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Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht  4. Aufl. 2009 / 1. Aufl. 2007
Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht


4. Aufl. 2009 / 1. Aufl. 2007

Gerhard Augst, Mechthild Dehn

Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH , Klett
EAN: 9783780010247 (ISBN: 3-7800-1024-0)
301 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2009

EUR 25,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer weiß, wie Rechtschreiben und Rechtschreiblernen funktioniert, kann sich gezielter Gedanken über die Vermittlung machen. Dieses Buch verbindet Grundwissen über die Rechtschreibung mit praktischen Anregungen. Es enthält

- die Grundlagen der Rechtschreibung und des Rechtschreibunterrichts: Durch ein Modell wird beschrieben, was es heißt: Ein Erwachsener kann Rechtschreiben. Danach werden neue Einsichten über den Erwerb dieses Könnens (von der Vorschule bis Klasse 10) vorgestellt;

- die Grundregeln der Orthographie, soweit sie für die Schule bedeutsam sind (mit vielen übersichtlichen Schautafeln); Kommentare erläutern die sprachlichen Hintergründe der Regeln;

- eine Konzeption des Rechtschreibunterrichts (Klasse 1 bis 10), die vom Können, dem impliziten Wissen der Lernenden, ausgeht und Erkundungen provoziert: Können – Lehren – Lernen.

Das Buch kann auch als Nachschlagewerk (aktualisiert im Hinblick auf die amtliche Regelung 2006) gebraucht werden.
Rezension
Die Rechtschreibdidaktik hat in den vergangenen 20 Jahren etliche Untersuchungen zum (vor-)schulischen Scheib- und Rechtschreiberwerb vorgelegt. Demzufolge kann jedes Vorschulkind sich Grundlagen der Schreibung aneignen. Für das Lehren kommt es darauf an, an das anzuknüpfen, was der Lernende bereits kann. Rechtschreibung ist keine Lautschrift; Rechtschreibung macht den Wortaufbau und den Satzaufbau für den Leser sichtbar auf der Basis von Laut-Buchstaben-Zuordnungen oder gespeicherter Schreibschemata. Dieser Band bietet auf dieser Grundlage dreierlei: 1) die Grundlagen der Rechtschreibung und des Rechtschreibunterrichts, 2) die Grundregeln der Orthographie und 3) eine Konzeption des Rechtschreibunterrichts.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur dritten Auflage 7
Vorspiel: Vom [fa:ra:t] zum Fahrrad 9
1 Grundlagen der Rechtschreibung und des Rechtschreiblernens 15
1.1 Gesprochene und geschriebene Sprache – mündliche und schriftliche Kommunikation 15


Literatur 23

1.2 Die Funktionsweise der deutschen Rechtschreibung 24

1.2.1 Die Lautung 24
1.2.2 Die Schreibung 29
1.2.3 Lautschemata – Schreibschemata 32
1.2.4 Gespeicherte Schreibschemata? 35
1.2.5 Die Silbe 38
1.2.6 Ein Modell der Rechtschreibung 39
1.2.7 Die Prinzipien der Rechtschreibung 40
1.2.8 Eigenregeln – Fremdregeln – Amtliche Normierung 41

Literatur 45

1.3 Anfänge des Schreibens – Formen des Rechtschreiblernens 46

1.3.1 Schreiben als Medium der Kontaktaufnahme und Vergewisserung 46
1.3.2 Kognitive Schemata 52
1.3.3 Das Stufenmodell des Rechtschreiberwerbs 58
1.3.4 Zugriffsweisen und Könnenserfahrung 62
1.3.5 Integration: Rechtschreibdenken in der Sekundarstufe I 66
1.3.6 Implizites Können – explizites Wissen.
Wörter – Strukturen – Regeln 71
1.3.7 Exkurs: Selbsterfahrung beim Memory mit Schrift 73
1.3.8 Zusammenfassung 77

Literatur 78

2 Die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung 81

Vorbemerkungen 81
2.1 Die alphabetische Schrift: Laut-Buchstaben-Zuordnung 85


2.1.1 Die Hauptregel 85
2.1.2 Allgemeine Abweichungen von der Hauptregel 92
2.1.3 Besondere Abweichungen von der Hauptregel in Fremdwörtern 94
2.1.4 Die Vokalquantität 100
• Kurzer Vokal – Doppelkonsonantenbuchstabe 100
• Langer Vokal 104
2.1.5 Unterrichtliche Hinweise zur Laut-Buchstaben-Zuordnung 109
2.2 Das Stammprinzip – die Schemakonstanz 112
2.2.1 Die Auslautverhärtung 113
2.2.2 Der Umlaut 115
2.2.3 Andere Fälle 117
2.2.4 Apostroph, Ergänzungsstrich, Abkürzungspunkt, Bindestrich 119
2.2.5 Ausnahmen zur Stammschreibung 120
2.2.6 Die Andersschreibung (Heterographie, Homonymiedifferenzierung) 120
2.2.7 Unterrichtliche Hinweise zum Stammprinzip – Befrage das Wort! 122

2.3 Die Getrennt- und Zusammenschreibung (= GuZ) 125

2.3.1 Das zusammengesetzte Verb 127
2.3.2 Das zusammengesetzte Adjektiv und Partizip 135
2.3.3 Das zusammengesetzte Substantiv 137
2.3.4 Andere Wortarten 139
2.3.5 Der Bindestrich 139
2.3.6 Unterrichtliche Hinweise zur Getrennt- und Zusammenschreibung und zum Bindestrich 143

2.4 Die Groß- und Kleinschreibung (= GuK) 145

2.4.1 Die Anfangsgroßschreibung: Satzanfang und frei stehende Zeile 146
2.4.2 Die grammatische Großschreibung: Substantive und Substantivierungen 148
2.4.3 Die lexikalische Großschreibung: Eigennamen und eigennamenähnliche feste Fügungen 155
2.4.4 Das Anredepronomen 158
2.4.5 Unterrichtliche Hinweise zur Groß- und Kleinschreibung 159

2.5 Die Zeichensetzung 160

2.5.1 Die Satzschlusszeichen: Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen 161
2.5.2 Das Komma zur Kennzeichnung des Satzaufbaus 164
• Die Aufzählung (1) 165
• Der Teilsatz (2) 168
• Zusatz, Herausstellung, Wiederaufnahme, Einschübe (3) 170
2.5.3 Die Textzeichen: Doppelpunkt, Anführungszeichen 174
• Der Doppelpunkt 174
• Die wörtliche Rede 175
2.5.4 Unterrichtliche Hinweise zur Zeichensetzung 177

2.6 Die Worttrennung am Zeilenende 179

2.7 Schlussbetrachtung zum zweiten Teil 183


Literatur 184

3 Zur Konzeption des Rechtschreibunterrichts 185

3.1 Passung von Aneignung und Vermittlung 185


3.1.1 Können – Lehren – Lernen 185
3.1.2 Gesetzmäßigkeiten des Lernens: Ranschburg und kein Ende 196
• (1) Die Ranschburgsche Hemmung: Das Problem mit dem
Ähnlichen 196
• (2) Wider das Vergessen 198
• (3) Stress vermeiden 199
3.1.3 Ausgangsschriften – Formen der Annäherung 199
3.1.4 Rechtschreibgrundwortschatz 203
3.1.5 Nachschlagen im Wörterbuch 212
3.1.6 Lernschwierigkeiten – Rechtschreibschwäche – Legasthenie –
funktionaler Analphabetismus 214
3.1.7 Beispiele für die Formulierung eines Anspruches ohne Sanktion 237
3.1.8 Kontrolle und Selbstkontrolle 242
Literatur 244

3.2 Curriculare Aspekte 249

3.2.1 Vorschläge für eine zeitliche Gliederung 250
• Anfangsunterricht: Lehrregeln 250
• Klasse 2-4/5: Wege zum Richtigschreiben:
„Erkundungen“ und „Elementare Regeln“ 254
• Klasse 5/6-10: Grundregeln und „Heiße Tipps“ 269
3.2.2 Anforderungen an Aufgabenstellungen, Lernmaterialien und
Organisationsformen – Zum Stellenwert des Rechtschreibens im
Deutschunterricht 274

Literatur 276

3.3 Lernbeobachtung und Leistungsmessung 278

3.3.1 Lernbeobachtung in Schülertexten 279
3.3.2 Diktate 285
3.3.3 Tests 288
3.3.4 Leistungsmessung und Selektion: Rechtschreiben und Textschreiben 290

Literatur 291

Übersicht: Arbeitsanregungen und Kopiervorlagen 292

Sachregister 293


Vorwort zur dritten Auflage
Die Rechtschreibung ist nicht einfach, aber sie ist auch kein Chaos, denn ein Chaos
kann man nicht (beherrschen) lernen. Es ist – wie die neuere Forschung zeigt – schon
viel gewonnen, wenn man von dem Ansatz ausgeht, dass die Rechtschreibung keine
verunglückte Lautschrift ist. Während der letzten 1000 Jahre hat sich ein vielschichtiges
System herausgebildet, das den Schreibenden abverlangt, den stumm Lesenden
möglichst viele optische Signale zum Wort- und Satzaufbau zu geben. Wir machen
Ihnen keine falschen Versprechungen, wenn wir glauben, dass es für Sie faszinierend
sein kann, dieses „Netzwerk“ Rechtschreibung in seiner ganzen Vielschichtigkeit
einmal kennenzulernen. Nur wer weiß, wie eine Sache funktioniert, hat damit eine
notwendige Voraussetzung erfüllt, um sich Gedanken über die Vermittlung machen
zu können.
Noch faszinierender ist der Prozess des Erwerbs. Die Rechtschreibdidaktik hat in den
letzten 20 Jahren eine Reihe von Untersuchungen zum vorschulischen und schulischen
Schreib- und Rechtschreiberwerb vorgelegt. Konnte die Sprachwissenschaft
schon den alten mit großer Emotionalität geführten Streit um ,ganzheitlich‘ oder
,synthetisch‘ zu einem ,Sowohl-als-auch‘ entschärfen, so zeigen die Studien zum
vorschulischen Erwerb, dass sich jedes Kind, dem ein entsprechendes Anregungsmilieu
geboten wird, Grundlagen der Schreibung aneignen kann. Nun denken Sie
vielleicht: „Naja, bei den Kleinen mag das ja noch angehen, aber in der Grundschule
und allerspätestens in der Sekundarstufe müssen Regeln gelernt werden.“ Aber wie
passt dazu, dass in einem Test Akademikerinnen und Akademiker zu 80 % die Kommata
richtig gesetzt haben, aber nur zu 8 % dazu eine passende Regel angeben konnten?
Wir hoffen, dass ein solcher Befund Sie neugierig macht: In welchem Verhältnis
stehen Können, Lehren und Lernen bei der schulischen Aneignung der Orthografie
zueinander? Wer lernt, kann immer schon etwas. Für das Lehren kommt es darauf
an, an das anzuknüpfen, was der Lernende bereits kann, Wissen und Strukturen,
über die er bereits verfügt, zu erweitern und zu differenzieren. Dann wird schulisches
Lernen effektiv.
Diese beiden Aspekte, der sprachwissenschaftliche und der lerntheoretische, gelten
uns als Grundlage für die Konzeption des Rechtschreibunterrichts in der Schulklasse.
Wir möchten Ihnen als Deutsch Studierenden und als Lehrenden das nötige
Rüstzeug geben, den (Recht)Schreiberwerb Ihrer Kinder und Jugendlichen erfolgreich
zu fördern.
Einen Lesehinweis möchten wir noch geben. Das Kapitel 1 sollten Sie im Zusammenhang
lesen, die Kapitel 2 und 3 können Sie auch punktuell lesen, wenn Sie sich
z. B. im Rahmen des Unterrichts über die Grundregeln des Umlauts (in Kap. 2) oder
die Arbeit mit dem Rechtschreibwörterbuch (in Kap. 3) informieren wollen. Kapitel 3
enthält darüber hinaus auch Arbeitstexte zur Lernbeobachtung und Leistungsmessung
und zur Analyse von Unterrichtsprozessen.
Dieses Buch ist über mehrere Stufen entstanden. Einige Kolleginnen und Kollegen,
Lehrerinnen und Lehrer und auch Studierende haben Entwürfe kommentiert. Frau
Daubig in Siegen und Frau Neudeck in Hamburg haben geduldig und gekonnt die
immer neuen Überarbeitungen integriert und ein druckfertiges Endmanuskript erstellt.
Christoph Jantzen (Hamburg) und Nicola Kremer (Siegen) haben das Register
erstellt. Ihnen allen herzlichen Dank!
Das Buch hat sich bewährt. So freuen wir uns, dass es nun in dritter Auflage erscheint.
Wir haben es aktualisiert im Hinblick auf das amtliche Regelwerk in der Fassung von
2006 und neue Literatur, insbesondere zum Rechtschreibunterricht, ergänzt.
Wir wünschen Ihnen als Leserinnen und Lesern eine spannende und ertragreiche
Lektüre. Wenn Sie etwas falsch, überflüssig oder zu knapp behandelt finden, dann
schreiben Sie uns bitte (Universität Siegen, Universität Hamburg); wir werden jeden
Hinweis und jeden Ratschlag genau bedenken.

Siegen und Hamburg im September 2006
Gerhard Augst
Mechthild Dehn