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Mit Flüchtlingskindern lernen Anregungen und Projekte aus der Praxis Unter Mitarbeit von Reinhard Stähling, Barbara Wenders, Krystyna Strozyk
Mit Flüchtlingskindern lernen
Anregungen und Projekte aus der Praxis


Unter Mitarbeit von Reinhard Stähling, Barbara Wenders, Krystyna Strozyk

Ada Fuest (Hrsg.)

Schneider Verlag Hohengehren
EAN: 9783834016249 (ISBN: 3-8340-1624-1)
254 Seiten, paperback, 16 x 23cm, Januar, 2017, mit farbg. Abb.

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Es besteht die berechtigte Erwartung, daß in viel späterer Zeit, wenn der Menschheit genug Zeit gelassen wird, die Kraft des Gemeinschaftsgefühls über alle äußeren Widerstände siegen wird. Dann wird der Mensch Gemeinschaftsgefühl äußern wie Atmen“ (Adler 1933 b, 196).

Der Titel des Buches „Mit Flüchtlingskindern lernen“ weist auf das gemeinsame Lernen mit und von anderen Kindern hin. Er bedeutet auch, dass wir als Lehrerinnen und Lehrer mit den Kindern lernen und von ihnen lernen. Die Gegenseitigkeit und die Gemeinsamkeit geben uns die Richtung für gelingenden Unterricht an. Es geht um die veränderte Einstellung der Lehrerin, des Lehrers, die jedes einzelne Kind in den Blick nehmen, die die Individualität, die Einzigartigkeit eines jeden anerkennen und verstehen. Einstellungen, die in jedem Kind auf seine ganz besondere Weise dessen schöpferische Kraft nutzen oder neu beleben. Einstellungen, die dafür sorgen, dass das Kind mit sich selbst identisch sein kann. Es geht um die Begleitung, die aus der Sprachlosigkeit der Kinder zur lebendigen Sprache führen, mit der sie in einen lebendigen Austausch zu den Anderen Zutritt haben. Es geht um Hilfestellungen, damit das Kind seinen Platz in der Gruppe findet, sich angenommen und respektiert fühlen kann in der Gemeinschaft.

Für die Flüchtlingskinder, die gestern kamen und heute und morgen in unsere Schulen kommen, geht es nicht um eine Integration in das System der so genannten Mehrheitsgesellschaft, sondern um das Zusammenwachsen, die Zusammenarbeit und das sich Hineinfinden in eine fremde Gruppe.

Ich bin erwünscht und werde geliebt. Damit das so werden kann, ergeht der Aufruf an uns: „Wer sich befreunden will, muss sich befremden lassen.“ Dieses neu konzipierte Buch ist aktueller denn je. Bereichert wird es durch die Beiträge von Reinhard Stähling, Barabara Wenders und Krystyna Strozyk. Es antwortet auf den folgenden Grundsatz von Reinhard Stähling:

„Du gehörst zu uns“ – „Flüchtlingskinder bereichern unsere Schulklassen“

Reinhard Stähling benennt die Grundpfeiler einer gelebten Pädagogik. Er mahnt und weist Wege auf, wie Schule heute (am Beispiel Berg Fidel) gelingen kann.

Im Weiteren bieten diverse im Buch vorgestellten Projekte und Unterrichtsbeispiele Hilfestellung:

Kinder im Schatten der Schule - Sinti und Roma“, „Ich mache keine Probleme, ich habe Probleme „ Wider die Ausgrenzung in der Schule“

Barbara Wenders Beiträge bezeugen den anderen Blick auf die Flüchtlingskinder und geben Einblicke aus der Praxis. Krystyna Strozyk beschreibt, wie in ihrem Projekt ausländische Kinder neben allem Deutschunterricht, ihre Muttersprache als gefühlter Sprache nicht vergessen , sondern sie lebendig gehalten wird: „Mulingula-Mehrsprachiges Vorlesen in der Grundschule“ Die übergreifende Formel heißt:

Das Kind muss einen Platz in der Gruppe finden!

Es muss sich zugehörig wissen. Anerkennung , Akzeptanz, Hochachtung vor dem Anderen, Liebe, Verständnis und vieles mehr sind die Antworten innerhalb der Gemeinschaft, der Klasse.

Sich auf Augenhöhe, als sozial gleichwertig, als erwünscht und geliebt zu fühlen, das sind die Einstellungen der Lehrerin dem Kind und sich selbst gegenüber.

Das Kind ist die einzige Instanz und Autorität, die uns Erwachsenen Auskunft über sich selbst geben kann. Dieses Buch wird getragen durch die Beiträge der Kinder, in Form von Tafelbildern, Gesprächsprotokollen, Bildern und vor allem durch ihre Texte.

Es wendet sich an Pädagoginnen, die bereits auf der Suche sind.
Rezension
Nicht wenige Flüchtlingskinder kommen in unsere Schulen - das stellt vor große Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen. Diese gilt es zu bewältigen und zu nutzen. Das kann nach Überzeugung der Autor/inn/en dieses Buchs nur gemeinsam MIT den Flüchtlingskindern geschehen, deshalb der Titel "Mit Flüchtlingskindern lernen"; sie lernen von uns, wir lernen aber auch von ihnen. Der Schwerpunkt liegt auf "Anregungen und Projekte aus der Praxis" (Untertitel); denn viele Lehrkräfte sind auf Flüchtlingskinder und die Förderung von Kindern aus anderen Ländern noch nicht hinreichend vorbereitet, zugleich aber machen viele sehr praktische Erfahrungen mit der Integration der Neuankömmlinge in ihre Klassen - und diese Erfahrungen gilt es auszutauschen, auch insofern geht es um ein miteinander und voneinander Lernen in diesem Band aus der reihe "Basiswissen Grundschule".

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Reihenherausgeberin XI

Ada Fuest
Einleitung 1

Reinhard Stähling
„Du gehörst zu uns“ – Flüchtlingskinder bereichern unsere Schulklassen 5

Ada Fuest
I. „Schöpferische Kraft“ und Kreativität
Die „originäre Lebensbewegung“ des Schulkindes 32

1. „Es war einmal ein kleines Kind, das wollte gerne groß sein“
Kinder senden uns Botschaften 37

2. Wie heißt Du? – Wer bist Du?
Die erste Begegnung im Unterricht 39

3. Die Bedeutung des eigenen Namens 44

Ada Fuest
II. „Und auf einmal war das Kind so groß, wie es sein wollte.“
Von der Zugehörigkeit zum Selbstständigwerden 46

1. „Frau Fuest, ich schreibe immer noch“
Vom Schweigen zum Schreiben zum Sprechen 46

2. Simon – der Schwarzmaler und die Gruppe
Intimität und Diskretion 74

3. „Ich schreibe meine Märchen selbst.“
Lebensstil als individuelleLösung 95

Ada Fuest
III. Dürfen Kinder Lehrerinnen prüfen?
Von der sozialen Gleichwertigkeit 114

1. „Meinst du das wirklich?“
Beim Wort genommen 118
2. „Kein Nachteil ohne Vorteil“
Von der Selbstermutigung 121

3. Das „Nein“ in der Schule
Wider das erzwungene „Ja“ 130

Ada Fuest
IV. Wie Kinder sich bilden
Prozessorientierte Beratung durch Unterricht 134

1. „Ich erzähl Euch meinen Traum.“
Platz für Träume 143
2. „Die anderen haben es besser.“
Geschwisterkonstellation und „korrigierende Erfahrung“ 147

Ada Fuest
V. Kinder im Schatten der Schule – Sinti und Roma
„Wer sich befreunden will, muß sich befremden lassen.“ 156

1. „Wo gehöre ich dazu?“
Zwischen fremder Institution und Familiensystem 157

2. Was Schule sich zutraut zu antworten
Grenzen und Möglichkeiten der schulischen Versorgung der Sinti-und Roma-Kinder 161

Ada Fuest
VI. Ich mache keine Probleme, ich habe Probleme
Wider die Ausgrenzung in der Schule 171

1. „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“ – „WIR NICHT!“
„Wenn er aber kommt?“ „Dann freuen wir uns!“
Barbara Wenders 172

2. Klassenfahrt nach Spiekeroog
Barbara Wenders 177

3. Eltern−Kind-Sprechtag im November 2015
Barbara Wenders 178

4. Sie kommen – sie bleiben – sie gehen wieder?
Barbara Wenders 180

5. „Wie ich mich im Film wiederfinde“
Videogeschichten mit Sinti-Roma-Kindern
Ada Fuest 181

6. „Ich brauche einen Glücksstein“
Wenn Kinder zwischen alle Stühle geraten
Ada Fuest 191

7. Manuel und die Hexe
Ich lerne Manuel kennen
Ada Fuest 194

8. Jonny: „Ich bin ein Blatt.“
Ada Fuest 198

Ada Fuest
VII. Schule in der veränderten Lebenswelt des Kindes
Innere Schulentwicklung 202

1. Rolle, Macht und „psychologischer Rang“
Die Macht der Lehrerin 210

2. In meinem Reich bin ich Königin
Wider den Notstand der Lehrerin 214

3. Die Rolle der Schulleiterin 222
Krystyna Strozyk

VIII. Multilinguale – Mehrsprachiges Vorlesen in der Grundschule 223


Literatur 234
AutorInnen 241