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Philosophische Brosamen und Unwissenschaftliche Nachschrift
Herausgegeben von Hermann Diem und Walter Rest unter Mitwirkung von Niels Thulstrup und der Kopenhagener Kierkegaard-Gesellschaft
Aus dem Dänischen von B. und S. Diderichsen
Sören Kierkegaard
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423133838 (ISBN: 3-423-13383-X)
1040 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2005
EUR 15,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
»Tiefes philopsophisches und theologisches Denken, Kritik und Spekulation, dichterische Darstellung, psychologische Analyse, lebendige religiöse Anrede, Satire und Angriff und stets erneute Selbstwiedergabe - alles das in eines gewoben.«
Romano Guardini
Rezension
Man wird die sog. Dialektische Theologie bzw. Offenbarungstheologie am Beginn der 20. Jhdts., verbunden mit den Namen Karl Barth, Rudolf Bultmann, Dietrich Bonhoeffer u.a., kaum tiefgründig begreifen können ohne die Bezugnahme auf den dänischen Theologen, Philosophen und Schriftsteller Sören Kierkegaard (1813-1855), der mit den "Philosophischen Brosamen" das Verhältnis von Glauben und Wissen, Offenbarung und Geschichte neu beleuchtet und sich jeweils für den ersten der beiden Begriffe stark macht, d.h. eine geschichtliche oder auch rationale Begründung für das Christentum sind unmöglich. Damit setzt er sich zum einen deutlich von der sog. liberalen Theologie (Kulturprotestantismus) des 19. Jhdts. und jeder Form einer "natürlichen Religion" ab und setzt den Glauben als "Sprung", als existentiellen Akt, notwendig voraus.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Sören Aabye Kierkegaard wurde am 5. Mai 1813 in Kopenhagen geboren und starb dort am 11. November 1855. Er arbeitete als Theologe und Philosoph.
»Tiefes philopsophisches und theologisches Denken, Kritik und Spekulation, dichterische Darstellung, psychologische Analyse, lebendige religiöse Anrede, Satire und Angriff und stets erneute Selbstwiedergabe - alles das in eines gewoben.« Romano Guardini
In den ›Philosophischen Brosamen‹, der zweiten, nur ein Jahr nach Kierkegaards erster großer Abhandlung ›Entweder – Oder‹ (1843) erschienenen Schrift, geht es um das Verhältnis von Offenbarung und Geschichte, von Glauben und Wissen, von Christentum und Philosophie.
Kierkegaard zeigt auf, dass das Christentum auf historischem und auf spekulativem Weg weder bewiesen noch widerlegt werden kann.
Er unternimmt in diesem Werk den Versuch, auf dem Weg eines Gedankenexperiments einen Offenbarungsglauben zu konstruieren, der sich radikal von jeder Form einer natürlichen Religiosität unterscheidet, und gelangt, ohne das Christentum explizit zu erwähnen, zu Begriffen einer spezifisch christlichen Dogmatik. Am Schluß kündigt Kierkegaard eine Fortsetzung an, in der er die Sache »bei ihrem wirklichen Namen zu nennen und das Problem in historisches Kostüm zu kleiden« gedenkt.
Freilich wurde diese ›Unwissenschaftliche Nachschrift‹ von 1846 mehr als bloß eine Ergänzung. Im ersten Teil greift Kierkegaard wiederum das Problem auf: Ist das Christentum wahr? Er kommt zu dem Ergebnis, daß diese Frage des historischen Kritizismus nach dem Wahrheitsgehalt der biblischen Überlieferung für den Glaubenden belanglos ist, und wendet sich im zweiten Teil dem allein entscheidenden subjektiven Problem zu: Wie komme ich in ein Verhältnis zum Christentum, wie wird das Christentum Wahrheit für mich?
Mit den beiden zusammengehörenden und deshalb hier in einem Band vereinigten Schriften hat Kierkegaard als erster den Existenzbegriff der Gegenwart entdeckt und vor allem die Existenzphilosophie und die dialektische Theologie des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflußt.
Inhaltsverzeichnis
EINFÜHRUNG von Hermann Diem [9]
PHILOSOPHISCHE BROSAMEN [Deutsch von B. und S. Diderichsen]
Vorwort [13] • Propositio [17] • KAPITEL I: Gedankenprojekt [17] • A [17] • B [21] • a. Der vorhergehende Zustand [22] b. Der Lehrer [22] • c. Der Schüler [28] • KAPITEL II: Der Gott als Lehrer und Erretter - Ein dichterischer Versuch [32] • KAPITEL III: Das absolute Paradox - Eine metaphysische Grille [48] • Beilage: Das Ärgernis am Paradox - Ein akustischer Betrug [61] • KAPITEL IV: Das Verhältnis des gleichzeitigen Schülers [67] • ZWISCHENSPIEL: Ist das Vergangene notwendiger als das Zukünftige? oder: Ist das Mögliche, indem es wirklich geworden ist, dadurch notwendiger geworden, als es war? [86] • § 1 Werden [87] • § 2 Das Geschichtliche [90] • § 3 Das Vergangene [91] • § 4 Die Auffassung des Vergangenen [94] • Beilage: Anwendung [102] • KAPITEL V: Der Schüler zweiter Hand [104] § 1 Der Schüler zweiter Hand in seiner Verschiedenheit von sich selbst [106] • a. Die erste Generation sekundärer Schüler [107] • b. Die letzte Generation [111] • c. Vergleich [116] • § 2 Die Frage nach dem Schüler zweiter Hand [117] • Die Moral [129]
UNWISSENSCHAFTLICHE NACHSCHRIFT [Deutsch von B. und S. Diderichsen]
Vorwort [133] • Einleitung [137]
Erster Teil
DAS OBJEKTIVE PROBLEM VON DER WAHRHEIT DES CHRISTENTUMS
KAPITEL I: Die historische Betrachtung [148] • § 1 Die Heilige Schrift [149] • § 2 Von der Kirche [162] • § 3 Der Beweis der Jahrhunderte für die 'Wahrheit des Christentums [177] • KAPITEL II: Die spekulative Betrachtung [180]
Zweiter Teil
DAS SUBJEKTIVE PROBLEM DAS VERHÄLTNIS DES SUBJEKTS ZUR WAHRHEIT
DES CHRISTENTUMS ODER DAS CHRIST-WERDEN
Erster Abschnitt
Etwas über Lessing
KAPITEL I: Äußerung der Dankbarkeit gegen Lessing [189] KAPITEL II: Mögliche und wirkliche Thesen von Lessing [199] 1. Der subjektive existierende Denker ist aufmerksam auf die Dialektik der Mitteilung [200] • 2. Der existierende subjektive Denker ist in seinem Existenz-Verhältnis zur Wahrheit ebenso negativ wie positiv, hat ebensoviel Komik, wie er wesentlich Pathos hat, und ist beständig im Werden, das heißt, ein Strebender [208] • 3. Lessing hat gesagt, daß zufällige Geschichtswahrheiten nie der Beweis von ewigen Vernunftswahrheiten werden können; sowie, daß der Übergang, wodurch man auf eine historische Nachricht eine ewige Seligkeit bauen will, ein Sprung ist [223] • 4. Lessing hat gesagt: Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, ob-schon mit dem Zusätze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: Vater, gieb! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein! [238]
Zweiter Abschnitt
Das subjektive Problem, oder wie die Subjektivität sein muß, damit das Problem sich ihr zeigen kann.
KAPITEL I: Das Subjektivwerden [260] • Wie die Ethik urteilen müßte, wenn das Subjektivwerden nicht die höchste Aufgabe wäre, die einem Menschen gesetzt ist; wovon bei näherem Verständnis dessen abgesehen werden muß; Beispiele für das Denken in Richtung des Subjektivwerdens. [260] • KAPITEL II: Die subjektive "Wahrheit, die Innerlichkeit; die Wahrheitist die Subjektivität [328] • Beilage: Blick auf eine gleichzeitige Bestrebung in der dänischen Literatur [401] • KAPITEL III: Die wirkliche Subjektivität, die ethische; der subjektive Denker [460] • § 1 Das Existieren; Wirklichkeit [460] • § 2 Möglichkeit höher als Wirklichkeit. Wirklichkeit höher als Möglichkeit. Die poetische und intellektuelle Idealität; die ethische Idealität [480] • § 3 Die Gleichzeitigkeit der einzelnen Momente der Subjektivität in der existierenden Subjektivität; die Gleichzeitigkeit als Gegensatz zum spekulativen Prozeß [510] • § 4 Der subjektive Denker; seine Aufgabe, seine Form, das heißt sein Stil [517] • KAPITEL IV: Das Problem der »Brosamen« : wie kann eine ewige Seligkeit auf ein historisches Wissen gebaut werden ? [529] • SECTIO 1: Zur Orientierung in der Anlage der »Brosamen« [529] • § 1 Daß der Ausgangspunkt im Heidentum genommen wurde, und weshalb [529] • § 2 Die Wichtigkeit einer vorläufigen Übereinkunft, was Christentum sei, ehe eine Vermittlung von Christentum und Spekulation in Frage kommen kann; das Ausbleiben der Übereinkunft begünstigt die Vermittlung, während ihr Ausbleiben die Vermittlung illusorisch macht; das Eintreten der Übereinkunft verhindert die,Vermittlung [538] • § 3 Das Problem der »Brosamen« als Einleitungsproblem, nicht zum Christentum, sondern zum Christwerden [552] • SECTIO 2: Das Problem selbst. Über die ewige Seligkeit des Individuums wird in der Zeit durch das Verhältnis zu etwas Geschichtlichem entschieden, das obendrein in der Weise geschichtlich ist, daß in seine Zusammensetzung dasjenige mit aufgenommen ist, was seinem Wesen zufolge nicht geschichtlich werden kann, und es also kraft des Absurden werden muß [556] - A. Das Pathetische [559] § 1 Der Anfangsausdruck des existentiellen Pathos; die absolute Richtung [Respekt] auf das absolute reAog in der Umbildung der Existenz handelnd ausgedrückt - ästhetisches Pathos - das Trügerische der Vermittlung - die Klosterbewegung des Mittelalters - sich zugleich absolut zu seinem absoluten reAo£ und relativ zu den relativen zu verhalten [559] • § 2 Der wesentliche Ausdruck des existentiellen Pathos: Leiden — Glück und Unglück als ästhetische Lebensanschauung dem
Leiden als religiöser Lebensanschauung entgegengesetzt [am religiösen Vortrag beleuchtet] - die Wirklichkeit des Leidens [Humor] - die Wirklichkeit des Leidens im letzteren Verhältnis als Kennzeichen dafür, daß ein Existierender sich zu einer ewigen Seligkeit verhält - die Illusion der Religiosität - Anfechtung - Grund und Bedeutung des Leidens im ersteren Verhältnis: der Unmittelbarkeit abzusterben und doch in der Endlichkeit zu verbleiben - ein erbauliches Divertissement -Humor als Inkognito der Religiosität [611] • § 3 Der entscheidende Ausdruck des existentiellen Pathos ist Schuld - daß die Untersuchung zurück statt vorwärts geht - das ewigeErinnern an die Schuld ist der höchste Ausdruck für das Verhältnis des Schuldbewußtseins zu einer ewigen Seligkeit-niedrigere Ausdrücke für das Schuldbewußtsein und ihnen entsprechende Formen der Genugtuung - die selbstgemachte Pönitenz - Humor - die Religiosität der verborgenen Innerlichkeit [724] Zwischensatz zwischen A und B [759] • B. Das Dialektische [767] • § 1 Der dialektische Widerspruch, der in dem Bruch besteht : eine ewige Seligkeit in der Zeit durch ein Verhältnis zu etwas anderem in der Zeit zu erwarten [776] • § 2 Der dialektische Widerspruch, daß eine ewige Seligkeit auf das Verhältnis zu etwas Historischem gegründet wird [781] • § 3 Der dialektische Widerspruch, daß das Historische, von dem hier die Rede ist, nicht etwas einfach Historisches ist, sondern aus dem gebildet ist, was nur entgegen seinem Wesen, also kraft des Absurden historisch werden kann [786] • Beilage zu B. Das Rückwirken des Dialektischen in das Pathetische zu verschärftem Pathos und die gleichzeitigen Momente dieses Pathos [790] • a. Das Sündenbewußtsein [792] • b. Die Möglichkeit des Ärgernisses [794] • c. Der Schmerz der Sympathie [795] KAPITEL V: Schluß [796]
ANHANG. Das Einverständnis mit dem Leser [830] • Eine erste und letzte Erklärung [839] • Nachwort zur Übersetzung [845]
DIE KOMMENTARE von Niels Thulstrup [847]
ÜBERSETZUNGSSPIEGEL [1020]
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