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Die Ära Konstantins Kulturelle Kontexte – historische Dimensionen. Eine Synopse
Die Ära Konstantins
Kulturelle Kontexte – historische Dimensionen. Eine Synopse




Kunibert Bering

Athena Verlag
EAN: 9783898964791 (ISBN: 3-89896-479-5)
198 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2012

EUR 29,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Weltgeschichtliche Umbrüche bestimmen die Ära Konstantins: Das Christentum findet nach Jahren der Verfolgung endgültige Akzeptanz, Konstantinopel wird die neue Hauptstadt des Römischen Reiches, die Entfaltung von Spätantike und Mittelalter nimmt ihren Anfang. Wenn es auch eine Fülle von Analysen der Facetten dieser bedeutenden Prozesse gibt, so kam es doch nur sporadisch zu einer synoptischen Sicht auf Ereignisse und Kontexte.

Die vorliegende Untersuchung gibt Einblicke in das komplexe kulturelle Gefüge und deckt das Zusammenwirken der politischen, theologischen und künstlerischen sowie urbanistisch-architektonischen Komponenten auf. Diese Faktoren stehen ihrerseits in historischen Entwicklungen, denen die Untersuchung detailliert nachgeht.

Zwei Aspekte erweisen sich als wesentlich: So hatte sich die religiöse Grundlegung des Staates in der Krise des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert zutiefst gewandelt. Die Studie legt dar, wie sich die Vorstellung eines summus deus, eines höchsten Gottes, entwickelte, und zeigt, wie Jupiter, Sol Invictus u. a., aber auch der Gott der Christen jeweils als summus deus auftreten konnten.

In diesem Prozess spielten Bilder als Propagandamittel in den großen Auseinandersetzungen der »Ära Konstantins« eine entscheidende Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung liegt daher auf der Re-Kon-struktion des frühchristlichen Bildbegriffs. Während die pagane Umwelt des Christentums das Kult-Bild als Sitz der Gottheit betrachtete, entfalteten die frühen christlichen Autoren im Zuge des Konfliktes mit dem römischen Staat eine Konzeption, die dem Bild einen Verweisungscharakter im Hinblick auf transzendente Sphären zusprach. Die Studie zeigt die bisher nicht beachteten hellenistischen Quellen dieses Bildverständnisses auf, das die europäische Kunst fortan fundamental bestimmen sollte.

Kunibert Bering, geb. 1951, Studium der Klassischen Archäologie, Kunstwissenschaft und Geschichte in Bochum und Rom, 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium, Tätigkeit im Schuldienst; 1978 Promotion, 1987 Habilitation, 1991-1996 Gastvorlesungen und Lehraufträge an den Universitäten in Weimar und Koblenz-Landau (Abt. Landau), seit 1998 Lehrstuhl für Didaktik der Bildenden Künste an der Kunstakademie Düsseldorf; 2007-2010 Gastprofessur an der Universität Bern; Veröffentlichungen zur Kunst des Mittelalters und der Renaissance sowie zur Skulptur des 20. Jahrhunderts, Publikationen zur Didaktik der Bildenden Künste.
Rezension
Die Ära Konstantins im 4. Jhdt. n. Chr. ist für das Christentum wg. der sog. Konstantinischen Wende von entscheidender Bedeutung; denn das Christentum wird unter Kaiser Konstantin von einer verfolgten zu einer erlaubten und dann später begünstigten und schließlich unter Theodosius im 5. Jhdt. zur allein erlaubten (Staats-)Religion. Der hier anzuzeigende Band wendet sich der Ära Konstantins aber nicht kirchengeschichlich oder theologisch zu, sondern kunst- und kulturgeschichtlich. Das ist höchst erfreulich; denn die Suche nach neuen Lebensformen im 3. Jhdt. n.Chr. bringt eine Unmenge neuer Heilslehren und Kulte (Kap. 2) aus, in denen auch das Christentum zu stehen kommt, das sich als kultureller Neuanfang anbietet, wie der christliche Kult (Kap. 3), die neu entstehenden Christus-Bilder (Kap. 4) und die neuen christlichen Bauwerke, insbesondere die Basiliken, zeigen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.e
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 7

1 Nach der Krise des 3. Jahrhunderts: Suche nach neuen Lebensformen 11

1.1 Versuche zur Konsolidierung des Reiches: Von Decius zu Aurelian 12
1.1.1 Ein staatstragendes Konzept: Der Sonnenkult Aurelians 15
1.1.2 Die Tradition des Sonnenkultes in Rom 16
1.2 Koordinaten der politischen Entwicklung unter Diokletian: Der Umbau des Reiches 19
1.2.1 Rückkehr zum mos maiorum 20
1.2.2 Die Verfolgungen unter Diokletian 21
1.2.3 Die Repräsentation tetrarchischer Herrschaft 23

2 Heilslehren und Weltdramen 35

2.1 Umdeutungen traditioneller Mythen 35
2.2 Philosophie als Religion: Der Neuplatonismus 37
2.3 Lebensweltliche Kontexte: Das Bilderrepertoire der Sarkophage 41
2.4 Gnosis 44
2.5 Mysterienkulte 46
2.5.1 Kybele 48
2.5.2 Isis 52
2.5.3 Mithras 54
2.5.4 Weitere Mysterienkulte 56
2.6 Kultstätten des Judentums 60
2.6.1 Eschatologische Visionen: Die Synagoge von Dura-Europos 62
2.6.2 Formen jüdischer Sakralarchitektur in Palästina 65

3 Christlicher Kult 71

3.1 Facetten des frühen Christentums 71
3.2 Prozessionswesen 74
3.2.1 Die Adaption des Triumphzugs 77
3.3 Frühchristliche Bauten 79
3.4 Katakomben und Konzeptionen der Auferstehung 84
3.4.1 Die Struktur der Katakomben 85
3.4.2 Theologische Probleme 88

4 Christus-Bilder 93

4.1 Christus-Bilder in den Evangelien 93
4.2 Der frühchristliche Bildbegriff 94
4.2.1 Jüdische Traditionen und hellenisierte Umwelt 95
4.2.2 Christliches Bildverständnis: Eusebs »Vita Constantini« als exemplarischer Fall 96
4.2.3 Der frühchristliche Bildbegriff im kulturellen Kontext 99
4.2.4 Jüdische Grundlagen des frühchristlichen Bildbegriffs: Die »Weisheit Salomos« 102
4.3 Bildliche Präsentationen Christi und christliche Bildmotive der ersten Jahrhunderte 105
4.4 Der Wandel des christlichen Bildrepertoires in konstantinischer Zeit 113

5 Am Vorabend der Herrschaft Konstantins 117

5.1 Maxentius (305-312) 118
5.2 Der Roma Auctrix-Kult 119
5.3 Baupropaganda 120
5.3.1 Die Neugestaltung des östlichen Forumbereichs 120
5.3.2 Der Villenkomplex des Maxentius an der Via Appia 124
5.4 Der Kult des »Divus Romulus« 125

6 Die Ära Konstantins (306-337) 127

6.1 Die Vorstellung des summus deus - ein facettenreiches Gottesbild 128
6.2 Bild-und Baupropaganda der konstantinischen Zeit 132
6.2.1 Porträts Konstantins 132
6.2.2 Neue Akzente auf dem Forum Romanum 133
6.2.3 Die Kolossalstatue Konstantins im architektonischen und propagandistischen Kontext 135
6.2.4 Der Konstantinsbogen und seine Ausstattung im urbanen Kontext 136
6.2.5 Sessorium 143
6.2.6 Kirchenbauten unter Konstantin 144
6.2.7 Die Basilika: Bautypus - Gemeindestruktur - Liturgie 146
6.2.8 Lateranpalast und Lateranbasilika 149
6.2.9 Die Petersbasilika 151
6.2.10 Märtyrerbasiliken und Mausoleen in Rom 155
6.2.11 S. Croce in Gerusalemme 157
6.2.12 S. Costanza in Rom 158
6.2.13 Konstantinische Kirchenbauten in Palästina 159
6.3 Konstantinopel 162
6.3.1 Repräsentative Platzanlagen: Augusteion - Kapitol - Konstantinsforum 164
6.3.2 Imperiale Architektur: Palast - Hippodrom - Zeuxippos-Thermen - Basilika 167
6.3.3 Kirchenbauten 171

7 Schlussbemerkung 173

8 Farbtafeln 175
9 Literatur 185
10 Abbildungsnachweis 197