lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Zeit - Endlichkeit - Liebe Das subjektive Erleben bei psychischen Störungen
Zeit - Endlichkeit - Liebe
Das subjektive Erleben bei psychischen Störungen




Georg Juckel, Paraskevi Mavrogiorgou

Klett-Cotta , Schattauer
EAN: 9783608400670 (ISBN: 3-608-40067-2)
216 Seiten, paperback, 17 x 24cm, Juli, 2023

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Neuartige Erkenntnisse zum Zeiterleben

Existenziell: Angst vor dem Tod ist ein zentrales Thema in Psychiatrie und Psychotherapie

Tiefgreifend: Liebe als Kraft gegen Angst vor Vergänglichkeit und Endlichkeit

Praxisbezogen: mit Lernmodulen für die Integration der drei Themenkomplexe in die Psychotherapie und Beratung

Wir Menschen können uns das Leben nicht anders vorstellen, als dass es immer weitergeht. So entsteht Angst vor Vergänglichkeit und Endlichkeit. Wir müssen wieder lernen, die Zeit zyklisch mit immer wiederkehrendem Anfang, Höhepunkt und Ende zu betrachten, statt linear mit nur einem Anfang und Ende. Dabei kann die wohl stärkste Emotion helfen: Die Liebe weckt unglaubliche Kräfte, in ihr scheint die Zeit stillzustehen. Und sie verdeutlicht das Dialogprinzip des Menschen: Im Denken an ein Du fühle ich mich aufgehoben.

In diesem Buch wird das subjektive Zeiterleben im Kontext von Endlichkeitsangst und Liebe als »Gegenprinzip« bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung wie Schizophrenie oder Depression dargestellt. Denn diese existenziellen Themen haben immer auch mit psychischen Leiden zu tun. Aus theoretischen Überlegungen werden hilfreiche Perspektiven für die Therapie abgeleitet. Dies könnte auch für alle Menschen in gesellschaftlichen Krisenzeiten hilfreich sein.

Georg Juckel, Prof. Dr. med., ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (Schwerpunkt: Tiefenpsychologische Psychotherapie), Direktor der LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin der Ruhr-Universität Bochum.

Paraskevi Mavrogiorgou, PD Dr. med., ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie (Schwerpunkt: Verhaltenstherapie), Leiterin der Forschungsabteilung für Experimentelle Psychopathologie der LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin der Ruhr-Universität Bochum.
Rezension
Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Zeiterleben und hier vor allem mit der eigenen Zeitlichkeit, d.h. dem Sich-zu-sich-selbst-zeitlich-Verhalten, dem Schmerz der Vergänglichkeit und Vergeblichkeit sowie mit der Erfahrung des Alterns und der gefühlten Kürze des Lebens, insbesondere im Rahmen psychischer Störungen. Zeit und Endlichkeit erleben die allermeisten Menschen als bedrohlich, in der Angst vor dem Tod gipfelt diese Ur-Angst, die durch unser westliches, lineares, durch Judentum und Christentum geprägtes Fortschrittsdenken noch gesteigert wird, - im Gegensatz zum zyklisch-wiederkehrend-kreisförmigen Denken östlicher Kulturen. Die Endlichkeitsangst ist auch ein zentrales Thema in Psychiatrie und Psychotherapie. Das Autorenpaar stellt der Angst vor der Endlichkeit zum einen die Liebe als Zuwendung als Gegenprinzip von Tod und Zeit entgegen und zum anderen die Akzeptanz von Endlichkeit und Vergänglichkeit. Die wohl stärkste Emotion, die Liebe weckt unglaubliche Kräfte, in ihr scheint die Zeit stillzustehen und im Denken an ein Du fühlen wir uns aufgehoben. Zeit und Tod werden durch Liebe versöhnt. Wir Menschen können uns das Leben nicht anders vorstellen, als dass es immer weitergeht. So entsteht Angst vor Vergänglichkeit und Endlichkeit. Wir müssen wieder lernen, die Zeit zyklisch mit immer wiederkehrendem Anfang, Höhepunkt und Ende zu betrachten, statt linear mit nur einem Anfang und Ende.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 11

2 Zeit: Die Sorge um die Vergänglichkeit 24

2 1 Zeit, Psyche, Geschichte und Begrifflichkeiten 24
2 2 Zeiterleben aus allgemeiner und psychiatrischer Sicht 30
2 3 Psychiatrisch-philosophische Phänomenologie von Zeiterleben 40
2 4 Zeiterleben: Befunde bei den wichtigsten Krankheitsbildern 54
2 5 In der Zeit leben: Sich-zu-sich-selbst-zeitlich-Verhalten und psychische Störungen 66
2 6 Vergänglichkeit als unwiederbringliches Gewesen-Sein 79
2 7 Das Leben in der Zeit: Altwerden und Alter 87
2 8 Die »Kürze des Lebens«: Leiden an der Zeitdauer 100
2 9 Subjektives Zeiterleben bei psychisch Kranken und therapeutisches Handeln 108

3 Endlichkeit: Die Angst vor dem Tod 115

3 1 Versuch einer Definition von Angst vor dem Tod 115
3 2 Philosophische Einblicke in die Angst vor dem Tod 119
3 3 Angst vor dem Tod im Kontext von Psychiatrie und Psychotherapie 124
3 3 1 Erste Ansätze und Untersuchungen 124
3 3 2 Psychodynamische Aspekte der Angst vor dem Tod 127
3 3 3 Terror-Management-Theorie (TMT) 130
3 4 Verfahren zur Messung der Angst vor dem Tod 132
3 5 Untersuchungen zur Angst vor dem Tod mittels BOFRETTA 138
3 5 1 Angst vor dem Tod und psychische Erkrankung 138
3 5 2 Angst vor dem Tod und kulturell-religiöse Einstellungen 143
3 5 3 Angst vor dem Tod und Personenmerkmale 150
3 6 Schlussfolgerungen 154
3 6 1 Die Position der »radikalen Endlichkeit« 154
3 6 2 Keine systematische Auseinandersetzung mit dem Tod 155
3 6 3 Der Tod als Grenze und unwiderrufliches Ende 155
3 6 4 Die Unmöglichkeit, uns das Ende unseres Bewusstseins vorzustellen 156
3 6 5 Von der Angst vor dem Tod zum »anthropologischen Trost« 158
3 6 6 Überwindung der Endlichkeitsangst durch Relativierung des Selbst 159
3 6 7 Erleben des Todes bei psychisch Kranken und therapeutisches Handeln 159

4 Liebe als Zuwendung: Gegenprinzip von Tod und Zeit? 166

4 1 Liebe im Kontext von Vergänglichkeit und Endlichkeit 166
4 2 »Agape« als Modell therapeutischer Liebe 173
4 3 Liebe als Sehnsucht nach Beziehung gegen Vergehen in Zeit und Tod bei psychischen Störungen 182
4 4 Liebe als innere Haltung und therapeutisches Handeln bei psychisch Kranken 188

5 Fazit und Ausblick 193

6 Zusammenfassung 196

Literatur 199