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Theologie und Naturwissenschaft Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis
Theologie und Naturwissenschaft
Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis




Matthias Haudel

Vandenhoeck & Ruprecht , UTB
EAN: 9783825255619 (ISBN: 3-8252-5561-1)
486 Seiten, paperback, 15 x 22cm, März, 2021

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Endlich liegt eine umfassende Darlegung des Verhältnisses von Theologie und Naturwissenschaft vor. Matthias Haudel erörtert die geschichtlichen Entwicklungen, die aktuelle Situation und die zukünftigen Herausforderungen. Zudem entfaltet er das theologische Schöpfungsverständnis vor dem Hintergrund der aktuellen Naturwissenschaften – und zwar sowohl hinsichtlich des Kosmos als auch im Blick auf den Menschen (u.a. Evolution, Neurowissenschaften).

Verständlich beleuchtet Haudel die theologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen und ihre Zusammenhänge sowie die ethischen Herausforderungen. Ferner präsentiert er bedeutende Dialogkonzeptionen und einseitige reduktionistische Entwürfe. So tritt die Überwindung gegenseitiger Vorurteile und die Bedeutung des Dialogs für das Wirklichkeitsverständnis hervor. Das betrifft die Relevanz des Glaubens für die gesamte Wirklichkeit ebenso wie die ganzheitliche Einbindung und Sinndeutung naturwissenschaftlicher Einsichten. Entsprechend erschließen sich Antworten auf die existenzielle Suche nach sinnvoller Ganzheit aller lebensweltlichen Zusammenhänge.

Dr. theol. Matthias Haudel lehrt als Professor für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und hat einen Lehrauftrag für Systematische Theologie an der Universität Bielefeld. Für sein Werk "Die Selbsterschließung des dreieinigen Gottes" erhielt er als erster Theologe zum zweiten Mal den Theologie- und Ökumenepreis der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg. Der Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Ökumenischen Theologie wurde ihm 1993 bereits für seine Dissertation "Die Bibel und die Einheit der Kirchen" verliehen. In seiner alle Bereiche der Theologie umgreifenden "Gotteslehre" findet sich auch eine knappe Verhältnisbestimmung zu den Naturwissenschaften, die jetzt in aktueller und umfassender Form in seinem Buch "Theologie und Naturwissenschaft" entfaltet wird.
Rezension
Viele Schüler/innen (und leider auch Lehrer/innen) empfinden einen tiefen Gegensatz zwischen Glaube und Naturwissenschaft, der sich besonders deutlich in der "Gretchenfrage" von Schöpfung und/oder Evolution zu offenbaren scheint. Zwar muss man dieses Gegensatz-Verständnis keineswegs teilen, wenn man die jeweiligen Aussagen auf unterschiedlichen Ebenen anzusiedeln vermag; gleichwohl muss das Thema Naturwissenschaft und Glaube schulisch immer wieder thematisiert werden. Theologie und Naturwissenschaft, zugleich der Titel dieses Buchs, ist ein Dauerbrenner auch im schulischen Religionsunterricht (der Oberstufe). Das (scheinbar) problematische Verhältnis macht sich vor allem an dem Schöpfungsglauben und seinem vermeintlichen Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten fest, vor allem das heliozentrische Weltbild (Galileo Galilei), das keineswegs die Welt(Schöpfung) im Mittelpunkt sieht, sowie die Evolutionslehre (Charles Darwin), wonach der Mensch vom Affen herkommt und Leben sich aus sich heraus optimiert und nicht von einem Schöpfer geschaffen worden ist. Vor allem in den USA, aber auch in Europa verstärken sich die Angriffe der so genannten Kreationisten auf die Evolutionstheorie zusehends, seit einigen Jahren auch im Gewand der so genannten Theorie vom „Intelligenten Design“. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Unhaltbarkeit des Evolutionskonzepts nachzuweisen und dessen Denkvoraussetzungen als eine Art Dogma oder Ersatzreligion zu kennzeichnen. Dieser Band "Theologie und Naturwissenschaften" geht den entgegen gesetzten Weg: Er sucht den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften, lotet Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus und verwahrt sich gegen Reduktionismen auf beiden Seiten: religiöser Reduktionismus wie bei den sog. Kreationisten, aber auch wissenschaftspositivistischer Reduktionismus wie beim sog. Neuen Atheismus (Dawkin etc.)

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

I. Einführung 15

1. Naturwissenschaften „Faktenwissenschaften“ und Theologie „Spekulative Wissenschaft“? 15
2. Die naturwissenschaftliche Prägung gegenwärtiger Weltanschauungen als Herausforderung 21
3. Die Notwendigkeit des Dialogs für eine ganzheitliche Wirklichkeitserkenntnis 27
3.1 Die Notwendigkeit des Dialogs für die Theologie 27
3.2 Die Notwendigkeit des Dialogs für die Naturwissenschaften 32
3.3 Bestehende Defizite und wahrzunehmende Chancen des Dialogs 38
3.4 Weitere wesentliche Aufgaben zur Erreichung des Dialogziels: Angemessene naturwissenschaftliche und theologische Ansätze 43
4. Aufbau 50

II. Das Verständnis von Natur in Philosophie, Theologie und Naturwissenschaft 55

1. Grundsätzliche Implikationen des Naturbegriffs und ihre Beachtung 55
2. Zur Geschichte der vielfältigen Naturverständnisse (u. a. Schöpfungsverständnis) 59
3. Herausforderungen für Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie (u. a. Zeitverständnis) 69

III. Die Transzendenz von Kosmos und Mensch und die Gottesfrage 77

1. Kosmologische Perspektiven 77
2. Anthropologische Perspektiven 82

IV. Die Frage nach Gott in der Spannung von Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft 88

1. Aspekte und Perspektiven naturwissenschaftlicher Hermeneutik 88
2. Aspekte und Perspektiven theologischer Hermeneutik 98
3. Glaube und Vernunft, Wissen und Glaube 105
4. Zur Möglichkeit und Tragfähigkeit von Gottesbeweisen 109

V. Zur Entstehung der weitreichenden und gegenseitigen Vorurteile (Von der Einheit über die Gegnerschaft zur Trennung) 120

1. Theologie und Naturforschung in der Antike und im Mittelalter 121
2. Galileo Galilei und der Wechsel zeitgenössischer Denkmuster (Paradigmenwechsel) 124
2.1 Methodischer Paradigmenwechsel (Experiment und Mathematik) 125
2.2 Inhaltlicher Paradigmenwechsel (Heliozentrisches Weltbild) 127
3. Theologie und Naturwissenschaft im Zeitalter der Aufklärung 130
4. Charles Darwin und die Evolutionstheorie als weiterer Paradigmenwechsel 137
4.1 Der mit Darwin und der Evolutionstheorie verbundene Paradigmenwechsel – im Kontext der Theologie 138
4.2 Die materialistisch-atheistische weltanschauliche Deutung Darwins in Deutschland und Kontinentaleuropa 142
4.3 Darwins eigenes Verständnis und dialogische theologische Ansätze 148
5. Naturwissenschaftlicher Dogmatismus im 19. Jahrhundert und Selbstisolation der Theologie 154
5.1 Das statische und monistische naturwissenschaftliche Weltbild 154
5.2 Die auf religiöses und sittliches Bewusstsein reduzierte Theologie 158
5.3 Die weitere Entwicklung 161

VI. Naturwissenschaftliche und mathematische Umbrüche im 20. Jahrhundert als neue Öffnung für den Dialog 166

1. Die Krise der klassischen Newtonschen Physik 167
2. Die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, kosmologische Implikationen (A. Einstein, A. Friedmann, G. Lemaître u. a.):
Dynamische und prozessuale Dimensionen 170
2.1 Einsteins spezielle Relativitätstheorie 170
2.2 Einsteins allgemeine Relativitätstheorie und ihre kosmologischen Implikationen 174
2.3 Das kosmologische Standardmodell 180
2.4 Weltanschauliche und religiöse Implikationen, Einsteins Religiosität 188
3. Die Quantenphysik (M. Planck, E. Schrödinger, W. Heisenberg u. a.): Offene, komplexe und unbestimmbare Abläufe der Wirklichkeit 192
3.1 Die Entstehung der quantenphysikalischen Revolution 192
3.2 Der Ausbau der Quantentheorie und das neue Wirklichkeitsverständnis 198
3.3 Weltanschauliche, religiöse und kosmologische Implikationen 206
4. Die Thermodynamik (I. Prigogine u. a.): Geschichtlichkeit der Natur (Zeitverständnis) und selbstorganisierende Systeme 213
5. Die Mathematik (K. Gödel u. a.): Unvollständigkeit und Begrenztheit der Mathematik 219
6. Das neue naturwissenschaftliche Weltbild und die theologischen Implikationen 228

VII. Aktuelle hochspekulative mikro- und makrophysikalische Ansätze (z. B. Stringtheorie, Multiversumstheorien) 234

VIII. Zum Wesen von Naturwissenschaft und Theologie: Grundlagen des Dialogs 241

IX. Beispiele für den Neubeginn des Dialogs 254

1. Karl Heim 254
2. Pierre Teilhard de Chardin 258
3. Carl Friedrich von Weizsäcker 261

X. Materialistisch-atheistischer Reduktionismus und seine Verabsolutierung in neuem Gewand 267

1. Richard Dawkins 267
2. Ulrich Kutschera 276
3. Stephen Hawking 281

XI. Der dreieinige Gott als Schöpfer vor dem Hintergrund aktueller Naturwissenschaft 288

1. Der Kosmos im Licht von Theologie und Naturwissenschaft 288
1.1 Naturwissenschaftliche und theologische Horizonte 289
1.2 Kompatibilität von trinitarischer Schöpfung und Naturwissenschaft 292
1.3 Anthropisches Prinzip, Feinabstimmung, Plausibilität der Schöpfung 305
2. Der Mensch im Licht von Theologie und Naturwissenschaft 316
2.1 Schöpfung und Evolution in aktueller Perspektive 316
2.1.1 Biblische und biologische Kompatibilität, Komplexität des Lebens 317
2.1.2 Neue Einsichten in den Gesamtkontext, komplexe Eingebundenheit des Menschen, Theodizee-Frage 325
2.1.3 Besonderheit des Menschen, kulturelle Evolution, Handeln Gottes 334
2.2 Theologie und Neurowissenschaften: Gehirn – Bewusstsein – Geist – Seele – Willensfreiheit 346
2.2.1 Ansprüche der Neurowissenschaften 348
2.2.2 Experimente zu Willensfreiheit und Religion und ihre Probleme 351
2.2.3 Komplexität des Gehirns, kritische Analyse, theologische Implikationen 359
2.2.4 Geist – Leib – Seele, Personalität, ewiges Leben 366
2.2.5 Willensfreiheit, Dialogperspektiven 374

XII. Wegweisende Dialog-Konzeptionen 387

1. Wolfhart Pannenberg 387
2. Ian G. Barbour 392
3. John Polkinghorne 396

XIII. Ethische Herausforderungen 404

1. Grundsätzliche ethische Erwägungen im Kontext des Dialogs und seiner Herausforderungen 406
2. Konkrete Herausforderungen und Lösungsversuche 414

Ausblick: Der Dialog von Theologie und Naturwissenschaft als bleibende Anforderung 424

Literaturverzeichnis 428
Personenregister 461
Sachregister 469