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Umschlagtext
Theologie, die sich auf das Kreuz Jesu gründet, um von dort her Erkenntnis über Gott und den Menschen zu gewinnen, ist radikal und anstößig. Doch hat gerade diese Radikalität häufig theologische Neuaufbrüche beflügelt.Insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkte die Kreuzestheologie in der evangelischen Theologie befreiend und entfaltete sich seitdem in vielfältigen Perspektiven. Der Sammelband rekonstruiert die »Aufbrüche« in ihren kulturellen und sozialen Kontexten und beleuchtet ihre systematische und homiletische Stoßkraft an zahlreichen Beispielen bis in die Gegenwart.Besondere Berücksichtigung findet Hans Joachim Iwand (1899-1960), der die Relevanz der Kreuzestheologie aufgezeigt hat, indem er vor allem den Aspekt eines »neuen Verhältnisses zur Wirklichkeit« betonte.
Mit Beiträgen von Heinrich Assel, Michael Basse, Martin Bauspieß, Gerard den Hertog, Kai-Ole Eberhardt, Martin Hoffmann, Marco Hofheinz, Josh de Keijzer, Robert Kolb, Christian Neddens, Johannes Michael Modeß, Frank Pritzke, Leopoldo A. Sánchez, Cees-Jan Smits, Christine Svinth-Värge Pöder, Edgar Thaidigsmann und Anna Vind. Rezension
Die Kreuzestheologie ist ein wesentliches Kennzeichen des Christentums von den Anfängen bei Paulus über die Alte Kirche und Augustinus, die Scholastik des Mittelalters mit Anselm von Canterbury und die Reformation mit Martin Luther: »CRUX sola est nostra theologia« so formulierte der junge Luther und legte damit die ganze Sprengkraft seiner reformatorischen Theologie in ein Wort, das er durch Großdruck hervorhob. Das Kreuz war ihm der Prüfstein und Anstoß aller Rede von Gott und vom Menschen. Der hier anzuzeigende Sammelband fragt in lutherischer Perspektive nach kreuzestheologischen Aufbrüchen im 20. und 21. Jahrhundert (Untertitel) weltweit (vgl. Inhaltsverzeichnis). Dabei treten nicht nur entscheidende deutschsprachige evangelische Impulse wie etwa durch Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer, Hans Joachim Iwand, Paul Althaus oder Karl Holl vor Augen. Der vorliegende Sammelband widmet sich diesem kreuzestheologischen Aufbruch in der evangelischen Theologie des 20. Jahrhunderts, dessen Dynamik sich aus der Wiederentdeckung des jungen Luther speiste, der aber zugleich bei der biblischen Theologie Martin Kählers anknüpfte und im skandinavischen Luthertum seine eigenen Anfänge hatte. Zwei bis drei Hauptlinien der Rezeption mit manchen Nebenlinien lassen sich dabei ausmachen: auf der einen Seite sind da die Vertreter der sogenannten Lutherrenaissance, insbesondere die Schülerschaft Karl Holls, die stärker reformationsgeschichtlich ansetzend nach dem reformatorischen Kern der Theologie Luthers fragten und diesen in der besonderen Stellung des Menschen als Sünder vor Gott ausmachten. Die skandinavische Lutherrenaissance stand mit dem deutschen Diskurs schon früh in Verbindung, hatte aber ihre eigenen Wurzeln und setzte ihre eigenen theologischen Schwerpunkte. Dabei fokussierte sie stärker auf die Befähigung des Menschen zum Guten kraft der rechtfertigenden Gnade Gottes. Eine dritte Rezeptionslinie stellt die frühe dialektische Theologie dar, die in ihrem Widerspruch gegen die liberale Theologie das kritische Potential der theologia crucis erkannte und gegenüber einem idealistischen Menschenbild und gegenüber dem Missbrauch des Glaubens für innerweltliche Zielsetzungen artikulierte.
Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Lutherische Theologie im Gespräch (LThG) Herausgegeben von Michael Basse, Christian Neddens und Johannes von Lüpke Band 3 Inhaltsverzeichnis
Kreuzestheologie im Umbruch der 1920er Jahre 12
Paul Althaus, Walther von Loewenich und Erich Seeberg Michael Basse Karl Barths »Wendung von Osiander zu Luther« (1920) 28 Beobachtungen zur Genese der Kreuzestheologie Barths Kai-Ole Eberhardt »Agape des Kreuzes« 47 Kreuzestheologie in der schwedischen Lutherrenaissance bei Anders Nygren und Gustaf Aulén Christian Neddens On the Way of the Community of the Cross 69 The Development of the Theology of the Cross in Bonhoeffer’s Theology Josh de Keijzer Schöpfung, Sünde, Kreuz und Nachfolge Christi 85 Die Suche Emanuel Hirschs und Dietrich Bonhoeffers nach einer konkreten und wirklichkeitsgemäßen Ethik im Vorfeld des ›Dritten Reiches‹ Gerard den Hertog Die »Heidelberger Disputation« und die Lutherrenaissance 103 Das Beispiel des frühen Hans Joachim Iwand Christian Neddens »Gott Recht geben« 109 Luthers Römerbriefauslegung bei Iwandö besonders in Glaubensgerechtigkeit nach Luthers Lehre (1941) Edgar Thaidigsmann »Paradox« or »Sprache«? 122 The use of Luther’s Antilatomus in Hans Joachim Iwand and Rudolf Hermann Anna Vind Christologie als kritische Anthropologie 136 Rezeption der Römerbriefvorlesung bei Hans Joachim Iwand im Vergleich mit Karl Holl und Rudolf Hermann Christine Svinth-Værge Põder »Diese Gerechtigkeit kann niemand berühren mit seinen Gedanken, ohne dass sie ihn berührt in seiner Existenz« 151 Bemerkungen zur Rechtfertigungslehre Hans Joachim Iwands Frank Pritzke Gott Gott sein lassen 166 Paulinische Kreuzestheologie bei Hans Joachim Iwand und Hans-Georg Geyer Martin Bauspieß »Interior intimo meo« 180 Ein augustinisches Wort lutherisch verwendet bei Hans Joachim Iwand und Eberhard Jüngel Cees-Jan Smits Theologia crucis und theologia trinitatis 194 Heinrich Assel Gerhard Forde and the North American Reception of the Theologia crucis 219 Robert Kolb Kreuzestheologie in Lateinamerika 233 Martin Hoffmann »Der langhaarige Penner« 249 Oder: Wider die Verblüffungsresistenz. Was ein Christ von einem »Heiden« kreuzestheologisch lernen kann Marco Hofheinz Kreuzestheologie, Kanon und Gottesdienst 279 Bibelgebrauch im Zeichen des Kreuzesskandals Johannes Michael Modeß Pneumatology of the Cross 293 The Promise of Spirit Christology for a Theology of the Cross Leopoldo A. Sánchez Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 313 Weitere Titel aus der Reihe Lutherische Theologie im Gespräch (LThG) |