lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Wissen 2.0 für die Bildung Wie Wikipedia und Co. unsere Kultur verändern
Wissen 2.0 für die Bildung
Wie Wikipedia und Co. unsere Kultur verändern




Ralf Caspary (Hrsg.)

Franz Steiner Verlag
EAN: 9783515098816 (ISBN: 3-515-09881-X)
121 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2011

EUR 17,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Thema "Digitale Medien und Bildung" spaltet die Gesellschaft in Optimisten und Pessimisten. Letztere befürchten den Untergang des Abendlandes und einen Angriff auf traditionelle Bildungskonzepte. Sie verweisen auf eine Schülergeneration, die zwar weiß, wie man aus Wikipedia abschreibt und auf Facebook mit den Freunden chattet, die aber keine Ahnung mehr von Goethes "Faust" oder der deutschen Grammatik hat. Die Optimisten hingegen versprechen sich vom Laptop und Powerpoint-Präsentationen im Unterricht neue kreative Lernformen, die die Wissensgesellschaft endlich Realität werden lassen. Wer hat Recht?

Das Buch "Wissen 2.0 für die Bildung" versammelt in Essays und Polemiken von namhaften Pädagogen, Schriftstellern und Kulturwissenschaftlern die Pro- und Contra-Argumente und verweist damit auf die Gefahren und Chancen, die die digitalen Medien für das Lehren und Lernen in Schule und Universität mit sich bringen.
Rezension
Welchen Einfluss haben die digitalen Medien auf die Bildung? Hier scheiden sich die Geister. Die einen begrüßen die digitalen Medien vehement und erwarten eine enorme Bereicherung der Bildung und der Bildungsmöglichkeiten vom Internet, die anderen behaupten, dass der Einsatz digitaler Medien (im Unterricht) immer dümmer mache. Geraten wir also mit Hilfe der digitalen Medien in eine Wissensgesellschaft oder führen oberflächliche Plagiate einer Wikipedia-Kultur zum Untergang des Abendlands? In dem hier anzuzeigenden Büchlein loten Hörfunkessays aus der Sendung SWR 2 AULA die divergierenden Positionen und das Pro und Contra aus und zeigen, dass die Wahrheit wohl einmal mehr in der Mitte liegt ...

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ralf Caspary studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Mainz. 1989 Volontariat beim damaligen SWF. Heute ist er Redakteur in der Abteilung Wissenschaft und zuständig für die Sendungen "Aula" und "Impuls".
Inhaltsverzeichnis
Ralf Caspary
7 Vorwort

Gert Heidenreich
9 Wir sind Kultur – über geistige Ernährung
in Zeiten von Wikipedia & Co.

Peter J. Brenner
25 Chaos im Netz – brauchen wir einen neuen
alten Bildungskanon?

Jochen Hörisch
41 Nutzen und Effizienz – die Ökonomisierung
der Bildung und die Hochschulreform

Burkhard Spinnen
55 Lasst das Powerpointen einfach sein!
Eine sachliche Polemik

Reinhard Kahl
71 Eine dritte Renaissance –
die Schule für die Zukunft

Ulrich Herrmann
85 Anleitung zum Selberlernen – Neue Medien
und neue schulische Arbeits- und Bildungsprozesse

Michael Maier
103 Demokratisch, sozial und solidarisch –
warum das Internet neue Formen
des Lernens ermöglicht

121 Biografische Angaben zu den Autoren


Leseprobe:

Vorwort
Die Optimisten und Pessimisten
Vor ungefähr 15 Jahren moderierte ich im Hörfunk eine Sendung
über das Thema »Laptops an den Schulen«. Im Studio saßen ein
Optimist und ein Pessimist mit jeweils guten Argumenten und
festen Überzeugungen. Dieser behauptete, der Einsatz digitaler
Medien im Unterricht mache die Schüler letztlich dümmer, weil
sich die Unterrichtskultur in negativer Weise verändere und die
»Maschine« das Denken und Lehren übernähme. Jener widersprach
vehement und hielt ein euphorisches Plädoyer für einen
neuen kreativen Unterricht und neue kreative selbstbestimmte
Schüler, die dank Laptop besser lernen würden.
Heute scheint diese Schwarz-Weiß-Malerei aktueller denn
je zu sein. Den öffentlichen Diskurs bestimmen nämlich nach
wie vor die Optimisten und Pessimisten aus meinem Beispiel,
deren Positionen und Thesen sich kaum geändert haben. Die
Gesellschaft scheint – wenn es um die digitalen Medien und die
Bildung geht – gespalten zu sein. Einerseits proklamiert man
lakonisch den Untergang des Abendlandes, die Zerstörung tra-
ditioneller Bildungsbegriffe und Bildungskonzepte. Man spricht
von einer Schülergeneration, die zwar twittern und in Facebook
chatten kann, die aber nicht mehr weiß, was ein Hauptsatz ist
und warum man Delfin mit f schreiben kann. Man verweist auf
eine oberflächliche Wikipedia-Kultur, in der – siehe Guttenberg
– jeder von jedem abschreibt. Im Grunde genommen sind wir
nach dieser Lesart alle verspätete Surrealisten geworden, für
die ein Text aus vielen anderen Fremdtexten besteht, die man je
nach Ziel und Intention permanent neu collagiert.
Andererseits proklamiert man vollmundig eine Revolution,
die man mit dem Stichwort »Wissensgesellschaft« verbindet.
Man träumt von einer neuen gesellschaftlichen Solidarität, die
ermöglicht wird vor allem durch die sozialen Netzwerke wie
Schüler VZ, Facebook oder XING. Man träumt von einer Gesellschaft,
in der jeder via Wikipedia sein Wissen weitergeben und
als kompetenter Wissensarbeiter auftreten kann. Und wir alle
werden angeblich durch diese neue Vernetzung klüger, emphatischer,
sozialer. Schöne neue Welt der bites und bytes. Und wer
hat nun Recht?
In dem vorliegenden Buch, das Hörfunkessays aus der Sendung
SWR 2 AULA enthält, versuchen die Autoren das Schwarz-
Weiß sachlich auszuloten, das Pro und Contra noch einmal
scharf zu konturieren und den Mittelweg aufzuzeigen, der zwischen
Angst und überzogener Euphorie liegt.
Ich hoffe, dass das Buch in Zeiten, in denen Lehrer wie Eltern
verunsichert sind und in denen nicht zufällig Bücher auf die
Bestsellerlisten gelangen, die mit einfachen Thesen mehr Mut
zur harten pädagogischen Disziplin fordern oder auf den schädigenden
Einfluss des Computerkonsums auf die neuronale Architektur
der Gehirne unserer Kinder aufmerksam machen, die
Diskussion versachlicht und damit entdramatisiert. Ich danke
den Autoren für ihre engagierten Texte und dem Steiner Verlag
für die unkomplizierte Kooperation.