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Literaturkritik heute
Tendenzen - Traditionen - Vermittlung
Heinrich Kaulen, Christina Gansel (Hrsg.)
Vandenhoeck & Ruprecht
EAN: 9783847102465 (ISBN: 3-8471-0246-X)
340 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, Mai, 2015
EUR 49,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Literaturkritik ist eine der wichtigsten Instanzen der Literaturvermittlung. Sie prägt die öffentliche Vorstellung davon, was Literatur ist, was sie sein kann oder sein sollte. In der Literaturwissenschaft nimmt die Literaturkritik trotz ihrer vielfältigen Funktionen im Literaturbetrieb bis heute nur eine Randstellung ein. Erst in den letzten Jahren hat sie sich im Zuge einer stärkeren Praxisausrichtung an den germanistischen Fachbereichen in Lehre und Forschung ansatzweise etabliert. Die Beiträger dieses Bandes beleuchten Geschichte und Gegenwart der Literaturkritik interdisziplinär und fragen nach ihrer Funktion in Medien, Schule und Gesellschaft.
Rezension
Literaturkritik blickt auf eine lange Tradition zurück. Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts war diese vor allem eine Domäne der Feuilletons. Doch mit dem Aufkommen des World Wide Webs gewinnen Laienrezensionen á la Amazon immer mehr an Bedeutung. Aber auch in der professionellen Literaturkritik lassen sich aktuelle Entwicklungen feststellen, welchen dieser Band genauso nachgeht wie den oben erwähnten Laienrezensionen. Sehr provokant fragt Jan Süselbeck beispielsweise, ob den die Verrisse angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus den Blogs und der Lobby der Buchverlage aus der Literaturkritik verschwinden.
Daneben blickt das Buch jedoch entgegen der Suggestion des Titels "Literaturkritik heute" auch zurück und untersucht so zum Beispiel die Praxis der Literaturkritik in der DDR oder die bislang unbeachtete Rolle des Frühromantikers Friedrich Schleiermachers als Rezensent. Gerade für das schulische Umfeld sind vor allem die beiden Aufsätze von Caroline Roeder und José Fernández Pérez interessant. Während erstere die bisweilen belächelte Kinderbuchkritik in den Mittelpunkt rückt, arbeitet letztere anhand des Lehrbuchs "Deutsch plus" exemplarisch das Potential der Literaturkritik für den Deutschunterricht heraus.
FAZIT: Der Band verdeutlicht, dass Literaturkritik heutzutage mehr ist als Feuilleton. Ein interessanter Einblick in die neue bunte Welt der "Lobeshymnen" und "Verrisse". Vor allem durch textnahe exemplarische Analysen zeigen die einzelnen Beiträge auf, wie Literatur von professionellen Kritikern, aber auch von Laien in Internetportalen und -blogs beurteilt wird. Ergänzt wird dies durch einzelne Aufsätze mit historischer Ausrichtung.
Matthias Schmid, lbib.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Thomas Anz
Werten und Fühlen. Zur Rationalität und Emotionalität literaturkritischer Kommunikation – am Beispiel von Marcel Reich-Ranicki 13
Dessislava Stoeva-Holm
Gefühle worten. Zum Emotionalisieren in zeitgenössischer Literaturkritik 27
Stefan Neuhaus
»Leeres, auf Intellektualität zielendes Abrakadabra«. Veränderungen von Literaturkritik und Literaturrezeption im 21. Jahrhundert 43
Stephan Stein
Laienliteraturkritik – Charakteristika und Funktionen von Laienrezensionen im Literaturbetrieb 59
Andrea Bachmann-Stein
Zur Praxis des Bewertens in Laienrezensionen 77
Thomas Ernst
›User Generated Content‹ und der Leser-Autor als ›Prosumer‹. Potenziale und Probleme der Literaturkritik in Sozialen Medien 93
Oliver Ruf
Kunst der Kritik. Ästhetisches Schreiben zwischen postmoderner Theorie und digitalen Medien 113
Carsten Gansel
Literaturkritik als Verstärker oder Filter für literarische ›Aufstörungen‹? Zur Theorie und Praxis von Literaturkritik in der DDR 133
David-Christopher Assmann
Skandal mit Ansage. Norbert Gstreins Kalkül 159
Jan Süselbeck
Verschwinden die Verrisse aus der Literaturkritik? Zum Status polemischer Wertungsformen im Feuilleton 175
Manuel Bauer
Ein unbekannter Klassiker der Literaturkritik? Schleiermacher als Rezensent 197
Norman Kasper
Das Drama (in) der Wertung. Facetten von Tiecks Schiller-Kritik 213
Thomas Küpper
»Seit Sie mir die Ehre erweisen, mich ... anzupöbeln« (Hedwig Courths-Mahler). Zum Verhältnis von Kritik und ›Kitsch‹ 231
Gabriele Guerra
Zur Literaturkritik des Konservativen. Walter Benjamin liest Max Kommerell 239
Giulia A. Disanto
Hans Werner Richter und die literaturkritische Debatte im Nachkriegsdeutschland 253
Caroline Roeder
Das Elend unserer Kinderliteraturkritik. Positionsbestimmung für eine peripher gescholtene Sparte 267
José Fernández Pérez
Literaturkritik im pädagogischen Kontext? Zur Praxis von Literaturkritik im Deutschunterricht 287
Rüdiger Vogt
Literaturkritik in textlinguistischer Perspektive 305
Michael Hametner
Nachdenken über Literaturkritik und die Tätigkeit als Literaturkritiker in 20 Jahren 325
Autorinnen und Autoren 337
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