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Die Rückkehr der Religionen Fundamentalismus und der ”Kampf der Kulturen” 2. Aufl.
Die Rückkehr der Religionen
Fundamentalismus und der ”Kampf der Kulturen”


2. Aufl.

Martin Riesebrodt

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406459283 (ISBN: 3-406-45928-5)
160 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2001

EUR 11,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Religionen haben sich weltweit erneuert. Sie werden - auch im Westen - zunehmend zu einem politischen und moralischen Machtfaktor. Der religiöse Fundamentalismus, ob er nun christlich ist oder islamisch, spielt dabei eine herausragende Rolle. Der Chicagoer Religionssoziologe Martin Riesebrodt erklärt in diesem Buch klar und allgemeinverständlich den engen Zusammenhang zwischen Religion und Moderne, die sonst als Gegensatz betrachtet werden. Die Quintessenz ist ein überzeugendes Gegenszenario zu Samuel Huntingtons „Kampf der Kulturen".
Rezension
Die Arbeiten des Chicagoer Religionssoziologen zum Fundamentalismus gehören meiner Meinung nach zum Erhellendsten, Ausgewogensten und Differenziertesten, was zu diesem ebenso aktuellen wie heiklen Thema soziologisch zu sagen ist:
1. Nach Riesebrodt ist Fundamentalismus nicht einfach nur Rückfall ins Mittelalter und also Abkehr von der Moderne, sondern ein Bestandteil der Moderne selbst; Fundamentalisten, im Islam wie im Christentum, im Judentum wie in anderen religiösen Kulturen, sind sehr wohl im modernen Denken verfangen, nutzen moderne Techniken etc.
2. Weder bedeuten die modernen Fundamentalismen das Ende jeder Säkularisierung noch sind sie sozusagen die letzten Vorboten einer unaufhaltsamen Säkularisierung; Säkularisierung und globale Revitalisierung von Religion bilden hingegen keinen Widerspruch, sondern ergänzen einander. 3. Der These Samuel Huntingtons vom Kampf der Kulturen (Clash of Civilizations), wonach der Kulturkampf zwischen Moderne/Aufklärung und Fundamentalismus zur Herausbildung zivilisatorischer Blöcke führe, die untereinander in Konflikt gerieten (z.B. USA contra Iran) widerspricht Riesebrodt überzeugend: Fundamentalismus spaltet Gesellschaften in eine Vielzahl von Kulturmilieus auf, die oft mehr Affinität zu vergleichbaren Milieus in anderen Gesellschaften haben als zu feindlichen Milieus innerhalb der eigenen Gesellschaft.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Religionen sind weltweit auf dem Vormarsch. Sie werden - auch im Westen - zunehmend zu einem politischen und moralischen Machtfaktor. Der religiöse Fundamentalismus, ob er nun christlich ist oder islamisch, spielt dabei eine herausragende Rolle. Martin Riesebrodt entwirft hier eine Religionstheorie, die den Zusammenhang von Religion und Moderne erklärt, und geht den kulturellen, sozialen und ökonomischen Entstehungsbedingungen und Auswirkungen des Fundamentalismus nach. Besonderes Augenmerk gilt dem patriarchalischen Grundzug fundamentalistischer Bewegungen und der Frage, warum sich trotzdem gerade Frauen in diesen Bewegungen engagieren. Aus diesen Untersuchungen ergibt sich ein überzeugendes Gegenszenario zu Huntingtons ”Kampf der Kulturen”.

"Riesebrodt versteht es, zu schreiben. Diese Fähigkeit kommt ihm besonders im zweiten Kapitel des Buches zugute, wo er weit ausholt und eine neue 'Religionstheorie' entwickelt. ... Wie spannend religionswissenschaftliche Feldforschung sein kann, das demonstriert der Autor, nun zusammen mit seiner Studentin Kelly Chong."
Ulrike Brunotte, Frankfurter Rundschau, 12.3.2001
Inhaltsverzeichnis
I. Fundamentalismus und der "Kampf der Kulturen"

Zivilisationen als Wertegemeinschaften
Zivilisationen als Solidargemeinschaften
Kulturelle Apartheid, Xenophobie und Isolationismus
Fundamentalismus und Zivilisation

II. Die globale Rückkehr von Religionen

Kann es eine universale Theorie der "Religion" geben?
Die methodologische Priorität religiöser Praktiken
Die Logik religiöser Praktiken
Religiöse und profane Kultur
Die Logik religiöser Institutionen
Säkularisierung und globale Rückkehr von Religion
Zum Begriff des Fundamentalismus
Fundamentalismus und Krisenbewußtsein

III. Fundamentalismus als Kulturmilieu

Kultur und Klasse in neomarxistischer Sicht
Kulturmilieus und Klassenkulturen
Fundamentalismus als klassenheterogenes Kulturmilieu
Fundamentalistische Kulturmilieus und Klasse
Ideologie und Klasse
Fundamentalistische Gesellschaftskritik
Fundamentalistische Lebensführung
Die heilsgeschichtliche Dramatisierung der Moderne
Die Formation klassenheterogener Kulturmilieus

IV. Fundamentalismus und Geschlechterbeziehungen

Charismatischer und legalistisch-literalistischer Fundamentalismus
Fundamentalismus zwischen Idealtyp und Realität
Charismatischer Fundamentalismus in Südkorea
Religion und Sozialstruktur

V. Fundamentalismus und die politische Mobilisierung von Frauen

Mutter-Mythos und Eva-Mythos
Zur Paradoxie der politischen Mobilisierung von Frauen
Typen der Repatriarchalisierung
Emanzipation durch Repatriarchalisierung?
Fundamentalismus und sozialmoralischer Pluralismus

Anmerkungen
Weiterführende Literatur
Register