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Von Himmelsstürmern und Höllenfahrern Literarische Stoffe in der Popularmusik
Von Himmelsstürmern und Höllenfahrern
Literarische Stoffe in der Popularmusik




Markus Schleich

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826067204 (ISBN: 3-8260-6720-7)
370 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2019

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Populäre Musik, Popmusik oder Popularmusik: Für welchen Signifikanten man sich auch entscheidet, sein Signifikat ist in unserem Leben allgegenwärtig. Wenn man in der literaturwissenschaftlichen Forschung an Popularmusik denkt, dann primär deswegen, weil ihr Einfluss auf literarisches Schreiben unbestreitbar ist. Man fragt sich, wie Popularmusik Literatur und Literaten anregt, nicht aber wie die Literatur die Popularmusik stimuliert. Selten reflektiert man Songs als Austragungsort literarisch-relevanter Themen und Fragestellungen. Gleichzeitig lässt sich nachweisen, dass sich viele Figuren der Weltliteratur in Popsongs wiederfinden lassen.

Im Zentrum dieser Arbeit stehen drei von Ihnen: Ikarus, Jesus und Faust. Um der Frage nachzugehen, warum sich ausgerechnet diese Figuren in der Popularmusik so großer Beliebtheit erfreuen, soll ein Instrumentarium vorgestellt werden, das es Literaturwissenschaftlern ermöglicht, sich produktiv auf thematologische Spurensuche in einem auditiven Medium zu begeben.

Ziel der Analysen ist, diese drei Grenzgänger als Figuren lesbar zu machen, die im Popsong nicht zum ironischen und unverbindlichen Spielball der Postmoderne werden, sondern die sich vielmehr dafür anbieten, ein postpostmodernes Bedürfnis nach Stabilität und Verbindlichkeit auszudrücken.

Markus Schleich studierte Komparatistik, Anglistik und Psychologie in Saarbrücken, Athen und Paris und promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Universität des Saarlandes. Seit 2018 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Universität Kassel.
Rezension
Bob Dylan bekam den Literatur-Nobelpreis - augenfälliger kann der Einfluss von Popularmusik auf literarisches Schreiben nicht deutlich werden. Man fragt sich, wie Popularmusik Literatur und Literaten anregt, nicht aber wie die Literatur die Popularmusik stimuliert. Selten reflektiert man Songs als Austragungsort literarisch-relevanter Themen und Fragestellungen. Gleichzeitig lässt sich nachweisen, dass sich viele Figuren der Weltliteratur in Popsongs wiederfinden lassen. Das ist der Ansatz und die Absicht dieser Studie. Am Beispiel von Ikarus, Jesus und Faust geht sie der Frage nach, warum sich ausgerechnet diese Figuren in der Popularmusik so großer Beliebtheit erfreuen. Methodisch entwickelt die Arbeit dabei ein Instrumentarium, das es Literaturwissenschaftlern ermöglicht, sich produktiv auf thematologische Spurensuche in einem auditiven Medium zu begeben. Zugleich setzt sich die Studie konstruktiv und produktiv mit dem Mythos der Heldenreise (Joseph Campbell) in der Popmusik auseinander.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo

Inhaltsverzeichnis
INTRO
Literarische Stoffe und Motive zwischen Text und Klang 9

1 REPEAT
Das tertium comparationis im intermedialen Raum 19

1.1 Von Stoffen und ihrer Stofflichkeit 19
1.1.1 Thematologie 19
1.1.2 Intertextualität 22
1.1.3 Intermedialität 24
1.1.4 Transmedialität 29
1.2 Popularmusik und auditive Medien 31
1.3 Mediale Genese und definitorische Versuche 32
1.4 Der Sonic Turn und disziplinäre Zugriffe 45

2 REWIND
Die theoretischen Grundlagen der Popularmusik 53

2.1 Modifizierte Literaturwissenschaftliche Konzepte 53
2.1.1 Mediale Komponenten 53
2.1.2 Urheberschaft/Autor/Interpret/Künstler 59
2.1.3 Vermittelnde Organisation 63
2.1.4 Klangnarrative 70
2.1.5 Klangliche Räume 74
2.1.6 Lesbarkeit 79
2.2 Funktionen auditiver Elemente 83
2.2.1 Melodik 85
2.2.2 Harmonik 88
2.2.3 Rhythmus 90
2.2.4 Dynamik 92
2.2.5 Klangarchitektur 93
2.3 Funktionen Verbaler Elemente 97
2.3.1 Stimmliche Performanz 97
2.3.2 Lyrics 101

3 PLAY
Vergleichende Audiolektüren 105

3.1 Traditionsreiche Grenzgänger 106
3.1.1 Ikarus 107
3.1.2 Jesus 111
3.1.3 Faust 115
3.1.4 Regelbruch und Normverstoß 120
3.2 Postmoderne Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur 123
3.2.1 Postmoderne 124
3.2.2 Popkultur 127
3.3 Ikarus: Fallstudien 130
3.3.1 Bon Iver — „Flume" 132
3.3.1.1 Vom Mittelweg abgekommen 134
3.3.1.2 Ikarus und die Frage des Ursprungs 140
3.3.1.3 Die Anfänge des Ungewissen 144
3.3.2 The XX — „Crystalised" 147
3.3.2.1 In den Fängen der Erwartungshaltung 150
3.3.2.2 Explosive Sprachlosigkeit 155
3.3.2.3 Defekt in der Identitätsstruktur 160
3.3.3 The White Hinterland — „Ikarus" 163
3.3.3.1 Am Ende neugeboren 165
3.3.3.2 Im Reich der Sirenen 171
3.3.3.3 Ikarus und Kairos 176
3.3.4 Ikarus und die unbestimmte Zukunft 178
3.4 Jesus: Die Passion Christi 181
3.4.1 Tom Waits — „Walking Spanish" 183
3.4.1.1 Jesus und der Wunsch nach mehr Zeit 186
3.4.1.2 Zwischen Eskapismus und Eskapaden 191
3.4.1.3 Ohne Kreuz kein Halt 195
3.4.2 Nick Cave & the Bad Seeds — „The Mercy Seat" 201
3.4.2.1 Auge um Auge, Zahn um Zahn 203
3.4.2.2 Schuldfragen 207
3.4.2.3 Endzeitstimmung 212
3.4.3 Johnny Cash — „Hurt" 216
3.4.3.1 Die Dornenkrone und andere Spuren 219
3.4.3.2 Das Prinzip Hoffnung 223
3.4.3.3 Glaubenskrise 226
3.4.4 Dubiose Transfigurationen 230
3.5 Faust: Zwischen Genie und Wahnsinn 233
3.5.1 The Fall — „Dktr Faustus" 237
3.5.1.1 Schwarzmagier, Zauberer, Gaukler 240
3.5.1.2 Sympathie für den Teufel 246
3.5.1.3 Vom Ernst der Unterhaltung 252
3.5.2 Gorillaz — „Faust" 257
3.5.2.1 Vom Manga zum Song 260
3.5.2.2 Zeiten des Auf- und Ausbruchs 266
3.5.2.3 Über die Grenzen ins Nichts 269
3.5.3 Radiohead — „Videotape" 272
3.5.3.1 Bewältigungsstrategien auf Zelluloid 274
3.5.3.2 Synkopische Ausfallschritte 277
3.5.3.3 Das Zentrum hält nicht stand 283
3.5.4 Teufelspakt, Konsequenzen und der Kontrollverlust 285

4 SHUFFLE
Grenzgänger im Niemandsland 291

4.1 Mythenkorrekturen: Zwischen Angebot und Nachfrage 293
4.2 Bewegungsmuster Sc. Nutzerdaten: Fehlende Kernmotive 294
4.3 Heldenreisen in der Populärkultur 301
4.4 Liminalität: Räume abseits der Heldenreise 307
4.5 Die neuen Leiden der alten Stoffe 312
4.6 Pop, Postmoderne und darüber hinaus 316

OUTRO
Weder Himmel noch Hölle — „No Direction Home" 325

BIBLIOGRAPHIE 331
DANKSAGUNG 367
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