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Schulbereit mit Achtsamkeit
Ansichten und Innensichten für PädagogInnen und Eltern
Christiane Seiler
Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783808009604 (ISBN: 3-8080-0960-8)
204 Seiten, paperback, 16 x 23cm, Januar, 2025, Klappenbroschur
EUR 19,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wieder ein Buch über Schulfähigkeit, gibt es nicht schon genug davon?
Diesmal geht es aber nicht um die kognitiven Fähigkeiten von Kindern. Wir begeben uns vielmehr auf eine Reise nach innen zu den wünschenswerten sozio-emotionalen Kompetenzen für den Schulbeginn. Schulbereitschaft setzt im Kind eine Anpassung seines Verhaltens an neue Regeln voraus. Etlichen Jungen fällt die Kontrolle ihres Bewegungsdrangs beim Eintritt in die Grundschule noch schwer. Geschlechtsspezifische Unterschiede von Jungen und Mädchen werden mit Blick auf die Forschung benannt. Die Selbstregulation ihrer Impulse ermöglicht es Kindern, ihre Aufmerksamkeit auf das Lernen zu richten.
Die Frage an PädagogInnen lautet:
- Welchen Stellenwert hat an unseren Schulen das sozio-emotionale Lernen?
- Wird im Unterricht Zeit eingeräumt für gemeinschaftliche Aktivitäten ohne Bewertung, damit in einer Schulklasse ein Wir-Gefühl entstehen kann?
- Geht die Schule auf den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern ein und welche Alternativen gibt es zur Lernstoffvermittlung im Sitzen?
- Gibt es ein Konzept zur Vermittlung von sozialen Werten an unseren Schulen?
- Wie gestaltet sich Achtsamkeit im Umgang miteinander beim Unterrichten?
- Wie lässt sich achtsames Verhalten mit Kindern einüben? Achtsamkeit ist ein Schlüssel zum Lernen, denn ohne Beachtung ist Aufmerksamkeit nicht denkbar.
- Mit welcher achtsamen Reflexion sich selbst gegenüber können PädagogInnen ihre Ressourcen bewahren?
- Wie geht es LehrerInnen im Umgang mit auffälligen Kindern?
- Was können die psychogenen Ursachen von herausforderndem Verhalten von Schülern sein?
In diesem Buch wird nicht auf das viel beschriebene Aufmerksamkeitsdefizit eingegangen, sondern es werden andere Hintergründe der Lernblockaden bei Kindern aufgezeigt. Einige Kapitel mit Beispielen von parentifizierten Kindern mit kranken Eltern, Kindern mit hoher Sensibilität und solchen aus dem Autismus-Spektrum eröffnen eine Sicht nach innen. Auch auf Systemsprenger, die das Unterrichten erschweren, wird mit Innenansicht auf ihr schmerzbasiertes Verhalten geschaut.
Mit einem Spektrum von herausforderndem Verhalten ihrer SchülerInnen sind PädagogInnen täglich konfrontiert – und selten darauf vorbereitet, ebenso wenig erfahren sie professionelle Unterstützung. Das Buch plädiert für ein achtsames Verhalten - sich selbst gegenüber und für soziale Werte, damit Schule wertvoll für alle ist.
Der Anhang „Kaleidoskop“ richtet sich an Eltern mit ihren Fragen, Sorgen und ihrer oft ganz anderen Sichtweise auf den Schuleintritt ihrer Kinder. Nicht die Kenntnis von Zahlen oder seinen Namen schreiben zu können sind die wichtigsten Kriterien zur Schulreife. Vielmehr sind sozio-emotionale Fähigkeiten erwünscht, die junge Kinder im familiären Umfeld vor der Einschulung erwerben müssen. Es kommt darauf an, dass Kinder aus innerem Antrieb bereit sind, sich in der Schule ohne das elterliche Lob anzustrengen: Ist ein Kind bereit, sich aus der bekannten Geborgenheit zu lösen, um sich selbstbewusst in eine neue Gruppe einzufügen? Kann es seine momentanen Bedürfnisse zurückstellen, um mit anderen zu kooperieren?
Für dieses Wir-Gefühl sind soziale Fähigkeiten erforderlich, sonst kann eine verfrühte Einschulung ein seelisch unreifes Kind überfordern. So selbstsicher das Kind im häuslichen Umfeld sein mag, in der Schule können soziale Ängste ein Lernhindernis sein. Der Zeitpunkt der Einschulung sollte nicht nur vom Alter eines Kindes abhängen, sondern von dessen Selbstbewusstsein, Selbstregulation und Gemeinschaftsfähigkeit.
Prägend ist der achtsame Umgang mit digitalen Medien in der Familie, jedoch häufig absorbiert das Smartphone die Aufmerksamkeit von Kind und Eltern, sodass es zu einem Verlust der Achtsamkeit im familiären Umfeld kommt. Einige Kapitel beschreiben den Einfluss digitaler Medien auf Gehirnentwicklung, Körperwahrnehmung, Lernbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisbildung von jungen Kindern. Die Achtsamkeit miteinander und mit Medien entscheidet letztlich darüber, ob ein Kind gerne bereit ist, zur Schule zu gehen.
Christiane Seiler war von 1975 bis 2017 als Ergotherapeutin tätig und mit einer eigenen Praxis bei Heidelberg niedergelassen. Sie erwarb das Castillo Morales®- und Bobath-Zertifikat. An einer Fachschule in Ludwigshafen und einer Fachhochschule in Idstein bildete sie Ergotherapeuten im pädiatrischen Bereich aus. Seit vielen Jahren hält sie Seminare für TherapeutInnen, für HeilpädagogInnen und Eltern zu Themen der Kindesentwicklung und deren Störungen. Im In- und Ausland ist sie als Dozentin für Berufe im Gesundheitswesen unterwegs. Christiane Seiler berät Fachleute und Eltern in Form von interdisziplinärer Frühberatung. Das Buch greift auf ihre Erfahrungen mit Eltern und ihren entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kindern mit Muskelhypotonie zurück und auf die langjährige Berufstätigkeit als Ergotherapeutin.
Als Autorin hat Christiane Seiler zahlreiche Fachartikel zum Thema „Muskelhypotonie“ veröffentlicht, sowie Sachbücher zum gleichen Thema. Weitere
Informationen erhält man unter www.muskelhypotonie.de
Rezension
Schulfähigkeit ist nicht nur eine Frage der kognitiven Entwicklung, sondern auch der sozio-emotionalen Kompetenzen für den Schulbeginn. Darauf hebt dieses Buch ab. Welche Voraussetzungen brauchen angehende Schulkinder in dieser für sie neuen Welt, damit Schule für sie zu einer guten neuen Erfahrung wird? Diesen Fragen spürt die Kindertherapeutin und Dozentin für Berufe im Gesundheitswesen Christiane Seiler in diesem Buch nach. Ihre Schwerpunkte sind die sozioemotionale Reife, die Gemeinschaftsfähigkeit der angehenden Schulkinder und die Bedeutung ihrer Selbstwirksamkeit. Das Buch vermittelt einen erweiterten Blick dafür, welche Fähigkeiten beim Eintritt in die Schule bedeutsam sind. Kinder brauchen stabile Wurzeln in familiären Beziehungen, um das seelische Fundament für den Schulbesuch mitzubringen.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
I. Vorwort: Aussicht auf Innensichten 9
II. Warum schreibe ich über ein viel diskutiertes Thema? 11
III. Ansichten und Innenansichten für Lehrkräfte 13
1. Wann ist ein Kind bereit und fähig für den Schulbesuch? 13
1.1 Das Wir-Gefühl 16
1.2 Parentifizierung kann die Schulbereitschaft beeinträchtigen 19
1.3 Sabrina – vielbeschäftigt als Mutterersatz 19
1.4 Anton – einsam und verschlossen 20
1.5 Achtsam hinschauen und ein Helferteam mobilisieren 21
1.6 Literatur 23
2. Ein kleiner Unterschied mit großen Folgen 24
2.1 Unterschiedliche Lernvoraussetzungen bei Mädchen und Jungen 25
2.2 Was sagt die Forschung zum Thema Geschlechterunterschiede? 26
2.3 Neurobiologische Anlagen 27
2.4 Psychosoziale Persönlichkeitsmerkmale von Mädchen und Jungen 28
2.5 Literatur 30
3. Motorische Unruhe oder einfach Bewegungsdrang? 31
3.1 Wenn das Nervensystem unbewusst zu Kampf oder Flucht verleitet 33
3.2 Warum Bewegung die Rechenfähigkeit befeuert 35
3.3 Mit Bewegung fällt das Lernen leichter 38
3.4 Motorik im Vergleich 41
3.5 Dyspraxie ist keine Krankheit 41
3.6 Konzentriert mit wechselnden Körperhaltungen 42
3.7 Dynamisches Stehen fördert Aufmerksamkeit 42
3.8 Die Sitzhaltung ist ein Spiegel der Wachheit 44
3.9 Warum nicht mobil sitzen? 45
3.10 Unruhiges Sitzen als Selbstregulation 46
3.11 Sitzen tut der Skelettmuskulatur nicht gut 46
3.12 Tipps für Kinder mit schlaffer Haltung 47
3.13 Keine Frage – Bewegung ist gesundheitsfördernd – aber wo? 49
3.14 Literatur 50
4. Achtsamkeit – die Vielbeachtete 52
4.1 Aus der Forschung 54
4.2 Achtsamkeit basiert auf positiven Sinnesempfindungen 56
4.3 Achtsame Lehrer gewinnen lernbegeisterte Kinder 58
4.4 Perspektive und Re-spektive zum achtsamen Lehren 63
4.5 Beispielhaft oder beispiellos? 66
4.6 Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sind ein Gespann 67
4.7 Aufmerksamkeit ist so anstrengend! 68
4.8 Aufmerksamkeit kann gelingen 70
4.9 Der Ton bewirkt Achtsamkeit und Aufmerksamkeit 72
4.10 Literatur 75
5. Hochsensible Kinder in der Schule 77
5.1 Hochsensibel oder unaufmerksam? 81
5.2 Tagträumerei und Hirnaktivität 82
5.3 Achtsamer Umgang mit hochsensiblen Kindern 82
5.4 Hochsensibel, hochbegabt oder beides? 84
5.5 Reizsensibilität bei hochsensiblen und hochbegabten Menschen – Töne tun weh 85
5.6 Störende Körpergefühle 86
5.7 Irritierende Geruchswahrnehmungen 87
5.8 Von Licht und Farben geplagt 88
5.9 Die Gabe der Gemeinschaftsfähigkeit 89
5.10 Literatur 89
5.11 Hochsensible Lehrerende im Dauerstress 90
5.12 Hochsensibilität aus psychologischer Sicht 91
5.13 Literatur 93
6. Kinder mit Autismus in der Schule 94
6.1 Blendungsempfindlichkeit 95
6.2 Geräusch- und Lärmempfindlichkeit 96
6.3 Synästhesien 98
6.4 Kinder mit hoher Reizschwelle 98
6.5 Fabians Geschichte 98
6.6 Was ist ASS? 100
6.7 Ohne Wohlbefinden keine Konzentration 101
6.8 Autistische Kinder mit Teilhabe unterrichten 102
6.9 Literatur 105
7. Coole Typen haben viel zu verbergen 107
7.1 Einsame Systemsprenger 108
7.2 Dampf ablassen wegen Familienclinch 108
7.3 Krankheit, Behinderung oder Tod eines Familienmitglieds 109
7.4 Felsenfest in der Brandung stehen 110
7.5 Literatur 112
8. Im Dschungel der Wörter 113
8.1 Die Leseinsel 117
8.2 Literaturteilhabe für Ungeübte 118
8.3 Aus dem Ideenpool einer Grundschullehrerin 119
8.4 1. Teil: Eine Reise durch den Körper 119
8.5 2. Teil: Essen bei McTommes 120
8.6 Eine kreative Schulstunde mit wahllos genannten Adjektiven 123
8.7 Literatur und Quellen 124
9. Werte brauchen Namen 126
9.1 Graue Zellen im Verdruss oder Genuss? 127
9.2 Ist Lernen machbar? 129
9.3 Wertschätzung hat einen Namen – ein Interview mit Dieter Bachmann 131
9.4 Literatur, Film und Schulentwicklung 133
IV. Ansichten und Innensichten für Eltern 135
1. Wann ist der richtige Zeitpunkt, zur Schule zu gehen? 135
1.1 Schulreif oder schulbereit? 136
1.2 Ist mein Kind gemeinschaftsfähig? 136
1.3 Bedürfnisse kontrollieren zugunsten der Gemeinschaft 138
1.4 Emotionale Impulskontrolle beginnt früh 141
1.5 Preview ins Klassenzimmer 142
1.6 Selbstregulation im Umfeld 143
1.7 Potenzialentfaltung im Licht der Hirnforschung 144
1.8 Wissbegier entwickeln mit geteilter Aufmerksamkeit 146
1.9 Literatur 147
2. Impulskontrolle bei der Nutzung des Smartphones 149
2.1 Die visuelle Überfrachtung kann ins Auge gehen 151
2.2 Die veränderte Körperwahrnehmung 153
2.3 Das eingeschränkte Blickfeld 154
2.4 Wertvolle Augenblicke 156
2.5 Aus der Forschung 157
2.6 Literatur 159
3. Achtsame Eltern haben aufmerksame und achtsame Kinder 160
3.1 Achtsamkeit braucht einen geschützten Raum 160
3.2 Achtsamkeit ist erlebte Gemeinsamkeit 162
3.3 Respektvoller Umgang 164
3.4 Literatur 167
4. Unterwegs mit anderen Kindern 169
4.1 Fit für den Schulweg 170
4.2 Fitness wird vor der Einschulung erworben 172
4.3 Ist die Schultasche zu schwer? 173
4.4 Nach der Schule ist Bewegung dran 174
4.5 Geschickte Hände 175
4.6 Mit vielfältiger Betätigung zur Geschicklichkeit 178
4.7 Mithelfen zu Hause fördert das Feingefühl 180
4.8 Literatur 181
5. Hausaufgaben 182
5.1 Rechtschreibung – eine Herausforderung für das lernbereite Gehirn 184
5.2 Lese-Rechtschreib-Schwäche 185
5.3 Spielfreude ist mehr als Zeitvertreib 186
5.4 Schlagworte zur Schulbereitschaft mit Achtsamkeit 188
6. Selbstständige Kinder sind schulbereit 190
6.1 Sorgen loslassen 191
6.2 Literatur 193
7. Es gibt keine ideale Schulzeit 194
7.1 Ist solidarisch miteinander lernen eine Utopie? 195
7.2 Literatur 197
Danksagung 199
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