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Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie Ansätze - Personen - Grundbegriffe 5., aktualisierte und erweiterte Auflage 2013
Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie
Ansätze - Personen - Grundbegriffe


5., aktualisierte und erweiterte Auflage 2013

Ansgar Nünning (Hrsg.)

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476024763 (ISBN: 3-476-02476-8)
861 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, September, 2013

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kultur- und literaturwissenschaftliche Theorien - welche Konzepte sind relevant? Welche Begriffe spielen eine tragende Rolle? Wie haben sich die literaturgeschichtlichen Modelle entwickelt? Rund 750 Artikel vermitteln wichtiges Grundlagenwissen auf verständliche Weise.

Im Mittelpunkt stehen Theorien wie zum Beispiel Dekonstruktion, feministische Literaturtheorie, New Historicism, postkoloniale Literaturkritik und Poststrukturalismus. Das Lexikon erläutert die zentralen Grundbegriffe dieser Ansätze und stellt die Köpfe vor, die die Debatten geprägt haben, darunter: Aristoteles, Derrida, Foucault, Greenblatt, Iser, Jauß und Luhmann.

Neue Artikel ergänzen das beliebte Lexikon. Unter den Themen sind: Akteur-Netzwerk-Theorie, Intersektionalität, Kognitive Literaturwissenschaft, Skandal, Translational Turn. Jacques Rancière erweitert die Riege der wichtigen Denker.



Ansgar Nünning ist Professor für Englische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Gründungsdirektor des »Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften« (GGK) sowie des im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderten »International Graduate Centre for the Study of Culture« (GCSC).
Rezension
Immer wieder aktualisiert und erweitert ist das Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie längst zu einem Standardwerk geworden. Mittlerweile liegt es in dieser 5., aktualisierten und erweiterten Auflage 2013 vor. Der Band enthält Ansätze, Begriffe und Personen, die den kultur- und medienwissenschaftlichen Diskurs besonders der letzten Jahre geprägt haben wie Strukturalismus, Dekonstruktion, Gender-Theorie, Konstruktivismus, Diskurstheorie, New Historicism, Post-Colonialism. Hier werden schnell, tiefgründig und am Puls der Zeit die neuen -ismen erklärt. Vier Auflagen binnen weniger Jahre! Das zeigt die Bedeutung dieses neuen Wissenschaftsbereichs. Die Postmoderne hat die Jahrhunderte alte Ordnung der Wissenschaften scheinbar ordentlich durcheinander gebracht; Literatur und Kultur, Hochkultur und Massenkultur, Schrift und Bild, Roman und Film, Virtualität und Realität, - die Grenzen verschwimmen; die Postmoderne liebt das Cross-Over. Dem trägt dieses Lexikon Rechnung. Es ist Literatur- und Kulturwissenschaft in einem. Neue Artikel ergänzen das beliebte Lexikon. Unter den Themen sind: Akteur-Netzwerk-Theorie, Intersektionalität, Kognitive Literaturwissenschaft, Skandal, Translational Turn. Neue Artikel ergänzen das Lexikon in 5. Auflage, u.a.: Akteur-Netzwerk-Theorie, Intersektionalität, Kognitive Literaturwissenschaft, Skandal, Translational Turn. Kulturwissenschaft wird zum fächerübergreifenden Zentralbegriff, der auch die Philosophie umfaßt.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Grundlagenwerk zu allen Aspekten der Literatur- und Kulturtheorie
Zentrale Begriffe und wichtige Theoretiker
Mit neuen Artikeln, darunter Akteur-Netzwerk-Theorie, Skandal und Translational Turn

Fachgebiet: Literaturwissenschaft
Produkttyp: Lexikon
Inhaltsverzeichnis
Vorwort S.V–VII
Vorwort zur zweiten Auflage S.VIII–IX
Vorwort zur dritten Auflage S.X
Vorwort zur vierten Auflage S.XI–XII
Vorwort zur fünften Auflage S.XIII–XIV
Artikel A–Z S.1–825
Allgemeine Abkürzungen S.826
Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter S.828
Auswahlbibliographie literatur- und kulturtheoretische Werke S.831


Leseprobe:

Ästhetik/ästhetisch (gr. aísth¯esis: Wahrnehmung),
die Theorie der sinnlichen Wahrnehmung
und ihrer Reflexion, in einem engeren
Sinne die Philosophie der Kunst. Das Adjektiv
»ästhetisch« bezeichnet die Art der Wahrnehmung
eines Gegenstandes der Kunst oder Natur,
dient aber auch zur Charakterisierung von
Gegenständen selbst. Während eine reine Philosophie
der Kunst Gefahr läuft, das jeweilige Bes.
des Phänomens unter eine ihm äußerliche Begrifflichkeit
zu subsumieren, kann der weitere,
von der Wahrnehmung ausgehende Begriff der
Ä. die Eigenbedeutsamkeit des ästhetisch betrachteten
Objektes besser zur Geltung kommen
lassen. So vermag eine wahrnehmungsfundierte
Ä. auch Natur oder die individuelle
Existenz zu berücksichtigen und der formalen
wie inhaltlichen Entgrenzung des modernen
und autonomen Kunstsystems adäquater zu begegnen.
Kunstwerke stellen aber nach wie vor
die bevorzugten Objekte der Ä. dar; denn gegenüber
Natur und bloßen Alltagsgegenständen
sind sie durch ein intentionales Hergestellt- und
institutionalisiertes Ausgestellt-Sein bereits als
eine bes. Weise der Wahrnehmung von Welt z.B.
auch in einem Gedichtband markiert und als
Artefakte unterschieden. Weil Kunstwerke, ob
als Urinal oder als Gedicht, per se nicht als
Anweisungen zu einer pragmatischen, kausal
eingebetteten und funktionalen Handlung zu
lesen sind, motivieren sie eigens zum ästhetischen
Vollzug der Weise, in der sich die ä Zeichen
des Werkes darstellen. Die ä Semantik eines
literar. Werkes ist daher nicht abtrennbar
von der formalen Selbstrepräsentation des Werkes,
seine Bedeutsamkeit entfaltet sich erst im
Zusammenspiel mit der ästhetischen Wahrnehmung
der sinnlichen Formkonstituenten des
Werkes, der Reflexion auf die Wahrnehmung
der dichterischen Wahrnehmung von Welt. Weil
in einem vorrangig selbstreferentiellen Werk die
Zeichen unabdingbar eine mehrdeutige und
sinnliche Präsenz entwickeln, geht das davon
angeregte freie Ineinanderspielen von ä Einbildungskraft
und Verstand niemals in der Bestimmtheit
eines Begriffes auf. Andererseits
kann sich dieses Spiel durch die Intervention des
Verstandes aber auch nie in einer bloßen Empfindung
verlieren. Erst das Komplement einer
distanzierenden Reflexion der sinnlichen Zeichen
als sinnhafte Zeichen erlaubt eine Vergegenwärtigung
der ästhetischen Bedeutsamkeit
und ein kommunikatives Urteil über den
ästhetischen Wert der Zeichen. – Das um die
Mitte des 18. Jh.s aufkommende Interesse an
den ›niederen‹ und subjektiven Erkenntnisvermögen
wie an einer systematischen Theorie der
Kunst dürfte durch den Empirismus ausgelöst
worden sein, durch die Skepsis gegenüber der
Geltung vermeintlich objektiver, d. h. kosmologischer
oder numerischer Kriterien des Schönen
ebenso wie durch das Bedürfnis nach einer systematischen
Fundierung des sich ausdifferenzierenden
Kunstsystems und entstehenden Kulturbewusstseins.
I. ä Kants Kritik der Urteilskraft
(1790) und G.W.F. ä Hegels Vorlesungen über
die Ästhetik (1835) sind bis heute wegweisend
geblieben. Während sich Kants Bemühungen
v. a. auf die Begründung eines nicht regelgeleiteten,
aber doch auch Allgemeingültigkeit
beanspruchenden Geschmacksurteils (ä Geschmack)
richten, geht es Hegel um die Kunst
als historisches Medium menschlicher Selbsterkenntnis.
In ihr erscheine dem Menschen sinnlich,
was er ist und was im Allg. ist, wobei sie das
Absolute aber nie erreichen kann. Einen nachhaltigen
Einfluss auf die Lit. der ä Moderne übten
A. Schopenhauer und F.W. ä Nietzsche aus.
Erkenntnispessimismus und Nihilismus führten
zur emphatischen Hochschätzung von Kunst als
einer begriffsfreien Sphäre ästhetischen Scheins.
Die große Zeit der literar. Ä. beginnt in den
1920er Jahren mit dem ä Formalismus, dem
Prager Strukturalismus (ä Prager Schule) und
dem ä New Criticism. Was diese Gruppen trotz
unterschiedlicher Auffassungen über den soziokulturellen
Status von Lit. eint, ist die Konzentration
auf die Literarizität, Mehrdeutigkeit
und Selbstreferenz des Werkes. Der seit den
1980er Jahren anhaltende Boom der Ä. dürfte
auf die postmoderne Kritik an universalistischen
und bestimmenden Urteilen (Postmoderne),
aber auch auf die ›Ästhetisierung der Lebenswelt‹
selbst zurückzuführen sein.

Lit.: Zima 1995 [1991]. – W. Welsch (Hg.): Die Aktualität
des Ästhetischen, Mchn. 1993. – N. Roughley:
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In: Pechlivanos et al. 1995. S. 256–270. – C. Zelle: Die
doppelte Ä. der Moderne. Revisionen des Schönen von
Boileau bis Nietzsche, Stgt./Weimar 1995. – J. Zimmermann:
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5 Ästhetik/ästhetisch
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Giovannelli (Hg.): Aesthetics. The Key Thinkers, Ldn.
2012. – J. Urbich: Literarische Ä., Stgt. 2011. – Peper
2012. – A.-Ch. Ribeiro (Hg.): The Continuum Companion
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