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Caspar David Friedrich Seine Gedankengänge Helmut Börsch-Supan
Caspar David Friedrich
Seine Gedankengänge


Helmut Börsch-Supan
Gebr. Mann Verlag
EAN: 9783871572647 (ISBN: 3-87157-264-0)
283 Seiten, hardcover, 20 x 26cm, Dezember, 2023

EUR 69,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wenige Künstler sind so gegensätzlich interpretiert worden wie Caspar David Friedrich. Für Helmut Börsch-Supan, der sich seit Jahrzehnten immer wieder mit Friedrich beschäftigt, wurzeln die Landschaftsdarstellungen tief in religiöser Empfindung. In diesem Buch zeichnet er die von Künstler selbst so bezeichnete „Eigentümlichkeit“ nach, welche dessen Persönlichkeit und schöpferische Individualität grundierte.

Erhellt werden zudem die Gedankengänge, die seine Werke untereinander verbinden und seine auch widersprüchliche Lebensführung einbeziehen. Über die Einheit von Leben und Werk schrieb 1817 bereits Schadow an Goethe, durchaus kritisch: „Er ist durch und durch so.“

Auskunft über Wesen und Denken Friedrichs geben nicht zuletzt seine Freunde: Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, Gerhard von Kügelgen, Georg Friedrich Kersting, Wassili Andrejewitsch Schukowski und Maximilian Speck von Sternburg.
Rezension
„Tetschener Altar“(1807/1808), „Kreidefelsen auf Rügen“(1818), „Der Wanderer über dem Nebelmeer“(~1818), „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“(1819/20), „Das Eismeer“(1822/23) und „Lebensstufen“(~1834/35). Alle diese weltberühmten Werke stammen von dem bekanntesten deutschen Repräsentanten der Romantik in der Kunst, von Caspar David Friedrich (1774-1840). Angesichts seines 250. Geburtstags wird das Œuvre des Künstlers, das erst 1906 mit der „Jahrhundertausstellung deutscher Kunst“ in der Berliner Nationalgalerie von der deutschen Öffentlichkeit entdeckt wurde, derzeit in großen Ausstellungen und mit zahlreichen Publikationen gewürdigt. Unterschiedlichste Interpretationen haben die bildkünstlerischen Arbeiten Friedrichs in der Kunstwissenschaft erfahren.
Aufschluss über seine Kunsttheorie gibt er in seinem Manuskript „Äusserungen bei Betrachtung einer Sammlung von Gemälden von größtenteils noch lebenden und unlängst verstorbenen Künstlern“(~1830). Dort schreibt Friedrich: „Die Kunst tritt als Mittlerin zwischen die Natur und den Menschen. […] Der edle Mensch (Maler) erkennt in allem Gott, der gemeine Mensch (auch Maler) sieht nur die Form, nicht den Geist.“ Demnach lassen sich seine Werke deuten als Visualisierung der Sakralisierung der Natur. An anderer Stelle heißt es zur Genese von Kunstwerken bei Friedrich: „Die einzig wahre Quelle der Kunst ist unser Herz, die Sprache eines reinen kindlichen Gemütes.“
Daher gibt es gute Gründe, der Interpretation des Caspar David Friedrich-Experten Helmut Börsch-Supan (*1933) zu folgen, welche die Arbeiten des Künstlers auf religiöse Empfindungen zurückführt und in seinen Forschungen die religiöse Symbolik in Friedrichs Landschaftsdarstellungen aufgedeckt hat. Fast 70 Jahre hat sich der Kunsthistoriker, welcher von 1983 bis 1995 Stellvertretender Direktor der Schlösserverwaltung war und von 1974 bis 2005 (ab 1984 als Honorarprofessor) am Institut für Kunstgeschichte der Freien Universität Berlin lehrte, mit Caspar David Friedrich auseinandergesetzt. 1960 beschäftigte er sich in seiner Dissertation mit Friedrichs Bildgestaltung, 1973 publizierte erstmals seine vielfach aufgelegte Friedrich-Monographie, ebenfalls in dem Jahr erschien von ihm das Werksverzeichnis zu Friedrich. Zu nennen sind zudem zahlreiche Aufsätze Börsch-Supans zu einigen Arbeiten Friedrichs.
2023 erschien von dem Kunsthistoriker die Monographie „Caspar David Friedrich. Seine Gedankengänge“ im Deutschen Verlag für Kunstwissenschaft. Der bescheiden klingende Titel soll verdeutlichen, dass im Zentrum des Bandes die Arbeitsvorgänge Friedrichs an einzelnen Werken und die gedanklichen Verbindungslinien zwischen den einzelnen Arbeiten stehen. Dazu berücksichtigt der Kunsthistoriker die Einheit von Leben und Werk bei dem Großkünstler. Das Denken Friedrichs wird von Börsch-Supan umfassend erschlossen anhand dessen eigener kunsttheoretischer Schriften sowie biographischer Auskünfte von Freunden. Börsch-Supans neue Monographie zeichnet sich aus durch umfassende Werkskenntnis, Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands - u.a. der Arbeiten von Hermann Zschoche, Johannes Grave und Kristina Mösl – sowie durch hervorragende Lesbarkeit, die auch kunsthistorischen Lai:innen einen hervorragenden Überblick über die Kunst Friedrichs bietet. An einem Beispiel sei dieses erläutert, an dem Ölgemälde „Zwei Männer in der Betrachtung des Mondes“(1819). Es lebt von der Dramatik des Gegensatzes von Fichte und Eiche. Dabei deckt der Kunsthistoriker auf, dass es sich bei der Fichte um einen christlichen Symbolbaum, bei der Eiche um einen heidnischen Symbolbaum handelt. Friedrich hat das Motiv nur unter Veränderung des Personentableaus in seinem Ölgemälde „Mann und Frau den Mond betrachtend“(1832) wieder aufgegriffen.
32 Farb- und 206 Schwarz-Weiß-Abbildungen machen die Lektüre von Börsch-Supans Monographie auch in ästhetischer Hinsicht zu einem Genuss. Erwähnung verdienen noch der im Kunstbuch abgedruckte ausführliche Lebenswegs Friedrichs und das Werkregister. Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst und Philosophie werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der Kunsttheorie und den Kunstwerken Friedrichs auseinanderzusetzen.
Fazit: Helmut Börsch-Supan hat mit seiner Monographie „Caspar David Friedrich“ erneut ein Standardwerk zu dem weltbekannten Künstler vorgelegt, das einen exzellenten Zugang zum Leben und künstlerischen Kosmos Friedrichs ermöglicht. Es verdient einen Platz in der Bibliothek aller an der Kunst der Romantik und an Landschaftsmalerei Interessierten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Helmut Börsch-Supan
Caspar David Friedrich
Seine Gedankengänge
Sofort lieferbar. Erschienen Dezember 2023
Caspar David Friedrichs Gedankenwelt – Grundlage zum Verständnis seines Werkes
Wenige Künstler sind so gegensätzlich interpretiert worden wie Caspar David Friedrich (1774–1840), der wohl bedeutendste deutsche Maler des 19. Jahrhunderts. Vielen gilt er als der romantische Landschaftsmaler schlechthin. Für Helmut Börsch-Supan jedoch, der sich seit Jahrzehnten immer wieder mit Friedrich beschäftigt, wurzeln die Landschaftsdarstellungen tief in religiöser Empfindung.
In diesem Buch zeichnet er Friedrichs Gedankenwelt in Hinblick auf die vom Künstler selbst so bezeichnete „Eigentümlichkeit“ nach, welche dessen Persönlichkeit und schöpferische Individualität grundierte. Erhellt werden zudem die Gedankengänge, die seine Werke untereinander verbinden – das Gesamtwerk erweist sich so als Ganzes. Auskunft über Wesen und Denken Friedrichs geben dessen Freunde und Gegner: Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, Gerhard von Kügelgen, Georg Friedrich Kersting, Wassili Andrejewitsch Schukowski und Maximilian Speck von Sternburg.
Der Autor
Helmut Börsch-Supan, geb. 1933, ist Kunsthistoriker und Verfasser grundlegender Werke vornehmlich zur deutschen Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts. Bereits in seiner Dissertation widmete er sich der Bildgestaltung Friedrichs. 1973 legte er auf der Grundlage des Archivs von Karl Wilhelm Jähnig (1888 1960) ein Werkverzeichnis zu Friedrich vor. Ab 1961 war er in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Berlin als Kustos tätig, 1983–95 als Stellvertretender Direktor der Schlösserverwaltung. 1974–2005 lehrte er am Institut für Kunstgeschichte der FU Berlin, seit 1984 als Honorarprofessor.
Schlagworte
Kunstgeschichte, Malerei, 19. Jahrhundert, Geistesgeschichte, Religiösität, Pietismus, Biografie
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen 9
Sehen und Nichtsehen 21
Selbstdarstellungen 33
Freunde und Gegner 63
Carl Gustav Carus 63
Johan Christian Dahl 74
Gerhard von Kügelgen 80
Georg Friedrich Kersting 82
Wassili Andrejewitsch Schukowski 84
Maximilian Speck von Sternburg 88
FARBTAFELN 95
Altarbilder 129
Aufbruch nach 1815 143
Erinnerung und Mythos 151
Denkwürdige Städte und Landschaften 181
Neubrandenburg 181
Greifswald 189
Dresden 194
Meißen 202
Rügen 206
Riesengebirge 222
Nordböhmen 225
Natur. – Verehrung, Gewalt, Zerstörung 233
Der Lebensweg 263
Dank 271
Literatur (Auswahl) 273
Ausstellungskataloge 273
Monographien und Aufsätze 273
Werkregister 277
Bildnachweis 283