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Krisen auf der Couch Aufgaben der Psychoanalyse in apokalyptischen Zeiten
Krisen auf der Couch
Aufgaben der Psychoanalyse in apokalyptischen Zeiten




Timo Storck

Klett-Cotta
EAN: 9783608988772 (ISBN: 3-608-98877-7)
196 Seiten, paperback, 14 x 21cm, März, 2025

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Analyse kriegt die Krise! Oder?

Kann die Psychoanalyse dazu beitragen, allgegenwärtigen Krisen zu begegnen?

Klimawandel, Kriege und der Verlust biodiverser Lebensräume sind heute allgegenwärtig und können existenzielle Krisen bei den Menschen auslösen. Denn Verunsicherungen, die mit einem Verlust der Welt, wie wir sie kannten, zu tun haben, mobilisieren Ängste. Wie können wir mit diesen umgehen, ohne dass Erstarrung, Entwürdigung oder Ausgrenzung anderer sich Bahn brechen? Timo Storck nutzt die Methode der Psychoanalyse und das Bild eines (post-)apokalyptischen Denkens dazu, das Erleben des Menschen angesichts von Zeitlichkeit und grundlegender Veränderungen in der individuellen und sozialen Welt in den Blick zu nehmen. Dabei spielen psychische Erkrankungen des Individuums ebenso eine Rolle wie eine Untersuchung der großen Krisen unserer Zeit.

Was hilft? Der Weg zur Möglichkeit eines inneren und äußeren Dialogs und ein emotionales Gehaltensein angesichts grundlegender Verunsicherung. Dann wird Zukunft vorstellbar.

Prof. Dr. Timo Storck lehrt Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin. Er ist Diplom-Psychologe, psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis sowie Herausgeber mehrerer Buchreihen und Fachzeitschriften, z. B. der PSYCHE.
Rezension
Klimawandel, Kriege und der Verlust biodiverser Lebensräume sind heute allgegenwärtig und können existenzielle Krisen bei den Menschen auslösen. Kann die Psychoanalyse dazu beitragen, allgegenwärtigen Krisen zu begegnen? Das ist die Fragestellung dieses Buches. Der Eindruck einer gegenwärtigen Krisenzeit, den man leicht gewinnen kann, wenn man Entwicklungen in (Welt-)Politik, Klimawandel und anderen Bereichen in den Blick nimmt, entsteht nicht ohne Grund: Es herrscht ein Bewußtsein ganz unterschiedlicher Problembereiche, die eine verunsichernde Aussicht auf die Zukunft in sich tragen. Manche der genannten Phänomene scheinen dabei als primär gekennzeichnet zu sein als andere. Dazu gehören der Klimawandel oder verschiedene Dynamiken, die sich aus Prozessen der Globalisierung ergeben, das heißt der ungleichen Verteilung von Gütern und finanziellen Erträgen oder der Inbesitznahme von Regionen des Planeten mit dem Ziel wirtschaftlichen Gewinns. Individuelle und kollektive Problemlagen können sich kombinieren, z.B. (kollektiv) Vertreibung/Migration mit (individuell) Traumatisierung.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: Kriegt die Psychoanalyse die Krise? 9

1.1 Problematische Zustände 9
1.1.1 (Mit) Verunsicherung umgehen 10
1.1.2 Verunsicherung: Wege des Verstehens und der Veränderung 12
1.1.3 Die Psychoanalyse als Zugangsweise: Gesundheitsbegriff und emanzipatorischer Zugang 14
1.2 Was ist Psychoanalyse? 18
1.2.1 Das Unbewusste und seine Schicksale 18
1.2.2 Beziehungsweise: Psychoanalytische Zugänge 23
1.2.3 Die Psychoanalyse in der Krise 26
1.3 Was ist (Post-)Apokalypse? 28
1.3.1 Apokalyptisches und Postapokalyptisches 29
1.3.2 Dystopie und Utopie 31
1.3.3 Aufgaben der Psychoanalyse in postapokalyptischen Zeiten 34

2 Zugänge zu Krisenzuständen und krisenhaften Prozessen 41

2.1 Die klinische Methode der Psychoanalyse 41
2.1.1 Zerlegen 42
2.1.2 Die analytische Beziehung 43
2.1.3 Die analytische Haltung 45
2.1.4 Deuten 46
2.2 Was ist »Angewandte Psychoanalyse«? 48
2.2.1 Drei Probleme im Methodentransfer 49
2.2.2 Das gesellschaftlich Unbewusste und die Frage der Deutung 52
2.2.3 Reichweite und Grenzen der Psychoanalyse 54
2.3 Bewegte Zeiten: Zeitlichkeit als Kategorie des Denkens auf individueller und kollektiver
Ebene 55
2.3.1 Zeit als Zustandsverhältnis 56
2.3.2 Zeitrichtungen 57
2.3.3 Implizites und explizites Zeiterleben 58
2.3.4 Fear of Breakdown 60
2.3.5 Fallen und Gehaltenwerden als Momente der Subjektwerdung 62
2.3.6 Nachträglichkeit 65
2.4 Umgang mit Endlichkeit 70
2.5 Die Psychodynamik des Wartens 74
2.6 Was ist »Zeitgeschehen«? 80

3 Subjektive Zeit und Weltuntergang in psychischen Erkrankungen 82

3.1 Psychische Gesundheit 83
3.2 Störungsmodelle und Veränderungsmodelle 85
3.2.1 Psychische Störungen und (unbewusste) Konflikte 85
3.2.2 Psychische Störungen und Struktur 86
3.2.3 Veränderungsmodelle in der Psychoanalyse 89
3.3 Das Vermögen, sich selbst auf die Couch zu legen 91
3.4 Zeiterleben und psychische Erkrankung 93
3.5 Schizophrenie 96
3.5.1 Zeitlichkeit und Schizophrenie 97
3.5.2 Untergangsvorstellungen und Schizophrenie 98
3.6 Depression 100
3.6.1 Zeitlichkeit und Depression 101
3.6.2 Untergangsvorstellungen und Depression 102
3.7 Angststörungen 103
3.7.1 Zeitlichkeit und Angststörungen 104
3.7.2 Untergangsvorstellungen und Angststörungen 105
3.8 Traumafolgestörungen 105
3.8.1 Zeitlichkeit und Traumafolgen 106
3.8.2 Untergangsvorstellungen und Traumafolgen 108
3.9 Demenz 108
3.9.1 Zeitlichkeit und Demenz 109
3.9.2 Untergangsvorstellungen und Demenz 110
3.10 Bemerkungen zur Methode I: Klinische Modellbildungen 111

4 Das Ende des Menschen: Posthumanismus oder Postinhumanismus? 115

4.1 Der bedeutungslose Mensch von heute 116
4.1.1 Zum Verhältnis von Mensch, Welt und Planet 121
4.1.2 Posthumanismus 122
4.1.3 Bemerkungen zur Methode II: Gesellschaftsbezogene Modellbildungen 127
4.2 Klimawandel 129
4.3 Politische Radikalisierung und Gewaltausübung 132
4.4 Geopolitische und klimabedingte Migration 134
4.5 Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit 135

5 Zeitenwenden: Über den emanzipatorischen Auftrag der Psychoanalyse 140

5.1 Was ist Veränderung? 141
5.2 Die »gesunde« Gesellschaft und die vier Aufgaben der Psychoanalyse 143
5.3 Katastrophische Veränderung und dialogisch-differente Resonanz 148
5.4 Zeiterleben und Verunsicherungstoleranz in post-apokalyptischer Gesundheit 151
5.4.1 Grenzen der Psychoanalyse und interdisziplinäre Räume 153
5.4.2 Das dynamisch Ungewusste: Psychoanalyse und Futures Literacy 156

6 Postapokalyptische Folgerungen: Vorträglichkeit 158

Literatur 162
Stichwortverzeichnis 171