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Wiener Kreis Texte zur wissenschaftlichen Weltauffassung von Rudolf Carnap, Otto Neurath, Moritz Schlick, Philipp Frank, Hans Hahn, Karl Menger, Edgar Zilsel und Gustav Bergmann Herausgegeben von Michael Stöltzner und Thomas Uebel
Wiener Kreis
Texte zur wissenschaftlichen Weltauffassung von Rudolf Carnap, Otto Neurath, Moritz Schlick, Philipp Frank, Hans Hahn, Karl Menger, Edgar Zilsel und Gustav Bergmann


Herausgegeben von Michael Stöltzner und Thomas Uebel

Michael Stöltzner, Thomas Uebel (Hrsg.)

Meiner Hamburg
EAN: 9783787319336 (ISBN: 3-7873-1933-6)
703 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2009

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Am Wiener Kreis scheiden sich die Geister, trat er doch mit dem dezidierten Anspruch auf, mit den Mitteln der modernen Logik den metaphysischen Schutt von Jahrtausenden aus dem Weg zu räumen. Statt als eine homogene Bewegung, die sich empiristischen Dogmen verschrieb, erscheint der Wiener Kreis in der philosophischen Forschung jedoch heute als eine heterogene Gruppe von eigenständigen Denkern, die gemeinsam die Grundlagen der modernen Wissenschaftstheorie legten. In jeweils spezifischer Weise setzten sie sich von der philosophischen Tradition ab oder versuchten, einzelne Teile davon in die wissenschaftliche Weltauffassung zu integrieren.

Der Band enthält eine repräsentative Auswahl von Aufsätzen der Mitglieder des Wiener Kreises. Sie beschränkt sich mit Ausnahme dreier Frühschriften der Gründer bewußt auf die Jahre des historischen Kreises vom Beginn der Treffen 1924 bis zur Ermordung Schlicks 1936, obwohl einige der Hauptideen erst in den USA ihre volle Wirkung entfalteten und von dort Ende der sechziger Jahre wieder in die deutschsprachige Philosophie zurückwirkten.

In ihrer Einleitung skizzieren die Herausgeber die historische Entwicklung des Kreises und erläutern die zentralen thematischen Fragestellungen. Die Anmerkungen identifizieren die internen wie externen Opponenten und erklären den Kontext der zeitgenössischen Wissenschaft.

Der Wiener Kreis war eine Gruppe von Philosophen und Wissenschaftstheoretikern, die sich ab 1922 unter der Leitung von Moritz Schlick wöchentlich in Wien trafen. Zentrales Anliegen der Gruppe war das Bemühen um eine wissenschaftliche Weltauffassung. Sie erreichte schnell internationale Geltung, bis ihre Arbeit durch Faschismus und Nationalsozialismus unterbrochen wurde. Die namhaften Mitglieder des Wiener Kreises wurden zur Emigration gezwungen, beeinflußten die Entwicklung der Wissenschaftstheorie aber auch nach 1945 maßgeblich.
Rezension
Dieser Band beendet ein Desiderat; hier werden zentrale Quellentexte der philosophischen Schulrichtung des sog. Wiener Kreises gebündelt vorgelegt. Der Wiener Kreis, eine Gruppe von Philosophen und Wissenschaftstheoretikern, die sich zwischen 1922 und 1936 unter der Leitung des 1936 von seinem ehemaligen Studenten Dr. Hans Nelböck erschossenen Prof. Dr. Moritz Schlick wöchentlich in Wien trafen, stand als logischer Empirismus gegen irrationalen Dogmatismus, illusionäre Verblendung und obskure Scheinwahrheit, wie sie auch der 1936 blühende Austro-Faschismus vertrat. Bekannte Mitglieder des Wiener Kreises waren Rudolf Carnap, Otto Neurath, Herbert Feigl, Philipp Frank, Victor Kraft, Friedrich Waismann und Hans Hahn. Im Umfeld wären auch Ludwig Wittgenstein, Bertrand Russell, Gottlob Frege und Karl Popper zu nennen, von denen etliche schon vor 1936 vor dem Austro-Faschismus emigierten. Logischer Empirismus möchte im Vergleich von Mathematik und Philosophie genaue Kriterien angeben, nach denen man philosophische Methoden als gültig bzw. ungültig beurteilen kann. Der logische Empirismus verlangt, dass alle bedeutungsvollen Aussagen auf Beobachtungssätze reduziert werden können. Damit vertritt der Wiener Kreis nicht weniger als den Anspruch, mit den Mitteln der modernen Logik den metaphysischen Schutt von Jahrtausenden aus dem Weg zu räumen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Diese Ausgabe enthält eine repräsentative Auswahl von Originaltexten des Wiener Kreises. Sie umfaßt nicht nur Texte zu den klassischen Themen wie der Protokollsatzdebatte oder der Metaphysikkritik, sondern auch Frühschriften der Gründer und solche zu den Grundlagen der Einzelwissenschaften.

"Die wissenschaftliche Weltauffassung kennt keine unlösbaren Rätsel. Die Klärung der traditionellen philosophischen Probleme führt dazu, daß sie teils als Scheinprobleme entlarvt, teils in empirische Probleme umgewandelt und damit dem Urteil der Erfahrungswissenschaft unterstellt werden."
Aus dem Gründungsmanifest des Wiener Kreises

"Ein echtes Desiderat im Unibetrieb."
Prof. Dr. Gereon Wolters (Universitaet Konstanz) über dieses Buch

"... ein Desideratum sowohl der Universitätenlehre als auch der historischen Forschung. Zusammen mit den 'Scheinproblemen' und dem 'Logischen Aufbau' von Carnap präsentiert die PhB jetzt die logisch-empiristisch orientierte Philosophie der deutschsprachigen Autoren in der 1. Hälfte des 20. Jhds. in wünschenswerter Breite."
Prof. Dr. Rainer Stuhlmann-Laeisz (Universität Bonn)

"Die Textauswahl stellt einen wichtigen Beitrag für den Forschungs- und den universitären Seminarkontext dar."
Zeitschrift für philosophische Forschung, Bd. 62, Heft 4 (2008)

"... intelligent zusammengestellte, repräsentative Sammlung zentraler Texte"
Philosophischer Literaturanzeiger Bd. 61, Heft 3 (2008)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung der Herausgeber IX

Vorbemerkung IX

1. Gründungsakte: Prag 1929 X
1.1. Plädoyer für eine wissenschaftliche Philosophie XII
1.2. Das Manifest XVI
1.3. Mitglieder und Peripherie XIX

2. Zur Entwicklung des Wiener Kreises XXII
2.1. Der erste Wiener Kreis und die Kriegsjahre XXIII
2.2. Schlick: Vom Neukantianismus zu Wittgenstein XXVIII
2.3. Der Wiener Kreis und die Grundlagenkrise XXXII
2.4. Carnap und die logizistische Wende XXXVI
2.5. Die Eigenständigen: Menger und Zilsel XLI

3. An der Peripherie des Kreises XLV
3.1. Gespräche mit Wittgenstein: der Beginn der Flügelbildung XLVI
3.2. Modernismus in der Zwischenkriegszeit XLIX

4. Themen und Debatten der dreißiger Jahre LII
4.1. Verifikationismus und empiristisches Sinnkriterium LIII
4.2. Zur empirischen Basis der Wissenschaft (Protokollsatzdebatte) LVI
4.3. Physikalismus und Einheitswissenschaft LX
4.4. Der Wiener Kreis und die Sozialwissenschaften LXVI
4.5. Neue Herausforderungen in den Naturwissenschaften LXVIII
4.6. Das Erbe des Konventionalismus LXXV

5. Allianzen und Internationalisierung LXXIX
5.1. Berlin – Paris – Warschau LXXIX
5.2. Die Unity of Science-Bewegung LXXXIII
5.3. Exil oder Transformation: Wann endete der Wiener Kreis? LXXXVI

6. Rezeption und Forschungsstand LXXXIX
7. Zur Auswahl XCVI
8. Danksagungen XCVIII
9. Zur Edition XCVIII
10. Einige weiterführende Werke C

Wiener Kreis
Texte zur wissenschaftlichen Weltauffassung

I. Programmschriften

1.1 Verein Ernst Mach (Hg.): Wissenschaftliche Weltauffassung. Der Wiener Kreis (1929) 3
1.2 Moritz Schlick: Die Wende der Philosophie (1930) 30

II. Frühe philosophische Arbeiten der Gründer

2.1 Moritz Schlick: Die philosophische Bedeutung des Relativitätsprinzips (1915) 41
2.2 Philipp Frank: Die Bedeutung der physikalischen Erkenntnistheorie Machs für das Geistesleben der Gegenwart (1917) 93
2.3 Otto Neurath: Die Verirrten des Cartesius und das Auxiliarmotiv (Zur Psychologie des Entschlusses) (1913) 114

III. Allgemeine Erkenntnislehre und Wissenschaftstheorie
3.1 Philipp Frank: Was bedeuten die gegenwärtigen physikalischen Theorien für die allgemeine Erkenntnislehre? (1929) 133
3.2 Moritz Schlick: Erleben, Erkennen, Metaphysik (1926) 169
3.3 Moritz Schlick: Positivismus und Realismus (1932) 187
3.4 Hans Hahn: Logik, Mathematik und Naturerkennen (1933) 223
3.5 Rudolf Carnap: Von der Erkenntnistheorie zur Wissenschaftslogik (1936) 260

IV. Zu den Programmen des Physikalismus und der Einheitswissenschaft
4.1 Otto Neurath: Soziologie im Physikalismus (1931) 269
4.2 Rudolf Carnap: Die physikalische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft (1932) 315
4.3 Otto Neurath: Einheit der Wissenschaft als Aufgabe (1935) 354
4.4 Rudolf Carnap: Über die Einheitssprache der Wissenschaft. Logische Bemerkungen zum Projekt einer Enzyklopädie (1936) 362
4.5 Otto Neurath: Die Enzyklopädie als ›Modell‹ (1936) 375

V. Zum Basisproblem der empirischen Wissenschaften (Protokollsatzdebatte)
5.1 Otto Neurath: Protokollsätze (1932) 399
5.2 Rudolf Carnap: Über Protokollsätze (1932) 412
5.3 Moritz Schlick: Über das Fundament der Erkenntnis (1934) 430
5.4 Otto Neurath: Pseudorationalismus der Falsifikation (1935) 454
5.5 Rudolf Carnap: Wahrheit und Bewährung (1936) 469

VI. Zu Spezialproblemen einzelner Wissenschaften
6.1 Karl Menger: Die neue Logik (1933) 479
6.2 Hans Hahn: Die Krise der Anschauung (1933) 515
6.3 Moritz Schlick: Die Kausalität in der gegenwärtigen Physik (1931) 543
6.4 Philipp Frank: Philosophische Deutungen und Mißdeutungen der Quantentheorie (1936) 589
6.5 Edgar Zilsel: P. Jordans Versuch, den Vitalismus quantenmechanisch zu retten (1935) 605
6.6 Moritz Schlick: Über den Begriff der Ganzheit (1935) 616
6.7 Otto Neurath: Mensch und Gesellschaft in der Wissenschaft (1936) 620

VII. Rückblick aus der Emigration
7.1 Gustav Bergmann: Erinnerungen an den Wiener Kreis. Brief an Otto Neurath (1936) 633

Anmerkungen 655
Quellenverzeichnis 691
Personenregister 695