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Leben auf der Grenze
Erfahrungen mit Borderline
Andreas Knuf (Hrsg.)
Psychiatrie-Verlag
EAN: 9783884143162 (ISBN: 3-88414-316-6)
210 Seiten, 12 x 19cm, 2002
EUR 12,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
» Borderliner sind schrecklich. Sie sind beziehungsunfähig, weil sie echte menschliche Nähe scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Jeder, der sich dennoch mit ihnen einlässt oder den Kontakt aus
irgendwelchen Gründen nicht vermeiden kann, darf sich auf interessante Zeiten gefasst machen. Ich bin seit über neun Jahren mit einer Borderlinerin zusammen.
Wir haben einen fünf Jahre alten Sohn. Wir leben zwar nicht in einer Wohnung, aber nahe beieinander. Wir lieben uns. Wie konnte das geschehen?«
Dieses Buch ist eine Chance: Zwanzig Menschen mit Borderline-Erfahrung und einige Angehörige schreiben über ihr Leben, über ihre Gefühle und ihren Umgang mit der Krankheit. Die Texte schaffen Verständnis dort, wo allzu oft Missverständnis und Unkenntnis das Handeln zwischen den Betroffenen, den Angehörigen und den Therapeuten beherrschen.
Rezension
Ein beeindruckendes Buch, dass Borderline aus der Versenkung ins Licht des Verständnisses hebt.
Es hilft, sich in das Er-Leben von Menschen mit dieser Krankheit hinein zu denken. Ich halte es für besonders wichtig, dass sich auch Lehrerinnen und Lehrer über psychischen Erkrankungen informieren. Das vorliegende Buch liefert eine sehr einfühlsame, informative und leicht lesbare Information.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Alle Borderliner sind schrecklich«, »die führen sich doch nur auf« und sind »Therapeutenkiller« – solche Aussprüche kennen Borderliner nur zu gut. Kein Wunder: Diese psychische Erkrankung ist für Außenstehende schwer einfühlbar, und zwar nicht nur für Angehörige und Freunde, sondern auch für viele Fachleute.
Scheinbar wie aus heiterem Himmel wechselt das Bedürfnis nach geradezu verschmelzender Nähe zu einem geliebten Menschen in eine fast brutale Abweisung. Zärtlichkeit kippt in Hass um. Oder die im Freundeskreis humorvolle und immer zu Aktivitäten aufgelegte Person wird zu Hause, wenn sie allein ist und eine innere Leere spürt, zur Selbstverletzerin, die nur noch das fließende Blut »beruhigt«. Solche Verhaltensweisen wirken »verrückt«, machen Angst. Gegen diese Angst hilft nur ein besseres Verständnis. Und das ermöglichen die Texte dieses Buches – wer sie liest, kann die Borderline-Sprache besser entschlüsseln. Das ist für Betroffene, Angehörige und Fachleute gleichermaßen hilfreich.
Zwanzig betroffene Menschen berichten in diesem Buch, was Borderline-Erleben für sie konkret bedeutet und wie sie mit, trotz oder gerade wegen ihrer psychischen Probleme (über)leben.
Aus dem Nachwort von Andreas Knuf
»Meine Erfahrung ist, dass fast alle Borderline-Erlebnisweisen einfühlbar und verstehbar sind, wenn die Umgebung die Motivation des Betroffenen kennt. Die Verhaltensweisen mögen radikaler, einseitiger und kompromissloser sein, als nicht Betroffene sie kennen, aber sie sind nicht so anders, das wir sie nicht verstehen könnten. Das Aufspalten in Gut und Böse zum Beispiel ist jedem von uns vertraut. Es wirkt in jedem Streit (»Ich will dich nie wieder sehen.«) und die Politik ist voll davon. Wenn wir verliebt sind, idealisieren wir den anderen übermäßig (»Du bist der schönste Mensch auf der Welt«). »Primitive Idealisierung« heißt das dann im psychoanalytischen Fachjargon. Sogar Selbstverletzungen sind fast jedem Menschen vertraut, wir nehmen sie zumeist nur nicht als solche wahr. Bei Borderline ist dies alles gefährlich verstärkt. Aber es sind trotzdem ganz menschliche Reaktions- und Verhaltensweisen.
Das zu verstehen hilft, angemessener reagieren zu können, was längst nicht immer Schonung oder Akzeptanz durch die Angehörigen oder Therapeuten bedeutet, häufig ermöglicht es gerade, sich klar und »kompromisslos« zu verhalten. Für uns Fachleute wäre es sehr hilfreich, uns mehr in die Situation und das Erleben unserer Klienten hineinzuversetzen. Das ist nicht nur für die Arbeit mit Borderline-Klienten hilfreich, sondern mit allen psychisch beeinträchtigten Personen. Bei schwereren Störungen scheint es allerdings einen psychischen Mechanismus zu geben, der den Rollenwechsel erschwert oder gar unmöglich macht. Haben wir so viel Angst vor den seelischen Abgründen, die wir bei unseren Klienten vermuten?«
Inhaltsverzeichnis
Sind alle Borderliner schrecklich? 5
Was ist eigentlich los mit mir?
Die unerklärbare Krankheit von Christiane 10
Fühlen und Handeln - Was ist »Borderline«? 24
Risse in Spiegeln von Ivy Anger 45
Alltag im Chaos der Gefühle
Die Diamanten der Seele von Katharina Reith 62
Die Angst und das Leben mit ihr von Mark Tiek 74
Kinderwünsche und die Belastungsproben von Regine Schani? 89
Im zehnten Jahr von Anonymus 100
Chance vertan - meine erste grosse Liebf, von Tom 108
Free Jazz im Kopf von Jenny & Co. 122
HILFEN
Der Weg ins autonome Leben von Cindy 128
Arztgespräche von Heike Marie Lohse 148
Ein rasantes Auf und Nieder -Therapien von Angelika Pauly T56
Drei Geheimnisse ... die ich meinem Therapeuten nie verraten würde Lisa 178
Ein neuer, passenderer Schuh. Erfahrungen mit einer Selbsthilfegruppe von Konrad 188
Nachwort:
Das Schillern des Abgrunds oder eine ganz normale Krankheit von Andreas Knuf 197
Informationen 205
Autorinnen und Autoren 207
Der Herausgeber 210
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