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Training mit Jugendlichen - Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten  8., überarbeitete Auflage  mit CD-ROM
Training mit Jugendlichen - Aufbau von Arbeits- und Sozialverhalten
8., überarbeitete Auflage


mit CD-ROM

Franz Petermann, Ulrike Petermann

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801720698 (ISBN: 3-8017-2069-1)
231 Seiten, paperback, 17 x 21cm, 2007

EUR 34,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mit diesem Training können mit Jugendlichen zwischen 13 und 20 Jahren kompetente Sozial- und Arbeitsverhaltensweisen in Ausbildung und Beruf alltagsnah erarbeitet und eingeübt werden. Ziel ist es, aggressiv-dissoziales, initiativloses sowie sozial unsicheres Verhalten abzubauen. Das Programm ist für den Einsatz in Haupt-, Real- und Förderschulen ebenso erprobt wie für das therapeutische Setting oder als pädagogische Maßnahme in der Jugendhilfe und in Berufsbildungszentren oder im Jugendstrafvollzug. Es kann als Einzel- und Gruppentraining angewendet werden.

Für den Einsatz stehen verschiedene Materialien, u.a. ein Gesprächsleitfaden für Jugendliche, Cartoons zu unterschiedlichen Themen und Fotos zum Emotionswissen, auf der beiliegenden CD-ROM zur Verfügung. Die Neuauflage zeichnet sich besonders durch die differenzierte Darstellung der Anwendung des Trainings in Haupt- und Realschulen aus, wobei die Gewaltprävention und die Optimierung des Arbeitsverhaltens im Vordergrund stehen und entsprechende Fertigkeiten eingeübt werden.
Rezension
Insbesondere das Format hat sich in der 8. Aufl. dieses mittlerweile klassischen Sozialtrainings für Jugendliche verändert vom etwasunhandlichen DIN A4-Format hin zu diesem normalen Buchformat. Nicht nur Kap. 7 ist für Lehrer/innen von besonderemInteresse; das Sozialverhalten Jugendlicher stellt in der Schule nicht selten ein grundsätzliches Problem dar. Mit sozialer Intervention oder persönlichkeitsfördernden Maßnahmen sind Lehrer/innen häufig überfordert. Hier bietet dieses Material fachkundige Unterstützung. Mit diesem Trainingsprogramm können soziale Fertigkeiten bei Jugendlichen zwischen 13 und 20 Jahren aufgebaut werden. Im Vordergrund stehen Trainingsmaßnahmen zur Verringerung der Gewaltbereitschaft und aggressiven Verhaltens sowie zum gezielten Aufbau selbstsicheren Verhaltens.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis

Einleitung 14

1 Theoretische Überlegungen 16

1.1 Jugendalter - ein kritischer Lebensabschnitt 16
1.2 Ziele des Jugendalters: Unabhängigkeit und Eigenständigkeit 21
1.3 Verhaltensstörungen im Jugendalter 24
1.4 Arbeits- und Motivationsstörungen im Jugendalter 31
1.5 Entwicklungsverläufe 34
1.6 Psychologische Hilfen für Jugendliche 36

2 Ziele des Trainings 37

2.1 Verbesserte Selbst- und Fremdwahrnehmung 37
2.2 Selbstkontrolle und Ausdauer 42
2.3 Umgehen mit dem eigenen Körper und Gefühlen 43
2.4 Selbstsicherheit und stabiles Selbstbild 44
2.5 Einfühlungsvermögen 45
2.6 Umgehen mit Lob, Kritik und Misserfolg 46
2.7 Integration der Ziele 47

3 Indikationsstellung 50

3.1 Diagnostisches Vorgehen 50
3.2 Zum konkreten Vorgehen 52

4 Grundlagen des Vorgehens 71

4.1 Merkmale des Trainings 71
4.2 Materialienbezogenes Vorgehen 73
4.3 Familienbezogenes Vorgehen 74
4.4 Institutionsbezogenes Vorgehen 75
4.5 Übertragung der möglichen Erfolge auf den Alltag 77

5 Einzeltraining mit Jugendlichen 79

5.1 Rahmenbedingungen 79
5.2 Ziele, praktisches Vorgehen und Materialien 82

6 Gruppentraining mit Jugendlichen 133

6.1 Rahmenbedingungen 133
6.2 Ziele, praktisches Vorgehen und Materialien 137

7 Schulbasiertes Vorgehen 201

7.1 Merkmale des Vorgehens 201
7.2 Ziele und Inhalte 201
7.3 Illustration des Vorgehens: Teilmodul "Erstkontakt" 204

8 Effektkontrolle 211

9 Übertragung und Variation des Vorgehens 216

9.1 Jugendarbeit 216
9.2 Ambulante psychologische Beratung 217
9.3 Entspannung 218

Literatur 224
Arbeitsblätter 234


Leseprobe:

5 Einzeltraining mit Jugendlichen ( S. 78)

Das folgende Kapitel berichtet über das praktische Vorgehen sowie über Materialien, Erfahrungen und Schwierigkeiten des Einzeltrainings. Unter Einzeltraining wird dabei ein Vorgehen verstanden, bei dem ein Trainer mit einem Jugendlichen in circa 50-minütigen Sitzungen ein vorgegebenes Thema bearbeitet. Dieser Trainingsabschnitt besteht aus minimal fünf Sitzungen, die ein- oder zweimal wöchentlich stattfinden.

5.1 Rahmenbedingungen

Bereits in Kapitel 4 haben wir institutionelle Rahmenbedingungen diskutiert, die sich im Vorgehen niederschlagen. Im Weiteren wollen wir über Faktoren berichten, die für die Beziehungsgestaltung zwischen Trainer und Jugendlichem bedeutsam sind. Gerade bei einer stark strukturierten Vorgehensweise besteht die Gefahr, dass allgemeine Fragen wie die der Gesprächsführung und vor allem der Motivierung vernachlässigt werden. Vielfach wird auch ein Widerspruch gesehen zwischen der Absicht, zielorientiert und strukturiert zu arbeiten, und den Bemühungen, eine positive Beziehung aufzubauen.

5.1.1 Gesprächsführung

Für den Verlauf des Trainings ist die Gestaltung des Erstkontaktes zentral, hier erfährt der Jugendliche, welche Ziele der Trainer anstreben will. Schon die Form, in der diese Ziele beziehungsweise Vorgaben formuliert werden, drückt die Beziehung zu dem Jugendlichen aus. Der Trainer muss sich an den persönlichen Interessen des Jugendlichen orientieren und den Jugendlichen auffordern, diese mitzuteilen. Dem Jugendlichen gelingt es so, in einer frühen Phase des Trainings den Verlauf mitzubestimmen.

Die Gesprächsführung sollte Ideen und Vorschläge beim Jugendlichen fördern und ihn immer zur Eigeninitiative anregen. Nur über diese Offenheit für die persönlichen Belange des Jugendlichen kann das Vorgehen das übergeordnete Ziel – nämlich das Erleben von Selbstwirksamkeit – erreichen.

Die Mitbestimmung bei der Wahl der Themen und Inhalte stößt an eine Grenze, die durch zwei Prinzipien gegeben ist: Es handelt sich um die schrittweise schwieriger werdenden Ziele des Trainings und um bestimmte Rituale, die dem Jugendlichen Gewissheit über den Ablauf der Sitzungen geben sollen. Ein solcher Aufbau des Trainings und die Strukturierung einer Sitzung, die in Abschnitt 5.2 detailliert dargestellt werden, engen sowohl die Form als auch die Themen der Gespräche ein.

Im Einzeltraining kann der Trainer jedoch offene Sitzungen vereinbaren, die dem Jugendlichen als zusätzliches Angebot angezeigt werden, in denen er ausschließlich „Wunschthemen" besprechen kann. Eine solche Flexibilität ist in vielen Fällen vorteilhaft, da sie den Jugendlichen dazu motiviert, über aktuelle Probleme zu sprechen. Oft tragen solche Sitzungen zur Entlastung des Jugendlichen bei und ermöglichen ihm erst eine konsequente Mitarbeit.

Wird dieses Angebot deutlich als „zusätzlich" ausgewiesen, dann erfährt der Jugendliche den Trainer in den unterschiedlich strukturierten Situationen als konsistent und glaubhaft. Dies sind entscheidende Vorbedingungen für jede Gesprächsführung, da sich auf diese Weise erst Vertrauen entwickeln kann (Petermann, 1996a). Sicherlich werden manche Jugendberater mit den Vorgaben unseres Trainings Probleme haben.

Vermutlich vor allem deshalb, da man sich in der Gesprächsführung nur begrenzte Zeit auf ein Thema konzentrieren kann und man die Vielzahl der weitergehenden Ziele nicht aus den Augen verlieren darf. Diese Einengung bedeutet zunächst für den Trainer, dass er sich nur schrittweise den Schwierigkeiten des Jugendlichen nähert, auch wenn er größere Zusammenhänge erkannt hat, und der Jugendliche im Gespräch oder Rollenspiel entsprechende Ansätze liefert.

Diese schrittweise Belastung des Jugendlichen sollte jedoch in dieser abgestuften Weise erfolgen, um den Jugendlichen nicht zu massiv mit eigenen Mängeln und Schwächen zu konfrontieren.