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Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht Roman Mit 50 Illustrationen von Klaus Waschk
Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht
Roman


Mit 50 Illustrationen von Klaus Waschk

Joseph Roth

Faber und Faber
EAN: 9783867301510 (ISBN: 3-86730-151-4)
176 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, September, 2019

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Nach Jahren einer Existenz als Spitzel und Mörder erzählt die Hauptfigur des Romans, Goluptschik, in einer kleinen Pariser Emigrantenkneipe die Geschichte seines abenteuerlichen Lebens. In der Sehnsucht, seinem armen Leben zu entfliehen und am Reichtum der Anderen mit zu partizipieren, verlassen ihn alle moralischen Vorstellungen, und er wird zum bezahlten Schuft und Verderber anderer Menschen Schicksale. Und dies ist die Faszination vieler Romane von Joseph Roth: Die ungewöhnliche, spannungsreiche und turbulente Erzählung über die Kräfte des Bösen, denen wir Menschen anheimfallen können, wenn wir dem Credo unserer zivilen Menschlichkeit verzagen.
Rezension
Zum 125. Geburtstag von Joseph Roth (1894-1939) sind zwei illustrierte Editionen seines zuerst 1936 publizierten Romans „Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht“ bei Faber & Faber erschienen. Das Werk des auf bibliophile Bücher spezialisierten Leipziger Verlags ist erhältlich als Halbpergamentband mit Lesebändchen im Schmuckschuber in einer auf 200 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe für 90€ und in einem ebenso ästhetisch ansprechend gestalteten Leinenband mit Lesebändchen im Schmuckschuber für 36€. Beide Ausgaben sind mit 50 Illustrationen von Klaus Waschk (*1941) versehen. Dem ehemaligen Professor für Buchillustration gelingt es mit seinen expressiven, zum Teil kolorierten Kohlezeichnungen, die von intensiver Auseinandersetzung mit dem literarischen Stoff zeugen, gekonnt ausgewählte Szenen des Romans zu veranschaulichen.
In Roths Werk, das von Stefan Zweig aufgrund seiner „vollkommenen“ Länge, der Personenzeichnung und des Sprachrhythmus in höchsten Tönen gelobt wurde, geht es thematisch um menschliche Abgründe, das Böse, Verrat, Schuld, Liebe und um Identitätsprobleme. Hauptprotagonist ist Golubtschik, ein unehelicher Sohn des Fürsten Krapotkin, der nach einer bewussten Konfrontation mit seinem biologischen Vater in Odessa ins Gefängnis gerät. Dem entkommt er durch seine Bereitschaft als russischer Geheimpolizist und Spitzel zu arbeiten - eine Tätigkeit, die zur Selbstentfremdung und zum Ablegen moralischer Skrupel führt. Dabei verliebt sich Golubtschik in das französische Mannequin Lutetia, was ihn, der mittlerweile den Namen Krapotkin angenommen hat, zum vermeintlichen Doppelmörder werden lässt. All dieses, was sich überwiegend vor dem Ersten Weltkrieg ereignete, beichtet er Anfang der 1930er Jahre des Nachts in einer Pariser Spelunke, in der sich Exilanten treffen.
Roths spannender Roman, dessen Arbeitstitel „Der Stammgast“ war, kann als klassische Novelle angesehen werden, die im Stile E.T.A. Hoffmann verfasst ist. Wie bei dem Schriftsteller der Romantik spielt auch der Teufel in dem Spätwerk des österreichischen Autors und Journalisten eine wichtige Rolle. Roths Geschichte enthält alle für ihn typischen Erzählelemente in verdichteter Form: Skurriles, Tragisches, Melancholie und bissiger Humor. Natürlich fehlt auch seine monarchistische Gesinnung nicht, lässt er doch Golubtschik die rechtsphilosophische These vertreten: „Ein großer, ein echter Herr, der strafen kann und Gnade üben, ist durch ein einziges Wort böse zu machen, aber manchmal auch durch ein einziges Wort wieder gut. […] Die Gesetze aber, meine Freunde, sind fast immer böse.“ (S. 50)
Fazit: Zusammen mit Roths Hauptwerk „Radetzkymarsch“ (1932), seinen Roman „Hiob“ (1930) und seiner Erzählung „Die Kapuzinergruft“ (1938) kann die im Pariser Exil verfasste Novelle „Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht“ zu seinen besten Schriften gezählt werden. Sie könnte m.E. auch eine lohnenswerte Lektüre im Deutschunterricht der Oberstufe sein. Für Freunde der Literatur von Joseph Roth ist die Anschaffung der schönen bei Faber & Faber veröffentlichten Edition der „Beichte eines Mörders“ ein Muss, für bibliophile Menschen erst recht.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nach Jahren einer Existenz als Spitzel und Mörder erzählt die Hauptfigur des Romans, Goluptschik, in einer kleinen Pariser Emigrantenkneipe die Geschichte seines abenteuerlichen Lebens. In der Sehnsucht, seinem armen Leben zu entfliehen und am Reichtum der Anderen mit zu partizipieren, verlassen ihn alle moralischen Vorstellungen, und er wird zum bezahlten Schuft und Verderber anderer Menschen Schicksale. Und dies ist die Faszination vieler Romane von Joseph Roth: Die ungewöhnliche, spannungsreiche und turbulente Erzählung über die Kräfte des Bösen, denen wir Menschen anheimfallen können, wenn wir dem Credo unserer zivilen Menschlichkeit verzagen: Achte den Anderen wie er dich achten soll.

Gerade in der heutigen aufgeladenen Atmosphäre der politischen Niedertracht, des vermeintlichen Nationalismus und einer sich entsolidarisierenden Gesellschaft wirkt Joseph Roths Werk, geschrieben 1936 im Pariser Exil, in seiner Klarheit und Schönheit seiner Sprache als Zeugnis hoher Menschlichkeit.