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Sonderpädagogik des Lernens Handbuch Sonderpädagogik Band 2
Sonderpädagogik des Lernens
Handbuch Sonderpädagogik Band 2




Jürgen Walter, Franz B. Wember (Hrsg.)

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801717094 (ISBN: 3-8017-1709-7)
968 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2007

EUR 99,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der aktuelle Wissensstand zum Thema Lernförderung wird in diesem umfassenden Handbuch praxisnah aufbereitet und detailliert erörtert. Das Handbuch richtet sich an alle, die in der schulischen oder außerschulischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf im Bereich des Lernens mit Fragen der pädagogischen Förderung oder der psychologischen Intervention befasst sind. In mehr als 50 Kapiteln geben renommierte Auto- rinnen und Autoren einen forschungsbasierten Überblick über den aktuellen Kenntnisstand in Sonderpädagogik und Psychologie.

Ausgehend von begrifflichen und methodologischen Grundüberlegungen werden medizinische, interaktionstheoretische, soziokulturelle, systemische sowie lern- und entwicklungspsychologische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten und Lernstörungen vorgestellt. Diagnostische Grundfragen, Verfahren der Kind-Umfeld-Diagnose und Methoden von Förderdiagnostik und Förderplanung werden ebenso dargelegt wie Methoden der primären und sekundären Prävention in früher Kindheit und im Schulalter.

Spezifische Interventionen zur Förerung von Attribution und Motivation, Aufmerksamkeit und Konzen- tration, Lern- und Gedächtnisleistung, Kognition und Metakognition, Motorik und Psychomotorik werden erläutert. Zahlreiche Aspekte systematischer schulischer Förderung werden beleuchtet, Probleme und Konzepte der Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und Berufseingliederung erörtert. Den Abschluss bilden zwei Beiträge zur Bedeutung von Metaanalysen und von experimenteller Forschung.
Rezension
Das "Handbuch Sonderpädagogik" ist auf 4 Bände angelegt: Neben «Sprache» (Band 1) und «Lernen» (Band 2) werden die Förderschwerpunkte «soziale und emotionale Entwicklung» (Band 3) sowie die «geistige Entwicklung» (Band 4) innerhalb der Reihe behandelt. Der hier anzuzeigende voluminöse, fast 1000 S. starke Band 2 wendet sich dem "Lernen" zu, in mehr als 50 Kapiteln wird der aktuelle Wissensstand zum Thema Lernförderung dargestellt. Dabei werden medizinische, interaktionstheoretische, soziokulturelle, systemische sowie lern- und entwicklungspsychologische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten und Lernstörungen vorgestellt, diagnostische Aspekte gesichtet und vielfältige Förderungsmöglichkeiten erwogen. Der Band bündelt damit, wie das Handbuch schlechthin, aus unterschiedlichen Disziplinen empirisch gewonnenes, aktuelles Wissen über die Pädagogik und Psychologie für Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen. Damit ist er nicht nur für Sonderpädagog/inn/en und Lehrkräfte in Förderschulen grundlegend relevant, sondern auch für in sonderpädagogischen Arbeitsfeldern tätigen Psychologen, Therapeuten und Sozialarbeitern.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der aktuelle Wissensstand zum Thema Lernförderung wird in diesem umfassenden Handbuch praxisnah aufbereitet und detailliert erörtert. Das Handbuch richtet sich an alle, die in der schulischen oder außerschulischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf im Bereich des Lernens mit Fragen der pädagogischen Förderung oder der psychologischen Intervention befasst sind. In mehr als 50 Kapiteln geben renommierte Autorinnen und Autoren einen forschungsbasierten Überblick über den aktuellen Kenntnisstand in Sonderpädagogik und Psychologie. Ausgehend von begrifflichen und methodologischen Grundüberlegungen werden medizinische, interaktionstheoretische, soziokulturelle, systemische sowie lern- und entwicklungspsychologische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten und Lernstörungen vorgestellt. Diagnostische Grundfragen, Verfahren der Kind-Umfeld-Diagnose und Methoden von Förderdiagnostik und Förderplanung werden ebenso dargelegt wie Methoden der primären und sekundären Prävention in früher Kindheit und im Schulalter. Spezifische Interventionen zur Förderung von Attribution und Motivation, Aufmerksamkeit und Konzentration, Lern- und Gedächtnisleistung, Kognition und Metakognition, Motorik und Psychomotorik werden erläutert. Zahlreiche Aspekte systematischer schulischer Förderung werden beleuchtet, Probleme und Konzepte der Berufsvorbereitung, Berufsausbildung und Berufseingliederung erörtert. Den Abschluss bilden zwei Beiträge zur Bedeutung von Metaanalysen und von experimenteller Forschung. Alle Kapitel bieten aktuelle und forschungsbasierte Informationen im Überblick. Sie werden Studierenden und Wissenschaftlern von Nutzen sein wie auch den in der Praxis tätigen Pädagogen und Psychologen – unabhängig davon, ob diese in schulischen oder außerschulischen Handlungsfeldern tätig sind.

Die Reihe
Die Bände der Reihe bieten eine ideale Basis für eine empirisch orientierte Arbeit im Bereich der Sonderpädagogik.

Im Fokus der neuen Reihe steht die Bündelung des aktuellen, aus unterschiedlichen Disziplinen gewonnenen Wissens über die Pädagogik und Psychologie för Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen. Dieses Wissen stellt nicht nur für Studierende der Sonderpädagogik, Lehrkräfte in Förderschulen und -zentren sowie in allgemeinen Schulen, sondern auch für in sonderpädagogischen Arbeitsfeldern tätige Psychologen, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter die Basis für eine empirisch orientierte Sonderpädagogik dar. Zentrale Bestandteile jeden Bandes sind folgende Themen:
Überblick über die Thematik des jeweiligen Bandes
Erklärungsansätze
Diagnostik
Prävention
Intervention
Unterricht
Forschungsaspekte (Methoden, Projekte, offene Fragen)
Neben «Sprache» (Band 1) und «Lernen» (Band 2) werden die Förderschwerpunkte «soziale und emotionale Entwicklung» (Band 3) sowie die «geistige Entwicklung» (Band 4) innerhalb der Reihe behandelt werden.

Die Herausgeber:

Prof. Dr. Johann Borchert, geb. 1943. Studium der Psychologie in Hamburg und Marburg. 1974 Promotion an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Dortmund. 1980 Habilitation an der Universität Dortmund. Seit 1981 Professur für Allgemeine Heilpädagogik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Prof. Dr. Herbert Goetze, geb. 1943. Studium der Erziehungswissenschaften und der Psychologie in Berlin, Hamburg und Marburg. 1971 Schuldienst in Hessen. 1971-1979 Wissenschaftlicher Assistent und Akademischer Rat in Reutlingen und Dortmund. Ab 1980 Professuren an den Universitäten Hamburg und Kiel sowie an der Purdue University (Indiana, USA). Seit 1993 Ordinarius für Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Verhaltensgestörtenpädagogik an der Universität Potsdam sowie Leiter der Sonderpädagogischen Beratungsstelle der Universität Potsdam.

Bände:

Sonderpädagogik der Sprache,
Schöler H., Welling A., (Hrsg.) Band 1, (978-3-8017-1708-7)
Sonderpädagogik des Lernens,
Walter J., Wember F.B., (Hrsg.) Band 2, (978-3-8017-1709-4)
Sonderpädagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung,
Gasteiger-Klicpera B., Julius H., Klicpera C., (Hrsg.) Band 3, (978-3-8017-1707-0)
Sonderpädagogik der geistigen Entwicklung,
Nußbeck S., Biermann A., Adam H., (Hrsg.) Band 4, (978-3-8017-1706-3)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Reihenherausgeber 22
Teil I Gegenstandsbereich 24
Einführung 26
1 Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung 27
2 Gegenstand und Aufgaben einer Pädagogik und Psychologie bei Beeinträchtigungen des Lernens 56
Teil II Theoretische Ansätze zur Erklärung von Lernschwierigkeiten, Lernstörungen und Lernbehinderung 84
Einführung 86
3 Das medizinische Paradigma 88
4 Das interaktionstheoretische Paradigma 104
5 Das schulsystemische Paradigma 116
6 Soziokulturelle Benachteiligung 127
7 Das lern- und entwicklungstheoretische Paradigma 140
8 Das systemisch-konstruktivistische Paradigma 151
Teil III Diagnostik 166
Einführung 168
9 Wegmarken der Entwicklung diagnostischer Konzepte 170
10 Diagnostik vom Standpunkt des Subjekts 190
11 Die Kind-Umfeld-Analyse 198
12 Gegenstandstheoretische Konzepte als diagnostische Basis 208
13 Förderbedarf, Förderkonzept und Förderplanung 230
Teil IV Prävention 240
Einführung 242
14 Frühe Kindheit und Vorschulalter 243
15 Schulalter 268
Teil V Interventionen 290
Einführung 292
16 Förderung der Metakognition 294
17 Förderung von Lern- und Gedächtnisleistungen 304
18 Förderung des Lernens durch Förderung des Denkens 316
19 Förderung der Wahrnehmung 327
20 Psychomotorische Förderung 338
21 Unterrichtsintegrierte Förderung von Aufmerksamkeit 351
22 Motivationsförderung und Attributionstraining 361
Teil VI Schule und Unterricht 374
Überblick 376
23 Konzepte und Methoden 377
24 Diagnose und Förderung im Lernbereich Schriftsprache 501
25 Diagnose und Förderung im Lernbereich Mathematik 592
26 Didaktische und methodische Fragen in ausgewählten Lernbereichen 710
27 Berufsvorbereitung, Berufsausbildung, Berufseingliederung 828
Teil VII Forschung 892
Einführung 894
28 Meta- und Megaanalyse als Erkenntnismethoden zur Darstellung von Trainingseffekten bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf 896
29 Experimentelle Forschung: Was leistet sie für die Sonderpädagogik? 920
Autorenregister 934
Sachregister 958


Leseprobe:

14 Frühe Kindheit und Vorschulalter ( S. 220)

Gerhard Klein

14.1 Das System Frühförderung

Frühförderung als sonderpädagogische Maßnahme für Kinder mit Behinderungen hat sich in Deutschland in den vergangenen 35 Jahren entwickelt. Die Praxis der Frühförderung in der Bundesrepublik wird bestimmt durch ein Netz von Frühförderstellen, das in den einzelnen Bundesländern von sehr unterschiedlicher Dichte ist, und durch die Mitarbeit sehr unterschiedlicher Fachkräfte.

Neben den Ärzten sind es Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Diplompädagogen, Sonderpädagogen, Sozialpädagogen und Psychologen, die im Feld der Frühförderung kooperieren. Da in der Frühförderung mehrheitlich Frauen arbeiten, wird im folgenden Text nur die weibliche Form gewählt. Es waren hauptsächlich zwei Gründe, die es in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als notwendig und sinnvoll erscheinen ließen, spezielle Förderangebote in den frühen Lebensjahren für behinderte Kinder zu schaffen.

Zum einen waren viele Eltern nicht nur tief getroffen von der Tatsache, dass ihr Kind behindert ist, sondern auch verunsichert und oft hilflos im Umgang mit dem Kind. Diese Eltern suchten fachlichen Rat und Hilfe und verbanden damit die Hoffnung, etwas für eine positive Entwicklung ihres Kindes tun zu können.

Den zweiten Grund lieferten die damals aktuellen Erkenntnisse entwicklungspsychologischer Forschung, wonach die ersten Lebensjahre maßgebend für die weitere Entwicklung eines Kindes sind. Vor allem für Kinder mit Sinnesschädigungen wurde erkannt, wie durch frühzeitige Hilfen noch vorhandene Restfähigkeiten des Sehens und Hörens erhalten und entwickelt werden können.

Mit den Gutachten des Deutschen Bildungsrates zur Früherkennung und Frühförderung (Klein, 1973, Speck, 1973) und den Empfehlungen der Bildungskommission „Zur pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder und Jugendlicher" (Deutscher Bildungsrat, 1973) erfuhr die Frühförderung in der Bundesrepublik einen wesentlichen Impuls zu einem flächendeckenden Auf- und Ausbau.

Frühförderung erfahren Kinder im Alter von 0–6 Jahren. Mit der Frühförderung ist die Beratung der Eltern verbunden. Voraussetzung für die Gewährung und Finanzierung von Frühförderung ist jedoch, dass bei dem Kinde, das gefördert werden soll, eine Behinderung oder eine drohende Behinderung festgestellt wurde.

Frühfördermaßnahmen umfassen eine breite Palette von Hilfeangeboten: Beratung der Eltern, medizinische und psychologische Diagnose, Krankengymnastik, Ergotherapie, Sprachtherapie, Spielförderung, pädagogische Förderung. Der zeitliche Umfang der Fördermaßnahmen beträgt etwa eine Stunde pro Woche. In der Praxis haben sich zwei Organisationsformen herausgebildet, nämlich die ambulante Frühförderung in den Beratungsstellen oder therapeutischen Praxen, in welche die Kinder zur Behandlung gebracht werden, und die mobile Frühförderung oder Hausfrüherziehung, bei der die Förderung der Kinder in ihren Familien erfolgt.

Die Rahmenbedingungen und Organisationsformen der Frühförderung sind bis heute von einer behinderungsspezifischen Ausrichtung geprägt, wie sie in den Anfangsjah- ren der Frühförderung gefordert und praktiziert wurde (vgl. Deutscher Bildungsrat, 1973). Demnach wird Frühförderung zuerst und hauptsächlich als spezielle Hilfe für Kinder mit spezifischen Behinderungen wie z. B. Sehschädigung, spastische Lähmung, Down-Syndrom usw. verstanden.

Bei diesem Verständnis von Frühförderung wird davon ausgegangen, dass die reguläre Pflege und Erziehung eines Kindes von den Eltern wahrgenommen wird, wie es das Grundgesetz vorsieht: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht" (Grundgesetz, Art. 6, Abs. 2).

Aufgabe der Frühförderung dagegen ist es, die Eltern in der erschwerten Pflege und Erziehung eines behinderten Kindes zu unterstützen und durch spezielle Fördermaßnahmen die Entwicklung der Fähigkeiten des Kindes trotz seiner Behinderung zu ermöglichen.