.4 Jünger-aktiv Wartende 341
3.6.2.13 Die Nachfolgenden 344
3.6.2.14 Frau — Frauengestalten 352
3.6.2.15 Der Bruder (Q 6,41 f.; 17,3) 356
3.6.2.16 Der »Kleinste« 357
3.6.2.17 Die Augen-Zeugen Jesu (Q 10,23) 358
3.6.2.18 Abraham (Q 3,8; 13,28), Isaak (Q 13,28) und Jakob (Q 13,28)359
3.6.2.19 Der Centurio / Hauptmann von Kafarnaum (Q 7,1 ff.) und der Knecht 363
3.6.2.20 »Viele von Osten und Westen« 367
3.6.2.21 Die »Königin aus dem Süden« und die Weisheit Salomos 368
3.6.2.22 Heilszeit im Spiegel der Randfiguren: die Blinden, Lahmen, Aussätzigen, Tauben, Toten und Armen (Q 7,22), der Knecht / Sohn (Q 7,3.710I), die Kranken (Q 10,9) 371
3.6.2.23 Randfiguren: Tiere 374
3.6.3 Ambivalente Figuren 379
3.6.3.1 Die Volksmenge 379
3.6.3.2 Die Zöllner 381
3.6.3.3 Der Dieb (12,33.39) 383
3.6.3.4 Sklaven 385
3.6.3.5 Jeder, Irgendeiner und Andere 395
3.6.4 Die Antagonisten - im Wechsel der Bewertungsmaßstäbe 401
3.6.4.1 Der Teufel: Diabolos (Q 4,2.3.5.9.13) / Satan (Q 11,18) 401
3.6.4.2 Beelzebul, der Dämonenherrscher (11,15) und die Dämonen / unreinen Geister als besiegte Bewohner des Sinnatlasses von Q 406
3.6.4.3 Israel 409
3.6.4.4 »Diese Generation« 412
3.6.4.4.1 Die Einführung »dieser Generation« in die Textwelt von Q (Q 7,31-35) 414
3.6.4.4.2 Die Negtivbewertung »dieser Generation« als »böse« und »unbekehrbar« (Q 11,16. 29f. 31f.) 416
3.6.4.4.3 Die Tötung von Propheten und Weisen und die Gerichtsforderung (Q 11,49-51) 419
3.6.4.4.5 »Diese Generation« - und alle Propheten: von Abel bis Zacharias 420
3.6.4.4.6 »Diese Generation« und ihre Funktion in der sozialen Textstruktur 424
3.6.4.5 Die Pharisäer und Gesetzeslehrer 424
3.6.4.6 Die »Kinder Abrahams« (Q 3,8) als Ausdruck unbegründeter Selbstsicherheit 431
3.6.4.7 »Wölfe 434
3.6.4.8 Die»Heiden« 435
3.6.4.9 Herodes Antipas als »Antityp«? 438
3.6.4.10 Die in den Tagen Noahs (Q 17,26 f.) 440
3.7.3.1 Der Befund — die geographischen Referenzen in Q, ein komplexer Sinnatlas 541
3.7.3.2 Die geographische Welt der Q-Gruppe und der Sinnatlas in Q — Blicke aus dem Text heraus 543
3.8 Erzählperspektive / »focalisation« 545
3.9 Der Erzähler 554
3.10 Der narrative Adressat (le narrataire) und der virtuelle Leser 565
4. Das Dokument Q als Versuch der Sinnbildung des Jesus-Ereignisses. Überlegungen zur Pragmatik von Q 570
4.1 Theologisches »Mauerblümchen« und Ort des »wahren Jesus« — das Dokument Q als Quelle und Ergänzung des Kerygmas 571
4.2 Leben, Lehre und Geschichte Jesu 575
4.3 Sinnvolle Vergangenheit als eröffnete Zukunft: Die Erzählung als Interpretation der Gegenwart oder: Wie aus dem Sinnlosen Sinn wird 578

Literaturverzeichnis 588
I. Quellen und Übersetzungen 588
1.1 Textausgaben der biblischen Schriften 588
1.2 Frühjüdische Literatur 589
1.3 Neutestamentliche Apokryphen und frühchristliche Literatur 590
1.4 Antike und hellenistische Texte und Schriften 590
II. Hilfsmittel 592
III. Kommentare 593
111.1 Kommentare zum synoptischen Schrifttum 593
111.2 Kommentare zu den übrigen neutestamentlichen Schriften sowie dem frühchristlichen Schrifttum 595
111.3 Kommentare zum alttestamentlichen sowie zum jüdischen Schrifttum 595
IV. Aufsätze, Monographien etc 595

Stellenregister 634