„Selbstbildnis in Florenz“(1907), „Die Nacht“(1918/19), „Die Eiserne Brücke“(1922), „Tanz in Baden-Baden“(1923), „Selbstbildnis im Smoking“(1927), „Die Loge“(1928), „Abfahrt“(1932/33), „Messingstadt“(1944) oder „Der verlorene Sohn“(1949) zählen u.a. zu den Hauptwerken von Max Beckmann (1884-1950). Der Maler, dessen Kunstwerke zahlreiche künstlerische Rezeptionen und Anspielungen auf die Kunst- und Kulturgeschichte enthalten, gilt als Vertreter der klassischen Moderne und vielfach als des Expressionismus. Beckmanns Hauptwerk umfasst aber nicht nur Gemälde mit großfigurativen Darstellungen, sondern auch 305 Druckgrafiken. Bekanntheit erlangten die, in denen er seine Erfahrungen als Sanitätssoldat im Ersten Weltkrieg verarbeitete, wie zum Beispiel „Die Granate“(1914), „Selbstporträt“(1915), „Leichenhaus“(1915), „Auferstehung“(1918), „Die Ideologen“(1918) oder „Totenhaus“(1922). Dabei wird vielfach übersehen, dass sein grafisches Œuvre Werke von 1898 bis 1946 umfasst und diese in einer Wechselbeziehung zu anderen Kunstwerken zu sehen sind. Nicht zufällig standen in Beckmanns Atelier sein Gemälde „Galleria Umberto“(1925) und seine auf schwarzem Aquarellpapier gezeichnete „Begegnung in der Nacht“(1928) nebeneinander. Phantasmagorien zwischen Eros und Tod prägen sowohl seine malerischen als auch grafischen Werke.
Wer die unterschiedlichen Facetten seines grafischen Œuvres in einzelnen Werksphasen kennenlernen möchte, hatte vom 27.9.2020 bis zum 1.11.2020 im Max Ernst Museum Brühl des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) die Chance mit dem Besuch der Ausstellung „Max Beckmann – Day and Dream. Eine Reise von Berlin nach New York“. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Werkschau, die ursprünglich bis 28.2.2021 geöffnet sein sollte, im November vorerst geschlossen. Der Untertitel der Ausstellung stammt von Beckmanns 1946 vorgelegter Mappe „Day und Dream“. In dem Jahr notierte der Künstler in sein Tagebuch: „Das Einzige was wir haben, die Realität unserer Träume in den Bildern“. Die umfangreiche Werkschau in Brühl enthält über 140 grafische Arbeiten Beckmanns, überwiegend Druckgrafiken, aber auch Aquarelle und Zeichnungen.
Zu dieser sehenswerten Schau ist im Wienand Verlag ein gleichnamiger Katalog erschienen, herausgegeben von Achim Sommer, dem Direktor des dortigen LVR-Museums. In dem Buch sind außer den ausgestellten Werken fundierte Beiträge abgedruckt, die einem den Zugang zu dem nicht weniger komplexen grafischen Werk Beckmanns erleichtern. Kunstlehrkräfte werden durch den mit ausdrucksstarken Abbildungen versehenen Katalog geradezu motiviert, sich im Unterricht mit dem umfangreichen und vielschichtigen Œuvre Beckmanns auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Ausstellungskatalog „Max Beckmann – Day und Dream“ sollte im Bücherregal jedes an der Kunst des 20. Jahrhunderts Interessierten stehen. Für Freundinnen und Freunde der Kunstwerke Beckmanns ist er ein Muss.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Max Beckmann. Day and Dream. Eine Reise von Berlin nach New York
Katalog zur Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR 2020/2021
herausgegeben von Achim Sommer, Max Ernst Museum Brühl des LVR
Beiträge von Achim Sommer, Vera Bornkessel, Ralph Jentsch, Jürgen Pech, Jürgen Wilhelm
240 Seiten
mit 214 farbigen und 24 s/w Abb.
29,0 cm x 24,0 cm
Hardcover
Deutsch
Erscheinungsdatum: 30.09.2020
ISBN 978-3-86832-601-7
Beschreibung
»Ich bin weiter an der Arbeit, male auch wieder, aber die Graphik wird mich nun wohl als ein sehr guter Freund nicht mehr verlassen.« (Max Beckmann an Reinhard Piper, April 1917)
Einer der großen Künstler der Moderne! Diese Publikation legt den Fokus auf das druckgrafische Werk von Max Beckmann (1884–1950). Darunter befinden sich mehrere bedeutende Mappenwerke wie das titelgebende Day and Dream oder die Berliner Reise. Sie beleuchten wichtige Stationen und Personen aus dem Leben Beckmanns sowie Motive und Themen seines komplexen Schaffens. Akzentuiert wird diese reichhaltige Auswahl durch einige Arbeiten auf Papier und Gemälde. Außergewöhnliche Handprobedrucke, die der Künstler für seine erste Frau Minna Tube mit persönlichen Widmungen versah, belegen nicht nur seine Verbundenheit zu ihr, sondern zeugen auch von seiner ausgeprägten Sensibilität als Grafiker.

Inhaltsverzeichnis