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Zeitschrift für kritische Theorie  54/55 2022   28. Jahrgang
Zeitschrift für kritische Theorie
54/55 2022 28. Jahrgang



zu Klampen! Verlag
EAN: 9783866748309 (ISBN: 3-86674-830-2)
296 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, November, 2022

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus und des „libertären Autoritarismus“(Amlinger/Nachtwey) erfährt die ältere Kritische Theorie zurzeit im sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs eine Renaissance, die durch die Edition nachgelassener Schriften und Vorträge ihrer Protagonisten flankiert wird. Als Hauptvertreter und Gründungsväter der ersten Generation der Frankfurter Schule, die zu den wirkungsmächtigsten philosophischen und soziologischen Richtungen des 20. Jahrhunderts zählt, gelten u.a.: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin, Erich Fromm, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal, Friedrich Pollock und Franz L. Neumann.
Seit 1995 leistet die „Zeitschrift für kritische Theorie“ einen Beitrag zur Reaktualisierung von Begriffen und Erkenntnissen der ersten Generation der Frankfurter Schule. Das interdisziplinär ausgerichtete Organ versteht sich demnach als ein Diskussionsforum, welches der dialektischen Theorie verpflichtet ist. Herausgegeben wird es seit 2006 von Sven Kramer (*1961), Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literarische Kulturen an der Leuphana Universität Lüneburg, sowie von Gerhard Schweppenhäuser (*1960), Professor für Design-, Kommunikations- und Medientheorie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Jedes Heft der „Zeitschrift für kritische Theorie“ enthält immer Aufsätze zu einem bestimmten Schwerpunktthema, weitere Abhandlungen sowie Rezensionen von ausgewählten Neuerscheinungen.
Die aufschlussreichen Aufsätze der jüngsten Ausgabe des Organs zeugen wieder von der thematischen Bandbreite und Wirkungsmächtigkeit der Kritischen Theorie. Die Texte im Doppelheft 54/55 der „Zeitschrift für kritische Theorie“ widmen sich u.a. der Antinomie von Freiheit und Natur, der „Negativen Dialektik“ Adornos, Ulrich Sonnemanns „Negativer Anthropologie“, dem Rechtsextremismus und Autoritarismus sowie dem Verhältnis von Kapitalismuskritik und Sozialdemokratie. Schwerpunkt der neuen ZKT-Ausgabe bildet die politische Philosophie von Cornelius Castoriadis. Bekanntheit erlangte der griechisch-französische Philosoph durch sein Hauptwerk „Gesellschaft als imaginäre Institution“(1984), dessen französisches Original 1975 erschien. In einem umfangreichen Aufsatz beleuchtet Hendrik Wallat, Herausgeber der Vorlesungen von Oskar Negt, differenziert das Verhältnis Castoriadis zur älteren Kritischen Theorie: zu Adorno, Marcuse, Horkheimer, Alfred Schmidt bis hin zu Negt. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch den Zeitschriftenband aufgefordert, sich im Unterricht mit den Originalschriften von Vertretern der ersten Generation der Kritischen Theorie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Doppelheft der jüngsten Ausgabe der „Zeitschrift für kritische Theorie“ für das Jahr 2022 ist eine Einladung - angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen - die „Flaschenpost“ der älteren Frankfurter Schule (wieder) zu öffnen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die »Zeitschrift für kritische Theorie« ist ein Diskussionsforum für die materiale Anwendung kritischer Theorie auf aktuelle Gegenstände und bietet einen Rahmen für Gespräche zwischen den verschiedenen methodologischen Auffassungen heutiger Formen kritischer Theorie. Sie dient als Forum, das einzelne theoretische Anstrengungen thematisch bündelt und kontinuierlich präsentiert.
www.zkt.zuklampen.de
Herausgegeben von Sven Kramer, Gerhard Schweppenhäuser.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung der Redaktion 5
Abhandlungen
Ulrich Ruschig
Systematische Skizze zum Verhältnis von Natur und Freiheit 10
Peter Palme
Negative Dialektik, bestimmte Negation und das Nichtidentische bei Theodor W. Adorno. Ein Beitrag zur Interpretation 39
Ulisses Razzante Vaccari
Der dämonische Engel. Walter Benjamin als Leser von Karl Kraus 63
Martin Mettin und Ansgar Martins
Lesen, Hören, Sehen. Ulrich Sonnemann, Siegfried Kracauer und die kritische Phänomenologie des Alltäglichen 85
Einlassungen
Christine Resch
Exilianten im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Strategien mit der Kulturindustrie umzugehen. Überlegungen am Beispiel von Siegfried Kracauers „Jacques Offenbach und das Paris der Zeit“ 110
Barbara Umrath
Rechtsextremismus, Autoritarismus und Geschlecht. Erkenntnisse und Forschungsdesiderate 122
Schwerpunkt
Hendrik Wallat
Cornelius Castoriadis und die klassische Kritische Theorie. Anstöße zur Diskussion 151
Markus Gante
Naturhaftigkeit und Transparenz. Zu einem Leitmotiv kritischer Theorie bei Hegel, Lefort und Castoriadis 205
Debatte
Sonja Buckel und Ruth Sonderegger
Kritische Theorie ist Sorgearbeit 229
Asger Sørenson
Ohne Kapitalismuskritik keine Sozialdemokratie. Über kritische Theorie, Ideologiekritik und die Notwendigkeit von Kritik 245
Fabio Akcelrud Durão
Zur Kontinuität der Kritischen Theorie:
Robert Hullot-Kentor und Roberto Schwarz 258
Debatte
Mirko Stieber
Zur aktuellen Rezeption von Ulrich Sonnemanns „Negativer Anthropologie“. Ein Literaturbericht 269
Kritische Theorie – Neue Bücher des Jahres 2021 in Auswahl 286
Autorinnen und Autoren 288