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ru 3/2002 - Gewinnen und Verlieren

ru 3/2002
Ökumenische Zeitschrift für den Religionsunterricht

Gewinnen und Verlieren

Erfurt: Verdammte Verlierer?
Im Rollstuhl aufs Treppchen
Sport - mehr als Sieg oder Niederlage
Rock & Pop: No time for loosers?
Der Siedertyp: Jakob
Wer teilt, gewinnt
Wer wagt , gewinnt



 
Kösel - Verlagswebsite besuchen
ISSN 0341-0005

2002
36 Seiten, geheftet, 21 x 28 cm
 
7.00 Euro
 

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Gewinnen und verlieren
Von Lothar Kuld und Martin Rothgangel

Unsere Kinder werden nicht mehr die gleichen Beschäftigungsmöglichkeiten wie wir haben. Neue Technologien und globale Konkurrenz werden neue Gewinner und Verlierer produzieren. Viele der Jugendlichen von heute werden von dieser Entwicklung profitieren, viele werden aber auch auf der Verliererseite stehen. Und die Frage an alle wird in Zukunft noch mehr sein, wie sie mit den Menschen in ihrer Mitte umgehen, die aus welchen Gründen auch immer auf Hilfe angewiesen sind. Soziales Lernen ist die pädagogische Aufgabe der Zukunft.

Auf die Schulen kommt hier vermutlich eine neue Herausforderung und neue Aufgabe zu. Pisa hat gezeigt, dass das deutsche Schulsystem Weltmeister in der Auslese ist. Die Quote der Jugendlichen, die ohne Abschluss die Schule verlassen und ihre Ausbildung abbrechen, ist in Deutschland Spitze. Ihnen ist die Teilhabe am Leben in dieser Gesellschaft auf lange Sicht verweigert. Auch Roland S. aus Erfurt, dessen Amoklauf siebzehn Menschen das Leben kostete, war schon lange davor ein Verlierer, wie sich bald nach der allgemeinen Fassungslosigkeit herausstellte. Einige nachdenkliche Stimmen nach Erfurt, dokumentiert auf Seite 85 unseres Heftes, möchten beitragen, die überfällige Diskussion über den Umgang mit Leistungsverweigerern und Schulversagern über die Zeitpunkt hinaus wach zu halten, wenn das öffentliche Medieninteresse sich längst anderen spektakulären Ereignissen zugewendet hat.

Eine Kultur des Erbarmens ist unverzichtbar. Sie ist, sie wäre genuin christlich. Jesu Blick galt nicht der Sünde, sondern dem Leid der Menschen, schreibt der Theologe Johann Baptist Metz. Jesu Botschaft lautete: Augen aufmachen. sehen, was ist, vor allem jene sehen, die keiner sieht, die am Rande stehen und nicht am Leben teilhaben dürfen, weil sie krank sind oder arm oder fremd. Die Armen, die Besessenen, die Fremden, die Behinderten: ihnen galt der Blick Jesu. In den Marginalisierten entdeckte er das Gesicht und die Spur Gottes (Mt 25).

Profilierte Schulen haben auf die Herausforderungen sozialen Lernens mit sozialen Projekten reagiert. Wir stellen eines vor, das inzwischen weit verbreitet ist: »Compassion«. (vgl. ru 2/1997). Schülerlnnen verlassen im Rahmen dieses Projekts den Lernort Schule und begegnen Menschen, denen die meisten von ihnen in ihrem 'normalen' Leben wahrscheinlich nie begegnen würden und manchen von ihnen als'Verlierer' gelten: Behinderte, Kranke, Alte, Obdachlose usw. Das Projekt ist nicht nur ein Beispiel von »Solidaritätsschöpfung«. Es zwingt manchen auch zum Umlernen.

Gotthilf Gerhard Hiller beschreibt ein Konzept der Mentorenschaft, in der Erwachsene sich engagiert Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen zuwenden. Hiller zeigt, dass beide Seiten dabei gewinnen und welchen Zuwachs an Lebensgewinn beide in dieser fürsorglich kritischen Begegnung wechselseitig haben.

Jugend ist die Stimmung zwischen »We are the champions« und »I'm a loser baby« allzu vertraut. Manfred Pirner analysiert die Stimmungslage anhand weiterer Texte mit Blick auf den Religionsunterricht.

Fast unbefragt ist die Siegerpose im Sport. Albrecht Binder, Sportdozent, erinnert daran, dass Sport noch ganz anderes fordert als Siegen: Fairness, Rücksicht, Zusammenspiel, Zusammenhalt. Sport gibt es auch jenseits von Konkurrenz. Die Heftbetreuer gestehen, dass sie die gleiche Auskunft von ihren Interviewpartnern lernen durften. Und es war nicht das Ergebnis einer »gezielten Strategie«, vielmehr ein ausdrücklicher Zufall, dass beide von uns interviewten Personen auch überzeugte Christen sind: die Paraolympicssiegerin und Weltmeisterin im Florettfechten Esther Weber-Kranz sowie der Karate-Weltmeister Lazar Boskovic.

Ein biblisches Modell der Verwandlung des Menschen durch Sieg und Niederlage skizziert Monika Fuchs mit dem ungleichen Zwillingspaar Jakob und Esau. Jakob, der Siegertyp, muss akzeptieren, dass die Himmelsleiter für ihn zu steil ist, und Esau wandelt sich durch seinen Sieg über seine berechtigten Rachegelüste vom Verlierer zum Versöhnten.


»Was wird aus den Schülern, die im Rattenrennen um Arbeitsptätze ... auf der Strecke bteiben? Droht der Ausbildungsbereich nicht zu einem Abstellgleis für eine Ware Arbeitskraft zu werden, die nicht mehr abgerufen wird? Den Lehrern käme dabei die Rolle derjenigen zu, die an den Waggons rüttetn, um den Insassen das Gefühl zu vermittetn, es ginge noch weiter«.
(Götz Eisenberg, FR 11.5.2002, 7)

Inhaltsverzeichnis

In diesem Heft zu lesen:

Gewinnen und Verlieren
Zu diesem Heft

Ausgegrenzt, obdachlos, fremd -
Das Projekt Compassion
Lothar Kuld

Verdammte Verlierer?


Wozu sind wir auf Erden?
Mentorenschaft - eine zeitgemäße Antwort auf eine alte Frage
Gotthilf Gerhard Hiller

»Das Verlieren ist das Wichtigere«
Ein Interview mit der Fechterin Esther Weber-Kranz


»Gewinnen ist wie ein Dope«
Ein Interview mit dem Karate-Weltmeister Lazar Boskovic

Mehr als Medaillen
Sport hat viele Perspektiven
Albrecht Binder

No time for losers?
Wer gewinnt und verliert in der Popmusik
Manfred L. Pirner


Die (zu?) steile Himmeisleiter -
vom Fall und Aufstieg des Jakob
Monika Fuchs

Wer wagt, gewinnt
Anstöße zum religionsdidaktischen Umgang mit dem Spiel des Lebens
Silke Leonhard



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