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Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz Über den Wandel einer Kulturtechnik
Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Über den Wandel einer Kulturtechnik




Florian Roetzer

Reihe: Wie wir lesen - Zur Geschichte, Praxis und Zukunft einer Kulturtechnik


Transcript
EAN: 9783837669480 (ISBN: 3-8376-6948-3)
128 Seiten, kartoniert, 14 x 23cm, November, 2023

EUR 19,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wir stehen vor einem kulturellen Umbruch der Kulturtechnik Lesen, die mit der Erfindung der Schrift begann und über den Buchdruck in die Digitalisierung mündete: Mit den »Sprachmodellen« der lernenden Künstlichen Intelligenz treten neben die Menschen plötzlich unmenschliche maschinelle Leser, die alle Texte rezipieren und zu neuen Texten verarbeiten können. Sie lesen Texte als binär codierte Informationsströme und verstehen das Geschriebene nicht, sondern lernen eine wahrscheinliche Wortkombinatorik - aus der trotzdem Unerwartetes geschehen kann. Florian Rötzer wagt eine Nachlese und beantwortet die Frage, ob KI die menschlichen Leser_innen verdrängt oder ob die Kulturtechnik des Lesens durch die neuen Einflüsse nur revolutioniert wird.

Florian Rötzer, geb. 1953, ist studierter Philosoph und beim Online-Magazin Overton tätig. Der freie Journalist arbeitete zuvor u.a. bei der taz, der Süddeutschen Zeitung und Frankfurter Rundschau sowie beim Bayerischen und Hessischen Rundfunk. Neben seiner publizistischen Tätigkeit mit den Schwerpunkten Medientheorie und -ästhetik, organisiert er zahlreiche internationale Symposien. 1996 hat er mit Telepolis eines der ersten deutschsprachigen Online-Magazine mitbegründet und war dort bis Ende 2020 Chefredakteur. Unter seiner Leitung erhielt Telepolis den Europäischen Preis für Online-Journalismus in der Kategorie Investigative Reportage (2000) sowie den Grimme Online Award in der Kategorie Medienjournalismus (2002) und den Lead Award für spezialisierte Onlinemagazine (2004).
Rezension
Die Grundüberzeugung des Autors lautet: Lesen ist imaginieren, also ein Überschreiten der Realität ins Leere hinein. Künstliche Intelligenz (KI) lernt das Lesen und Schreiben, indem sie mit Massen an Geschriebenem aus unterschiedlichsten Quellen gefüttert wird. Seit dem Gang in die Öffentlichkeit von ChatGPT und Co. sind wir zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob wir Texte von Menschen oder Maschinen lesen. Lesen von Texten hat sich grundsätzlich geändert, was zum erneuten Nachdenken darüber führen muss, was die dem Menschen bislang exklusive Kulturtechnik ist. Der lesende Mensch aber ist ein verkörperter Mensch - im Gegensatz zu den unverkörperten KI-Lesern. Die Menschen müssen mit den wahnsinnig schnellen nicht-menschlichen Lesern und Autoren mithalten, sie stehen in Konkurrenz und müssen sich optimieren oder andere Wege suchen. Vor allem wird KI die Sprache auf Durchschnittlichkeit der Gedanken, des Ausdrucks und der Form normen. Das eröffnet der Individualisierung neue Wege.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»[Das Buch] nimmt Interessierte mit auf eine Gegenwarts-Zeitreise mit vielerlei Facetten, auf 128 lesenswerten Seiten. Was das Lesen ausmacht war und ist je nach seiner Art und Weise ziemlich unterschiedlich, das ist eine wichtige Erkenntnis dieser Lektüre. Und auch in seiner Chronologie, abhängig vom Entwicklungs-Stand von Sprache und Schrift und vorhandenem Medium.« Hanspeter Reiter, www.gabal.de, 27.12.2023

Schlagworte:
Künstliche Intelligenz, Buch, Kulturtechnik, Medien, Philosophie, Lesen, Text, Code, Bildschirm, Computer, Maschine, Digitalisierung, Mensch, Literatur, Kulturgeschichte, Allgemeine Literaturwissenschaft, Kulturtheorie, Medienästhetik, Literaturwissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

I. Das leere Blatt

Einleitung 19
Die Leere am Beginn von Lesen und Schreiben und der Ausbruch aus der Schriftkultur 24
Bibelverklärung und Kulturvernichtung im Frühen Christentum 31
Am Anfang ist nicht das Wort, sondern die leere Seite 36
Eintritt in die Höhlen 38
Die leere Seite schiebt sich vor die Welt 43
Sprungbrett der Imagination 44

II. Sind intelligente Chatbots Psychopathen? 57

III. Lesen ist nicht nur eine Kulturtechnik, sondern auch eine Körpertechnik, also eine Form der Biopolitik

Einleitung 75
Licht, Lesen und die Folgen des Nahsehens 80
Vom Lautlesen zur einsamen und stummen Lektüre 86
Übergang vom Sprechen und Hören zum visuellen und stummen Lesen 94
Lesen formatiert das Gehirn 101
Homo sedens oder: das Buch und der Stuhl 103

IV. Maximale Geschwindigkeit: Rasen auf der Textautobahn

Einleitung 115
Ein neues, digitales Barock? 119

Anmerkungen 123