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"Selig sind, die Verfolgung ausüben"
Päpste und Gewalt im Hochmittelalter




Gerd Althoff

Theiss
EAN: 9783806227512 (ISBN: 3-8062-2751-9)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 23cm, März, 2013, mit rund 10 s/w-Abbildungen

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Neuer Blick auf Christentum und Kirche

»Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden«? Nicht in den Augen aller Kirchenvertreter des Hochmittelalters. »Es seien die selig zu preisen, die Verfolgung ausübten um der Gerechtigkeit willen«, schrieb etwa im 11. Jahrhundert Bischof Bonizo von Sutri.

Der Historiker Gerd Althoff belegt in seinem neuen Buch: Diese Ungeheuerlichkeit aus der Feder eines Geistlichen, der eigentlich Barmherzigkeit und Güte predigen sollte, entsprach der Strategie und dem Selbstverständnis des Reformpapsttums. Damals kämpften die Päpste insbesondere mit den deutschen Königen im Investiturstreit um Macht und Einfluss. Christliche Geistliche formten – vorgeblich unter Berufung auf Augustinus und andere Kirchenväter – die Lehre um, bis sie als normative Grundlage und Legitimation für Gewaltanwendung taugte.
Rezension
Der christliche Glaube und die christliche Kirche müßten von ihrer biblischen Grundlage in der Bergpredigt (Matthäus 5-7) her eigentlich friedfertig und gewaltlos sein, - die Kirchengeschichte aber belehrt uns leider eines anderen ... Insbesondere in der Zeit des Hochmittelalters blühte die christliche und kirchliche Gewalt auf: Ketzerverfolgung, Hexenverfolgung und Kreuzzüge sind einschlägig bekannt. Gregor VII. gilt bis heute als eines der bedeutendsten Oberhäupter der katholischen Kirche. Als »Reformpapst« setzte er in seiner Amtszeit von 1073 bis 1085 maßgebliche Reformen durch, die die katholische Kirche teilweise bis heute prägen - wie den Zölibat und das Verbot, kirchliche Ämter oder Reliquien zu verkaufen. In seiner Amtszeit begann auch der so genannte »Investiturstreit«, der die politische Stellung des Papstes und seine Macht neu definieren sollte. Gregor VII. und seine "gregorianischen Reformen" etablierten aber auch die Gewalt als eine der Säulen der Kirchenpolitik, - das zeigt dieses Buch auf. Das Papsttum Gregors etablierte die Gewaltanwendung konsequent als Machtmittel der Kirche (im Investiturstreit mit dem Kaiser).

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gerd Althoff lehrt Mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort … 7

I. Einleitung … 11

1. Das auslösende Problem … 11
2. Der Kontext der Untersuchung … 14
3. Durch „Revolution“ zur „Weltherrschaft “: Das Papsttum des Hochmittelalters in der modernen Forschung … 19
4. Anlage und Ziele der Untersuchung 31

II. Die neuen Geltungsansprüche Gregors VII. und ihre biblische Begründung … 39

1. Ausgangsfrage und methodisches Vorgehen … 39
2. Die biblischen Grundlagen der päpstlichen Geltungsansprüche … 43

III. Frühe Ansätze zur Anwendung von potestas im Reformpapsttum:
Der Kampf für den Zölibat und gegen die Simonie … 55

1. Petrus Damiani … 57
2. Humbert da Silva Candida … 67

IV. Rechtfertigung von Gewalt in gregorianischen Streitschriften … 75

1. Bonizo von Sutri … 76
2. Anselm von Lucca … 85
3. Manegold von Lautenbach … 93

V. Gegenstimmen heinricianischer Parteigänger … 99

1. Wenrich von Trier … 102
2. Der Liber de unitate ecclesiae conservanda … 112
3. Hugo von Fleury … 116

VI. Papst Urban II. und die Gewalt gegen Ungläubige auf dem ersten Kreuzzug … 121

VII. Der Einfluss der Gewaltdiskurse auf das Kirchenrecht: Die causa 23 des Decretum Gratiani … 147

VIII. Gewaltrhetorik und Gewalt … 165

1. Das Problem … 165
2. Gott als Gewaltakteur … 173
3. Stimulation der Kampfbereitschaft und des Siegeswillens vor der Schlacht … 176
4. Kontroversen um Wege zum Frieden … 180
5. Ergebnisse … 187

IX. Die „Häresie des Ungehorsams“ im 12. und 13. Jahrhundert: Ein Ausblick … 189

1. Das Problem … 189
2. Das Thema im 12. Jahrhundert … 192
3. Innozenz III. und die Zeit des Thronstreits … 201
4. Friedrich II., die Päpste und die „Häresie des Ungehorsams“ … 209

X. Zusammenfassung … 215

1. Zum allgemeinen Horizont der hier diskutierten Problematik … 215
2. Ergebnisse der Untersuchungen … 220

Quellen- und Literaturverzeichnis … 231
Quellen … 231
Literatur … 234
Register … 247
Personen und Orte … 247
Sachen … 251
Verzeichnis der Bibelstellen … 253