lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Teaching Media Medientheorie für die Schulpraxis. Grundlagen, Beispiele, Perspektiven
Teaching Media
Medientheorie für die Schulpraxis. Grundlagen, Beispiele, Perspektiven




Elisabeth Kampmann, Gregor Schwering

Transcript
EAN: 9783837630534 (ISBN: 3-8376-3053-6)
304 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, März, 2017

EUR 24,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Medien bestimmen heute im Unterricht und auf dem Schulhof den Schulalltag. Demgegenüber steht allerdings häufig die Unsicherheit darüber, wie Medien »richtig« genutzt werden können, was Medien überhaupt sind und was sie zu leisten vermögen.

Dieses Buch macht fit für eine kompetente Medienerziehung an der Schule! Angehende und erfahrene Lehrer_innen erhalten einen historischen Überblick über die Kontroversen um Chancen und Gefahren der Mediennutzung, eine Auswahl von kommentierten Auszügen klassischer Texte zur Medienreflexion sowie konkrete Anregungen zu einem medienkundlichen Unterricht. Die verständliche und an den Bedürfnissen des Schulunterrichts orientierte Darstellung der zentralen Konzepte, Entwicklungen und Erkenntnisse der Medientheorie und -geschichte machen den Band zur Pflichtlektüre für Lehramtsstudierende, Referendar_innen und Lehrer_innen unterschiedlicher Fachrichtungen.
Rezension
Medientheorie – ein Muss für alle (angehenden) Lehrkräfte
Ein Blick in die Philosophiegeschichte kann zeigen, dass auf den Lingustic Turn der Symbolic/Semiotic Turn folgte und darauf der Media Turn. Demnach gibt es für uns Menschen keinen von Medien unabhängigen Zugang zur Welt. Sie erschließen uns die Welt, können uns aber auch den Zugang verschließen, man denke im postfaktischen Zeitalter nur an Fake News. Aufgrund der kulturphilosophischen Bedeutung von Medien und ihrer gesellschaftlichen Omnipräsenz ist eine Auseinandersetzung mit Medientheorie auch im schulischen Kontext geboten. Die in Bildungsplänen geforderte Medienkompetenz kann sich - so der Medienwissenschaftlicher Roberto Simanowski -, wenn sie einen Beitrag zur Reflexionsform „Bildung“ leisten will, nicht auf die „Mediennutzungskompetenz“ beschränken, sondern hat insbesondere die „Medienreflexionskompetenz“ zu fördern. Diese reflexive Auseinandersetzung mit Medien schließt medientheoretisches Grundwissen ein. Dazu zählen neben Kenntnissen in allgemeiner Medientheorie Kenntnisse über die Theorie einzelner Medien wie Schrift, Sprache, Bild, Text, Fotografie, Film, Radio und Computer. Bisher fehlte ein kompaktes Grundlagenwerk zur Medientheorie, das für Studierende und (angehende) Lehrkräfte auch zum Selbststudium geeignet ist.
Umso verdienstvoller ist es daher zu anzusehen, dass die Lehrerin und Fortbildnerin Elisabeth Kampmann und der Medienwissenschaftler Gregor Schwering mit „Teaching Media“ ein Werk für Lehrkräfte vorgelegt haben, in dem fachwissenschaftlich fundiert und verständlich theoretische und historische Grundlagen der Medientheorie dargestellt werden. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf einem Abriss zur Medien- und Mediendiskursgeschichte, bei dem sich die Autoren von Walter Benjamin letzter, erst posthum publizierter Schrift „Über den Begriff der Geschichte“ inspirieren lassen. Die Vorstellung einzelne Medientheorien in „Teaching Media“ folgt einem klaren Aufbau: historische Kontextualisierung, Hauptthesen in Originalzitaten mit ausführlicher Erläuterung, Hinweise zur Wirkungsgeschichte, Literaturangaben und sinnvolle Arbeitsaufträge, die reproduktive, Transfer- und Beurteilungsaufgaben umfassen. Bei der Auswahl der vier allgemeinen Medientheorien sind technikorientierte Ansätze wie der von Marshall McLuhan und Friedrich A. Kittler sowie gesellschaftstheoretische wie der dialektische von Max Horkheimer/Theodor W. Adorno und der sozialistische von Hans Magnus Enzensberger berücksichtigt. Zurecht wird in dem Band auf den wissenschaftlich äußerst umstrittenen Medienkonstruktivismus verzichtet. Ebenso gelungen ist die Auswahl der Schriften zu einzelnen speziellen Medien. Hier werden klassische medienphilosophische und medientheoretische Texte angemessen vorgestellt.
Im Zusammenhang mit der digitalen Revolution ist die Würdigung des Medienwissenschaftlers Lev Manovich erwähnenswert, dessen 2002 publiziertes Buch „The Language of New Media“ noch immer der Übersetzung in Deutsche harrt. In „Teaching Media“ wenden sich Kampmann und Schwering auch mit Blick auf die Mediengeschichte gegen eine Perhoresszierung neuer, digitaler Medien. So beleuchten sie etwa differenziert anhand einer medienanthropologischen Betrachtungsweise das Computerspiel. Zu kurz kommt in „Teaching Media“ allerdings die Medienethik, die – als obzwar philosophische Subdisziplin Angewandter Ethik – auch Gegenstand schulischer Medienbildungsprozesse sein sollte, wenn Medienpädagogik nicht der „Halbbildung“(Paulsen/Adorno) Vorschub leisten will.
Fazit: Das Buch „Teaching Media“, erschienen im Verlag „transcript“, kann allen Lehramtsstudent_innen, Referendar_innen und Lehrer_innen, die sich medientheoretisches Grundlagenwissen aneignen möchten, nur zur Anschaffung empfohlen werden. Lehrkräfte der Fächer Deutsch, (Bildender) Kunst, Informatik, Ethik und Philosophie erhalten zudem Beispiele und Anregungen zur Generierung von produktiven Unterrichtseinheiten zur Medienreflexion.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort | 9

2. Etwas mit Medien? | 1 1
Ansatz, Ziel und Auf bau des vorliegenden Buches | 13

3. Schnittstelle Medien – Bildung | 19
Schlagwort Medienkompetenz | 21
Medien der Schule, Schule der Medien:
Forderungen an eine Institution | 22
Medien . Pädagogik: Medienpädagogik – Ein Perspektivwechsel | 27

4. Mediengeschichte schreiben – aber wie? | 31
Zum Begriff der Geschichte: ein kurzer Exkurs | 31
Modelle der Medienhistoriographie und Medienanalyse | 36

5. Eine Geschichte der Medien und Mediendiskurse:
von den Anfängen bis zur Gegenwart | 43
Wo anfangen? | 43
Sprache: Redekunst und Schriftkritik (Antike) | 44
Buchdruck und Zentralperspektive:
Vermessungen der Welt (15. und 16. Jahrhundert) | 49
Mediendynamik der Sprache/Schrift:
Empfindsamkeit, ›Lesewut‹ und Hermeneutik (Goethezeit) | 54
Pencil of Nature – »Visualisierungsschub« und (Selbst-)Aufzeichnung der
Realität (19. Jahrhundert und Anfänge des 20. Jahrhunderts) | 62
1. Fotografie | 62
2. Film | 70
3. Phonograph/Grammophon | 81
»Globales Dorf« – Übertragungen, Massenmedien (20. Jahrhundert) | 88
1. Funk | 88
2. Hörfunk | 91
3. Fernsehen | 110
›Digitale Plattform‹ – vom Computer zum Social Web
(20. und 21. Jahrhundert) | 126
Ein kurzer Schluss | 162

6. Allgemeine Medientheorien | 165
Das Medium ist die Botschaft –
Marshall McLuhan: Die magischen Kanäle. Understanding Media
(1964) | 165
Medienkritik als Kulturkritik –
Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Kulturindustrie.
Aufklärung als Massenbetrug (1947) | 170
Mediennutzung als Emanzipation der Nutzer –
Hans Magnus Enzensberger: Baukasten zu einer Theorie
der Medien (1970) | 178
Medienarchäologie –
Friedrich A. Kittler: Grammophon Film Typewriter (1986) | 186

7. Theorien einzelner Medien | 197
Das Medium Schrift –
Platon: Phaidros (um 370 oder 360er Jahre v. Chr.) | 197
Das Medium Sprache –
Johann Gottfried Herder: Über den Ursprung der Sprache (1772) | 204
Mediendifferenz Bild und Text –
Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon – oder Über die Grenzen der
Mahlerey und Poesie (1766) | 212
Das Medium Fotografie –
Roland Barthes: Die helle Kammer. Bemerkungen zur Photographie
(1980) | 221
Das Medium Film –
Franz Pfemfert: Kino als Erzieher (1911) | 228
Das Medium Radio –
Bertolt Brecht: Radiotheorie (1927-1932) | 234
Das Medium Bild –
Max Imdahl: Is It a Flag or Is It a Painting?
Über mögliche Konsequenzen der konkreten Kunst (1969) | 241
Computer als Medium. Die Sprache der Neuen Medien –
Lev Manovich: The Language of New Media (2 0 0 1) | 249

8. Perspektiven der Medienwissenschaft | 255
Medienwissenschaft und Gender | 255
Kulturwissenschaftliche Perspektiven | 264
Medienanthropologie | 272

Literatur | 281

Abbildungen | 295

Personenregister | 297