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Bildungsarbeit gegen Antisemitismus
Grundlagen, Methoden & Übungen
2. aktualisierte Aufl.
Marcus Meier, Maren van Norden, Sebastian Werner (Hrsg.)
Wochenschau Verlag
EAN: 9783734416637 (ISBN: 3-7344-1663-9)
312 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Oktober, 2024
EUR 28,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Diese aktualisierte und erweiterte Neuauflage des Standardwerks nimmt Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen und bietet eine einführende wie tiefgehende Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten des Antisemitismus. Die Kapitel enthalten eine Vielzahl praxisorientierter Methoden zur eigenständigen Durchführung für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit.
Immer wieder sind Jüdinnen und Juden in Deutschland Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt. Studien zeigen einen weit verbreiteten Antisemitismus – auch unter Jugendlichen. Alle, die mit Jugendlichen arbeiten, sehen sich daher mit der Frage konfrontiert, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Die grundlegend aktualisierte und deutlich erweiterte Neuauflage des Bands „Bildungsarbeit gegen Antisemitismus“ hilft, verschiedene antisemitische Phänomene zu erkennen und einzuordnen. Das Buch bietet eine Vielzahl von praxisorientierten Methoden und entsprechendes Zusatzmaterial zur eigenständigen Durchführung. Sie eignen und empfehlen sich sowohl für die schulische als auch für die außerschulische Bildungsarbeit.
Rezension
Nicht wenige Lehrer/innen sind angesichts aktueller antisemitischer Beschimpfungen in ihren Klassen und unter ihren Schülern einigermaßen verunsichert und ratlos - wird doch das Thema Antisemitismus hinreichend im Unterricht behandelt ... Judenfeindschaft und Antisemitismus gehören zu den langlebigsten Vorurteilen der menschlichen Geschichte - und sind noch immer präsent, auch in der Schule! Geschichts- und Politiklehrkräfte wissen sehr wohl um die Problematik. Es ist dabei ein gesondertes Problem, wie Lehrer/innen mit den Antisemitismen von Jugendlichen umgehen sollen. Der hier anzuzeigende Band legt den Schwerpunkt deshalb nicht nur auf das Erkennen und Einordnen verschiedener antisemitischer Phänomene sondern insbesondere auf 24 pädagogische Methoden (jetzt in der 2. aktualsierten Auflage 2024 gegenüber 18 Methoden in der 1. Auflge 2019) gegen Antisemitismus für den Einsatz in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit. Die notwendigen Arbeitsmaterialien zur Durchführung der im Buch vorgestellten Methoden finden sich im kostenlosen Download-Bereich des Wochenschau-Verlags. Das Buch verhilft Lehrkräften zu einem sinnvollen, pädagogisch-methodisch angemessenen Umgang mit antisemitischen Beschimpfungen oder Übergriffen im schulischen Kontext.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Marcus Meier, Maren van Norden und Sebastian Werner im Kurzinterview über die zweite Auflage
Wochenschau Verlag: Wie sind Sie ursprünglich dazu gekommen, sich auf das Thema „Bildungsarbeit gegen Antisemitismus“ zu fokussieren?
Marcus Meier, Maren van Norden und Sebastian Werner: Das Thema Antisemitismus begleitet die Kölnische Gesellschaft seit ihrer Gründung im Jahre 1958. Allerdings haben wir vor ca. 15 Jahren begonnen, die Vermittlung des Antisemitismus im schulischen und außerschulischen Bereich zu untersuchen und waren der Auffassung, dass insbesondere aktuelle Formen des Antisemitismus kaum thematisiert bzw. aufgearbeitet werden. Unterstützt wurden wir durch unterschiedliche Expertenberichte im Auftrag des Bundestages, die ebenfalls eine fatale Vakanz des Themas im pädagogischen Kontext feststellten. Darüber hinaus sehen wir aber auch eine problematische Darstellung von Jüdinnen und Juden in verschiedenen Bildungsmaterialien, aber auch in der Alltagskommunikation. Sie werden oft klischeehaft und eindimensional dargestellt, wobei sie ganz überwiegend als Opfer von Verfolgung wahrgenommen werden. Das Ganze mit dem historischen Fokus auf den Nationalsozialismus. Die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland – sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart – wird im schulischen Kontext fast immer ausgespart.
Wochenschau Verlag: Wie beurteilen Sie die aktuelle Relevanz des Themas „Antisemitismus“, verglichen mit der Situation in Deutschland beim Erscheinen der Erstauflage?
Marcus Meier, Maren van Norden und Sebastian Werner: Die Dringlichkeit des Handelns gegen Antisemitismus ist schon seit Bestehen der Bundesrepublik vorhanden. Dies wurde jedoch häufig bei den unterschiedlichen Entscheidungsträgern heruntergespielt. Spätestens nachdem mit dem zweiten Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus im Jahr 2017 erstmals auch Jüdinnen und Juden selbst repräsentativ befragt wurden und eine enorme Belastung und Verunsicherung durch Antisemitismus in Deutschland bestätigten, war die dramatische Situation für alle nachvollziehbar. Und es lagen ganz konkrete Handlungsempfehlungen vor, von denen leider die wenigsten umgesetzt wurden. Im letzten Jahr, genauer gesagt seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober, hat es nun erneut eine enorme Zunahme antisemitischer Straftaten gegeben und wir registrieren auch eine große Verunsicherung bei Pädagog:innen – insbesondere beim Thema Nahostkonflikt und Antisemitismus. Dies ist auch nicht verwunderlich, da das Thema in der Lehramtsausbildung kaum thematisiert wird, geschweige denn darüber nachgedacht wird, wie das Thema im Klassenzimmer behandelt werden kann.
Wochenschau Verlag: Was ist das Besondere an der Struktur Ihres Buches?
Marcus Meier, Maren van Norden und Sebastian Werner: Das Buch bietet sowohl einführende Texte zu verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten als auch Methoden und Übungen, die die Inhalte jeweils praktisch vermitteln. Unsere Methoden sind zudem in einführende und vertiefende eingeteilt und können je nach Wissensstand ausgewählt oder aber aufeinander aufbauend durchgeführt werden.
Wochenschau Verlag: Wie definieren Sie die Zielgruppe von „Bildungsarbeit gegen Antisemitismus“?
Marcus Meier, Maren van Norden und Sebastian Werner: Unsere Hauptzielgruppe sind pädagogisch Tätige, die sich mit ihren Zielgruppen dem Thema Antisemitismus in seiner Vielfältigkeit nähern wollen. Sie erhalten mit unserem Buch eine sehr gute Grundlage für ihre Arbeit. Darüber hinaus ist es sicherlich auch für alle interessant, die eine Einführung zum Thema Antisemitismus suchen.
Stimmen zum Buch
„Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Buch nicht nur ein Leitfaden für den Umgang mit Antisemitismus ist, sondern auch eine wertvolle Ressource für die Förderung von Demokratie und Toleranz in der Bildungsarbeit. Es liefert nicht nur fundiertes Hintergrundwissen, sondern auch praxisnahe Werkzeuge, um Antisemitismus effektiv entgegenzutreten und ein Klima der Offenheit und des Respekts zu schaffen. Die Autoren laden die Leser*innen ein, aktiv zu werden und die Bildungsarbeit als einen zentralen Baustein im Kampf gegen Antisemitismus und Diskriminierung zu verstehen.“
Precogs, Bibliomaniacs.de
herausgegeben von
Marcus Meier, Maren van Norden, Sebastian Werner
unter Mitarbeit von:
Marina Chernivsky ist Psychologin und Verhaltenswissenschaftlerin. Sie arbeitet und forscht u.a. zu Antisemitismus in Bildungsinstitutionen. Sie leitet das von ihr gegründete Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung & Forschung sowie die Beratungsstelle OFEK e.V.
Philipp Hecht hat Soziale Arbeit studiert und ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Außerdem ist er seit vielen Jahren im Rahmen mehrerer Projekte in der politischen Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und Rassismus tätig.
Stefan E. Hößl ist Diplom-Pädagoge und seit 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter des NS‑Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Von 2010 bis 2019 arbeitete er an den Universitäten in Gießen, Köln und Tel Aviv an seinem Promotionsprojekt zum Thema „Antisemitismus unter ‚muslimischen Jugendlichen‘“ (erschien 2019 im Springer VS Verlag).
Hans-Peter Killguss ist Diplom-Pädagoge und seit 2008 Leiter der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS‑Dokumentationszentrum der Stadt Köln mit den Schwerpunkten Bildungs-, Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.
Olaf Kistenmacher promovierte über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Er ist seit fast 20 Jahren in der politischen Bildungsarbeit, vor allem in den Themenfeldern Antisemitismus, Rassismus und Nationalsozialismus, aktiv.
Birte Klarzyk ist Historikerin und arbeitet derzeit an einem Promotionsprojekt zur „Räumlichen Segregation der jüdischen Bevölkerung in Köln und Umgebung von 1938 bis 1945“. Seit 2018 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für jüdische Geschichte am NS‑Dokumentationszentrum der Stadt Köln tätig.
Gesa Lonnemann ist seit 15 Jahren in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung aktiv. Ihr inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Erinnerungsarbeit, Diskriminierungssensiblen Bildungsarbeit und Demokratiestärkung. Aktuell ist sie geschäftsführende pädagogische Leiterin des Bildungszentrum Heimvolkshochschule Hustedt e.V. und Lehrbeauftragte an der Leibniz Universität Hannover.
Friederike Lorenz-Sinai ist Erziehungswissenschaftlerin und Sozialarbeiterin. Seit 2021 ist sie Professorin für Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialarbeitsforschung an der Fachhochschule Potsdam, zudem Vorstandsmitglied von OFEK e.V. – Beratungsstellen bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Ihre aktuelle Forschung betrifft Prozesse der Aufarbeitung von (sexualisierter) Gewalt, Antisemitismus in institutionellen Kontexten und Auswirkungen des 7. Oktobers auf jüdische und israelische Communities in Deutschland.
Marcus Meier promovierte 2009 zum Thema „Rechte Orientierungen unter jungen Gewerkschaftsmitgliedern in der Diskussion“. Er war viele Jahre in der Politischen Bildungsarbeit aktiv. Zurzeit ist er Geschäftsführer der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Lehrbeauftragter der Universität zu Köln.
Vid Stevanović ist Literaturwissenschaftler und Bibliotheksreferendar. Er promovierte 2022 an der LMU München und ist seit mehreren Jahren in der politischen Bildungsarbeit aktiv. Seine Schwerpunkte liegen dabei in den Themen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in neueren Medienformaten.
Michael Sturm ist Historiker. Er forscht und veröffentlicht u. a. zur Geschichte der extremen Rechten in Deutschland. Derzeit ist er als pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Munster und in der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Munster tätig.
Sebastian Werner ist Politikwissenschaftler und seit vielen Jahren in der politischen Bildungsarbeit gegen Antisemitismus tätig. Er ist stellvertretender Geschäftsführer der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und leitet die Fachstelle Antisemitismuskritische Jugendarbeit.
Maren van Norden hat Soziologie, Geschlechterforschung und Empowerment-Studies studiert. Aus dem Bereich der Gleichstellungspolitik kommend, ist Sie derzeit als Projektleitung und Bildungsreferentin bei der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit tätig.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Philipp Hecht
Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus
Methode 1: Film „Was bedeutet es, jüdisch zu sein?“
Methode 2: Bilderwelten
Methode 3: Was ist Diskriminierung?
Birte Klarzyk
Genese des Antisemitismus. Ein historischer Überblick zur Entwicklung antisemitischer Motive und Stereotype
Olaf Kistenmacher
Facetten des Antisemitismus. Zu den verschiedenen Motiven und Motivationen der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert
Methode 4: Antisemitismus-Skala
Methode 5: Strukturmerkmale des Antisemitismus
Methode 6: Spinnennetz: Formen von Antisemitismus
Marina Chernivsky
Judenfeindliche Differenzkonstruktionen: Antisemitismus als Ressentiment und Bedürfnis
Methode 7: Herr Tamms Laden
Methode 8: Jüdische Perspektiven – Jugendliche erzählen aus ihrem Schulalltag
Methode 9: „Weil du Jude bist“
Sebastian Werner
Antisemitismus und moderne Vergesellschaftung
Methode 10: Antisemitismus und Moderne
Hans-Peter Killguss und Michael Sturm
Ressentiments und Projektionen – Sekundärer Antisemitismus
Methode 11: Unvereinbarkeiten. Bewusste und unbewusste Abwehrstrategien nach dem Holocaust
Methode 12: „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“
Marcus Meier und Sebastian Werner
Gedanken zur politischen Bildungsarbeit gegen Antisemitismus
Gesa Lonnemann
„Die Geschichte meiner Nachbarschaft“ – Ein Plädoyer für die Dezentralisierung von Erinnerung
Methode 13: Bildereinstieg
Methode 14: Geschichte meiner Nachbarschaft
Methode 15: Entrechtung jüdischen Lebens
Philipp Hecht
Cui Bono? Uber Verschwörungstheorien
Methode 16: „Alles unter Kontrolle?“ – Merkmale und Funktionen von Verschwörungsideologien
Maren van Norden
Antifeminismus als Einfallstor? Über das Zusammenwirken von Antifeminismus und Antisemitismus
Sebastian Werner
Eine (zu) kurze Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts
Methode 17: Zeitstrahl zum Nahostkonflikt
Olaf Kistenmacher
„Aber Israel macht doch das Gleiche …“ Zum pädagogischen Umgang mit Israelhass und israelbezogenem Antisemitismus
Methode 18: Israel in der Welt
Methode 19: Das Pogrom in Palästina im Spätsommer 1929
Methode 20: Wirklich „Alles für meinen Vater“?
Stefan E. Hössl
Antisemitismus unter ‚Muslim*innen‘!? Verhältnisbestimmungen im Spannungsfeld von antimuslimischem Rassismus und De-Thematisierungen
Methode 21: „Das hat (nichts) mit dem Islam zu tun“
Methode 22: Gefährliche Legierung: Islamistischer Antisemitismus
Vid Stefanović
Tik Tok, Instagram, Memes: Antisemititismus auf Social Media
Marina Chernivsky und Friederike Lorenz-Sinai
Antisemitismus in der Schule – empirische Befunde und Reflexionsempfehlungen auf der Basis einer Studie in Baden-Württemberg
Methode 23: Theaterübung – Handlungsmöglichkeiten gegen Antisemitismus
Methode 24: Argumentieren gegen antisemitische Parolen
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