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Alfred Schütz und die Hermeneutik
Alfred Schütz und die Hermeneutik




Michael Staudigl

Reihe: Theorie und Methode, Bd. 54


Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783744519540 (ISBN: 3-7445-1954-6)
386 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Juni, 2018

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der vorliegende Band versammelt Beiträge renommierter Schütz-ForscherInnen, die dem hermeneutischen Potenzial von Schütz’ Denken nachspüren. Dieses Potenzial zu klären ist ein genuines Desiderat der Schützforschung, da Schütz’ Lebensweltanalyse hermeneutischen Fragestellungen zwar verschiedentlich entgegenkommt, er aber selbst keine hermeneutische Sozialphänomenologie entwickelt hat.

Vor diesem Hintergrund präsentieren die Beiträge Ansätze zu einer sozialphänomenologisch begründeten Hermeneutik, die den Dimensionen leiblicher, pragmatischer und symbolischer Sinnkonstitution Rechnung trägt, die Schütz’ Lebenswelttheorie in ein offenes Ganzes integriert.

Michael Staudigl leitet zur Zeit das vom Österreichischen Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung finanzierte Projekt »Die vielen Gesichter der Gewalt«. Er ist Visiting Fellow am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen und lehrt Philosophie an der Universität Wien.
Rezension
Alfred Schütz (1899-1959) gilt als Begründer der phänomenologischen Soziologie. Bekanntheit erlangte der Wissenschaftler durch seine Bücher ”Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt. Eine Einleitung in die verstehende Soziologie”(1932) und ”Strukturen der Lebenswelt”(1975), vollendet von seinem Schüler, dem Soziologen Thomas Luckmann. Bei seiner Begründung einer phänomenologischen Soziologie rekurrierte Schütz auf die Schriften des Begründers der Pänomenologie Edmund Husserl, die Arbeiten des Lebensphilosophen Henri Bergson und die Publikationen des Soziologen Max Weber. Schütz` Arbeiten werden insbesondere in der Soziologie und in der Erziehungswissenschaft von qualitativ Forschenden rezipiert. Dem Herbert von Halem Verlag kommt das Verdienst zu, von 2003 bis 2020 eine neun Bände (zwölf Teilbände) umfassende Alfred Schütz Werkausgabe (ASW) publiziert zu haben, welche das gesamte gedruckte und ungedruckte Œuvre des Soziologen enthält.
Das Verhältnis von Schütz zur Hermeneutik wurde im Dezember 2007 auf einer Tagung des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen differenziert beleuchtet. Auch wenn der Soziologe selten den Begriff ”Hermeneutik” benutzte, nimmt er in seinen Arbeiten explizit Bezug auf hermeneutische Termini wie ”Verstehen”, ”Interpretation” und ”Auslegung”. Die Beiträge der Tagung erschienen 2010 in dem Sammelband ”Alfred Schütz und die Hermeneutik”. Herausgegeben wurde dieser von Michael Staudigl (*1971), Dozent für Philosophie an der Universität Wien. 2018 wurde der Band im Herbert von Halem Verlag unverändert nachgedruckt. Die dort abgedruckten Beiträge werden vier Themenbereichen zugeordnet: ”Methoden und Traditionen”, ”Grundbegriffe”, ”Anwendungen” und ”Ausweitungen”. Sie stammen von Vertreter:innen der Soziologie und Philosophie, u.a. von Martin Enreß und Joachim Renn, Herausgeber des ASW-Bandes ”Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt”, sowie von dem bekannten Sozialkonstruktivisten Thomas Luckmann und von dem Phänomenologie-Experten Bernhard Waldenfels. In den im Sammelband vertretenen Beiträgen werden u.a. folgende Fragen thematisiert: Auf welche hermeneutischen Traditionen rekurriert Alfred Schütz? Rezipiert er Karl Mannheims Wissenssoziologie? Welche Rolle spielt die Hermeneutik für den Lebensweltbegriff von Schütz? Welchen Status besitzt die Alltagsmoral bei ihm? Studierende der Fächer Soziologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich mit Grundbegriffen der Sozialphänomenologie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der vorliegende Samelband ”Alfred Schütz und die Hermeneutik” leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Werks des Begründers phänomenologischer Soziologie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Theorie und Methode, Band 54
Der vorliegende Band versammelt Beiträge renommierter Schütz-ForscherInnen, die dem hermeneutischen Potenzial von Schütz’ Denken nachspüren. Dieses Potenzial zu klären ist ein genuines Desiderat der Schützforschung, da Schütz’ Lebensweltanalyse hermeneutischen Fragestellungen zwar verschiedentlich entgegenkommt, er aber selbst keine hermeneutische Sozialphänomenologie entwickelt hat.
Vor diesem Hintergrund präsentieren die Beiträge Ansätze zu einer sozialphänomenologisch begründeten Hermeneutik, die den Dimensionen leiblicher, pragmatischer und symbolischer Sinnkonstitution Rechnung trägt, die Schütz’ Lebenswelttheorie in ein offenes Ganzes integriert.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung des Herausgebers 3

I. Methoden und Traditionen

Martin Endreß: Verstehende Soziologie(n) und hermeneutische Tradition(en) 13

Thomas S. Eberle: Phänomenologische Lebensweltanalyse und sozialwissenschaftliche Methodologie 47

Hisashi Nasu: Alfred Schütz und die hermeneutische Wissenssoziologie 79

Joachim Renn: Von der Auslegung des Alltags zur Interpretation der Gesellschaft.
Gibt es eine hermeneutische Makrosoziologie nach Alfred Schütz? 97

II. Grundbegriffe

Thomas Luckmann: Handlung und Texte, Verstehen und Interpretation. Schütz und die Nachfahren 123

Hans-Georg Soeffner: Symbolische Präsenz: unmittelbare Vermittlung. Zur Wirkung von Symbolen 141

Elisabeth List: Das Selbstverständliche als Grenze der Lebenswelt 159

Lester Embree: Der Interpretationismus von Alfred Schütz oder
'Wie Holzfällen referentiellen und non-referentiellen Sinn haben kann’ 175

III. Anwendungen

Michael D. Barber: Die Literatur und die Grenzen des Pragmatismus 195

Jochen Dreher: Lebensweltanalyse und Literaturinterpretation. Zur Rekonstruktion symbolischer Wirklichkeitssphären 213

Dirk Tänzler: Bilderwelten. Ästhetische Erfahrung und das Problem des Sinnverstehens in den Sozialwissenschaften 233

Daniel Bischur: Wissenschaftliche Praxis und die Welt des Wirkens 253

IV. Ausweitungen

Ruth Ayaß: Mediale Strukturen der Lebenswelt 285

Annette Hilt: Hermeneutik der Transzendenzen. Verstehen und Verständigung an den Grenzen der Erfahrung 309

Andreas Georg Stascheit: Die musikalischen Fundamente der Hermeneutik der sozialen Welt bei Alfred Schütz 333

Bernhard Waldenfels: Alltagsmoral. Fragen mit und an Alfred Schütz 353

Verzeichnis der Beitragenden 375