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Ein unbequemes Fach Ethikunterricht an bayerischen Hauptschulen
Ein unbequemes Fach
Ethikunterricht an bayerischen Hauptschulen




Matthias Pfeufer

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781513792 (ISBN: 3-7815-1379-3)
197 Seiten, paperback, 17 x 24cm, Dezember, 2004

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die bayerische Verfassung sieht in Art. 137 Abs. 2 einen „Unterricht über die allgemein anerkannten Grundsätze der Sittlichkeit" vor. Bis zur Einrichtung des Faches, das seit den 1970er Jahren die Bezeichnung „Ethik" trägt, dauerte es über 25 Jahre.

Noch mehr Zeit ist seitdem vergangen, bis – wenigstens in Anfängen – eine universitäre Ausbildung der Lehrkräfte in Angriff genommen wurde.

In der vorliegenden Arbeit wird versucht, die Genese des Faches in Bayern nachzuzeichnen und anhand der Ergebnisse einer explorativen Untersuchung zu beschreiben, wie Lehrkräfte an Hauptschulen mit dem Fach umgehen. Dabei geht es u.a. um Fragen der Unterrichtsgestaltung, der wesentlichen Ziele oder der Einstellung zum Fach.

So wird versucht, die Erfahrungen von seit vielen Jahren in der Praxis tätigen Ethiklehrkräften in die aktuelle Diskussion um die Etablierung einer Lehrerbildung sowie die künftige Ausgestaltung des Faches mit einzubringen.

Daher richtet sich das Buch an Studierende, Lehrkräfte, Schulleitungen, Universitäten und Schulaufsichtsbehörden, die am Fach Ethik interessiert und für Verbesserungen aufgeschlossen sind.



Dr. Matthias Pfeufer, geboren 1970, ist wissenschaftlicher Referent für Grund- und Hauptschulen am Religionspädagogischen Zentrum in Bayern.
Rezension
Die Disssertationsschrift von Matthias Pfeufer greift ein schwieriges Thema auf, dass bei Weitem nicht auf die Hauptschule und auf Bayern beschränkt werden kann:
Ein Unterrichtsfach, das als Alternative für den konfessionellen Religionsunterricht Ethik bzw. Werte vermittelt, ein Fach also, das ganz zentral für den Erziehungsauftrag der Schulen sein sollte, wird noch weitgehend ohne universitäre Ausbildung, ohne eine spezifische Fachdidaktik und oft genug unter schwierigen organisatorischen Bedingungen erteilt.

Pfeufers Untersuchung basiert auf Leitfaden-Interviews mit 28 Ethik-Lehrenden.
Die Fragestellungen sind spannend, auch für eine Selbstevaluation von Ethik- oder Religionslehrern.
Die Ergebnisse werden leicht lesbar zusammengefasst. Sie bringen zwar keine revolutionär neuen Erkenntnisse zu Tage, aber bilden ein klares Bild des Ethik-Unterrichts und seiner spezifischen Probleme.
Diese Untersuchung bietet damit neben einer sorgfältigen systematischen Analyse (samt Begriffsklärungen) und einem historischen Überblick einen empirisch abgesicherten Problemaufriss zum Ethik-Unterricht, der als Grundlage für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und für die für Ethik-Lehrende als Argumentationshilfe im Ringen um bessere Bedingungen für ihren Unterricht dienen kann.

Christoph Ranzinger, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 8
Einleitung 9


1. Begriffskiärungen 11

1.1 (Grundsätze der) Sittlichkeit 11
1.2 Ethik 13
1.3 Ethikunterricht 15
1.4 Ethiklehrende 16


2. Systematische Probleme 19

2.1 Ist Ethik im Sinne moralischen Handelns lehrbar? 19

2.2 Verfassungsrechtliche Bedenken 27
2.2.1 Vorrang des Bundesrechts? 28
2.2.2 Verpflichtender Ethikunterricht 30
2.2.3 Erziehungsrecht der Eltern 31
2.2.4 Verpflichtung der Lehrkräfte zur Erteilung von Ethikunterricht 32
2.2.5 Darstellung relevanter Gerichtsurteile 33
Exkurs: Wurzeln des Ethikunterrichts 37


3. Historische Entwicklung des „Unterrichts über die allgemein anerkannten Grundsätze der Sittlichkeit" (Art. 137 Abs. 2 BV) 45

3.1 Entstehungsgeschichte des Art. 137 BV 45

3.2 Erste Umsetzungsversuche unter Kultusminister Dr. Alois Hundhammer 47
3.2.1 Regelungen zum Besuch des Religionsunterrichts 47
3.2.2 Statistische Abfrage des Kultusministeriums - näher erläutert am Beispiel des Regierungsbezirks Oberfranken 48
3.2.3 Gründe für das Scheitern 50

3.3 Konkrete Versuche der Erfüllung des Verfassungsauftrags unter Kultusminister Dr. Theodor Maunz 51
3.3.1 Bestimmungen der Entschließung vom 28. Juli 1958 51
3.3.2 Schuljahr 1958/59: Neues Schulfach „Sittenlehre"? 53
3.3.3 Freiwilligkeit der Teilnahme als Hauptgrund für das Scheitern 54

3.4 Entwicklung in den 1960er Jahren 56

3.5 Unmittelbare Vorbereitungen auf die Einführung 58
3.5.1 Gesellschaftliche Veränderungen als Anschub 59
3.5.2 Lehrplanarbeit am Institut für Schulpädagogik (ISP) 59
3.5.3 Rolle des Verbandes der katholischen Religionslehrer an den Gymnasien in Bayern 60
3.5.4 „Leisner-Gutachten" vom 1. September 1971 61
3.5.5 Curricularer Lehrplan für das Unterrichtsfach Ethik 64
3.5.6 Rahmenbedingungen des einjährigen Modellversuchs 65
3.5.7 Bewertung der Entwicklung 67

3.6 Hauptschulspezifische Aspekte 71
3.6.1 Fortschritte trotz Nichtberücksichtigung 71
3.6.2 Weitere Lehrplanentwicklung 72
3.6.3 Fortbildungsmaßnahmen für Ethiklehrende 76
3.6.4 Zum gegenwärtigen Stand 79


4. Zum Forschungsdesign 87

4.1 Forschungsaufgabe und-ziele 87

4.2 Qualitativer Zugang 88
4.2.1 Zugang zum Feld 89
4.2.2 Auswahlstrategien 90

4.3 Zur Auswahl des methodischen Verfahrens 90
4.3.1 Festlegung auf Leitfaden gestützte Experteninterviews 91
4.3.2 Der Leitfaden 92
4.3.3 Zur Dokumentation der Daten 97

4.4 Die Durchführung des Forschungsprojekts 98

4.5 Auswertungsmethode in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse 99


5. Die Auswertung der Interviewdaten: Darstellung der Ergebnisse 103

5.1 Bereich 1: „Weltanschauung" 104

5.2 Bereich 2:,Biographie/Schule" 105
5.2.1 Der Weg zur Ethiklehrkraft oder „wie die Jungfrau zum Kind" 105
5.2.2 Beginn der Tätigkeit 106
5.2.3 Veränderungen seit Aufnahme der Tätigkeit 107
5.2.4 Kontakte zu anderen Ethiklehrkräften 108

5.3 Bereich 3: „Unterricht" 110
5.3.1 Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsplanung 110
5.3.2 Unterricht zwischen Spaß und Frust 114
5.3.3 Besondere Schwierigkeiten im Unterricht 116
5.3.4 Lehrerrolle 118
5.3.5 „Neutrale Vermittlung" als Problem 120
5.3.6 Einschätzung des eigenen Unterrichts 121
5.3.7 Rückmeldungen 123

5.4 Bereich 4: „Ziele des Ethikunterrichts" 124
5.4.1 Wesentliche Ziele 124
5.4.2 Persönlich wichtigstes Ziel 127
5.4.3 Zur Erreichbarkeit der vorgegebenen Lehrplanziele 128

5.5 Bereich 5: „Einstellung zum Fach" 130
5.5.1 Subjektive Wahrnehmung der Anforderungen 130
5.5.2 Religion und Ethik als Bildungsinhalt der Schule 132
Exkurs: Islamischer Religionsunterricht nach Art. 7 Abs. 3 GG 134
5.5.3 Bedeutung christlicher Positionen im Ethikunterricht 134
5.5.4 Die Ethiklehrkraft-ein Vorbild? 136

5.6 Bereich 6: „Ausbildung" 137
5.6.1 Vorbereitung auf die eigene Tätigkeit als Ethiklehrkraft 138
5.6.2 Vorstellungen für eine professionelle Ethiklehrerausbildung 139
5.6.3 Mögliche Bezugswissenschaften eines universitären Studienganges 141

5.7 Schlusswort der Befragten 142

5.8 Zusammenfassung der Ergebnisse 143


6. Zukunftsperspektiven 153

6.1 Kurzfristig durchführbare (Sofort-)Maßnahmen 153

6.2 Mittelfristige Perspektiven 155

6.3 Langfristige „Visionen" 157


7. Schlussbemerkungen 159

Quellen Verzeichnis 161
Literaturverzeichnis 164
Anhang 174