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Lösungsorientierte Gesprächsführung Übungen und Bausteine für Hochschule, Ausbildung & kollegiale Lerngruppen
Lösungsorientierte Gesprächsführung
Übungen und Bausteine für Hochschule, Ausbildung & kollegiale Lerngruppen




Lilo Schmitz

Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783861453130 (ISBN: 3-86145-313-4)
128 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 16,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Über die Autorin:

Lilo Schmitz, Sozialpädagogin, Kulturanthropologin und Professorin für Methoden der Sozialen Arbeit, lehrt seit 15 Jahren Lösungsorientierte Gesprächsführung und Beratung an der Fachhochschule Düsseldorf und in der Fort- und Weiterbildung.

Über dieses Buch:

Ausgehend von der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, wie sie Insoo Kim Berg und Steve de Shazer in Milwaukee entwickelt haben, hat sich lösungsorientierte Beratung und Gesprächsführung in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht nur im Bereich von Beratung und Sozialer Arbeit, sondern überall da, wo Menschen gefördert und unterstützt werden sollen, als freundlicher und respektvoller Ansatz etabliert. Dafür gibt es gute Gründe:

- In einer sehr sparsamen und nicht normativen Weise setzt der Ansatz bei den positiven Erfahrungen an, die die Klientin mit sich selbst und der Verwirklichung ihrer Anliegen gemacht hat. Damit bestärkt er die Klientinnen in ihrer Selbstwirksamkeitsüberzeugung und fördert Prozesse des Empowerment, ohne Mangel und Not schön zu reden.

- Lösungsorientierte Gesprächsführung ermuntert die Klientin Wünsche zu entwickeln und dem Alltag eine neue Richtung zu geben.

- Der Ansatz geht schonend mit den Kräften und Ressourcen der Berater um, die sich in eine aufmerksame, aber bescheidene Haltung des „Nicht-Wissens" begeben. Die Hauptarbeit wird von der Klientin geleistet.

Zahlreiche Praktikerinnen in der ganzen Welt haben den Ansatz übernommen, mit anderen Beratungsansätzen und eigenen neuen Ideen kombiniert, in unterschiedliche Beratungsfelder eingebracht und so ihren eigenen Beratungs-Stil entwickelt.

Dieses Studienbuch unterstützt alle, die lösungsorientierte Gesprächsführung oder Beratung lernen oder lehren wollen.

Mit einer Fülle von praktischen Übungen kann die Leserin Philosophie und konkretes Handwerkszeug der lösungsorientierten Gesprächsführung und Beratung erproben und erlernen. Die Anregungen des Studienbuches sind sicher auch fürs Selbststudium zu nutzen, aber ihre eigentliche Kraft entfalten die Übungen und Gesprächsbausteine, wenn sie gemeinsam mit anderen geübt werden, beispielsweise in einer kollegialen Lerngruppe, die gemeinsam neue Beratungsverfahren erprobt und dabei die eigenen Lebens- und Alltagsanliegen unterstützt und begleitet.

Besonders hilfreich sind die Bausteine des Studienbuches im Studium und in der (Zusatz-) Ausbildung. Lehrende erhalten für jede der zahlreichen Übungen didaktische Hinweise und Übungsblätter für die direkte Umsetzung

in die Lehre und die Fort- und Weiterbildung.
Rezension
Dieses Buch bildet praxisorientiert in lösungsorientierter Gesprächsführung (nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg) aus; es bietet keine theoretische Einführung in den lösungsorientierten Ansatz. Der Band beschränkt sich wesentlich auf Gesprächsführungs-Bausteine mit einzelnen Gesprächspartnern und Klienten, - nicht mit Gruppen. Lösungsorientierung kann nach Meinung der Autorin nicht primär aus Büchern gewonnen werden, sondern bedarf der lösungsorientierten Praxis. Lösungsorientierte Gesprächsführung ist nicht auf Beratung im engeren Sinne beschränkt, sondern kann überall da eingesetzt werden, wo Menschen gefördert oder stabilisiert werden sollen. Die Klienten werden in ihrer Selbstwirksamkeits-Überzeugung gestärkt und mit Prozessen des Empowerment gefördert.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Lernprogramm zur lösungsorientierten Gesprächsführung

Prof. Dr. Lilo Schmitz lehrt seit 1994 Methoden der Sozialarbeit und lösungsorientierte Beratung an der FH Düsseldorf. Sie ist Sozialpädagogin, Kulturanthropologin (Ethnologie) und Gesprächstherapeutin.
Inhaltsverzeichnis
1. Zu diesem Studienbuch 9

Was finden Sie in diesem Studienband? 9
Was finden Sie nicht in diesem Studienband? 10
Er? – Sie? – Du? – Sie? 10
Lösungsorientierung kann nicht aus Büchern gelernt werden 10
Aufbau einer kollegialen Lerngruppe 11
Rollenspiel und echte Anliegen 12
Informations-Blatt zur Arbeit an eigenen Anliegen 13

2. Was ist Lösungsorientierte Gesprächsführung ? 15

Die Philosophie und Lerntheorie des lösungsorientierten Ansatzes 16
Menschenbild und Lerntheorie 17
Drei Grundregeln für die Beratung 18
Unterschiedliche Beratungssituationen 19
Lösungsorientierung im engeren und im weiteren Sinn – das wichtigste Handwerkszeug des Ansatzes 20
Rollen in der Beratung 23
Politik und Lösungsorientierung 24

3. Trainingsbeginn und -ende 27

Lösungsorientierte Zwiebel (Seminareinstimmung) 27
Was wissen wir schon über Lösungsorientierung? 28
Repariere nicht, was nicht kaputt ist! 29
Ergänzung der lösungsorientierten Basis – eine Seminarauswertung 30
Vorerfahrungen und Seminar-Auftrag klären 31
Lösungsorientierte Seminarauswertung 32
Wunder auf der Arbeit 32

4. Übungen zu Reframing und ehrlicher Anerkennung 35

Die Kehrseite der Münze I 36
Die Kehrseite der Münze II 37
Kniffliges für Anerkennungs-Detektive 38
Checkliste für Lösungsorientierte Anerkennung 39
Ehrliche Anerkennung formulieren 40
Echte Anerkennung für mich 42
Arbeitsblatt zum Formulieren positiver Ziele 44
Die gute Funktion lästiger Eigenschaften 46
Spaziergang mit Ziel 47

5. Lösungsorientierte Fragen formulieren 49

Lösungsorientierte Fragen konstruieren I 49
Lösungsorientierte Fragen konstruieren II 52
Lösungsorientierte Fragen konstruieren III 53
Lösungsorientierte Fragen konstruieren IV 54
Lösungsorientierte Fragen für schwierige Situationen Teil I 55
Lösungsorientierte Fragen für schwierige Situationen Teil II 56
Lösungsorientierte Fragen zur Vergangenheit oder: Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben 57


6. Umgang mit Skalierungen 59

Blitzlicht mit Skalen 59
Es gibt immer mehr als zwei Möglichkeiten 60

7. Aufgaben und Experimente gestalten 63

Check-Liste für Aufgaben 63
Aufgaben konstruieren 64
Teufelskreise und ungewöhnliche „Experimente“ 66
Aus schwarz oder weiß wird kariert – hilfreiche Experimente bei hochgesteckten Zielen 68


8. Zirkuläre Fragen 71

Zirkuläre Fragen einüben I 71
Zirkuläre Fragen mit Skalierungen verbinden 72
Zirkuläre Fragen einüben II 73

9. Komplexe Gesprächssituationen strukturiert üben 75

Mein Seminar-Wunder 75
Ein strukturiertes kollegiales Beratungsgespräch 77
Ein weiteres strukturiertes Beratungsgespräch 80
Anregungen für ein strukturiertes zweites Gespräch 82
Arbeitsblatt strukturiertes Zweitgespräch 83
Leitlinien für Experimente in Folgesitzungen 85
Beratung zur beruflichen Lebensplanung 86
Beratung zur persönlichen Lebensplanung 88
Entwicklung von Führungskompetenz 89
Übungen zu Ressourcen in der Biographie 91
Das Gute im Schlechten 93
„Davon weniger“ 94
Lästige Gewohnheiten ablegen 95

10. Hilfreiche Gesprächsmodule und -bausteine 99

Kontext einer Beratung 99
Übung zur gezielten Beobachtung und Befragung 102
Lösungsorientierte Dreier-Schritte 103
Die rebellische Jugendliche 104
Die weise Alte 105
Vorhersageliste führen 106
Die Klagenden – Situation 107
Übung in achtsamer Gelassenheit – Klagende klagen lassen 110
Lern- und Veränderungsprozesse begleiten 112
Beratung des fremden Freundeskreises 113
Rückmeldung zum Beratungsgespräch 114

11. Routine gewinnen und sich freischwimmen 115

Stufen der Veränderung 115
Das reflektierende Team 116

12. Lösungsorientierte kollegiale Beratung 119

Fallbesprechung – Kollegiale Beratung 119
Kollegialer Jahres-Rückblick oder „Positiver Klatsch“ 124

13. Lese-Empfehlungen 125


Leseprobe:

1. Zu diesem Studienbuch
Was finden sie in diesem Studienband ?
Seit über 20 Jahren bilde ich Menschen in Gesprächsführung und Beratung
aus. In den letzten 12 Jahren lag das Schwergewicht auf der Vermittlung,
Übertragung und Erweiterung des lösungsorientierten Ansatzes,
wie ich ihn selbst bei Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in Deutschland
und Milwaukee gelernt habe.
In diesem Band finden Sie eine bewährte Auswahl meiner Übungen für
die Gesprächsführung mit einzelnen GesprächspartnerInnen, mit denen
Studiengruppen, Seminare und kollegiale Lerngruppen lösungsorientierte
Haltung und Technik einüben können. Ergänzt wird der Band durch 2
Bausteine zur kollegialen Beratung, die gut in kollegialen Lerngruppen
und Teams eingesetzt werden können.
Die Übungen habe ich selbst entwickelt, wobei neben Anregungen von
Steve de Shazer und Insoo Kim Berg auch die Rückmeldungen, Verbesserungen
und Anregungen meiner StudentInnen und Seminar-TeilnehmerInnen
in die einzelnen Übungen eingeflossen sind. Auch der ständige
Austausch und die langjährige Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen
aus der Lösungsorientierung, so z.B. die langjährige freundschaftliche
und kollegiale Zusammenarbeit mit Birgit Billen haben diese Übungen
bereichert und weiterentwickelt. Wo ich Anregungen anderer WissenschaftlerInnen
und PraktikerInnen aufgenommen habe, habe ich meine
Quellen nach bestem Wissen gekennzeichnet.
Manche Weiterentwicklungen des lösungsorientierten Ansatzes liegen jedoch
einfach „in der Luft“ und werden entsprechend dem Zeitgeist an
vielen Orten parallel entwickelt.
In diesem Sinne lade ich alle LeserInnen ein, die selbst Trainings in Lösungsorientierung
anbieten, regen Gebrauch von diesen Materialien zu
machen, und freue mich, wenn die Quelle genannt wird.
10
Was finden Sie nicht in diesem Studienband ?
Dieser Trainingsband stellt keine theoretische Einführung in den lösungsorientierten
Ansatz dar.
Für eine solche Einführung empfehle ich eines der am Ende genannten
Lehrbücher sowie – falls irgend möglich – den Besuch eines lösungsorientierten
Einführungs-Seminars.
Dieser Band beschränkt sich auf Gesprächsführungs-Bausteine mit einzelnen
GesprächspartnerInnen und KlientInnen, die die Beratungssituation
akzeptieren. Der Umgang mit schwierigen KlientInnen in Situationen
mit komplexen Aufträgen sowie die Umsetzung in die Gruppenarbeit sind
im Rahmen dieses Bandes nicht zu finden.
Er? – Sie? – Du? – Sie ?
Beide Geschlechter zu berücksichtigen produziert oft sehr lange Sätze.
Wenn an vielen Stellen des Studienbuches nur die weibliche Form auftaucht,
sind Männer immer mit gemeint und angesprochen.
Wo Menschen in psychosozialen Berufen zusammen arbeiten oder lernen,
gehen sie gerne zum kollegialen „du“ über. Bei bestimmten Bausteinen,
die in einer vertrauten Lerngruppe durchgeführt werden sollten, habe ich
das „du“ auch in der Übungsanleitung übernommen. Ansonsten finden
Sie die Übungsanleitung in der distanzierteren „Sie“-Form, die Sie in Ihrer
Lerngruppe entsprechend abändern können.
Lösungsorientierung kann nicht aus Büchern gelernt
werden
Wer lösungsorientiert beraten lernen will oder lösungsorientierte Elemente
in seine Praxis aufnehmen möchte, muss dies trainieren.
Fortbildungen und Ausbildungen in Lösungsorientierung finden zurzeit in
vier wichtigen Bereichen statt:
11
➢ In der Hochschule
Hier üben Studierende, vor allem aus Psychologie und Sozialarbeit / Sozialpädagogik
im Rahmen ihres Studiums Gesprächsführung.
➢ In der Fort- und Weiterbildung
In berufsbegleitenden Zusatzausbildungen von (meist) systemischen Ausbildungsinstituten
und in Fortbildungen kann lösungsorientierte Haltung
und Technik ausgebildet und eingeübt werden.
➢ In der kollegialen Lerngruppe
Kollegiale Lerngruppen bilden sich zum Teil undogmatisch und spontan,
wo Menschen aus psychosozialen Berufen ein Forum zum kollegialen
Austausch und zur Fortbildung suchen. In berufsbegleitenden Zusatzausbildungen
lernen die TeilnehmerInnen in der Regel ausserhalb der Haupt-
Seminartage noch in selbstorganisierten „Peer-Gruppen“, die gemeinsam
das Gelernte vertiefen und einüben.
➢ Mit den eigenen KlientInnen
KollegInnen, die auf Seminaren oder durch Lektüre den lösungsorientierten
Ansatz kennen gelernt haben, setzen einzelne Bausteine mit ihren eigenen
KlientInnen um und lernen aus der damit erfahrenen Entwicklung
der Gespräche. Bei dieser Form des Lernens, die für einige KollegInnen
durchaus gangbar erscheint, fehlt allerdings die kollegiale Rückmeldung,
die bei den anderen drei Formen wertvolle Informationen gibt.
Aufbau einer kollegialen Lerngruppe
Kollegiale Lerngruppen haben vor allem in den therapeutischen Zusatzausbildungen
im psychosozialen Bereich Tradition: in so genannten „Peer-
Gruppen“ haben viele von uns als Ausbildungs-TeilnehmerInnen gemeinsam
gelernt und unsere persönliche Entwicklung wurde dort begleitet.
Aber auch außerhalb des Ausbildungszusammenhangs gibt es viele gute
Gründe für den Aufbau einer kollegialen Lerngruppe:
➢ BeraterInnen gewinnen ein Forum für fachlichen Austausch und kollegiale
Beratung.
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➢ Sie haben direkt die Möglichkeit, neue Ansätze in der gegenseitigen
Beratung zu erproben.
➢ Sie können Freunde und Bekannte – statt sie selbst privat zu beraten
(sehr ungünstig!) – einladen, sich von ihren KollegInnen in der kollegialen
Lerngruppe beraten zu lassen.
➢ Mitunter bildet sich sogar eine freundschaftliche Gruppe, die ihren
Mitgliedern Rückhalt und echtes Feed-Back bei beruflichen Anliegen
und Problemen gibt.
➢ Alle Mitglieder der kollegialen Lerngruppe können sich selbst von
KollegInnen beraten und begleiten lassen.
Erfolgreiche kollegiale Lerngruppen treffen sich entweder regelmäßig
mindestens alle 14 Tage oder veranstalten Fortbildungs-Wochenenden
z.B. in landschaftlich schön gelegenem Umfeld.
Wenn Sie den lösungsorientierten Ansatz im Selbststudium erproben wollen,
suchen Sie sich in jedem Fall eine kollegiale Lerngruppe, um die hier
beschriebenen Bausteine üben zu können. Es wird sich für Sie lohnen!
Rollenspiel und echte Anliegen
Rollenspiele in der Gesprächsführungs-Ausbildung haben eine gute Tradition
und sind stets sinnvoll, wenn ich keine authentischen Fälle bearbeiten
kann (Beispiel: Übung für den Hausbesuch bei einer Familie).
Ein großer Nachteil von Rollenspielen: Wer eine Rolle spielt, freut sich mitunter,
endlich die Rolle einer besonders „schwierigen“ Klientin spielen zu
können und hält diese Rolle durch, egal wie gut die Beratung auch sei.
Die KollegInnen können sich „die Zähne ausbeißen“.
In meinen lösungsorientierten Seminaren arbeite ich, wo immer es geht,
mit echten und aktuellen Anliegen der TeilnehmerInnen. Die wichtigsten
Gründe, die dafür sprechen:
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ƒƒ Als Beraterin haben Sie keine Schauspielerin vor sich, sondern einen
Menschen, der an wirklichen Anliegen arbeitet und mit Ihnen eine authentische
Beratungssituation gestaltet.
ƒƒ Zusätzlich gewinnen Sie Selbsterfahrung, die ein wichtiger Bestandteil
von Gesprächsführungs- und Beratungsausbildungen sein sollte: Lösungsorientierte
Selbsterfahrung meint hier:
—— Sie erfahren lösungsorientiertes Arbeiten aus der Sicht eines Menschen,
der beraten wird.
—— Sie öffnen sich Ihrer Lerngruppe und verlassen sich auf die Vertraulichkeit
alles Besprochenen.
—— Sie arbeiten lösungsorientiert und mit Unterstützung Ihrer Trainingsgruppe
an kleinen und größeren Lebensthemen.
Informations-Blatt zur Arbeit an eigenen Anliegen
In Seminaren empfiehlt es sich, die TeilnehmerInnen vor oder zu Beginn
über dieses Arbeiten an echten Anliegen zu informieren und ihnen Vertraulichkeit
zuzusichern.
Auf der folgenden Seite finden Sie als Beispiel das Informationsblatt, das
ich selbst verwende: