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Der Krieg und die Kirchen Angola 1961 - 1991
Der Krieg und die Kirchen
Angola 1961 - 1991




Benedict Schubert

Edition Exodus
EAN: 9783905577105 (ISBN: 3-905577-10-0)
344 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Januar, 1997

EUR 31,19
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mehr als dreissig Jahre lang bestimmte der Krieg die Lebensverhältnisse in Angola. Der 1961 aufgenommene Kampf gegen die Kolonialmacht Portugal mündete in einen blutigen Entkolonisierungskonflikt zwischen den rivalisierenden Unabhängigkeitsbewegungen. Damit nicht genug: der Kalte Krieg zwischen den Grossmächten USA und Sowjetunion trug wesentlich dazu bei, dass sich aus den Auseinandersetzungen um die Machtausübung im Land ein internationalisierter Bürgerkrieg entwickelte. Dieser verwandelte ein potentiell reiches Land in ein zerstörtes Armenhaus. Regierung und Opposition unterzeichneten zwar 1991 ein Abkommen, das den ersehnten Frieden jedoch bis heute nicht brachte.



Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Frage, ob und wie die Kirchen Angolas auf diese jüngste, dramatische Phase in der Geschichte ihres Landes reagiert haben. Angola gilt als christliches Land. Vor rund 500 Jahren kam es über portugiesische Seefahrer erstmals mit dem Christentum in Kontakt und wurde aufgrund einer ausgedehnten katholischen wie nicht-katholischen Missionstätigkeit seit der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend christianisiert. Erstmals bietet eine Studie einen Überblick über die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Angola während der Zeitspanne von 1961 bis 1991 und beschreibt den Weg der Kirchen in diesem Kontext. Die aus dieser Analyse gewonnenen Schlussfolgerungen lassen auf einer theoretischen Ebene nach den Kriterien für eine geschichtlich und gesellschaftlich relevante Theologie und in praktischer Hinsicht nach der verändernden Kraft der christlichen Hoffnung fragen. Die Publikation stellt deshalb einen unverzichtbaren Beitrag zur Geschichte des Christentums in Afrika und zur ökumenischen Zeitgeschichte überhaupt dar.



Benedict Schubert, geb. 1957 in Basel, Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Nach der Ordination zum Pfarrer acht Jahre in Luanda (Angola) in der Ausbildung kirchlicher Mitarbeiter tätig. 1992 Rückkehr in die Schweiz, Promotionsstudium mit Abschluss in Basel, seither verantwortlich für das Amt für Weltweite Kirche der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Land und Basel-Stadt. Daneben Beratertätigkeit für die theologische Ausbildung in Angola und Mosambik.


Inhaltsverzeichnis
Dank

Einleitung

WURZELN. STANDBILDER AUS EINEM TRAGISCHEN FILM

1. Ich bin ein Angolaner. Schwierigkeiten mit der Identität
Die ethnographische Karte José Redinhas
Die rosafarbene Afrika-Karte
2. Die erste Begegnung mit den Europäern, der Anfang von "500 Jahren Evangelisation"
3. Menschenfischer - ein höllisches Missverständnis
4. Ein Denkmal für die Königin Nzinga Mbandi
5. Das Dekret No 77 von 1921

1960:
DER PORTUGIESISCHE KOLONIALISMUS IN DER ENDPHASE

I. Angola, Ende 1960
Das Gefälle zwischen Stadt und Land
Eine Wirtschaft des Zwangs
Eine hierarchische Gesellschaft

II. Die Kirchen in der"Übersee-Provinz

1. Unter dem milden Blick Unserer Lieben Frau von Fátima - die portugiesisch-katholische Kirche
2. Ethnisch gebundene Regionalkirchen - der Protestantismus
3. Eine Randerscheinung - unabhängiges Christentum

1961-1974:
DER UNABHÄNGIGKEITSKRIEG

I. Krieg und Aufschwung

1. Die Explosion
2. Organisierter Anti-Kolonialismus
3. Der zähe Krieg um die Unabhängigkeit
Angola ist zu gross für einen Sieg
Das Exil
Nationalismus und Rivalitäten
Die Internationalisierung des angolanischen Kriegs
Der wirtschaftliche Aufschwung

4. Die"Nelkenrevolution" in Portugal

II. Die Kirchen im Unabhängigkeitskrieg

1. Kirchen in der Verfolgung, im Widerstand und im Exil
Treibjagd auf Sündenböcke
Widerstand als Glaubensgehorsam
Kirchen im Exil

2. Kirchen, die sich anpassen und einfügen ins System
Die göttliche Sendung Portugals muss verteidigt werden
Die göttliche Sendung der Kirche kann durch den Krieg nicht beeinträchtigt werden

3. Die Kirchen in der Welt und der angolanische Krieg
"Cry, Angola!" - Initiativen von der kirchlichen Basis aus
Die Missionsgesellschaften und die oekumenische Bewegung
Der Vatikan

1974-1977:
DIE KONFLIKTREICHE ENTKOLONISIERUNG
I. Die Entkolonisierung: die Volksrepublik Angola wird gegründet

1. Das Ende des Kolonialkriegs
2. Die grosse "confusao"
3. Die Volksrepublik Angola nimmt Gestalt an

II. Die Kirchen im Entkolonisierungskonflikt

1. Einheit und Kontinuität wahren - die katholische Kirche
Eine neue Kirche
Der schwierige Abschied vom Konkordat

2. Von regionalistischen Neigungen bedroht - die protestantischen Kirchen
Die Baptisten
Die Methodisten
Die Kongregationalisten
Gelernt ist gelernt: der schweigende Protestantismus

3. Oekumenische Versuche
Konziliare Öffnung, gebremst
Aufbruch zur Einheit, zu spät
Vom Missionsgebiet zum Fürsorgefall - die Kirchen in der Welt und Angola

1977-1991:
DER BÜRGERKRIEG

I. Zerstörung statt Aufbau, statt Versöhnung: Krieg

1. Der Krieg
Der Kriegsverlauf
Die Interessen der am Krieg beteiligten Parteien
Die Verhandlungen

2. Leben in der Volksrepublik
"Partido" - die Partei
"Dólar" - der Dollar
"Falta" - der Mangel
"Candonga"

II. Die Kirchen im Bürgerkrieg

1. Die Volksrepublik und das"religiöse Phänomen"
Konfrontation
Ambivalenz
Partnerschaft?

2. Die Kirchen und der angolanisch-sozialistische Staat
Hirtenworte - die Stimme der CEAST
Protestantische Stimmen

3. Glauben im Belagerungszustand
Die Kirche mit dem leidenden Volk
Die religiöse"proliferacao"
Diakonie und Nothilfe


ENTTÄUSCHTE HOFFNUNG AUF FRIEDEN

1. Zum ungelösten oekumenischen Problem
2. Zur politischen Verantwortung der Kirchen
3. Zur Hoffnung in apokalyptischer Zeit

Anhang

1. Chronologie zur Geschichte Angolas
2. Übersichtskarte Angola
3. Abkürzungen und Spezialausdrücke

Bibliographie
Namensregister