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Kriminalität in München Verbrechen und Strafen im alten München (1180-1800)
Kriminalität in München
Verbrechen und Strafen im alten München (1180-1800)




Reinhard Heydenreuter

Pustet
EAN: 9783791726083 (ISBN: 3-7917-2608-0)
120 Seiten, paperback, 11 x 19cm, September, 2014

EUR 12,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Aufstieg Münchens zur mächtigsten Handelsstadt und schließlich zur Residenzstadt des Herzogtums Bayern ließ bald auch die Kriminalität ansteigen, und so hören wir schon im 13. Jahrhundert von Brandstiftungen, Morden, Aufständen und der entsprechenden Reaktion der Obrigkeit: Es wurde gehängt, geköpft und ertränkt. Auf dem Galgenplatz, auf der Köpfstätte und in den Gefängnissen der Stadt spielten sich die Dramen ab, die zeigen, wie sich seit dem Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Zahl der oft unschuldigen Opfer einer grausamen Strafjustiz ständig vermehrte. Das Buch verdeutlicht aber auch den übermächtigen Schatten des Landesherrn, der zwar der Stadt die Blutgerichtsbarkeit überlässt, aber doch nach Belieben in diese eingreift, wann immer es ihm gefällt.
Rezension
Vorsicht und aufgepasst! Hier wird`s kriminell. Mord und Totschlag, Diebe, Räuber und Betrüger, Ketzer und Hexen: In diesem Buch finden alle ihren Platz. Denn als größte Stadt des Herzog- und Kurfürstentums Bayern hatte München eben nicht nur seine schönen Seiten, sondern war auch ein Anziehungspunkt für Lumpen und Gesindel. So präsentiert Reinhard Heydenreuter eine kurze und prägnante Geschichte über Verbrechen und Strafen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Obwohl natürlich vor allem Münchner Fälle im Fokus stehen, sind viele geschilderte Strafmaßnahmen typisch für die entsprechende Zeit, auch außerhalb des bayerischen Kontextes. Gleichwohl finden sich auch Münchner Besonderheiten wie der „Schneller“, ein Wippgalgen für unredliche Bäcker. Nicht selten braucht der Leser bei den Darlegungen eine dicke Haut. Denn zimperlich wurde mit den Delinquenten in dieser Zeit nicht umgegangen. Folter, Qualen und auch der Tod standen auf der Tagesordnung.
Immer wieder geht der Autor bei seinen Erläuterungen auf die zeitgenössische Denkweise ein, die hinter den einzelnen Strafen standen. Hinzu kommt, dass er zahlreiche Wendungen und Begriffe wie „Schlitzohr“ erklärt, welche aus dem dunklen Milieu beziehungsweise aus der Rechtsprechung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit entstammen.
Durch die kompakte Darstellungsweise und aufgrund des Sujets – Mord, Totschlag und deren Verfolgung sowie Bestrafung sind ja quasi die Quintessenz eines spannenden Krimis – liest sich das Buch quasi in einem Zug. Ergänzend dazu finden sich einige Abbildungen, meist Stiche, welche jedoch durch das Format bedingt oft sehr klein sind, so dass Details teilweise nur schwer entnommen werden können.

FAZIT: Eine spannende und lehrreiche Lektüre!

Matthias Schmid, lbib.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung oder: Ein Rückblick auf ungemütliche Zeiten 7

Die Entwicklung des Strafverfahrens in München vom Mittelalter bis 1800 9

Münchner Zuständigkeiten über Leben und Tod: Landesherr, Stadtrat, Hofrat und Stadtoberrichter
Der Albertinische Rezeß
Der Scharfrichter (Henker)
Die Ehre
Der unfähige Scharfrichter
Verbrechensbekämpfung: Das Strafverfolgungsprivileg von 1315
Gerettet: Münchner Asylstätten
Wigläus Franz Alois von Kreittmayr
Die Grenzen der städtischen Gerichtsbarkeit – Burgfriedenssäulen
Gefangen: Verhör und Folter
Anklage- und Inquisitionsprinzip
Beweis: Zeugen, Gottesurteile, Bahrproben
Gottesurteil
Verurteilt: Der Strafprozess bis zum „Endlichen Rechtstag“
Der Endliche Rechtstag in München 1574
Die Kosten für die Hinrichtung des Zauberers und Hexenbuben Georg Schrott 1722

Die Strafen und die Münchner Gerichtsstätten 31

Die Hinrichtung mit dem Schwert auf der Köpfstätte und die Hinrichtung mit dem Strang auf dem Galgenplatz
Ein „Programm“ für Hinrichtungen: Die Urgicht
Ertränken und lebendig Begraben: Frauenstrafen
Am Pranger: Auspeitschen, Verstümmeln, Ausweisen
Zwangsarbeit: Der Bau der Münchner Festungsanlagen
Die Galeerenstrafe
Falkenturm und Schergenstube: Münchner Gefängnisse
Das Münchner Zucht- und Arbeitshaus von 1682
Schandstrafen der niederen Gerichtsbarkeit: Narrenhäusl, Schandpfahl, Geige und Schneller
Die Stadtgründung Münchens vor 1158 – ein Kriminalfall?
Bürgeraufstände, Hoch- und Landesverrat im 14. und 15. Jahrhundert
Todesurteil des Stadtrichters Georg Öttlinger vom 8. November 1400
Ein unerfreuliches Soldatenschicksal im Bayerischen Erbfolgekrieg von 1504
Die Sendlinger Mordweihnacht und ihre strafrechtliche Aufarbeitung 1705/1706

Die Fehde – legales Verfahren oder Raubrittertum? 60

Münchner Privatfehden und Fehden gegen die Stadt
„Heilloses Gesindel“ und „gartende Knechte“
Brandschutz im Mittelalter und in der Neuzeit in München
Brandstiftungen: Ein Pasinger Ehedrama von 1517

Religionsdelikte, Ketzerei und Hexerei 66

Lutheraner und Wiedertäufer
Die bayerischen Herzöge und die Reformation
Der Beginn der Hexenprozesse
Der Pappenheimer-Prozess von 1600
Aussage des Michael Pämb
Hinrichtung eines Zauberers 1666
Letzte Prozesse

Mord und Totschlag in München von 1500 bis 1800 79

Der kostspieligste Münchner Prozess des Jahrhunderts: Das Verfahren gegen den Augsburger Handelsmann Vogl 1522-1523
Gattenmord und eine abschreckende Hinrichtung im Jahr 1527
Nächtlicher Radau und tödliches Ende eines Streits 1530
Ein Mordversuch
Mord aus Eifersucht
Ein Attentat aus persönlichen Motiven
Lebensgefährliche Zeiten im Österreichischen Erbfolgekrieg 1742-1745
Kindsmord
Kindstötung

Diebe, Räuber und Betrüger 87

Großer und kleiner Diebstahl
Die kleinen Diebe – oder: Wie Betteln in München strafbar wurde
Ein Kirchenraub 1599
Rechnung über Hinrichtungskosten
Kirchenraub im Hungerjahr 1770
Ein Meisterbetrüger

Sittlichkeits- und Disziplinierungsdelikte 97

Fluchen und Beleidigung
Homosexualität
Ehebruch, „Leichtfertigkeit“ und Konkubinat
Das Mandat vom 20. September 1635
„Zutrinken“ und übermäßiger Alkoholkonsum

Zusammenfassung 109

Anhang 111

Glossar
Literatur
Bildnachwuchs