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Stauffenberg  Mein Großvater war kein Attentäter
Stauffenberg
Mein Großvater war kein Attentäter




Sophie von Bechtolsheim

Herder Verlag
EAN: 9783451072178 (ISBN: 3-451-07217-3)
144 Seiten, hardcover, 12 x 15cm, Juni, 2019

EUR 16,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer war Stauffenberg?

Eines weiß ich gewiss: Die Persönlichkeit meines Großvaters lässt sich nicht darauf reduzieren, Attentäter gewesen zu sein. Seine Geisteshaltung, seine Motive, seine Lebensleistung zusammenzuschnüren und sein ganzes Leben auf die Tat am 20. Juli 1944 hin auszurichten, wird ihm nicht gerecht.

Sophie von Bechtolsheim



Ein ganz besonderer Blick auf den Widerstand der gegen den Nationalsozialismus, ein Plädoyer, Stauffenberg und die anderen Männer und Frauen des 20. Juli 1944 für unsere Gegenwart neu zu entdecken.
Rezension
20. Juli 1944 - Tag des Attentats auf Adolf Hitler in Rastenburg. Der Anschlag verfehlt sein Ziel, Hitler überlebt und der Zweite Weltkrieg wird fortgeführt. In den letzten gut 9 Monaten verlieren mehr Menschen das Leben, als in all den Jahren zuvor.
Auch wenn die Tat durch ein existierendes Netzwerk von langer Hand geplant wurde, fällt immer wieder ein Name zuerst: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Er wird gleichsam als Kopf der Verschwörer betrachtet, als derjenige, der Hand anlegte und die Bombe, versteckt in einer Aktentasche, in der Nähe des "Führers" platzierte.
Der 20. Juli (1944) wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Gedenktag, symbolisch für alle Widerstandsbewegungen gegen das NS-Regime unter seinem Führer Adolf Hitler. 75 Jahre ist das nun her und die Geschichtsforschung ruht nicht. Kontroverse Sichtweisen und Meinungen treffen aufeinander und werden aufgearbeitet.

Das vorliegende Buch wurde geschrieben durch die Enkelin Stauffenbergs, Sophie von Bechtolsheim. Geboren im Jahre 1968, lernte sie ihren Großvater nicht kennen, dafür dessen Frau Nina. Die Autorin schildert, dass sie sich ihrem Großvater, oder besser gesagt seinem Handeln, erst spät näherte. Die Gedanken der Autorin werden getragen durch die Schilderungen der Großmutter und den aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschungen. Ein langer, intensiver und sehr persönlicher Weg.
Den Anschlag stellt sie in einer gesamtheitlichen Sichtweise dar. Weder die rein wissenschaftliche Perspektive, noch ihre familiäre Bindung und Sichtweise geben den alleinigen Ausschlag für die hochinteressante Annäherung an ihren Großvater. Sie versucht die Lebenssituation der Menschen, die Charaktere der handelnden Personen und die Ergebnisse historischer Forschung gleichermaßen zu betrachten.
So entsteht eine fundierte Sicht auf den Tag und die Person des Grafen Stauffenberg. Zugleich geschieht eine Einordnung des 20. Juli über den Widerstand in der Epoche des Nationalsozialismus hinaus - gegen die Zukunftslosigkeit.

Mein Fazit:
Sophie von Bechtolsheim gelingt es, zu einem der gravierendsten Ereignisse in der Historie der NS-Zeit eine fesselnde, gut lesbare und anspruchsvolle Darstellung ihrer Sicht auf die Geschehnisse zu verfassen. Sie erhebt keineswegs den Anspruch, dass ihre Sichtweise aufgrund der familiären Verbindungen eine Art Alleinstellungsmerkmal bedeuten.
Sie verdeutlicht jedoch, dass die Reduktion der Person ihres Großvaters auf die Person des Attentäters der Situation der Menschen im militärischen Widerstand in der Sichtweise zu stark verengt, die die psychischen und moralischen Belastungen zu stark in den Hintergrund drängen.
Die Person Claus Schenk Graf von Stauffenbergs wird in ein historisch bedeutsames und nachwirkendes Geschehnis eingeordnet und interpretiert. Das gelingt der Autorin aus meiner Sicht auf beeindruckende Art und Weise!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie viel ist die Freiheit wert?

Wer von Attentätern hört, der denkt an Terroristen, die aus einer fanatischen Ideologie heraus Angst und Schrecken verbreiten wollen. Nichts davon trifft auf Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu. Stauffenberg und sein gescheiterter Versuch, den nationalsozialistischen Wahnsinn zu stoppen, sind zu einem Mythos geworden, das Gedenken ist ritualisiert. Andererseits provoziert das inzwischen abenteuerliche Gegenentwürfe auf schwacher Faktenbasis. Der wirkliche Mensch Stauffenberg in seiner Vielfalt tritt hinter all diesen Zuschreibungen zurück. Sophie von Bechtolsheim erzählt erstmals von den zahlreichen Stauffenberg-Bildern, die ihr im Laufe ihres Lebens begegnet sind – in der Wissenschaft, in den Medien, aber vor allem in der Familie. Sie fragt danach, wie Stauffenberg und die anderen, oftmals vergessenen, Protagonisten des 20. Juli heute noch Vorbilder sein können. Sie erkundet die Kehrseite der Verantwortung, die Schuld, und stellt sich die Frage, wieviel uns heute Freiheit wert ist. Ein Buch über den Mann, der es mit Hitler aufnahm – wie er wirklich war.

Sophie von Bechtolsheim, geb. 1968, Historikerin und Kommunikationswissenschaftlerin; die Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg lebt und arbeitet als Mediatorin in Uffing am Staffelsee und setzt sich zudem für den Täter-Opfer-Ausgleich ein. Sie ist verheiratet und hat vier Söhne. Sophie von Bechtolsheim ist stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944.
Inhaltsverzeichnis
Immer wieder: Wer war Claus Graf Stauffenberg? 7
Die Annäherung an meinen Großvater 17
Das Erbe des Widerstands: Gegen die Zukunftslosigkeit 137

Dank141
Über die Autorin 143