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Apoll und Daphne Geschichte einer Verwandlung zu Klampen ESSAY
Apoll und Daphne
Geschichte einer Verwandlung


zu Klampen ESSAY

Burkhard Müller

zu Klampen! Verlag
EAN: 9783866747548 (ISBN: 3-86674-754-3)
88 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, März, 2020

EUR 14,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Apoll, von Liebe getrieben, verfolgt die Nymphe Daphne. Sie entzieht sich ihm, indem sie sich in einen Baum verwandelt. Diese Geschichte erzählt Ovid in seinen »Metamorphosen« und schöpft bereits aus einer tausendjährigen Überlieferung. Sein Text hat auf vielfältige Weise bis in unsere Gegenwart fortgewirkt, und es ist immer etwas Neues dabei herausgekommen.
Rezension
Dieser kleine Essay aus der Feder von Burkhard Müller, Dozent für Latein an der TU Chemnitz, hat die bekannte Episode um den Gott Apoll und die Nymphe Daphne aus dem ersten Buch der Metamorphosen Ovids zum Thema. Müller nähert sich diesem Thema intuitiv und unmittelbar, indem er zunächst die Biographie Ovids und dessen Werkkanon paraphrasiert und im Anschluss die Geschichte von Apoll und Daphne nacherzählt und mit vielen Einblicken in die Literaturgeschichte und Ausblicken auf die Wirkungsgeschichte interpretiert, wobei er besonderes Augenmerk auf Rhetorik Apolls legt.
Es schließt sich eine sprachliche Analyse an, in der Müller sich zunächst dem Versmaß widmet und dann die Güte mehrerer Übersetzungen des lateinischen Texts vergleicht. Hier hat man den Eindruck, dass die von ihm präferierte Übersetzung von Gerhard Fink um jeden Preis glänzen soll. Sie ist gewiss nicht die schlechteste deutsche Fassung des Textes, aber Michael von Albrecht vorzuwerfen, er habe in seiner Übersetzung Ovid "systematisch heruntergebracht auf den bloßen rohen Stoff, den er den Nachgeborenen liefert" (S.56), ist wohl doch etwas zu kurz gegriffen. Hier ist zu wenig Mühe auf die Entstehungsgeschichten bzw. Adressatenkreise der behandelten Übersetzungen verwendet (außer Fink und v. Albrecht werden noch J. H. Voß und B. Breitenbach vorgestellt), was diesen Teil etwas holzschnittartig erscheinen lässt.
Der lohnendste Teil des Bändchens sind sicher die Bildbetrachtungen (mit schönen Farbabbildungen auf den letzten Seiten), in denen besonders die Darstellung des Verwandlungsmoments untersucht wird. Hier werden abseits der berühmten Bernini-Skulptur (für Müller mit Recht der Höhepunkt der künstlerischen Verarbeitung, S.71) acht Gemälde unterschiedlicher Güte vorgestellt, deren Analyse zum Teil sicher im Unterricht lohnt. Die Texte aus dem Buch können dazu zusätzliche Anregung bieten.
Am Ende sind lateinischer Text und eine deutsche Übersetzung (Gerhard Fink) der Geschichte abgedruckt.
Fazit: Wir haben es hier mit einem kleinen, gut lesbaren und hübsch aufgemachten Band zu tun, der als Vertiefung der Ovid-Lektüre im Lateinunterricht (Wobei Müller sich nicht nur implizit gegen eine solche Originallektüre ausspricht, S.11-12!) oder als Beispiel für künstlerische Verarbeitung eines antiken Stoffes im Kunstunterricht geeignet ist. Wünschenswert wären Quellenangaben zu einigen Zitaten gewesen (z.B. zu den oben erwähnten Übersetzungen), außerdem wenigstens eine kleine populärwissenschaftliche Auswahlbibliographie zu Ovid.
Der Autor hat immer im Blick, dass die lateinischen Originaltexte sich heute nur noch einem kleinen Kreis von Lesern in ihrer Gänze öffnen, er möchte Breitenwirkung erzielen und einen Beitrag zur Vermittlung des antiken Erbes leisten. Das gelingt ihm zweifelsohne.

Johannes Groß, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Jahrhundertelang waren Ovids »Metamorphosen« eine Quelle der Inspiration für Künstler und Literaten. Warum es auch heute noch lohnt, sich mit einem Autor auseinanderzusetzen, der wie kaum ein anderer die abendländische Kulturgeschichte geprägt hat.

Ein liebestoller Gott verfolgt eine Nymphe, die seiner Zudringlichkeit nur dadurch entkommt, dass sie sich in einen Baum verwandelt. Die Geschichte von Daphne und Apoll gehört zu den schönsten und bekanntesten aus Ovids »Metamorphosen«. Über zwei Jahrtausende hinweg hat sie Maler und Bildhauer so fasziniert, dass sie immer wieder den entscheidenden Augenblick der Verwandlung Daphnes zu bannen versuchten. Einige der größten Werke der Kunstgeschichte sind so entstanden. Ovids Text ist heute jedoch mehr denn je eine Herausforderung: Allein schon das antike Versmaß bereitet im Deutschen Kopfzerbrechen. Auch wenn das mythische Geschehen klar erscheint, erweist sich Ovids Sprache als so komplex, dass sich Generationen von Schülern daran die Zähne ausgebissen haben. Wie ist mit einer Sprache umzugehen, die niemandes Muttersprache mehr ist, mit einer literarischen Form, die wir kaum noch durchschauen? Für Burkhard Müller schafft erst die Einsicht in das, was uns von den Zeiten Ovids trennt, die Voraussetzung für eine Annäherung an sein Werk. Indem Müller den Geist der antiken Vorlage einzufangen versucht, bietet er uns einen Schlüssel nicht nur zur lateinischen Dichtkunst, sondern auch zu der von ihr inspirierten abendländischen Kunstgeschichte.

BURKHARD MÜLLER:
Burkhard Müller, Jahrgang 1959, ist Dozent an der TU Chemnitz. Er schreibt regelmäßig für die »Süddeutsche Zeitung« und »Die Zeit«. 2008 erhielt er den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Im zu Klampen Verlag sind zuletzt erschienen: »Schlussstrich« (1995, 2004), »Verschollene Länder« (1998, 2013), »Der König hat geweint« (2005), »Die Tränen des Xerxes« (2006), »Lufthunde« (2008) und »Fälschungen, Verwandlungen« (2016).

ANNE HAMILTON:
Anne Hamilton arbeitet als Lektorin und Herausgeberin für den zu Klampen Verlag. Sie betreut die Reihe zu Klampen Essay.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der Dichter
Die Geschichte
Die Sprache
Die Bilder
Der lateinische Text
Der deutsche Text
Bildnachweise
Textnachweis
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