Rezension
Als Lehrer, der täglich mit Sprache arbeitet, lese ich Bücher über Sprachwandel und Sprachgebrauch immer mit besonderem Interesse – und oft auch mit einer gewissen Skepsis. Zu oft begegnet man dabei entweder kulturpessimistischen Klagen über den „Verfall der Sprache“ oder euphorischen Hymnen auf die angebliche kreative Freiheit der Jugend. Wolfgang Kemp gelingt in Irgendwie so total spannend das Kunststück, zwischen diesen beiden Extremen einen klugen, witzigen und zugleich respektvollen Ton zu finden.
Kemp beobachtet mit geschärftem Blick, wie sich unsere Sprache in den letzten Jahren verändert hat – in Alltagsgesprächen, in den Medien und im öffentlichen Diskurs. Dass er dabei nicht als Besserwisser auftritt, sondern als genauer, liebevoller Beobachter, macht das Buch besonders sympathisch. Seine Beispiele sind alltäglich, oft zum Schmunzeln, und doch treffen sie den Kern: Sprache ist immer auch ein Spiegel unseres Denkens und Empfindens.
Was mir als Pädagoge besonders gefällt, ist Kemps Fähigkeit, sprachliche Phänomene nicht zu verurteilen, sondern zu verstehen. Wenn er etwa beschreibt, wie das inflationär gebrauchte „irgendwie“ Unsicherheit oder vorsichtige Distanz ausdrückt, dann tut er das mit feinem Gespür für Zwischentöne. So wird aus dem vermeintlichen Sprachfehler ein Ausdruck gesellschaftlicher Haltung – und das ist für den Unterricht ebenso erhellend wie für die eigene Sprachsensibilität.
Das Buch ist anregend, unterhaltsam und sprachlich brillant geschrieben. Kemp schafft es, die Lust am genauen Hinhören neu zu wecken. Nach der Lektüre ertappt man sich dabei, wie man Gesprächsfetzen, Schlagzeilen oder Schüleräußerungen mit neuen Ohren hört.
Fazit:
Ein überaus lesenswertes Buch – nicht nur für Sprachliebhaber, sondern für alle, die Sprache als lebendiges, sich wandelndes Kulturgut begreifen. Kemp führt uns vor Augen, dass Sprachwandel kein Verfall ist, sondern Ausdruck einer Gesellschaft, die sich bewegt. Für mich war die Lektüre – um im Ton des Titels zu bleiben – irgendwie so total spannend.