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Sterben - Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen
Ein Palliativmediziner erzählt
Mitautor: Oliver Kobold
Matthias Gockel
Piper Verlag GmbH
, Berlin Verlag
EAN: 9783827013545 (ISBN: 3-8270-1354-2)
272 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2019
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
„Halte es für möglich, dass dein Arzt beim Thema Tod noch mehr Angst hat als du.“
Wir müssen über den Tod reden. Es nicht zu tun, bedeutet, die Entscheidung darüber, wie wir sterben wollen, anderen zu überlassen. Der Palliativmediziner Matthias Gockel erlebt täglich, wie sehr Verdrängen und Verschweigen einen bewussten Umgang mit dem Sterben blockieren - nicht nur bei Patienten und Angehörigen, sondern auch bei ihren Ärzten. Er fordert deshalb eine neue Art der Gesprächskultur. Indem er aus seinem Berufsalltag erzählt, macht er nicht nur Mut, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. Er gibt zudem wichtige Orientierungshilfen, wie sich in einem zunehmend auf Kostenersparnis ausgerichteten Medizinsystem Entscheidungen treffen lassen, die für ein Sterben in Selbstbestimmung und Würde unabdingbar sind.
Dr. med. Matthias Gockel, geboren 1970 in Wuppertal, ist Internist und leitete von 2009 bis 2017 die Palliativstation im Helios-Klinikum Berlin-Buch. Zuvor hatte er die Palliativstation am Klinikum Großhadern in München mit aufgebaut. Seit 2018 ist er Leitender Oberarzt Palliativmedizin im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain in Berlin.
Rezension
Sterben und Tod zählen weiterhin zu den am stärksten tabuisierten Themen und Lebensbereichen in unserer Gesellschaft. Der Autor dieses Buchs möchte das ändern und fordert einen neuen Umgang mit dem Tod (Untertitel): Wir müssen über den Tod reden. Es nicht zu tun, bedeutet, die Entscheidung darüber, wie wir sterben wollen, anderen zu überlassen. Der Palliativmediziner Matthias Gockel erlebt täglich, wie sehr Verdrängen und Verschweigen einen bewussten Umgang mit dem Sterben blockieren - nicht nur bei Patienten und Angehörigen, sondern auch bei ihren Ärzten. Er fordert deshalb eine neue Art der Gesprächskultur. Warum sind wir jedes Mal erstaunt, wenn ein Lebender dahingeht, als fände solch ein Ereignis zum ersten Mal statt? Wir tabuisieren und verdrängen, weil wir Angst vor dem Tod haben. An den Tod gewöhnt man sich nicht. Der Tod ist immer jung. Man wird die Angst vor ihm nicht los. Oft scheint es, als wären gerade Ärzte besonders von dieser Angst betroffen. Die Palliativmedizin kann als Ergänzung oder auch als Alternative betrachtet werden zum Heilenwollen um jeden Preis und zum reinen Verlängern der Lebenszeit. Ihr Ansatz ist es, bei lebensbedrohlichen Erkrankungen die Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen zu verbessern. Dieses Buch eines Palliativmediziners stellt sich brennenden Fragen: Was sollten Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung unbedingt beachten? Welche Möglichkeiten palliativer Versorgung gibt es in Deutschland? Was können Angehörige tun? Wie sieht eigentlich der Alltag auf einer Palliativstation aus? Warum fällt es vielen Ärzten so schwer, Schmerzen adäquat zu behandeln? Kann sich der Traum von einem „guten Sterben“ erfüllen? Anhand zahlreicher Beispiele möchte der Autor Wege aus der Sprachlosigkeit aufzeigen, die viele in der Gegenwart Sterbender befällt. Der Tod wird immer ein Skandal bleiben. Aber wir können lernen, ihm etwas weniger unvorbereitet zu begegnen.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
swr 2:
"Der Pallitivmediziner Matthias Gockel hat ein Buch über Sterben geschrieben. Wer es liest, geht sicher nicht leichter aus dem Leben aber hat nach der Lektüre verstanden, dass er Verantwortung übernehmen kann für seine letzten Lebenswochen, sofern er sich traut, dem unabwindlichen Schicksal, das wir alle haben, ins Auge zu schauen."
Deutschlandfunk Kultur:
"Der Autor gibt [...] sehr wertvolle, aus einer reichen Praxis geschöpfte Hinweise"
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Einführung - Trau dich, über den Tod nachzudenken 15
Zwischen Diesseits und Jenseits 15
Das Leben ist manchmal ein Arschloch 19
Du wirst gesehen in deinem Leid 24
Wie zerbrechlich wir sind 28
Hab den Mut, Entscheidungen zu treffen 31
Kapitel 1 - »Zwei Straßen gingen ab im Wald«: Mein Weg 33
Ein Spaziergang mit Willy 33
Wie Elisabeth Kübler-Ross mich nach München brachte (oder so ähnlich) 35
Doch keine Weltreise 38
»Viele sterben ja wirklich!« 40
Der erste Patient 42
Zu wenig Personal 43
»Emotionsjunkie« oder: Man muss als Arzt seine Gefühle nicht verstecken 46
Nahe Patienten 47
Vom Umgang mit der eigenen Sterblichkeit 50
Kapitel 2 - Palliatiwersorgung in Deutschland 53
Ergänzung der klassischen Medizin 53
Wie wird man Palliativmediziner? 54
Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung 56
Palliativstation und Hospiz 60
Ursprünge der Hospizbewegung 62
Lebensbedrohliche Erkrankungen 64
Die Zukunft der Palliativmedizin 65
Kapitel 3 - Wozu Palliativmedizin? 69
Werde ich nicht gerufen, kann ich nicht versuchen zu helfen 69
Ein Loch in der Zeit 71
Wer kommt auf die Palliativstation? 75
Early Integration 78
Päppel-Station, Bettensaal und ein bisschen Klarlack 80
Das richtige Team 84
»Hier bin ich sicher, hier darf ich gehen« 85
Kapitel 4 - Vom Sprechen über Sterben und Tod 87
Nichts überstürzen 87
Halbgott in Weiß 90
Setzt euch einfach hin! 91
Eine Art Feuerlöscher 92
Das Schweigen aushalten 95
Was sich nicht vorhersehen lässt 98
Weiße Lügen 100
Jeder Patient ist ein eigener Kosmos 101
Die Pflicht zur Ehrlichkeit 103
»Möchten Sie alles wissen?« 105
Was wäre wenn? 106
Briefe, in die Zukunft geschickt 108
Heute lebe ich, also bin ich am Leben 110
Möglichkeiten aufzeigen 113
Die Rolle der Angehörigen 115
Wege aus der Sprachlosigkeit 117
Kinder als Besucher auf der Palliativstation 120
»Ich muss mal ganz schnell in den OP«: Strategien des Ausweichens 122
Die Scheu, als Arzt über den Tod zu reden 126
Handfeste Interessenkonflikte 130
Kapitel 5 - Schmerztherapie und Symptomkontrolle 133
Was man gegen Schmerzen tun kann 133
Die Angst vor Opiaten 136
Rettung in letzter Sekunde 142
Behandlung von Atemnot 144
Übelkeit und Delir 146
Kapitel 6 - Sterben 149
Der unerträgliche Gedanke, nichts mehr tun zu können 149
Alternative Behandlungsmethoden 152
Körperliche Veränderungen 154
Ist es okay, den Dingen ihren Lauf zu lassen? 156
Manchmal gibt es kein »Gut«, sondern nur ein »Weniger schlecht« 159
Gewissheiten, die ins Wanken geraten 161
Fast eine Weihnachtsgeschichte 164
Der Streit um die Liegezeiten 166
Wohin nach der Palliativstation? 170
Zu Hause sterben 171
Die Seele, die nie richtig zu leben lernt 174
Wir sollten Sterbende als Lehrer begreifen 176
Religiosität und Spiritualität 178
Magische letzte Tage 181
Kapitel 7 - Sterbebegleitung 187
»Ach, du Scheiße, nicht noch eine Runde!«: Crashkurs in Sachen Kontrollverlust 187
Wann tut der Tod am meisten weh? 190
Letzte Worte, vorletzte Worte 193
Es sind immer nur Prognosen 195
Wir können die Stunde unseres natürlichen Todes bestimmen 196
Die Gesichter der Toten 200
Mystische Erfahrungen 201
Räume des Abschieds 203
Mehr Licht 205
Das schwierige Thema Organspende 207
Keine Träne, die noch nicht geweint wäre 209
Kapitel 8 - Sterbehilfe 213
Palliativ- oder Intensivstation? 213
»Sollen wir die Maschinen abstellen?« 214
Tötung auf Verlangen 218
Zulassen des natürlichen Todes 220
Indirekte Sterbehilfe 222
Assistierter Suizid 222
Es fällt schwer, sich jemandem anzuvertrauen 226
Was die Gesetze sagen 227
Sollte es ein Sterbehaus geben? 230
Palliative Sedierung 232
Das Sterbefasten 236
(Künstliche) Ernährung am Lebensende 237
Kapitel 9 — Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht 241
Patientenverfügungen gelten unumschränkt 241
»Keine Geräte« 242
Wie sehr hänge ich am Leben? 245
Die Ermittlung des Patientenwillens 246
Intensivmedizinisches Standardprogramm 249
Du musst es vorher machen 251
Die Vorsorgevollmacht 252
Advance-Care-Planning-Programme 254
Einige zusätzliche Tipps für Patientinnen und Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung 259
Anhang 265
Literatur 265
Leitlinien 266
Informationen zur Patientenverfügung 267
Hinweis 269
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