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Vorabend Roman
Vorabend
Roman




Peter Kurzeck

Stroemfeld Verlag
EAN: 9783866000797 (ISBN: 3-86600-079-0)
1022 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, 2011

EUR 39,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Schon mein ganzes Leben lang wollte ich dieses Buch schreiben.« Peter Kurzeck



Der ganze Sonntagsinkt so in Schneematsch und Dämmerung hinein, versinkt in den Pfützen. Und man steht da, als ob man für immer da steht. Steht und schmilzt so dahin. Man steht da und kann nicht heimgehen. Und deshalb muß ich jetzt an diesem Märzfreitagabend in Eschersheim den verlorenen Sonntag erzählen und immer nochmal damit anfangen. Immer noch ein paar wichtige Einzelheiten übrig. Und dann beim Sprechen geschieht mir, daß mir vorkommt, jetzt endlich diesmal könnte mir etwas gelingen, was ich immer schon wollte: Gleich nach dem Sonntag mit ein paar einzelnen wenigen Sätzen die ganze Zeit von damals bis jetzt zu erzählen. Bis hierher.



Später, sagte ich, erinnert man sich, wie jung die Gesichter waren, die man einmal gekannt hat. Das eigene auch.
Rezension
Der Schriftsteller Peter Kurzeck arbeitet seit Mitte der neunziger Jahre an einem autobiographisch-poetischen Projekt mit dem Titel „Das alte Jahrhundert“, in dem er den Leser mitnimmt auf eine Zeitreise. Vier Bände sind bereits erschienen: Übers Eis (1997), Als Gast (2003), Ein Kirschkern im März (2004) und Oktober und wer wir selbst sind (2007). Und nun liegt der fünfte Band mit dem Titel „Vorabend“ vor. Es führt uns in die Bundesrepublik der 1940er bis 1980er Jahre. Der Roman mit über 1000 Seiten, den der Autor wegen des großen Umfangs diktierte, fordert seine Leser heraus. Aber das Lesen fällt leicht, denn Kurzeck ist ein großer Erzähler. Er nimmt den Leser mit in seine Heimat, einem Dorf in Oberhessen. Er scheint alles zu erzählen, was er gesehen und erlebt hat und macht so selbst das Leben auf dem Land zu einer spannenden Sache. Handwerker, Bauern, Kinder, Tiere, Witwen, Flüchtlinge – alles wird detailliert und bildhaft in Worte gefasst. Faszinierende Zeitgeschichte!

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Im Jahr 1982 in Frankfurt-Eschersheim ein langes Wochenende im Herbst. Der Erzähler ist mit Frau und Kind bei Freunden zu Besuch. Vielleicht das letzte Wochenende, bevor die Freunde nach Südfrankreich ziehen. Der Erzähler ist müde. Will schlafen. Um ihn her der Nachmittag und die vertrauten Stimmen und dazu die Stimmen in seinem Kopf. Und dann muß er erzählen! Eine lange Reise. Und wir begleiten ihn in das Land seiner Kindheit. Das Oberhessen aus der Zeit nach dem Krieg und bis in die Siebziger Jahre. Gestern noch hier und jetzt ein versunkenes Land.
Man muß die ganze Gegend erzählen, die Zeit! Und dazu die Menschen. Kleinbauern, Handwerker und Gießereiarbeiter. Die Oberdorfwitwen, die alten Leute und ihre Geschichten. Und die Kinder, als wir alle noch Kinder waren. Die alten Kaufläden. Flohmarkt- und Flüchtlingsgeschichten. Wie es bei der Arbeit zugeht.
Lebensläufe, Vergangenheiten, die Zeit. Was die Zeit mit uns macht. Das Fernsehen. Die Liebe. Drei Paargeschichten. Wie man mitten im Pferdefuhrwerk- und Dampflokzeitalter als Sechsjähriger in Lollar am Güterbahnhof bei der amt­lichen Waage steht (neben einer großen Pfütze) und weiß vom Hörensagen, die Erde ist eine Kugel. Ein langer Herbstnachmittag und er ist sechs und muß sich alle Stimmen und Farben und jede Einzelheit merken. Hier will er ein Dichter und groß werden! Wenn man auf einem Berg wohnt, führt jeder Heimweg am Ende bergauf.

Die Nachkriegs-, die Not-, die Hunger-, die Hamster-, die Schwarzmarkt- und dann die neue und immer noch eine neuere neue Zeit. Der Fortschritt. Und fängt dann zu fahren an. Baustellen, der Straßenbau, Autobahnen, Schnellstraßen und Autobahnzubringer. Staatssekretäre, Ehrenjungfrauen und das Weltbild der Igel. Eine vergessene alte Landstraße, die leer in der Sonne liegt. Supermärkte, Einkaufsfahrten, Räubergeschichten, ein gelungener Amoklauf und die langen Sommer der späten Sechziger Jahre. Ein ganzes Zeitalter und jeder Augenblick fängt zu reden an.

»Schon mein ganzes Leben lang wollte ich dieses Buch schreiben.« (Peter Kurzeck)

Seit Mitte der neunziger Jahre arbeitet Peter Kurzeck an dem großen autobiographisch-poetischen Projekt Das alte Jahrhundert. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen:
Übers Eis (1997)
Als Gast (2003)
Ein Kirschkern im März (2004)
Oktober und wer wir selbst sind (2007).

»Über das Autobiographische hinaus entsteht eine faszinierende Zeitgeschichte.« (Norbert Wehr im WDR)

»…vielleicht werden es ja noch mehr, die einen der größten zeitgenössischen deutschen Schriftsteller für sich entdecken.«
(Bettina Schulte in der Badischen Zeitung)

Vorabend wurde im Sommer 2010 von Peter Kurzeck im Literaturhaus Frankfurt öffentlicht diktiert.