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Mythos und Mythos-Theorie Formen und Funktionen - Eine Einführung = ESV basics
Mythos und Mythos-Theorie
Formen und Funktionen - Eine Einführung


= ESV basics

Stephanie Waldow, Eva Forrester

Erich Schmidt Verlag, Berlin
EAN: 9783503209453 (ISBN: 3-503-20945-X)
244 Seiten, paperback, 14 x 21cm, Juni, 2023

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit jeher erfinden und überliefern die Menschen Mythen. Sie erzählen sich Geschichten, um Bedrohliches zu bannen, Unverständliches vertraut zu machen, Unerträgliches zu bewältigen oder soziale Normen zu begründen. Der vorliegende Band bietet einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und widmet sich sowohl dem Mythos als literarischem Phänomen als auch dem philosophischen und ästhetischen Nachdenken über mythische Erzählungen in Form von Mythos-Theorien. Eine Bestimmung des Mythos ist, so die Konzeption des Bandes, nur von seinen Funktionen her zu leisten, die es historisch aufzuschlüsseln gilt und die unter drei Aspekten beleuchtet werden. Von seiner Begriffs- und Funktionsgeschichte herkommend wird der Mythos erstens als Denkgewohnheit und zweitens als Erzählform vorgestellt. Daran schließt sich drittens seine Rezeptionsgeschichte an, um seinen vielfältigen Konnotationen gerecht werden zu können. Hier steht der Orpheus-Mythos im Mittelpunkt, da an ihm die enge Verbindung von Literatur, Kunst und Mythos nachvollzogen werden kann. Das Buch richtet sich insbesondere an Studierende der Literaturwissenschaft und bietet eine aktuelle Auseinandersetzung mit philosophischer Mythos-Theorie in knapper und verständlicher Form.

Stephanie Waldow ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Ethik an der Universität Augsburg. Sie hat über den ‚Mythos der reinen Sprache‘ im Kontext von Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Hans Blumenberg promoviert und beschäftigt sich neben dem Mythos u. a. mit Fragen der Alterität und dem Zusammenhang von Engagement, Theater und Literatur.

Eva Forrester ist Studiengangskoordinatorin des Elitestudiengangs Ethik der Textkulturen an der FAU Erlangen-Nürnberg. Sie hat zum Thema ‚Mythisches Erzählen bei Hermann Hesse und Thomas Mann‘ promoviert und setzt sich in weiteren Publikationen mit den Forschungsschwerpunkten Mythos und Rationalität, Musik in der Literatur und der literarischen Beziehung zwischen Thomas Mann und Hermann Hesse auseinander.
Rezension
Was haben uns Mythen heutzutage noch zu sagen? Mythen sind nicht überholt und kein Gegenentwurf zur rationalen Weltsicht der Moderne. Mythen füllen den Raum, den Wissenschaft nicht erreichen kann: Durch Kunst, Poesie, Moral wird seit jeher eine kreative Möglichkeit der Welterklärung geschaffen. Der Mythos-Begriff besitzt von der Antike an bis zum heutigen Tag eine scheinbar unerschöpfliche Komplexität. Mythen können den Menschen noch heute Antworten auf Grundfragen des menschlichen Lebens geben. Der Mythos dient sowohl als Welterklärungsmodell und damit auch als anthropologisches Bedürfnis des Menschen nach Weltverankerung, zugleich dient er aber auch als Einsicht in die Unerklärbarkeit von Welt. Mit dem Mythos sind immer die für den Menschen existenziellen Fragen nach dem eigenen Standort in der Welt verbunden. Er befasst sich mit konstanten Grundfragen des menschlichen Lebens. Die Vorherrschaft des "Logos" hat nicht dazu geführt hat, dass der ‚Mythos‘ verdrängt wird, - im Gegenteil, Blumenbergs Text "Arbeit am Mythos" ist bis heute hochaktuell. Es geht um menschliche Grundfragen, die sich einem rein rationalen Zugriff entziehen und bildlich oder narrativ umkreist werden können. Mythen durchweben Kunst, Moral, Religion und Poesie von Beginn an.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
GRUNDLAGEN DER GERMANISTIK, Band 66
Herausgegeben von Michael Elmentaler, Christine Lubkoll, Martina Wagner-Egelhaaf, Julia Weitbrecht
und Claudia Wich-Reif
Inhaltsverzeichnis
Danksagung 5

I. Mythos – Eine Einführung

I.1 „Mythos als Bewältigungsmodell“: eine definitorische Annäherung 13
I.2 Begriffsgeschichte 20
I.3 Vorgehensweise 24

II. Mythos-Theorien

II.1 Mythos als Denkgewohnheit 31
II.1.1 Platon 31
II.1.1.1 Mythos und Logos 31
II.1.1.2 Kunst und Erkenntnis 34
II.1.1.3 Platons Mythen 36
II.1.2 Francis Bacon 41
II.1.2.1 Der Mythos als Erfahrungsspeicher 41
II.1.2.2 Allegorische Deutung der Mythen 47
II.1.3 Johann Gottfried Herder 50
II.1.3.1 Der Mythos als kulturelles System 51
II.1.3.2 Der Mythos als symbolische Form 53
II.1.3.3 Zur Sprache des Mythos 54
II.1.4 Karl Philipp Moritz 59
II.1.4.1 Der Mythos als Ausdruck von Kunstautonomie 59
II.1.4.2 Wesen und Funktion der griechischen Götter 64
II.1.5 Carl Gustav Jung 68
II.1.5.1 Mythos und Psychologie bei Freud und Jung 68
II.1.5.2 Das mythische Symbol als Archetyp des kollektiven Unbewussten 71
II.1.5.3 Mythos und Moderne 73
II.1.6 Ernst Cassirer 77
II.1.6.1 Mythos als symbolische Form 79
II.1.6.2 Mythos als Denk-, Anschauungs- und Lebensform 81
II.1.6.3 Der Mythos des Staates 85
II.1.7 Hans Blumenberg 88
II.1.7.1 Terror und Spiel 89
II.1.7.2 Arbeit am Mythos 91
II.2 Mythos als Erzählmodell 98
II.2.1 Aristoteles 98
II.2.1.1 Der Mythos als Seele der Tragödie 99
II.2.1.2 Allegorische Mythen-Deutung 104
II.2.2 Giambattista Vico 107
II.2.2.1 Der Mythos als Kulturleistung 107
II.2.2.2 Der Mythos als Erinnerungsleistung 109
II.2.3 Friedrich Schlegel und das ‚Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus‘ 116
II.2.3.1 Friedrich Schlegels ‚Gespräch über die Poesie‘ 117
II.2.3.2 Das Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus 121
II.2.4 Roland Barthes 126
II.2.4.1 Der Mythos als gestohlene Sprache 127
II.2.4.2 Mythen des Alltags 130
II.2.5 Joseph Campbell 136
II.2.5.1 Die Heldenreise 137
II.2.5.2 Die psychologische Deutung der Heldenreise 142

III. Rezeptionsgeschichte des Mythos – Exemplarische Lektüren

III.1 Zur Bedeutsamkeit des Orpheus-Mythos: Eine Hinführung 149
III.1.1 Die Rezeption des Orpheus-Mythos in der Literatur 150
III.1.2 Orpheus in der Bildenden Kunst 152
III.1.3 Orpheus in Oper und Dramatik 154
III.2 Vergil: Georgica 156
III.3 Ovid: Metamorphosen 164
III.4 Boethius: Trost der Philosophie 173
III.5 Novalis: Orpheus und Hymnen an die Nacht 178
III.5.1 Übersetzungen: Erste Annäherungen an den Mythos 178
III.5.2 Hymnen an die Nacht 181
III.6 Johann Wolfgang Goethe: Urworte orphisch 187
III.6.1 Dämon 188
III.6.2 Das Zufällige 191
III.6.3 Liebe 192
III.6.4 Nöthigung 194
III.6.5 Hoffnung 195
III.6.6 Orpheus als Mittler zwischen dem Apollinischen und Dionysischen 196
III.7 Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus 198
III.7.1 Orpheus. Eurydike. Hermes. 199
III.7.2 Sonette an Orpheus 202
III.8 Ingeborg Bachmann: Dunkles zu sagen 210
III.8.1 Erinnern und Vergessen 211
III.8.2 Intertextuelle Bezüge 213
III.9 Ausblick: Zur Aktualität des Orpheus-Mythos 217
III.9.1 Die Politisierung des Mythos im 21. Jahrhundert 218
III.9.2 Der Orpheus-Mythos als Auseinandersetzung mit Geschlechtlichkeit 219
III.9.3 Orpheus im Zeichen der Krise des Subjekts 220

Literaturverzeichnis 225
Primärliteratur 225
Forschungsliteratur 228
Register 241
Personenregister 241
Sachregister 242