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Arbeit und Behinderung Praktiken der Subjektivierung in Werkstätten und Inklusionsbetrieben
Arbeit und Behinderung
Praktiken der Subjektivierung in Werkstätten und Inklusionsbetrieben




Sarah Karim

Transcript
EAN: 9783837656077 (ISBN: 3-8376-5607-1)
290 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Oktober, 2021

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie wir arbeiten, beeinflusst in hohem Maße, wie wir uns selbst als Subjekte verstehen. Das gilt auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten, die meist in Werkstätten oder Inklusionsbetrieben beschäftigt sind. Sarah Karims ethnografische Studie untersucht im Anschluss an die soziologischen Disability Studies sowie an Subjektivierungs- und Praxistheorien, wie Arbeitspraktiken das Handeln und Selbstverständnis der Beschäftigten beeinflussen. Anschaulich wird herausgearbeitet, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten einem ambivalenten Umgang am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Dabei entwickeln sie eigenwillige und kreative Praktiken, um mit den Herausforderungen von Verbesonderung und Inklusion umzugehen.

Sarah Karim, geb. 1985, ist Soziologin. Sie lehrt und forscht zu Disability Studies und Soziologie der Behinderung an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Praxistheorie, Ethnografie und Subjektivierungsforschung.
Rezension

Wie gehen Menschen mit Lernbehinderungen mit ihrer Beschäftigung zumeist in Werkstätten oder Inklusionsbetrieben um? Wie beeinflussen Arbeitspraktiken das Handeln und Selbstverständnis der Beschäftigten? Wie hängt der Arbeitsalltag mit unserem Selbstverständnis als handlungsfähige und selbstbestimmte Subjekte zusammen? Das sind die zentralen Fragestellung dieser ethnografischen Studie im Kontext der soziologischen Disability Studies. Die Anforderungen an die Werkstattbeschäftigten hat die Autorin mit dem Arbeiten in einem inklusiven Umfeld verglichen. Für die Disability Studies und die Debatten um Inklusion in Arbeit kann die Autorin zeigen, dass das Leistungsprinzip allgegenwärtig und durchdringend ist. Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten sind sich dieser Anforderung bewusst. Einerseits versuchen sie, ihr zu genügen; andererseits schaffen sie es, wenn auch nicht immer explizit, Kritik daran zu üben. Von ihnen kann man viel über unsere gegenwärtige Arbeitskultur lernen, wenn man ihnen zuhört. Das Buch zeigt den alltäglichen Umgang behinderter Menschen mit den zahlreichen, sich teils widersprechenden Anforderungen im modernen Arbeitsleben.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Behinderung, Inklusion, Subjektivierung, Arbeit, Ethnografie, Soziale Ungleichheit, Medizin, Sozialpädagogik, Arbeits- und Industriesoziologie, Arbeitsökonomie, Kulturwissenschaft

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

1. Einleitung 11

2. (Erwerbs-)Arbeit, Behinderung und Inklusion: ein ambivalentes Verhältnis 19

2.1 (Erwerbs-)Arbeit als Praxiszusammenhang denken 21
2.2 Werkstätten, die ›totale Institution‹ und inklusives Arbeiten 25
2.3 Behinderte Menschen zwischen Exklusion und Inklusion 28
2.4 Inklusion in Arbeit als Frage sozialer Gerechtigkeit und Anerkennung 35
2.5 Kritische Perspektiven der Disability Studies auf Arbeit und Behinderung 38
2.6 Zusammenfassung 49

3. Praktiken der Subjektivierung theoretisch denken 51

3.1 Subjektivierung als Anrufung und Positionierung 52
3.2 Praktiken der Differenzierung: Über das »un/doing dis/ability« 65
3.3 Soziale Praxis als öffentlich beobachtbarer ›Ort‹ der Subjektivierung 70
3.4 Körperlichkeit und Materialität von Subjektivierungsprozessen 77
3.5 Implizite und explizite Praktiken der Subjektivierung 82
3.6 Schlussfolgerungen 85

4. Methodologie und methodisches Vorgehen 87

4.1 Die rekonstruktive qualitative Sozialforschung 87
4.2 Der ethnografische Forschungsstil 90
4.3 Ethnografie und Differenz 96
4.4 Fallauswahl und Datenerhebung 100
4.4.1 Der Feldzugang 100
4.4.2 Die teilnehmenden Institutionen 102
4.4.3 Die Arbeitsbereiche und Fokuspersonen 103
4.4.4 Die Beobachtungsprotokolle 106
4.4.5 Die ergänzenden Interviews 108
4.5 Auswertung und Rekonstruktion der Daten 109
4.6 Machtsensible Ethnografie: Reflexion der Feldarbeit 114
4.7 Zusammenfassung 121

5. (Erwerbs-)Arbeit und Subjektivierung: eine empirische Studie 123

5.1 Rechtlich-institutionelle Strukturen der (Erwerbs-)Arbeit in Werkstätten und
Inklusionsbetrieben 124
5.1.1 Werkstätten für behinderte Menschen zwischen Leistungsimperativ und Förderung 125
5.1.2 Inklusionsbetriebe zwischen Vermittlung und Inklusion 133
5.1.3 Rechtlich-institutionelle Strukturen im Vergleich 137
5.2 Räumliche Arbeitsumgebung und Arbeitsplätze 139
5.2.1 Vergemeinschaftung und Individualisierung in der Werkstatt 139
5.2.2 Produktivität und Selbstständigkeit im Inklusionsbetrieb 142
5.2.3 Räumliche Arbeitsumgebung im Vergleich 144
5.3 Arbeitspraktiken 146
5.3.1 Die beobachteten Arbeitspraktiken im Überblick 147
5.3.2 Die zeitliche Strukturierung des Arbeitstages und der Arbeitspraktiken 159
5.3.3 Umgang mit den Arbeitsmaterialien 166
5.3.4 Arbeitspraktiken im Vergleich 186
5.4 Interaktionen im Arbeitsalltag 187
5.4.1 Interaktionen mit Fachkräften in der Werkstatt 188
5.4.2 Interaktionen der Beschäftigten in der Werkstatt 198
5.4.3 Interaktionen mit Vorgesetzten im Inklusionsbetrieb 203
5.4.4 Interaktionen unter Kolleginnen und Kollegen im Inklusionsbetrieb 207
5.4.5 Interaktionen im Vergleich 213
5.5 Behinderung und Differenz im Arbeitsalltag 214
5.5.1 Umgang mit der Differenzkategorie Behinderung in der Werkstatt 215
5.5.2 Umgang mit anderen Differenzkategorien in der Werkstatt 221
5.5.3 Umgang mit der Differenzkategorie Behinderung im Inklusionsbetrieb 222
5.5.4 Umgang mit anderen Differenzkategorien im Inklusionsbetrieb 228
5.5.5 Der Umgang mit Differenzkategorien im Vergleich 235
5.6 Explizite Selbstpositionierungen 237
5.6.1 Fähige und selbstständige Subjekte in der Werkstatt 237
5.6.2 Einsatzbereite und normale Subjekte im Inklusionsbetrieb 245
5.6.3 Explizite Selbstpositionierungen im Vergleich 249
5.7 Über subversive und widerständige Praktiken: Unterlaufen von Kategorisierungen und Kritik des Leistungsdenkens 251

6. Ambivalente Subjektivierungen im Spannungsfeld von Inklusion und Verbesonderung 259

7. Fazit und Ausblick 267

Literatur 271