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Verweigertes Leben - Verweigerter Tod
Die moralischen Konflikte der Medizin an den Grenzen des Lebens
Mathias Jung
Harald Fischer Verlag
EAN: 9783891311141 (ISBN: 3-89131-114-1)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, 1995
EUR 19,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Sollen wir das Problem der Ermöglichung eines menschenwürdigen Sterbens wirklich auch weiterhin dubiosen nichtärztlichen Sterbehelfern überlassen, die sich die rechtliche Grauzone um die ärztliche Sterbehilfe zunutze machen und Sterbewilligen dann für Geld zu einem zwar schnellen, doch keineswegs sanften Zyankali-Tod verhelfen?
Der Arzt soll seinen Beruf im besten Interesse seines Patienten ausüben. Das kann nicht heißen, ihm das Recht auf einen menschenwürdigen Tod zu verweigern.
Beginn und Ende des Lebens: Wo die Medizin über Jahrhunderte hinweg ihre Grenzen sah, steht sie jetzt vor neuen, ungeahnten Konflikten. Zwar sollen und dürfen Ärzte Leben töten, wenn sie Abtreibungen vornehmen. Doch sie stehen mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie dem Drängen eines Sterbenden nachgeben und ihm zu einem weniger leidvollen Tod verhelfen.
Dr. Mathias Jung berichtet von Erfahrungen aus drei Jahrzehnten Tätigkeit als niedergelassener Arzt. Mit schonungsloser Offenheit thematisiert er Fragen und Konflikte, die viele seiner Kollegen nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit eingestehen.
Sein Fazit: Auch unsere Gesellschaft wird sich nicht für immer den ethischen Fragen verschließen können, mit denen uns das medikalisierte Töten am Beginn und Ende des Lebens, aber auch die immer weiter um sich greifende Sterbeverzögerung unerbittlich konfrontieren.
Dr. med. Mathias Jung wurde 1933 in St. Ingbert/Saar geboren. Seit 1967 ist er niedergelassener Internist. Er lebt und arbeitet in St. Ingbert.
Rezension
Die sog. neue Euthanasie-Debatte ist in Deutschland verbunden mit der deutschsprachigen Veröffentlichung des Buches von Peter Singer "Praktische Ethik" Ende der 80er Jahre. Er war damals Moralphilosoph an der Monash University in Melbourne, Australien, und ist seit 1999 an der Princeton University in den USA. Singers Bücher werden in deutscher Sprache wesentlich auch vom Harald Fischer Verlag verlegt, der zum Thema Bioethik und Sterbehilfedebatte ein profiliertes Programm zeigt, das freilich deutliche Position zugunsten der umstrittenen Thesen Peter Singers ausbringt. Das gilt auch für dieses Buch, in dem der Verfasser, niedergelassener Arzt, ebenfalls die Sterbehilfe-Debatte aus seiner Perspektive aufgreift mit der Grundthese: Was in bezug auf Tötung am Anfang des Lebens auch ärztlicherseits zuviel geschieht (Schwangerschaftsabbruch), das versäumt die Medizin am Ende des Lebens (Sterbehilfe). Man muss den Thesen des Autors nicht zustimmen, man wird aber die Lektüre als provokativ und bereichernd für die argumentative Auseinandersetzung erleben, vor allem auf Grund der vielen anschaulichen Beispiele und konkreten Fragestellungen.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ob bei der Abtreibung, in der Fruchtbarkeitsmedizin, bei Transplantationen oder in der Sterbebetreuung - zunehmend werden deutsche Ärzte bei der Ausübung ihres Berufes in ethische und juristische Grauzonen gezwungen. Die Möglichkeiten menschlicher Einflußnahme in diesen Grenzbereichen wachsen schneller als unsere moralische Orientierung und deren Umsetzung in der Gesetzgebung.
Zwar sollen Ärzte Leben töten, wenn sie Abtreibungen vornehmen, doch sie stehen mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie dem Drängen eines Sterbenden nachgeben und ihm zu einem weniger leidvollen Tod verhelfen. Dennoch schweigen die meisten Ärzte und weisen die Aufgabe der Klärung dieser Fragen der Gesellschaft zu, in deren Auftrag sie handeln. In diesem Buch stellt ein Arzt die Fragen, über die seine Kollegen nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit reden, und die erschütternden Beispiele aus seiner Praxis zeigen, wie dringend die Beantwortung dieser Fragen ist.
Dr. Mathias Jung, seit fast dreißig Jahren niedergelassener Internist, konfrontiert seine Leserinnen und Leser in einer fesselnden Mischung aus Fallbeispielen und Hintergrundinformationen mit den moralischen Konflikten, in denen sich Ärzte täglich wiederfinden. Sein Buch will nicht primär Antworten geben, doch es zwingt seine Leser, ob Ärzte oder Patienten, sich den Fragen zu stellen, denen auch unsere Gesellschaft nicht länger ausweichen kann.
Stimmen zum Buch:
»Ein Buch, das keinen Leser unbeeindruckt lassen wird.« (Saarbrücker Zeitung)
»Sachkundiger, problembewußter, engagierter Titel, der Einseitigkeiten vermeidet und überzeugt.« (ekz-Informationsdienst)
»Von der Tötung als Geburtenregelung, dem Streit um Paragraphen, der Not der Unheilbaren, der Angst der Behinderten, der Angst vor dem Leben und vor dem Tod, aber auch von den schwierigen Fragen der Organtransplantation und von den menschenrechtswidrigen, sinnlosen Sterbeverzögerungen berichtet dieser Arzt.« (Humanes Leben - Humanes Sterben)
»In diesem Buch werden überwiegend zwei brisante Themen behandelt, die am Anfang und am Ende des Lebens stehen: Legalisierte Schwangerschaftsunterbrechung (>verweigertes Leben<) und verbotene aktive Sterbehilfe (>verweigerter Tod<). Das Fazit des Autors läßt sich in einem Satz zusammenfassen: Was in bezug auf Tötung am Anfang des Lebens zuviel geschieht - auch ärztlicherseits - versäumt man am Ende des Lebens.« (Deutsches Ärzteblatt)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1 Tötung als Geburtenregelung 11
Russisches Roulette im Uterus 12 — »Befruchtungsakrobaten« 16 — Pränataldiagnostik als Tötungsvorbereitung 18 — Das unerwünschte Kind 34 — Das Abtreibungstrauma 41 — Der Skandal um die Abtreibungspille 45 - Der hundertjährige deutsche Abtreibungskrieg 47 — Zivilisationskrankheit Unfruchtbarkeit 51 — Bevölkerungsschwund in den reichen Ländern 56 — Überbevölkerung in den armen Ländern 59 — Der Streit um den Paragraphen 218 66
2 Frühes Leben - früher Tod 71
Im Kreuzfeuer der Kritik 75 — Der Aspekt der Lebensqualität 76 — Eine Handvoll Leben 78 — Die Diskussion um das Gewicht 83 — Wenn Intensivmedizin zu intensiv wird 85 — Zum Sterben geboren 89 - Das Loch im Rücken 91 — Die Not der Unheilbaren 98 — Das Blaugesicht 105 — Töten oder pflegen? 108 — Die deutsche Behinderten-Bilanz 109 — Früheuthanasie in Holland 112
— Wo alte Schuld neues Leid bringt 115 — Müssen Behinderte Angst haben? 117
3 Lebensangst und Lebensflucht 121
Keine Zeit und wenig Zärtlichkeit 122 — Die Panikattacke 124 — Angst vor dem Leben, Angst vor dem Tod 130 — Der Tod des alten Lehrers 135 — Sturz in den Abgrund 139
4 Organtransplantation: Das Wunder des »zweiten« Lebens 145
Das verweigerte Organ 152 — Ist hirntot »richtig« tot? 157 — Ist erst der Gewebetod der wahre Tod? 162 — Ein Junge entscheidet sich 167 — Tierorgane im Menschenkörper 177 — Lebendspende und Organhandel 176 — Rechtsprobleme 179 — Warum ist die deutsche Spendebereitschaft so gering? 180
5 Sterben in Deutschland 187
Sinnlose Sterbeverzögerung 193 — Der »Infusionswahn« 198 — Leben bis zum Ende 207 — Abschied in Schmerzen 206 — Der Morphium-Skandal in Deutschland 208 — Der Wunsch nach Erlösung 273 — Der zweite ärztliche Meineid 216 — Die Holländer und die Euthanasie 278 — Sterbehilfe in anderen Ländern 227 — Sterbehilfe - die deutsche Situation 225
6 Plädoyer für eine humanere Sterbewirklichkeit 229
Anmerkungen 243
Glossar 247
Über den Autor 256
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