|
lindennacht
gedichte
Reiner Kunze
S. Fischer Verlag
EAN: 9783100420244 (ISBN: 3-10-042024-1)
112 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 12 x 20cm, 2007
EUR 17,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Reiner Kunze, geboren 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge; Bergarbeitersohn, Studium der Philosophie und Journalistik in Leipzig. 1977 Übersiedlung in die Bundesrepublik. Zuletzt erschienen im S. Fischer Verlag die gesammelten Gedichte in dem Band »gedichte«, »Der Kuß der Koi. Prosa und Photos« sowie die Nachdichtungen »Wo wir zu Hause das Salz haben«. Für sein umfassendes lyrisches, essayistisches und erzählendes Werk erhielt Reiner Kunze zahlreiche Literaturpreise, u. a. den Georg-Büchner-Preis, den österreichischen Georg-Trakl-Preis und den Friedrich-Hölderlin-Preis. Seine Lyrik und Prosa wurden in dreißig Sprachen übersetzt.
Rezension
Reiner Kunze hat sich lange Zeit gelassen für seinen jüngsten Gedichtband (jedenfalls ist das der Tenor einer schnellebigen Zeit) und den ungeduldigen Fragern gibt er in 'Schuldiggebliebene Antwort' unter dem Motto: 'Schreiben Sie noch? Lange nichts gehört. N.N.' gleich die passende Antwort:
Bücher
sind stille wesen, man
hört sie nicht
Sie sind da, auch solche von Reiner Kunze, die keine Schlagzeilen machen, und wer aufmerksam ist und zu lesen versteht, wird reich belohnt. In 'lindennacht', das sich in fünf Teile gliedert, lassen sich die vertrauten Themen Kunzes ausmachen, alle aber, so scheint es, von der Erfahrung des Älterwerdens und des Alters stärker akzentuiert. So gilt der ganze vierte Teil einer Reihe von Toten, die Kunze etwas bedeuten, und in vielen anderen Gedichten scheint durch, dass er das eigene Ende in den Blick nimmt, sei es in Liebesgedichten, die den kommenden Verlust des Partners vorwegnehmen (welcher von beiden es auch sein wird), sei es in Naturgedichten, die die Einmaligkeit und Vergänglichkeit bestimmter Momente festhalten, die sich dem Dichter und über sein Gedicht dem Leser einprägen und eingeprägt haben.
Kunzes Lyrik war nie wortreich, aber immer höchst präzise, fähig, in einfachen Bildern ganze Leben und Landschaften zu evozieren. So verwundert es nicht, dass er sich auf die japanischen Hokusai bezieht und einer seiner Reiseeindrücke aus Korea (Megametropolenbuchhandlung) seine eigene Poetik zu formulieren scheint: Was wichtig ist, zeigt sich (deshalb die Bildhaftigkeit seiner Gedichte, die man betrachten muss), es teilt sich dem Ohr mit (deshalb die Faszination seiner Lesungen, diese Gedichte wollen vorgelesen werden), es ergreift Besitz von der Seele (es bedarf der Zeit, um sie zu schaffen, aber auch um sie zu rezipieren), es vollzieht sich (was ist, folgt eigenen Gesetzen, wird nicht gemacht, sondern wahrgenommen).
Deshalb sind seine Gedichte oft der Lebensweisheit benachbart. Das mag manchen nicht gefallen, weil sie andere Schönheiten sehen und andere Weisheiten für treffend halten, den Gedichten tut das jedoch keinen Abbruch. Sie können für sich stehen.
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Entlang dem staunen
siedelt das gedicht, da
gehn wir hin«
Reiner Kunze
»›fahrt mit altem meister‹ heißt in Reiner Kunzes neuem Gedichtband eine seiner poetischen Landschaften, wie er sie unnachahmbar mit wenigen Strichen zu malen versteht. Auch der Autor selbst zeigt in ›lindennacht‹ die reifste Meisterschaft: eine, die mit immer sparsameren, scheinbar immer kunstloseren Mitteln Kunst entstehen läßt. Jahrzehnte von Leben und Schreiben müssen auf diese Kunst hingearbeitet haben.« Jakub Ekier
Inhaltsverzeichnis
INHALT
I
der teich mit den roten fischen (2004) 9
kindheitserinnerung (2005) 11
unsere einfachheit (2006) 12
die schachttasche (20069 14
bergmannskneipe (2006) 15
nach dem krieg (2005) 16
nach alter kinderweise (2006) 17
kohle lesen (2005) 18
spaziergang im abraumhaldenwald (2005) 20
unwirklicher maitag (2005) 21
noch immer (2005) 22
dachfenster bei sternklarer nacht (2005) 23
das leben (2006) 24
kühner gedanke in ehrfurcht vor dem glauben (2006) 25
variation über das thema »Philemon und Baucis« (2006) 26
zweite variation über das thema »Philemon und Baucis« (2006) 27
die linde (2005) 28
tapferer vorsatz (2006) 29
zugfahrt (2006) 30
die linde blüht, und es ist nacht (2005) 31
naturgedicht (2005) 32
bernsteinbaum (2006) 33
polarhoch über dem donautal (2006) 34
winterwahn in Niederbayern (2006) 35
baum mit futterglocke (2006) 36
harter Januar {2006) 37
donaumorgen unterhalb von Passau (2005) 38
unglaubliche nachricht über den himmel (2006) 39
rest einer alten gartenhecke (2005) 40
rostblättrige alpenrose (2005) 41
heide, auf der karte rot schraffiert (2006) 42
große sommerlinde (2006) 43
sommers täglich 5 uhr 30 (2006) 44
der kleine hund (2006) 45
ostasiatischer gast (2005) 46
frühstück mit zeitung (2006) 47
das wort mensch (2006) 48
II
der pianist (2006) 51
konzert mit werken des 21. Jahrhunderts (2006) 52
versöhnung mit dem genie (2006) 53
teurer rat (2006) 54
Fuad Rifka (2006) 55
wo das manuskript lag (2006) 56
spottverse (2006) 57
am Schreibtisch, wahrend draußen kinder spielen (2005) 58
schuldiggebliebene antwort (2005) 59
schule des haiku (2005) 60
altershaiku (2005) 61
III
im norden (2005) 65
Finnland bei Nykälä (2005) 66
in Helsinki zu früher stunde (2006) 67
der ort des paradieses (2005) 68
vor der vorstellung (2006) 69
trockenmauer in der Provence (2005) 70
echo-sidcho (2005) 71
sidcho, das keinen trost weiß (2005) 72
bitteres sidcho für ein geteiltes land (2005) 73
Seoul, königspalast (2005) 74
Seouler straßenbild (2005) 75
mission in Seoul (2005) 76
megametropolenbuchhandlung (2006) 77
fahrt mit altem meister (2005) 79
schwarzer bambus (2005) 80
jenseits des tempels (2005) 81
koreanische legende in altem stil (2005) 82
im lied jedoch (2005) 83
IV
der tod Albert Camus' (2006) 87
mohnmond (2002) 88
Hermann Lenz (2004) 90
letzte Zeichnung des tierbildhauers Heinz Theuerjahr, auf der beim namenszug die band versagte (2006) 91 epitaph für Heinz Theuerjahr (2006) 92
was die schädelstätten lehren (2005) 93
vom weiterleben nach dem tod (2005) 94
der sprung (2004) 95
hinab (2004) 96
beiblatt zum totenschein (2005) 97
das frische grab des Grafen Alexander von Faber-Castell vor einbrach des winters (2005) 98
*** (2005) 99
V
nachricht von der menschheit (2005) 103
stele (2005) 104
Anmerkungen 105
|
|
|