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In Gottes Namen? Politik und Religion in den USA Vorwort von Rolf Koppe

Aus dem Französischen von Ulrich Schoen
In Gottes Namen?
Politik und Religion in den USA


Vorwort von Rolf Koppe



Aus dem Französischen von Ulrich Schoen





Tarek Mitri

Lembeck
EAN: 9783874764841 (ISBN: 3-87476-484-2)
282 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2005

EUR 16,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das unumgehbare „Faktum USA" ist für die Welt heute zu einer Herausforderung geworden. Die Reaktionen hierauf schwanken zwischen Zusammenarbeit und Widerstand. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet dabei dieTatsache, dass hinter diesem Faktum offenbar ein Selbstbewusstsein steht, in dem sich Patriotisches mit Religiösem verbindet. Wichtig für die Urteilsbildung ist es zu wissen, was eigentlich diese Verbindung ist, und was hinter diesem „National-Messianismus" steckt.

Dazu verhilft diese Studie von Tarek Mitri: sie gibt einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Verhältnisses von Religion und Politik in den USA und stellt eingehend das Spektrum der verschiedenen religiösen Kräfte in der Gegenwart dar. Mit analytischer Schärfe wird untersucht, wie sich das Verhältnis von Politik und Religion im Sinne einer immer stärkeren gegenseitigen Durchdringung verändert - beschleunigt nach dem Schock des 11. September 2001 - und welche Auswirkungen dies auf den religiösen Sektor selbst hat.

Prof. Dr. Tarek Mitri wurde 1950 geboren. Nach seiner Promotion in Sozialwissenschaften in Paris übt er seit 1982 eine Lehrtätigkeit an der Balamand Universität in Libanon aus, ebenso gelegentlich in Genf, Paris, Amsterdam und an der Harvard Universität. Tarek Mitri ist Mitglied der Kirche des Grie-chisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien und war seit 1991 als Koor-dinator für den interreligiösen Dialog im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf zuständig. 2005 wurde er Minister für Umwelt und administrative Entwicklung der Übergangsregierung im Libanon und ist jetzt Kulturminister der neuen Regierung.
Rezension
Wenn heute von Fundamentalismus gesprochen wird, dann wird sofort islamistischer Fundamentalismus assoziiert. Der Begriff Fundamentalismus aber ist ein spezifisch US-amerikanischer Begriff; dort ist der Fundamentalismus auch entstanden - als eine evangelikal-ultra-konservative, anti-wissenschaftliche Strömung innerhalb des US-Protestantismus. Nicht erst seit der Präsidentschaft George W. Bushs, - aber in dieser Zeit verstärkt - , prägt der US-Fundamentalismus wesentlich auch die US-amerikanische Politik. Dieser informative und kritische Band spürt zunächst der geschichtlichen Entwicklung nach, um dann eine Gegenwartsanalyse des Protestantismus in den USA vorzunehmen, den 11. Sept. 2001 darin zu verorten und schließlich kritisch die Beziehungen zu Israel zu beleuchten. Fazit: Ein Band, der nicht nur zum Verstehen der amerikanischen Gesellschaft, sondern auch der derzeitigen Weltpolitik nützlich ist!

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hinter der Politik der USA steht ein Selbstbewusstsein, in dem sich offenbar Patriotisches mit Religiösem verbindet. Den Hintergründen dieser Verbindung geht Tarek Mitri in seinem Buch nach.
Das Buch beginnt mit einem geschichtlichen Abriss über die Entstehung dieses Selbstverständnisses: Eine angelsächsisch-calvinistisch-puritanische »Leitkultur« verbindet sich mit einer aus der europäischen Aufklärung stammenden »Zivilreligion«.
Dann folgt ein »Aufklärungsflug« über die amerikanische »Seelenlandschaft«: Konservativ-Evangelische (»Evangelikale«) aus dem »Bibelgürtel« des Südens, die gegen Darwin Sturm laufen; evangelische Großkirchen, die sich der Moderne und dem Zeitgeist anpassen (»Liberale«); später hinzu gekommene christliche Konfessionen (Katholiken, Orthodoxe), andere Religionen (Juden, Muslimen u.a.m.); neue Spiritualitäten.
Der Autor schildert eingehend den Schock, den der 11. September 2001 ausübte, die Fragen, die der Islam aufwirft, die breite Unterstützung für Bushs »Kriege gegen den Terrorismus« und den ungehörten Protest der Liberalen und Kriegsgegner.
Aus dieser Situation ist eine eigenartige »neue Freundschaft« entstanden: sie verbindet rechte Evangelikale, neo-konservative nationalistische Politiker, jüdische Verbände in den USA und die israelische Rechte. Zweck des Bündnisses: die Unterstützung des Staates Israel.
Bleibt die Zweideutigkeit des Religiösen in den USA: sie zeigt sich auch in der Person George W. Bushs. Es bleibt unklar, ob er ein US-Zivil-Religiöser ist, dem es gelungen ist, gut die Sprache der Evangelikalen zu sprechen. Oder ob er ein Christ ist, den die Evangelikalen zu Recht als einen der ihrigen erkennen. Die Antwort aber auf die Frage nach der Zukunft dieser typisch US-amerikanischen »Einheit von Politik und Religion in einem Land, in dem Staat und Kirche(n) bzw. Religion(en) streng getrennt sind«, hängt von den unvorhersehbaren neuen Konstellationen und geschichtlichen Entwicklungen ab, die auf die beiden Pole dieser Einheit zukommen.
Prof. Dr. Tarek Mitri, geboren 1950, Studium der Chemie und Philosophie in Beirut, Promotion in Sozialwissenschaften in Paris, seit 1982 Lehrtätigkeit an der Balamand University, Libanon, ebenso gelegentlich in Genf, Paris, Amsterdam und an der Harvard University. Er ist Mitglied des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien und seit 1991 als Koordinator für den interreligiösen Dialog im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf zuständig. 2005 wurde er zum Minister für Umwelt und administrative Entwicklung der Übergangsregierung im Libanon ernannt.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort von Rolf Koppe 11

Dank 13

Einleitung: Die „Stadt auf dem Berg"? 15

1. Geschichte im Überblick: Von einer Erweckungs-Bewegung zur anderen 18

Im Anfang war der Puritanismus 18
Von der Großen Erweckung zum Glauben der Staatsgründer 22
Die Zweite Erweckung und der Sezessionskrieg 29
Dritte Erweckung, neue Immigration, religiöse Vielfalt 33
Fundamentalismus als Protest 36
Evangelikale und Liberale 44
Religion im öffentlichen Raum 51
Die Politisierung der Evangelikalen 57

2. Analyse der Gegenwart: Die religiöse Vitalität der USA 77

Die starke Religion, das mächtige Amerika und der kirchenlose religiöse Patriotismus 82
Die Zivilreligion 84
Neue Spiritualität und Neue Religiöse Bewegungen 93
Die mainline-Evangelischen 101
Die Evangelikaien 108
Von der Peripherie zum Zentrum: Katholiken und Juden 117
Weitere Ankömmlinge 121
Nordamerikanische Identität und religiöse Pluralität 126
Die religiöse Vielfalt im Spiegel einiger Zahlen 127

3. Bush und seine Kriege, die Evangelikalen und der Islam 131

Wie der 11. September 2001 zu verstehen sei 135
Was vom Islam zu halten sei 137
Die „Achse des Bösen" 152
Gerechter Krieg? 155
Warum der Protest gegen den Krieg nicht ankommt 164
Die Amerikaner, Bush und die Evangelikalen: wie sie glauben - was sie glauben 171

4. Der Millenniumsglaube im Dienste Israels 181

Eine neue Freundschaft? 183
Ein nicht zerstreutes Misstrauen 191
Die Bibel zeitraffend und einebnend lesen, der zweiten Ankunft Christi den Weg bahnen 194
Christlicher Zionismus 198
Biblische Prophetie, politisch verwendet 207
Christliche Gegenstimmen 219
Jüdische Stimmen zur neuen jüdisch-evangelikalen Freundschaft 223

5. Von der Kirche zum öffentlichen Raum: was für den Erfolg zu bezahlen ist 237

Die Wandlung des US-amerikanischen Christentums 240
... selbst bei den Evangelikalen 246
Eine nach Maß geschneiderte Religion 249
Pendeln zwischen Sich-Zurückziehen und ins Öffentliche Hinaustreten 252
Begrenzter Erfolg 255
Ist „die Welt gewinnen" gleich „die Seele verlieren"? 264
Widerstände und Zugeständnisse: in beiden Lagern 267

Schluss ... und Fortsetzung? 273

Zum Autor 281