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Dialog Ein kooperativer Kommentar Herausgegeben von Burkhard Liebsch
Dialog
Ein kooperativer Kommentar


Herausgegeben von Burkhard Liebsch

Emmanuel Levinas

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495491188 (ISBN: 3-495-49118-X)
280 Seiten, kartoniert, 14 x 22cm, August, 2020

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Levinas denkt den Dialog rückhaltlos „im Zeichen des Anderen“ und verlangt ihm vor allem eines ab: dem Anderen als solchem gerecht zu werden. Ist der Dialog so gesehen nicht etwa nur eine spezifische soziale Situation unter vielen anderen, sondern die soziale Situation par excellence, in der sich zeigt, was das Soziale im Grunde ausmacht? In neun Kommentaren wird Levinas` kritische Antwort auf diese Frage neu der Diskussion ausgesetzt.
Rezension
Emmanuel Lévinas (1905-1995) gilt als der Begründer der Alteritätsphilosophie. Diese entwickelte er systematisch in seinen beiden Hauptwerken „Totalité et Infini. Essai sur l`extériorité“(1961) und „Autretment qu`être ou au-delà de l`essence“(1978). Im philosophischen Œuvre des 1961 zum Professor für Philosophie in Paris ernannten Denkers werden insbesondere folgende Richtungen rezipiert: Edmund Husserls Phänomenologie, Martin Heideggers Existenzphilosophie, Henri Bergsons Lebensphilosophie, Gabriel Marcels christlicher Existenzialismus sowie die Dialogphilosophie von Franz Rosenzweig und die von Martin Buber.
Im Unterschied zu den Vertretern einer Philosophie des Dialogs, welche von der Symmetrie bzw. Reziprozität der Kommunikationspartner*innen ausgehen, vertritt Lévinas in seiner Philosophie eine Dissymmetrie, den Primat des Anderen. Die Erfahrung der Alterität des Anderen, genauer die Erscheinung des Antlitzes des anderen Menschen, ist für ihn das subjektkonstituierende Moment. Der Alteritätsphilosoph sieht die soziale Beziehung zwischen den Menschen folglich weder nach der Logik der Kausalität noch nach der Logik der Intentionalität strukturiert. Sein „Humanismus des anderen Menschen“ kann als eine radikale „Verteidigung der Subjektivität“ gelesen werden. Dabei erhebt Lévinas zur prima philosophia die Ethik, welche für ihn in der besonderen dialogischen Beziehung zwischen Ich und Du begründet liegt.
Eine neue Analyse des Dialogs hat der Philosoph prägnant in seinem in der Zeitschrift „Archivio di Filosofia“ 1980 zuerst veröffentlichten Aufsatz „Dialog“ vorgelegt. Eine leicht überarbeitete Version davon erschien 1982 in seinem Buch „De Dieu qui vient à l`idée“. Lévinas` tiefsinnige Interpretation der Dialogphilosophie in deutscher Übersetzung bildet den Gegenstand des fünften Bandes der im Verlag Karl Alber publizierten Reihe „Interpretationen und Quellen“. In dieser wird jeweils ein wichtiger Text europäischer Geistesgeschichte abgedruckt und versehen mit fundierten Kommentaren. Herausgeber des Buches „Emmanuel Lévinas. Dialog. Ein kooperativer Kommentar“ - mit neun den philosophischen Text erschließende Deutungen - ist Burkhard Liebsch, apl. Professor für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Der durch zahlreiche Schriften ausgewiesene Experte für Sozialphilosophie und für französische Phänomenologie stellt zudem im Vorwort und im Epilog kritische Anfragen an den Aufsatz „Dialog“.
Dieser enthält in nuce zentrale Grundgedanken von Lévinas` Alteritätsphilosophie: seine Kritik am Besitz ergreifenden Charakter von Denken, Wahrnehmung und Intentionalität, seine Deutung des Dialogs als ursprünglichen Modus der Transzendenz, sowie die Begründung seiner Ethik aus dem Dialog: „Das Ethische beginnt im Ich-Du des Dialogs“(S. 49). Denn diese besondere Beziehung beinhaltet, so betont Lévinas in seiner Kritik an Kants deontologischer Ethik, in ihrer „Form der Dringlichkeit und ohne Rückgriff auf jedwedes universale Gesetz - eine Verpflichtung“(S. 50).
Fazit: Lehrkräfte der Philosophie, Ethik und Religion, sowie Studierende dieser Disziplinen erhalten durch den Kommentarband zu Lévinas` Schrift „Dialog“ inklusive Originalschrift eine sehr gute Einführung in die Alteritätsphilosophie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Grundlagentext der neueren Dialogtheorie
1980 veröffentliche Emmanuel Lévinas den kurzen Text »Dialog«. In diesem denkt er das Gespräch rückhaltlos »im Zeichen des Anderen« und verlangt ihm vor allem eines ab: dem Anderen als solchem gerecht zu werden. So gesehen ist der Dialog nicht eine spezifische soziale Situation unter vielen anderen, sondern die soziale Situation par excellence, in der sich zeigt, was das Soziale im Grunde ausmacht. 10 Autoren setzen sich in diesem von Burkhard Liebsch herausgegebenen Band mit Lévinas’ Thesen auseinander: Emil Angehrn, Katharina Bauer, Myriam Bienenstock, Petar Bojanić, Günter Figal, Marco Gutjahr, Annette Hilt, Burkhard Liebsch, Christian Rößner, Werner Stegmaier und Jürgen Trabant.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Herausgebers 7
Dialog 25
Emmanuel Levinas
Interpretationen
Dialogische Hermeneutik
Vom Ursprung des Sinns im Anderen 57
Emil Angehrn
Das Gespräch
Wilhelm von Humboldt über den unabänderlichen Dualismus
des Denkens und Sprechens – mit Blick auf Emmanuel Levinas 74
Jürgen Trabant
Levinas’ Neuorientierung der Dialog-Philosophie 89
Werner Stegmaier
Dialog und Transzendenz bei Emmanuel Levinas 120
Myriam Bienenstock
Transzendenz und Begegnung 138
Günter Figal
Wo beginnt die Verpflichtung?
Levinas im Dialog mit Kant 155
Katharina Bauer
Dialog und Dialektik 175
Christian Rößner
Mit-teilen und Ver-antworten:
Ethik und Ontologie des Dialogs 198
Annette Hilt
Überschätzung – Abbruch – Wiederaufnahme
Das Dialogische zwischen unaufhebbarer Anderheit und Gewalt 224
Burkhard Liebsch
Epilog
Perspektiven künftiger Revisionen dialogischen Daseins 267
Burkhard Liebsch
Die Autorinnen und Autoren 279