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Susanna Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo
Susanna
Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo




Roland Krischel, Anja K. Sevcik (Hrsg.)

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
EAN: 9783731912309 (ISBN: 3-7319-1230-9)
384 Seiten, hardcover, 24 x 30cm, Oktober, 2022

EUR 49,95
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Von Oktober 2022 bis Februar 2023 hat sich erstmals eine Ausstellung ausschließlich der Figur der Susanna gewidmet, einer der außergewöhnlichsten Frauengestalten des Alten Testaments. Der Erzählung in Daniel 13 zufolge wurde sie von zwei Männern sexuell bedrängt, dann verleumdet und verurteilt, schließlich aber durch den Propheten Daniel vor dem Tod gerettet, letztlich aufgrund der Methode des getrennten Verhörs.
Der Aufbau des Bandes zerfällt in drei große Abteilungen: Zunächst stehen nach dem Vorwort und einer Einleitung fünf Aufsätze zur Susanna-Geschichte (literarische Gestaltung, Rezeption und Motivik) sowie zur #metoo-Debatte. Der anschließende Katalogteil in acht Kapiteln stellt die Kunstwerke detailliert vor, bevor im Anhang ein Literaturverzeichnis gegeben wird sowie ein Index den gesamten Band erschließt.
Die Objekte der Ausstellung spannen einen weiten Bogen von der Spätantike über das Mittelalter und die Malerei der Renaissance bis in die allerneuste Gegenwart. Eines der beeindruckendsten Ausstellungsstücke ist sicherlich der geschliffene und geschnittene Bergkristall (Kat.2) eines karolinglischen Steinschneiders aus der Zeit Lothars II., der die Susanna-Geschichte in acht "cartoonartig" (S.120) gestalteten Bildern erzählt. Wie alle Abbildungen in diesem Band handelt es sich hier um hochwertige Fotografien, in denen auch Details hervorragend zur Geltung gebracht werden. Die flankierenden Texte erläutern sehr verständlich das Kunstwerk selbst, geben Hinweise zum Entstehungskontext sowie zur Rezeptionsgeschichte.
Für den schulischen Unterricht finden sich in diesem Band wunderbare Beispiele für Texte über Kunstwerke und ihre Einordnung in den großen Kontext von Bildung, Religion und Rechtsgeschichte. Das betrifft keineswegs nur das Fach Kunst, sondern ebenso möglich sind Querverbindungen zu den Fächern Religion, Geschichte, Latein, Musik und vermutlich noch anderen mehr.
Die Publikation zeigt eindrucksvoll, welch dicker roter Faden sich von der Antike bis in die Gegenwart spannt, an dem entlang exemplarisch der Gang der Kulturgeschichte verfolgt werden kann.

J. Groß, www.lbib.de
Verlagsinfo
Weltweit erstmals widmet sich die Ausstellung zur biblischen Susanna einer Erzähl- und Bildtradition, die vor dem Hintergrund der #MeToo-Bewegung kaum aktueller sein könnte. Meisterwerke aus internationalen Museen und Privatsammlungen zeigen, wie Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt schon seit Jahrhunderten in Malerei, Kunsthandwerk und Graphik verhandelt werden: vom karolingischen Lotharkristall über Gemälde von Tintoretto, Artemisia Gentileschi, Guido Reni, Anthonis van Dyck, Rembrandt, Eugène Delacroix, Édouard Manet und Lovis Corinth bis zu zeitgenössischen Arbeiten von Zoe Leonard, Kathleen Gilje und Heike Gallmeier. Ein eigenes Kapitel behandelt Alfred Hitchcocks Modernisierung des Stoffes in seinem Film „Psycho“. Ausstellung und Katalog laden ein, die Werke im Lichte historischer wie aktueller Geschlechterrollen sowie zugrundeliegender religiöser, politischer und sozialer Vorstellungen zu erkunden. Sie stellen aber auch die Frage: Wie betrachten wir die Kunst zurückliegender Generationen aus heutiger Sicht?