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Philosophie des deutschen Idealismus
Claus-Artur Scheier
Meiner Hamburg
EAN: 9783787344871 (ISBN: 3-7873-4487-X)
446 Seiten, kartoniert, 13 x 21cm, Februar, 2025
EUR 32,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der deutsche Idealismus bleibt aktuell, weil das moderne Denken sich geschichtlich immer neu zu legitimieren genötigt ist. Seine Legitimation bezieht es aus der Abgrenzung vom Schein des Fortbestehens vergangener metaphysischer Optionen. Wie triftig aber erweisen sich Nietzsches, Heideggers oder Derridas Konzepte dieser Geschichte, die jeweils als Dekadenzprozess, zunehmende Seinsvergessenheit oder Abschließung im Sich-sprechen-hören-Wollen gefasst wurden?
Seit der frühen Neuzeit (und grundgelegt schon im Denken der frühen griechischen Poleis) ist die europäische Philosophie eine progressive Theorie der Freiheit, derer wir uns wohl vergewissern müssen, um in der globalen Krise der Demokratie Rede zu stehen, wer wir sind und was wir nicht bereit sein können, uns nehmen zu lassen.
Rezension
Der deutsche Idealismus gilt als Blütezeit der Philosophie, datiert auf die Zeit zwischen 1781 und 1831, also zwischen dem Erscheinen von Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ und Georg Wilhelm Friedrich Hegels Tod. Dieser Denker zählt zusammen mit den Philosophen Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling zu den Hauptrepräsentanten der äußerst produktiven philosophiegeschichtlichen Epoche. Ausgangspunkt aller Denker bildete die kritische Auseinandersetzung und Transformation der Kantischen Transzendentalphilosophie. Sie entwickelten eigene Vernunftbegriffe, Philosophien des Geistes, Erkenntnistheorien, Naturphilosophien, Moralphilosophien und Religionsphilosophien. Ihre originellen Begriffe und Theorien wurden auch in England, Schottland, Frankreich, Italien und Spanien rezipiert.
Intensiv erforscht hat die Philosophie des deutschen Idealismus und deren Rezeption Claus-Artur Scheier (*1942). Von 1982 bis 2007 lehrte der Schüler Heribert Boeders an der Technischen Universität Braunschweig als Professor für Philosophie. Bei Felix Meiner gab er die sechsbändige Ausgabe der Werke Friedrich Nietzsches heraus. 26 zum Teil schwer zugängliche Aufsätze und Vorträge Scheiers zur Geschichte der Philosophie zwischen 1781 und 1831, veröffentlicht zwischen 1982 und 2023, finden sich in dem Band „Philosophie des deutschen Idealismus“ versammelt. Diese demonstrieren, dass Scheier ein exzellenter Kenner dieser Philosophierichtung und deren Rezeption ist. Der emeritierten Philosophieprofessor sieht die Aktualität des deutschen Idealismus in der Entwicklung einer progressiven Freiheitstheorie, die durch geschichtsphilosophische Ausführungen verdient gehoben zu werden.
Das vorliegende Werk mit diffizilen Aufsätzen lädt Philosophielehrkräfte dazu ein, dem im schulischen Unterricht vernachlässigten deutschen Idealismus mehr Aufmerksamkeit zu schenken und über seine Positionen zu reflektieren. Philosophielehrer:innen könnten beispielsweise Schellings Naturphilosophie, Hegels Geschichtsphilosophie oder Fichtes Subjektbegriff zum Gegenstand des Unterrichts machen. Eine Auseinandersetzung mit den Schriften Hegels zur Freiheitsphilosophie, zur Handlungstheorie, zur Theorie der Anerkennung, zur Bildungstheorie, zur Geschichtsphilosophie oder zur Ästhetik würde m.E. die Schüler:innen ebenso zum eigenen Philosophieren anregen und die Aktualität des Philosophen verdeutlichen.
Fazit: Der Sammelband „Philosophie des deutschen Idealismus“ von Claus-Artur Scheier verdient einen Platz in jeder gut sortierten philosophiegeschichtlichen Bibliothek zu Hegel und Schelling.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieser Band enthält 26 Aufsätze und Vorträge zu den wichtigsten Denkern der klassischen deutschen Philosophie. Beginnend mit einem Text zur Unendlichkeit von Cusanus bis Hegel versammelt er u. a. Beiträge zu Rousseau, Kant, Fichte, Schiller, Schelling, Solger und Hegel und behandelt damit das gesamte philosophische Spektrum der Epoche.
Der deutsche Idealismus bleibt aktuell, so Scheier, weil das moderne Denken sich geschichtlich immer neu zu legitimieren genötigt ist. Denn es bezieht seine Legitimation aus der Abgrenzung vom scheinbaren Fortbestehen vergangener metaphysischer Optionen. Als wie triftig aber erweisen sich Nietzsches, Heideggers oder Derridas Konzepte dieser Geschichte, die jeweils als Dekadenzprozess, zunehmende Seinsvergessenheit oder Abschließung im Sich-sprechen-hören-Wollen gefasst wurden?
Seit der frühen Neuzeit (und grundgelegt schon im Denken der frühen griechischen Poleis) ist die europäische Philosophie eine progressive Theorie der Freiheit, derer wir uns wohl vergewissern müssen, um in der globalen Krise der Demokratie Rede zu stehen, wer wir sind und was wir nicht bereit sein können, uns nehmen zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Unendlichkeit: Von Cusanus zu Hegel 9
I. Das Jahrhundert Rousseaus 21
Vernunft und Gegenvernunft? Aufklärung, Romantik und
Globalisierung 23
Zum logischen Grund des neuzeitlichen Humanismus 30
Rousseaus Supplement und das dramatische Prinzip der
Aufklärung 37
Synthesis a priori – Zur ersten Philosophie zwischen 1781 und 1817 49
Die Zeit der Spontaneität. Zu Kants Lehre von der
transzendentalen Funktion der Einbildungskraft. 64
II. Idealismus und Frühromantik 87
Die Struktur der Reflexion im § 1 von Fichtes Grundlage (1794) 89
Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus
und Hegels Differenzschrift 110
Die Frühromantik als Kultur der Reflexion 118
Die Bedeutung der Naturphilosophie im deutschen Idealismus 133
Entzweiung als Bildung des Zeitalters – Hegel und Rousseau
im kulturphilosophischen Kontext 145
III. Peripetien der Kunst 161
Schiller – Architekt der transzendentalen Tragödie 163
Kants dritte Antinomie und die Genese des tragischen
Gedankens: Schelling 1795–1809 194
6 | Inhalt
Schellings Angst und der Klassizismus 211
Offenbarung im Untergang – Zum geschichtlichen Ort der
Ästhetik K. W. F. Solgers 224
Der Begriff der Farbe und die Farbe des Begriffs
in Hegels Ästhetik 241
IV. Natur und Geschichte 249
Natur – vor und nach der industriellen Revolution
(mit einem Blick auf Hegel) 251
Das wissende Werden – zur Geschichte in Hegels
Phänomenologie des Geistes 257
Die Sprache und das Wort in Hegels Phänomenologie des Geistes 268
Gestalten des Todes in Hegels Phänomenologie des Geistes 278
Die Negation im Dasein. Zum systematischen Ort eines
methodischen Terminus in Hegels Wissenschaft der Logik 287
V. Idealismus und Moderne 305
Die Zeit der Seynsfuge – Zu Heideggers Interesse an Schellings
Freiheitsschrift 307
Schelling – Denker der Differenz 320
Schellings Modernität: Abgrund und Grenze 334
Hegels Nihilismus – Zur Matrix der Moderne 348
Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der
Freiheit – Hegel und die Zukunft 359
Anmerkungen 373
Siglen und Abkürzungen 410
Literatur 413
Namenregister 437
Nachweise 443
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